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Test: Yamaha YH-5000SE – High End HiFi Kopfhörer für 5.499 Euro

Mit dem YH-5000SE belebt Yamaha seine fast vergessene Magnetostaten-Tradition neu. Ob das nach über 30 Jahren gelingt, soll dieser Test verraten.

Zauber des Magnetostaten

Zwischen 1976 und 1985 war in Deutschland der 250 Gramm schwere Yamaha-Kopfhörer HP-1 erhältlich. Zu einem Neupreis (1976) von circa 170 DM bekamen die Käuferinnen und Käufer einen magnetostatischen Kopfhörer. Wie heute auch, waren in den 1970er Jahren vor allem dynamische Kopfhörer üblich. Allerdings schwang sich damals die Studiotechnik zu neuen Höhen auf. Musik wurde neuartig abgemischt.

Das bis dato übliche Stereobild: Bass und Rhythmusgitarre auf dem rechten Kanal sowie Leadgitarre und Schlagzeug auf dem linken Kanal verschwand. Etwa nutzte man für das Pink Floyd Album „The Dark Side of the Moon“ (kürzlich unser Album des Monats) eine neue Mehrkanalaufnahmetechnik. Um dieses Album in all seinen Feinheiten anhören zu können, brauchte es einfach hochwertige Kopfhörer.

Dynamische Schallwandler waren zu der Zeit nicht ausreichend ausgereift, um diese neue Klangerfahrung zu ermitteln. Der Bedarf an hervorragend klingenden Alternativen zu dynamischen Kopfhörern wuchs. Allerdings experimentierten damals viele Hersteller ausschließlich mit elektrostatischen Kopfhörern. Wie heute auch zeichnen sich Elektrostaten vor allem durch eine Sache aus: einen hohen Preis. Sie waren schlichtweg für den Großteil der Kundschaft nicht bezahlbar.

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Auf unserem AUDIO TEST YouTube-Kanal findet sich bereits ein Testvideo inklusive Unboxing vom Yamaha YH-5000SE High End Kopfhörer.

Yamaha versuchte deshalb eine Art Zwischenweg zu finden, um die Klangdynamik und Präzision eines Elektrostaten auf das Preisniveau eines dynamischen Kopfhörers zu bringen. Dabei kam der Yamaha HP-1 heraus, ein Full-Drive-Magnetkopfhörer. Heute wird er meist als Magnetostat bezeichnet, wobei Yamaha selbst von orthodynamischen Kopfhörern spricht.

Nun hat Yamaha den Magnetostaten nicht erfunden

Nein, es gab schon vor dem HP-1 Kopfhörer, die dieses Schallwandel-Prinzip nutzten. Doch Yamaha schaffte es, eine effiziente Produktionstechnik zu finden, um die erforderlichen Membranen kostengünstig herzustellen. Bei einem Magnetosten ist auf einer dünnen Membran eine Leiterbahn eingebettet, die in ihrer Funktion der Schwingspule in einem dynamischen Lautsprecher ähnelt.

Die Membran befindet sich in einer Anordnung von Dauermagneten, die ein sehr gleichmäßiges Magnetfeld, ein so genanntes isodynamisches Magnetfeld, erzeugen. Im Betrieb fließt Strom durch die Leiterbahn auf der Membran und erzeugte ein Magnetfeld, das mit dem isodynamischen Feld wechselwirkt, wodurch sich die Membran bewegt und Schallwellen erzeugt. 

Yamahas großer Durchbruch bestand darin, einen Weg zu finden, die leitende Spule kostengünstig direkt auf die 12 Mikrometer dicke Polyestermembran zu drucken bzw. zu ätzen. Zudem beauftragte das Unternehmen den Industriedesigner Mario Bellini mit dem Design des Produkts. Bellini gilt heute als einer der wichtigsten Industriedesigner aller Zeiten.

Der Yamaha HP-1 bestach also durch seine Schlichtheit im Aussehen und eine extrem hohe Funktionalität. Selbst heute noch werden On-Ear-Kopfhörer in ähnlichen Designs hergestellt. Es kamen demnach mehrere Punkte bei Yamaha HP-1 zusammen: Ein hochwertiges Schallwandlersystem, welches dynamischen Kopfhörern überlegen ist, ein erschwinglicher Preis sowie ein zeitloses Design.

