Nach „The Division Bell“ im letzten Jahr widmen wir uns auch heuer wieder einem Album der großartigen Rockband Pink Floyd. Diesmal geht es um das wohl erfolgreichste Album der Londoner Kultband, das im März 2023 seinen 50. Geburtstag feiert! Unser heutiges Album des Monats.
„The Dark Side of the Moon“ ist das achte Studioalbum von Pink Floyd und wurde in den ehrwürdigen Abbey Road Studios in London aufgenommen. Es gehört zu den kommerziell erfolgreichsten Alben der Geschichte und steht mit rund 50 Millionen verkauften Tonträgern nur leicht im Schatten von Michael Jacksons „Thriller“ – unserem Album des Monats aus dem November 2022.
Immerhin rangieren Pink Floyd damit auf dem dritten Platz, was die weltweit meistverkauften Alben in der Musikgeschichte betrifft. In den USA war das Album besonders erfolgreich, hier verbrachte „The Dark Side of the Moon“ mehr Zeit in den Billboard 200 Charts als jedes andere Release in der Popgeschichte. Und auch heute noch sorgt „The Dark Side…“ für ordentlich Umsatz, auch dank neuerer, besonders audiophil abgemischter Versionen. Wenngleich für viele Enthusiasten die quadrofonische UK-Erstpressung das Maß der Dinge ist und diese Vinylpressung die meistgesuchte Version des Albums auf Discogs dargestellt.
Pink Floyd in der Kritik
Für das Wirken von Pink Floyd markierte die Platte einen Wendepunkt hin zu immer aufwendigeren Produktionen. Anfang der Siebziger waren Popelemente, wie Synthesizer, eher die Ausnahme und eine außergewöhnliche Beimischung. Im wunderbaren Kontrast dazu standen David Gilmours legendäre Gitarrenauftritte, die „The Dark Side of the Moon“ nur noch gefälliger machten.
Damit kommen wir auch gleich zum Kritikpunkt, den eingefleischte Fans damals anbrachten. War doch Pink Floyd bis zum Erscheinungsdatum, dem 1. März 1973 (in Deutschland am 24. März, in Großbritannien am 16. März 1973), eine besonders experimentelle Band, die sich eher weniger um den Geschmack der Massen scherte. Böse Kritiker warfen Pink Floyd vor, lediglich bisherige Themen neu aufzukochen. Andere fanden gar, dass die Titel nur für etwas für „HiFi-Snobs“ seien. Tatsächlich sind die Songs von Pink Floyds „The Dark Side…“ häufig gespielte Stücke auf HiFi-Messen und perfekt geeignet, um die HiFi-Anlage zu testen. Doch das nur am Rande.
Eines der besten Alben aller Zeiten
Rückblickend gab der Erfolg ihnen Recht. Und so findet sich „The Dark Side of the Moon“ auf Platz 43 der vom Rolling Stone Magazin gekürten besten Alben aller Zeiten. Heutzutage besteht auch unter Musikkritikern kein Zweifel mehr, dass es sich bei der Veröffentlichung um ein echtes Kultalbum handelt. Nur bei den Grammys konnten Pink Floyd mit dieser Platte zumindest nicht direkt punkten. Der begehrte Musikpreis ging im Zusammenhang mit „The Dark Side of the Moon“ direkt an den Recording-Engineer Alan Parsons, obwohl die Band den Erfolg des Albums zum größten Teil für sich reklamierte. Jahrzehnte später reflektierte Parsons dazu in einem Interview: „Ich denke, die Band hatte das Gefühl, dass ich den Rest meiner Karriere an „Dark Side of the Moon“ aufgehängt habe – und da ist mit Sicherheit ein Fünkchen Wahrheit dabei. Aber ich wache noch immer gelegentlich auf und bin frustriert darüber, dass sie unzählige Millionen machten und viele der Leute, die an der Platte beteiligt waren, eben nicht.“
Konzept und Idee
Erstmals trat Pink Floyd am 20. Januar 1972 mit dem Album im „The Dome“ in Brighton auf. Leider musste die Vorstellung aufgrund technischer Probleme mittendrin beendet werden. Bis zum offiziellen Erscheinungsdatum sollte also noch ein gutes Jahr ins Land ziehen. Die ersten Exemplare erschienen zunächst als „The Dark Side of the Moon“. Später kürzte man den Titel bei einigen CD- und LP-Ausgaben auf „Dark Side of the Moon“.
Die Idee zur Platte kam vom Bassisten und Sänger Roger Waters im Herbst 1971. Besonders das Schicksal seines ehemaligen Bandkollegen und Leadsängers Syd Barret hatte ihn zu den Songs inspiriert. Und so sollte es Syd Barretts Lebenswandel sein, der die Themen auf „The Dark Side of the Moon“ bestimmt. Das Ex-Bandmitglied taucht beispielsweise als „lunatic“ (Verrückter) im Song „Brain Damage“ auf. Allerlei negative Einflüsse, die Menschen in den Wahnsinn treiben, wie Geld, Macht, Krieg spielen auf der Platte eine übergeordnete Rolle. Auch dem Musikbusiness widmeten Pink Floyd ein paar Zeilen. Sie teilen ihre Erfahrungen und legen den Finger in die Wunden desillusionierter Hippies. Um mit all dem klarzukommen, bleiben gemäß Roger Waters manchmal leider nur Entfremdung, Verdrängung und Schizophrenie.
