Test: Mark Levinson No. 5105 - Plattenspieler

Test: Mark Levinson No. 5105 – High End Plattenspieler

Die vergangenen drei Begegnungen mit Geräten aus dem Hause Mark Levinson hätten für den Hersteller nicht besser laufen können. Ob sich der neue Mark Levinson No. 5105 Plattenspieler da anschließen kann?

In hoher Erwartung

Der amerikanische Hersteller Mark Levinson ist zwar alles andere als ein Unbekannter, aber dennoch ein Underdog der High-End-Szene. Und wie Sie vielleicht bereits bemerkt haben, hat der ein oder andere Autor dieses Hefts eine Schwäche für die Geschichten und Hintergründe kaum beleuchteter HiFi-Akteure. Und bei diesem Hersteller lohnt sich ein Blick in die Metadaten ganz besonders.

Zum Beispiel wird Firmengründer Levinson nachgesagt, 1969 die Mischkonsole für das legendäre Woodstock-Festival gebaut zu haben. Wenn das stimmt, dann spielten Jimi Hendrix, Janis Joplin, Santana und Co. bereits live durch Mark Levinson Equipment. Wenn das stimmt, erfuhr Mark Levinson bereits einen Ritterschlag, bevor er das erstes Produkt unter seinem Namen auf den Markt brachte. Dies geschah drei Jahre nach dem wohl legendärsten Festival der Musikgeschichte im Jahr 1972. Das rackformatige Verstärkermodul legte den Grundstein für eine Produktreihe, welche sich schnell großer Beliebtheit in Studio- und Liveanwendung erfreute.

Test: Mark Levinson No. 5105 - Plattenspieler
Der Mark Levinson No. 5105 steht auf drei Beinen, wodurch er rein geometrisch nicht immer fest steht. Um den Stand möglichst stabil zu gestalten, ist ein Fuß in der Höhe verstellbar

Vom Hippie zum Businessman

Mark Levinsons technisches Talent machte schnell die Runde, allerdings haperte es auf betriebswirtschatlicher Ebene so sehr, dass das Unternehmen Mark Levinson Audio Systems Mitte der 1980er Jahre an den Wettbewerber Madrigal Audio Laboratories veräußert wurde. Zwischen dem Namensgeber und Madrigal Audio entspann sich daraufhin ein umfassender Rechsstreit, in welchem Madrigal Audio ein Berufsverbot für Mark Levinson erwirken wollte. Dies misslang, jedoch verlor Levinson das Recht zur kommerziellen Verwendung seines eigenen Namens.

Dieser ist mittlerweile Eigentum der Firma Harman, welche auch die Unternehmen wie AKG, Lexicon, Arcam, Soundcraft und auch JBL unter ihrer Verantwortung hat. Kleiner Side Fact: JBL stellte 1969 das komplexe Lautsprecher-Setup fürs Woodstock-Festival zusammen – Das gilt als bewiesen. Die Firma Mark Levinson hat sich mittlerweile weit von hippiesken Standards entfernt. Möchte man heute in ein Gerät von Mark Levinson Audio Systems investieren, sollte man schon einen mindestens vierstelligen Betrag locker machen können. Als offizieller Audio-Partner des Luxus-Automobilfabrikanten Lexus konnte man zusätzlich am bereits bestehenden Image eines Premium-Herstellers feilen.

Auf LikeHiFi war Mark Levinson bisher drei mal vertreten und wusste wie kein anderer Hersteller einen konstant exzellenten Eindruck zu hinterlassen. Alle drei Mark Levinson Verstärker-Modelle No. 585.5 (▶ zum Test), No. 5805 (▶ hier im Test) und No. 5802 (▶ hier geht’s zum Testbericht) durften sich mit stolzen 97% in die Referenzklasse gesellen und gehören somit zu den am besten bewerteten Vertretern ihrer Zunft. Daher sind wir natürlich umso gespannter auf den aktuellen Test, haben wir mit dem No. 5105 doch zum ersten mal nicht mit einem Verstärker zu tun, sondern einem Plattenspieler von Mark Levinson.

Test: Mark Levinson No. 5105 - Plattenspieler
Die Abtastung übernimmt ein Quintet Black Moving Coil-Tonabnehmer von Ortofon. Der Tonarm besteht aus einer Carbonröhre, welche in eine massive Basis gefasst ist

Mark Levinson No. 5105 Plattenspieler

Denn Mark Levinsons No. 5105 ist der erste Plattenspieler, den uns der Hersteller für einen Test zur Verfügung stellt. Dabei möchte sich das Gerät, für welches das amerikanische Unternehmen immerhin stolze 6.499 Euro aufruft, als nicht weniger hochwertig verstanden wissen, als seine verstärkenden Kollegen. Und wenn hier für die Beweisführung ein Gang auf die Waage genügen würde, hätte der No. 5105 sein Gütesiegel bereits in der Tasche.