Wenn Sie sich jetzt fragen, warum ich Ihnen dies alles über den HP-1 erzähle, dann ist das einfach: Yamaha hörte im Jahre 1989 auf Magnetostaten-Kopfhörer zu produzieren. Der HP-1 und seine Nachfolger wurden quasi vergessen. Vielleicht ist die aktuelle HiFi-Retrowelle daran Schuld (mehr dazu in der AUDIO TEST 01/24), jedenfalls hat Yamaha diese „alte“ Technik wieder ausgerollt und präsentierte Ende 2022 den ersten neuen orthodynamischen Kopfhörer, den Yamaha YH-5000SE.

Er nimmt den Geist der 1970er Jahre wieder auf und interpretiert ihn neu. Nur eine Sache macht er nicht im Geiste der damaligen Zeit: einen verhältnismäßig günstigen Preis bieten. Immerhin werden 5.499 Euro (UVP) für einen Yamaha YH-5000SE aufgerufen.

Yamaha YH-5000SE Ständer
Der mitgelieferte Ständer passt perfekt zu diesem edlen Stück Kopfhörertechnik.

Lieferumfang

Als wir den Yamaha YH-5000SE Kopfhörer auspacken, denken wir zunächst, der neue Kopfhörerverstärker, den wir auf der High End 2023 bestaunen durften, wäre gleich mit dabei. Immerhin ist der Karton des Kopfhörers riesig. Aber nein, besagter Kopfhörer-Amp HA-L7A kommt erst Ende 2023 in den Handel (voraussichtlich). Der Yamaha YH-5000SE braucht scheinbar allein den ganzen Platz in der Verpackung.

Scheinbar ist korrekt, denn der Kopfhörer an sich wiegt nur 320 Gramm und braucht nicht einmal ein Drittel des Platzes, den die Verpackung bietet. Aber unter dem Kopfhörer finden wir im Untergeschoss des Kartons einen super stylischen Kopfhörerständer. Darauf findet nicht nur der Over-Ear Platz, wir können sogar dessen Kabel mit aufhängen – wirklich praktisch.

Das Kabel ist natürlich wechselbar und insgesamt legen die Japaner zwei davon bei: ein symmetrisches Anschlusskabel mit 4,4 Millimeter Klinke und ein asymmetrisches mit 3,5 Millimeter Klinke. Ein Adapter auf 6,3 Millimeter ist ebenfalls im Lieferumfang enthalten. Bei den Anschlusskabeln handelt es sich um silberbeschichtete OFC-Kabel. Sie sollen dafür sorgen, dass klare Ergebnisse in den mittleren und hohen Frequenzen möglich sind sowie richtig tiefe Bässe. Dank seiner präzisen Verflechtung kann jede parallele Ausrichtung unabhängiger Signale vermieden werden. Laut Yamaha sorgt dies dafür, dass alle Audiosignale mit höchster Reinheit übertragen werden.

Wer eine Tasche oder Ähnliches in der Verpackung sucht, der wird enttäuscht werden. Aber immerhin handelt es sich bei den Yamaha YH-5000SE auch nicht um den typischen „Mitnehm-Kopfhörer“. Er gehört zu Hause oder im Studio auf den mitgelieferten Ständer und nicht in die Tasche fürs Fitnessstudio. Zudem sind die Ohrposter austauschbar. Yamaha legt je einmal Polster mit Schafsleder- und einmal mit Velourlederüberzug bei.

Yamaha YH-5000SE Ständer Kabel
Yamaha YH-5000SE Ständer Kabel
Die beiden mitgelieferten silberbeschichteten OFC-Kabel bieten einmal eine symmetrische Klinke (4,4 mm) und eine asymmetrische Klinke mit 3,5 und 6,3 mm

Technik

Bei der Technik klotzt Yamaha, statt zu kleckern. Schauen wir uns zunächst die nackten Daten an. Der Frequenzumfang, den die Kopfhörer wiedergeben können, beträgt 5 Hz bis 70 kHz. Damit sollten selbst Personen, die fähig sind Infra- und Ultraschall wahrzunehmen, glücklich werden. Die Empfindlichkeit der Kopfhörer liegt bei 98 dB/mW an 1 kHz. Das ist ein schön hoher Wert, der im Zusammenspiel mit der Impedanz von 34 Ω bei 1 kHz für ordentlich Lautstärke sorgt.