Im Song „On the Run“ verarbeiten Pink Floyd ihre Flugangst. Er handelt von der Angst vor dem Reisen, insbesondere dem Fliegen. Auch nach mehrere US-Tourneen litten die Bandmitglieder immer unter panischer Flugangst, was aus heutiger Sicht sicher nicht unbegründet war. Als die Band Teile von „The Dark Side of the Moon“ erstmalig live spielte, trug der Song noch den Titel „The Travel Sequence“. An dessen Ende sind die Geräusche eines explodierenden Flugzeuges zu hören.
Neben dem Herzschlag und der Explosion sind auch ungewöhnliche Stimmen auf den Aufnahmen zu hören. Diese Stimmen gehören zu Roadies, Passanten und Mitarbeitern der Abbey Road Studios. Roger Waters hatte die Idee, dass sie ihre Gedanken zu alltäglichen Dingen äußerten. Einer dieser Personen war der Beatle Paul McCartney, der es jedoch nicht auf die Aufnahmen schaffte. Es ist überliefert, dass sich McCartney zu gut anstellte, um die Aufnahmen spontan und unüberlegt wirken zu lassen.
Pink Floyd hilft Monthy Python
Apropos Funfact: Wussten Sie, dass das Album dabei half, „Die Ritter der Kokosnuss“ zu finanzieren? Ja, ohne „The Dark Side of the Moon“ hätte es wahrscheinlich nie den Film „Monty Python and the Holy Grail“ (zu deutsch „Die Ritter der Kokosnuss“) gegeben. Wie die meisten Briten, liebten auch Pink Floyd die 70er Jahre-Comedy-Show „Monty Python’s Flying Circus“. Als „The Dark Side of the Moon“ der Band das ganz große Geld einbrachte, unterstützten sie die Comedy Gruppe Monty Python. Die Blödelbarden hatten Schwierigkeiten, genug Geld für ihren ersten Film zusammenzubekommen und baten diverse Rockstars um Hilfe. Pink Floyd stellten den Komikern einen beträchtlichen Teil des späteren Produktionsbudgets.
Einzigartig und unerreicht
Zur Unverwechselbarkeit von „The Dark Side of the Moon“ hat sicher auch das berühmte Covermotiv von den Grafikdesignern Storm Thorgerson und George Hardie beigetragen. Es gehört zweifelsohne zu den ikonischsten und einzigartigsten Plattencover-Motiven der Rock- und Popgeschichte und zeigt einen am Prisma gebrochenen weißen Lichtstrahl. Der verworfene Vorschlag der Designagentur „Hipgnosis“, ein Motiv der Comicfigur „Silver Surfer“ zu verwenden, fand zunächst großen Anklang bei der Band, die zu diesem Zeitpunkt große Fans der Marvel Serie waren.
Neben dem rein optischen Alleinstellungsmerkmal gibt es durch zahlreiche geheimnisvolle Einspielungen und Soundeffekte auf „The Dark Side of the Moon“ besonders musikalisch unendlich viel zu entdecken. Die Platte scheint wie ein guter Wein zu reifen. Denn wie ließe sich sonst ihre ungebremste Popularität erklären? Auch heute noch klingen die Songs zeitgemäß und frisch und der musikalische Einfluss auf die Popkultur lässt sich nicht leugnen. Eher im Gegenteil, ganz offen gehen Musiker wie Radiohead damit um, wie einflussreich Pink Floyd für sie waren.
„The Dark Side Of The Moon“ Deluxe-Boxset zum 50. Jubiläum
Zum jetzigen 50. Geburtstag von „TDSOTM“ dürfen sich Pink Floyd Fans auf weitere großartige Versionen des Kult-Albums freuen. Das neue Deluxe-Boxset enthält die CD und das Klappcover-Vinyl des 2023 neu gemasterten Studioalbums sowie eine Blu-ray + DVD mit dem originalen 5.1-Mix und den remasterten Stereo-Versionen. Auf einer weiteren neuen Blu-Ray gibt es einen Atmos-Mix des Albums, dazu kommen CD- und LP-Versionen von „The Dark Side Of The Moon – Live At Wembley Empire Pool, London, 1974“. Ab 24. März 2023 im Handel oder hier zu bestellen. ■ Text: Christian Kautz, Benjamin Mächler
Pink Floyd – The Dark Side Of The Moon – Tracklist
1. Speak to Me
2. Breathe – 3:57
3. On the Run – 3:31
4. Time
5. Breathe Reprise – 7:05
6. The Great Gig in the Sky – 4:47
7. Money – 6:23
8. Us and Them – 7:48
9. Any Colour You Like – 3:25
10. Brain Damage – 3:50
11. Eclipse – 2:06
Erscheinungsdatum: 1. März 1973 (USA) / 16. März 1973 (UK) / 24. März 1973 (D)
Label: Harvest Records, Capitol Records
Spielzeit: 42:50 Minuten
Formate: Blu-ray, CD, Digital (Download / Stream), DVD, LP, MC, Minidisc, SACD, 8-Spur-Kassette
Webseite: www.pinkfloyd.com // www.warnermusic.de
► Lesen Sie hier: Album des Monats: Pink Floyd – The Division Bell
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Bildquellen:
- Pink-Floyd-Dark-Side-Moon-Band-1973: WMG Warner Music Group
- Pink-Floyd-Dark-Side-Moon-50-Anniversary-Box-Set-2023: WMG Warner Music Group
- Pink Floyd Dark Side Moon Cover Artwork LP 1973: Auerbach Verlag