Denn nach der im großen und ganzen nicht weiter komplizierten Montage des Plattenspielers bringt dieser ein feistes Gewicht von satten 34 Kilogramm (kg) auf die Matte! Sowohl das massive Chassis, als auch der wuchtige Plattenteller sind aus einem Stück Aluminium gefräst und tragen so ihren Teil zum Kampfgewicht des Mark Levinson 5105 bei. Die Formensprache des High End Turntables lässt den 5105 sofort der Mark Levinson-Familie zuordnen.

So ist das sich nach vorne verjüngende Frontpanel mit einer ähnlichen silbernen Applikation versehen, die wir bereits von den Amps des Herstellers aus den USA kennen. Hier ist jedoch kein Display eingearbeitet, sondern lediglich drei Drucktaster. Diese holen das Gerät aus dem Standby, oder lassen die Umdrehungsgeschwindigkeit bei entweder 33 oder 45 Rotationen pro Minute verorten.

Technische Raffinesse

Das Chassis ruht dabei auf drei massiven Füßen, welche zugunsten der Feinjustage in ihrer Höhe verstellt werden können. Dafür ist in die Oberseite des Gehäuses auch eine Libelle eingefasst, welche stets über die korrekte Waage des Spielers informiert.

Wer einem jeden Plattenspieler vorschnell unterstellt, komplett analog zu Werke zu gehen, täuscht sich bei Mark Levinsons No. 5105. Denn zwar geschieht die Abtastung und Übertragung des Signals selbstverständlich analog, der 12 Volt Synchronmotor des Antriebs wird jedoch digital kontrolliert. Davon verspricht sich der Hersteller den Vorteil, dass hier kaum Hitzeentwicklung passiert. Das wiederum trägt zur Laufruhe und Geschwindigkeitsstabilität des Antriebs bei. Dieser ist bei diesem Plattenspieler ganz konventionell als Riemenantrieb gestaltet.

Ohne großen Schnickschnack geht Mark Levinson auch bei der Verarbeitung der Anschlüsse des Plattenspielers heran. Diese sind wie üblich an der Rückseite des Gehäuses untergebracht und von exzellenter Qualität. Nicht nur ihre vergoldete Ausführung, sondern auch der extrem stabile Sitz im Korpus zeugen von Mark Levinsons ausgezeichneten handwerklichen Fähigkeiten.

Test: Mark Levinson No. 5105 - Plattenspieler
Der Antrieb wird digital geregelt, was der Laufruhe und Stabilität hilft

Feinfühler

Diese werden letztlich durch das Ensemble rund um den Tonarm bestätigt. Dieser ist als gerade Tonarmröhre aus Carbon gefertigt, was schon gleich auf den ersten Blick ein gutes Verhältnis zwischen Leichtigkeit und Stabilität offenbart. Gelagert ist der Tonarm in einer massiven entkoppelten Tonarmbasis, welche sich in der Höhe verstellen und somit an verschiedene Plattentellerauflagen anpassen lässt. So verläuft der Tonarm stets parallel zum Plattenteller. Sowohl die Ausgestaltung des Lagers selbst, als auch das mattschwarze Gegengewicht des Tonarms, sowie sein dreistufiges Antiskating sind dabei vom eleganten Chic, den wir sofort mit Mark Levinson assoziieren.

Die schlussendliche Präzisionsarbeit in Form der Abtastung des Signals übernimmt schlussendlich von Haus aus ein Quintet Black Movinc Coil-Tonabnehmer von Ortofon.

Installation

Für einen High End Schallplattenspieler seines Kalibers gibt sich der Mark Levinson No. 5105 denkbar unkompliziert bei Zusammenbau und Installation. Freilich lohnt es sich, hier und da lieber einmal zu oft als einmal zu wenig die Wasserwaage anzulegen. Dennoch haben wir den Plattenspieler von Mark Levinson in kürzester Zeit einsatzbereit auf dem Sideboard stehen. Angeschlossen haben wir ihn an die Phonovorstufe unseres Referenzverstärkers RA-1592 von Rotel, welcher wiederum zwei Modelle der neuen 804 D4 aus Bowers & Wilkins berühmt-berüchtigter Diamond-Serie ansteuert (▶ hier im Test).