Tatsächlich vertragen die Kopfhörer deswegen auch „unaudiophile“ Zuspieler wie ein Smartphone. Sicherlich müssen wir dann die Lautstärke höher pegeln, doch klanglich kann sich selbst so eine „Low-End“-Variante an den YH-5000SE hören lassen. Natürlich entfalten die Yamaha an entsprechend hochwertigen Kopfhörerverstärkern noch mehr ihres Potenzials – sicher auch ein Grund, weshalb Yamaha den Referenz-Kopfhörerverstärker HA-L7A bereits in der Pipeline hat.

Wie es für einen Magnetostaten üblich ist, handelt es sich um ein offenes Kopfhörersystem. Das bedeutet, der Klang den der Yamaha YH-5000SE ausgibt, wird auch an die Umgebung abgegeben. Eine Person, die sich mit im gleichen Raum befindet, kann demnach mithören. Zudem dringen Geräusch von außen ans Ohr. Damit ist der Yamaha-Kopfhörer ungeeignet, um sich abzuschirmen. Er ist tatsächlich im ruhigen, heimischen Wohn- oder Hörzimmer zuhause.

Yamaha YH-5000SE Ständer Kopfhörer
Die YH-5000SE sind offen konstruiert und nutzen Magnetostaten, um den Schall in all seinen Details wiederzugeben (Bild: Auerbach Verlag)

Komfort

Der Tragekomfort eines Kopfhörers ist ungeheuer wichtig. Denn selbst der bestklingende Kopfhörer wird zum Albtraum, wenn er nicht richtig sitzt, drückt oder zwickt. Der Yamaha nutzt ein verstellbares Kopfband, um sich an die Kopfgröße des jeweiligen Trägers anzupassen. Dieses besteht aus Leder und ist sehr breit. Es drückte in keiner Testsession auf den Scheitel. Trotzdem sitzen die Kopfhörer so straff, dass sie beim „Musikmitnicken“ an Ort und Stelle bleiben.

Die Ohrpolster messen im Innendurchmesser 6 Zentimeter in der Höhe und 5 Zentimeter in der Breite. Ihre Tiefe, sprich die Höhe der Polsterung, beträgt 2 Zentimeter. Sie sind schön weich und umschließen selbst große Ohrmuscheln ohne Probleme. Zudem fühlen sich die Ohren darunter so an, als würden sie in einem kuscheligen Bettchen liegen.

Ein wirklich angenehmes Gefühl. Und da es sich um ein offenes System handelt, kommt genug Luft heran und dieses typische „heiße-Ohren“-Phänomen, wie man es von geschlossenen Kopfhörern kennt, stellt sich selbst nach stundenlangem Hören nicht ein. Yamaha macht also beim Tragekomfort keine Kompromisse und allein dafür liebe ich die YH-5000SE.

Yamaha YH-5000SE Ständer Bügel
Damit der Kopfhörer sicher und bequem auf dem Kopf sitzt, nutzt Yamaha ein schönes breites Lederband, was sich leicht verstellen lässt.

Musik-Klang

Beim Tragekomfort und beim Lieferumfang können die YH-5000SE durchaus begeistern. Doch natürlich sollen Kopfhörer vor allem eins: gut klingen. Also verbinde ich die Yamaha-Magnetostaten mit unserem Sennheiser-Kopfhöreramp und werfe den Streamer an. Zunächst wähle ich zum Warmwerden ein wenig 1980er Musik. Es ist das Depeche Mode-Album „Some Great Reward“.

Der brachiale Synthie-Sound aufgepeppt mit Industrial-Samples springt mit all seiner Kraft sofort ins Ohr. Wichtig hier zu sagen: der Yamaha drückt die Musik niemals in den Gehörgang, wie man es von anderen Kopfhörern gewöhnt ist. Es ist vielmehr so, als ob die Musik direkt in der Luft vor dem Ohr entsteht und dann, wie von Zauberhand ins Ohr gebracht wird.

Das ist wirklich ein Erlebnis und ich genieße das wohlbekannte Album bis zum Titel „If You Want“ in der Live-in-Basel-Version. Hier fühle ich mich sofort in das Stadion hineinversetzt. Die Menschen sind um mich und ich mittendrin. Die Synthesizer-Töne schweben durch den Raum und ich mache eine Zeitreise zurück ins Jahr 1984.

Ich höre das Demo-Album durch und gehe danach in eine ganz andere Welt. Strawinskys „Feuervogel“ darf es mal wieder sein. Das Stücks ist einfach genial, um Kopfhörer zu testen. Die bedrohlichen Streicher, die „queren“ Flöten- und Bläsertöne – alles ergibt zusammen ein tolles Spiel, in dem ich gern versinke. Zumal die YH-5000SE ein Klangbild zaubern, was sich nur mit einem Live-Konzerterlebnis gleichsetzen lässt. Dabei höre ich hier sogar noch mehr als in einem Konzerthaus.