Test: Mark Levinson No. 5105 - Plattenspieler
Ein Plattenspieler braucht einen ebenen Stand. Dies garantiert die Wasserwaage

Performance des Mark Levinson No. 5105

Die erste Scheibe dieses Tests ist gleichzeitig die letzte in der Diskografie einer wahren Ikone: David Bowies 25. Studioalbum „Blackstar“, welches zu seinem 69. Geburtstag am 8. Januar 2016 erschien, steckt voller Metaphern und impliziter Verweise auf sein nahendes Ableben, welches ihn tatsächlich nur zwei Tage nach Veröffentlichung der Platte ereilte. Der vom Mark Levinson No. 5105 transportierte Sound überzeugt schnell ob eines detailreichen und lebendigen Klangbilds. Dabei bewerkstelligt das Laufwerk eine sehr konstante Rotation von maximal 0,1 Prozent Abweichung.

Die Wiedergabe gefällt durch ein hohes Maß an Agilität. Vor allem der Ortofon Quintet Black stellt hier viel Musikalität unter Beweis. So düster und bedrückend die Kompositionen auf „Blackstar“ gefasst sind, so farbenfroh und vital gibt der Plattenspieler die Musik zum Besten. Frei nach dem Motto „Legenden sterben nie“ erweckt der Mark Levinson die Platte zum Leben. Sehr impulstreu und kräftig, gleichzeitig aber bedacht und mit viel Fingerspitzengefühl transportiert der Italiener das Signal.

Dieser Eindruck wird von einem der umstrittensten deutschen Komponisten unterstrichen: Richard Wagners „Der fliegende Holländer“ gehört zum frühen Werk des gebürtigen Leipzigers und kommt im Vergleich zum jüngeren Schaffen Wagners mit deutlich mehr Frivolität und Leichtfüßigkeit daher. Dies steht dem Amerikaner gut zu Gesicht. Die Aufnahme aus dem Jahre 1960 mit der Berliner Staatskapelle unter der Leitung von Franz Konwitschny und Dietrich Fischer-Dieskau als der Holländer erklingt mit extremer Strahlkraft.

Der Mark Levinson No. 5105 High End Plattenspieler scheint hier zärtlich jedweden Staub von der Aufnahme zu pusten. Er erweckt nicht nur den Holländer, sondern die gesamte Staatskappe zu nahezu plastisch erfahrbaren Leben. Hervorzuheben ist hier nicht zuletzt die exzellente Räumlichkeit, mit welcher Mark Levinsons Plattenspieler die Aufnahme in unseren Hörraum zu transportieren weiß.

Das Orchester lässt sich ebenso wunderbar auf der akustischen Bühne lokalisieren wie die Sängerinnen und Sänger. Dem Dreher gelingt es, diesen Wagner sehr akkurat und original zu rekonstruieren, ohne jedoch mit den eigenen elektroakustischen Ambitionen hinterm Berg zu halten.

Mark Levinson No. 5105: Final Words

Zu guter Letzt wollen wir noch eine Lieblingsscheibe des Autors auflegen und gönnen uns „Amnesiac“ von Radiohead. Auch hier vermag der Mark Levinson No. 5105 Plattenspieler uns von seiner ganzen Qualität zu überzeugen. Vor allem in Puncto Dynamik zeigt sich unser Testmuster sehr lebendig und facettenreich.

So gelingen dem No. 5105 feinste Abstufungen in verschiedenen Frequenzbändern. Etwa beim „Pyramid Song“ tragen sehr klar umrissene Streicher das Zusammenspiel aus Klavier, Drums und Vocals, ohne dahinter in Unkenntlichkeit zu verschwinden.

Webseite: www.marklevinson.com

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 08/2021

Lesen Sie hier: Test: Mark Levinson No. 5805 – High End Vollverstärker

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Fazit
Zum Ende dieses Tests lässt sich festhalten, dass Mark Levinson mit dem Plattenspieler No. 5105 einen Vinylexperten geschaffen hat, welcher ohne Probleme die Erfolgsgeschichte des amerikanischen Unternehmens auch in der AUDIO TEST fortzuschreiben weiß. Stilsicher und von höchster Güte in seiner Verarbeitung, wirkt sich dies im Umkehrschluss direkt auf seine ausgezeichnete Musikalität aus. Von daher haben wir absolut keine Skrupel, Mark Levinson ein viertes mal in Folge die Referenzklasse zu bescheinigen. Herzlichen Glückwunsch!
Wiedergabequalität
100
Ausstattung/Verarbeitung
100
Benutzerfreundlichkeit
87
Preis/Leistung
80
Leserwertung27 Bewertungen
36
Vorteile
herausragende Musikalität
erstklassige Verarbeitung
Nachteile
keine
96
Mark Levinson No. 5105

Bildquellen:

  • Test: Mark Levinson No. 5105 – Plattenspieler: Auerbach Verlag
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