Das Aufsetzen der Geigenbögen, ein Blättern der Noten oder das Knarren der Stühle auf denen die Musikerinnen sitzen. Alles wird mit einer unendlichen Fülle an Details in Szene gesetzt. Das ist einfach Musikgenuss der High-End-Klasse, den man nur schwer in Worte fassen kann. Warten Sie, ein Satz fällt mir dazu ein: Besser als live!

TV-Ton

Nun ist ein High-End-Kopfhörer wie der Yamaha YH-5000SE sicher nicht dazu da, um damit dem schnöden Fernsehprogramm zu lauschen. Doch ich habe es trotzdem ausgetestet und bin begeistert. Dazu schließe ich allerdings den Kopfhörer nicht an einen TV, sondern an ein Macbook. Das hat immerhin ein halbwegs guten Kopfhörerausgang. Und da der Yamaha nicht sehr anspruchsvoll ist, man ihn also auch mit einfacherer Technik befeuern darf, ist das Klangerlebnis beim Streamen von Filmen und Serien phänomenal.

Ich schaue übrigens unter anderem in die wirklich witzige Serie „Ich dich auch“ von ZDFneo. Da hier die Stimmen live vor Ort aufgenommen werden – anders als bei synchronisierte Serien – kann ich dank der YH-5000SE viele akustische Details in der Szenerie ausmachen, die mir sonst verborgen geblieben wären. Da schau ich doch gleich die komplette neue Staffel durch, lache herzhaft und bin begeistert vom Sound, den ich nun in all seinen Facetten wahrnehmen kann.

Zum Schluss dieses Tests noch ein Wort zur Basswiedergabe. Die kann tatsächlich bei offenen Kopfhörern ein wenig dünn ausfallen, weil die tiefen Frequenzen nicht so gut ins Ohr gedrückt werden, da die Membranen ja auch nach außen abstrahlen. Bei den Yamaha YH-5000SE Over-Ears ist das aber definitiv nicht der Fall. Die Basswiedergabe sucht wahrhaft ihresgleichen. Herrlich voluminös erschallt er punktgenau und macht immer, egal wie hart das Klanggeschehen ist, die bestmögliche Figur.

Preis und Verfügbarkeit

Der YH-5000SE High-End-Kopfhörer von Yamaha ist im gut sortierten Fachhandel erhältlich und kostet einen Preis von 5.499 Euro (UVP).

Webseite: de.yamaha.com/de

Ausstattung Yamaha YH-5000SE

Allgemein
GeräteklasseKopfhörer
HerstellerYamaha
ModellYH-5000SE
Preis (UVP)5.499 Euro
PreiskategorieLuxusklasse
Gewicht320 g
Informationende.yamaha.com
Technische Daten*
Arbeitsweisepassiv
Bauformoffen, Over-Ear
Frequenzverlauf5 Hz – 70 kHz
Empfindlichkeit98 dB/mW (at 1 kHz)
Verbindung zur QuelleKabel
Impedanz32 Ohm
TreiberMagnetostat

*Herstellerangaben

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 05/2023

▶ Lesen Sie hier: Test: Yamaha YH-L700A – Bluetooth-Kopfhörer mit ANC

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Fazit
Yamaha gelingt es mit den YH-5000SE die über 30 Jahre lang vergessene Tradition des orthodynamischen Schallwandlers wiederzubeleben. Der hochwertige und sehr bequeme Kopfhörer ersetzt dabei rein klanglich echte High-End-Lautsprecher, und zwar in jeder Beziehung. Für diese außergewöhnliche Leistung ist dann der UVP von knapp 5.500 Euro schon fast wieder günstig.
Wiedergabequalität
100
Ausstattung/Verarbeitung
90
Benutzerfreundlichkeit
90
Preis/Leistung
88
Leserwertung13 Bewertungen
55
Vorteile
austauschbare Ohrpolster und Kabel
sehr bequem
perfekte Klangwiedergabe übers gesamte Frequenzspektrum
Nachteile
ruhige Umgebung notwendig, da offen
98
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • Yamaha_YH-5000SE_Kopfhoerer_Headphone_Test_01: Auerbach Verlag