Mark Levinson No 585.5 Integrated Amplifier Stereo Vollverstärker 500 Series Test Review

Test: Mark Levinson No 585.5 Vollverstärker – Und es ward Klang!

Und es ward Klang!

Mark Levinson ist bekannt für ausufernde Schaltkonzepte und hingebungsvolle Fertigungsprozesse. Persönlich konnten wir dies bisher noch nicht überprüfen. Daher freuen wir uns, dass mit dem Stereo-Vollverstärker Mark Levinson No. 585.5 das erste Gerät dieses Herstellers bei uns gastiert.

Der amerikanische Hersteller Mark Levinson ist zwar alles andere als ein Unbekannter, aber dennoch ein Underdog in der High-End-Szene. Und wie Sie vielleicht bereits bemerkt haben, hat der ein oder andere Autor dieses Hefts eine Schwäche für die Geschichten und Hintergründe kaum beleuchteter HiFi-Akteure. Und bei diesem Hersteller lohnt sich ein Blick in die Metadaten ganz besonders. Zum Beispiel wird Firmengründer Levinson nachgesagt, 1969 die Mischkonsole für das legendäre Woodstock-Festival gebaut zu haben. Wenn das stimmt, dann spielten Jimi Hendrix, Janis Joplin, Santana und Co. bereits live durch Mark Levinson Equipment. In dem Fall erfuhr Mark Levinson bereits einen Ritterschlag, bevor er das erste Produkt unter seinem Namen auf den Markt brachte. Dies geschah drei Jahre nach dem wohl legendärsten Festival der Musikgeschichte im Jahr 1972. Das rackformatige Verstärkermodul legte den Grundstein für eine Produktreihe, welche sich schnell großer Beliebtheit in Studio- und Liveanwendungen erfreute. Mark Levinsons technisches Talent machte schnell die Runde, allerdings haperte es auf betriebswirtschaftlicher Ebene so sehr, dass das Unternehmen Mark Levinson Audio Systems Mitte der 1980er Jahre an den Wettbewerber Madrigal Audio Laboratories veräußert wurde. Zwischen dem Namensgeber und Madrigal Audio entwickelte sich daraufhin ein umfassender Rechtsstreit, in welchem Madrigal Audio ein Berufsverbot für Mark Levinson erwirken wollte. Dies misslang, jedoch verlor Levinson das Recht zur kommerziellen Verwendung seines eigenen Namens. Dieser ist mittlerweile Eigentum der Firma Harman, welche auch Unternehmen wie AKG, Lexicon, Arcam, Soundcraft und auch JBL unter ihrer Verantwortung hat. Kleiner Side-Fact: JBL stellte 1969 das komplexe Lautsprecher-Set-up fürs Woodstock-Festival zusammen – das gilt als bewiesen. Die Firma Mark Levinson hat sich mittlerweile weit von hippiesken Standards entfernt. Möchte man heute in ein Gerät von Mark Levinson Audio Systems investieren, sollte man schon einen mindestens vierstelligen Betrag locker machen können. Als offizieller Audio-Part- ner des Luxus-Automobilfabrikanten Lexus konnte man zusätzlich am bereits bestehenden Image eines Premium-Herstellers feilen. Die Redaktion der AUDIO TEST hat nun für die aktuelle Ausgabe erstmals die Ehre, sich selbst ein Bild davon zu machen, inwiefern Mark Levinson seinem guten Ruf gerecht wird. Tatsächlich wird der Name Levinson in der deutschsprachigen Fachpresse relativ wenig besprochen, weshalb wir mit einer guten Portion Neugier an diesen Test treten.

Mark Levinson No 585.5 Integrated Amplifier Stereo Vollverstärker 500 Series Test Review Rear Rückseite Anschlüsse
Am Anschlussterminal des No. 585.5 lässt sich der streng symmetrische Schaltungsaufbau sehr gut erkennen. Genau so wie die entkoppelten Verstärkerfüße

No. 585.5

Bei unserem Testmuster handelt es sich um den Stereovollverstärker Mark Levinson No. 585.5. Der No. 585 ist seinerseits ein hoch- dekorierter Klangbolide, welcher von nicht wenigen Stimmen als der wohl beste Amp aller Zeiten gehandelt wird. Mit dem 585.5 baut Mark Levinson im Wesentlichen auf dem technischen Konzept des 585 auf, holt aber zum Beispiel mit der Class-A-Phonovorstufe des mehrfach ausgezeichneten No. 526 auch Module anderer Kreationen mit ins Boot. Ein Blick unter die massive Gehäusedecke offenbart den überaus sorgfältig gestalteten, symmetrischen Schaltungsaufbau des 585.5. Ein sehr üppig dimensionierter 900 VA Ringkerntrafo ist in einem eigenen Gehäuse untergebracht, um eine Einflussnahme auf den Signalfluss zu unterbinden. Außerdem fußt der Trafo auf einer eigenen Stahl-Platte, sodass er vom eigentlichen Chassis entkoppelt ist. Tatsächlich sind alle wesentlichen Komponenten der Schaltung sehr streng isoliert.

Mark Levinson No 585.5 Integrated Amplifier Stereo Vollverstärker 500 Series Test Review
Über hochwertige Drucktaster am Frontpanel lassen sich eine Handvoll verschiedener Ein- stellungen, wie zum Beispiel Polarität und Display-Helligkeit vornehmen

Signalverarbeitung

So sitzen auch Wandler-Platine und Phono-Modul in einem „Käfig“, welcher sie vor Einstreuungen abschirmt. Die Signalprozessierung des 585.5 ist übrigens durchweg modular aufgebaut. Zum einen ist da die Digital-Abteilung, auf welcher neben einem Clari-Fi DSP auch ein Cmedia USB-Prozessor zu finden ist. Dieser ermöglicht die Verarbeitung hochauflösender PCM-Files bis zu 192 kHz und auch die Wiedergabe von DSD-Dateien. Außerdem ist hier ein Cirrus Logic S/PDIF-Empfänger mit einer dedizierten Stromversorgung verbaut. Das Wandler-Modul arbeitet auf Grundlage eines ESS Sabre 32-bit-Prozessors mit einem proprietären Schaltkreis zur Jitter-Eliminierung. Auch hier stoßen wir auf eine völlig diskrete Schaltungstopologie. Bessel-Filter tragen Sorge für eine bestmögliche Impulstreue. Des weiteren kommt ein Paar Sperrschicht-Feldeffekttransistoren zum Einsatz. Diese sind in einer sogenannten Kaskodenschaltung ausgeführt, eine Wortschöpfung aus Kathode und Kaskade, welche zwar wesentlich höhere Ein- und Ausgangswiderstände verursacht, dafür allerdings auch eine wesentlich höhere Bandbreite und eine optimierte Signallinearität bewerkstelligt. Mark Levinson garantiert für die komplette Wandlerplatine übrigens wieder eine vorbildliche Abschirmung der sensiblen SchaltungsKomponenten. Analoge Signale lassen sich entweder via Cinch in dreifacher Ausführung oder über einen XLR-Input ein- speisen. Das hierfür zuständige Analog-Board arbeitet ebenfalls in einem diskreten Doppel-Mono-Aufbau. Jeweils sieben hermetisch versiegelte Umschalt-Relais mit vergoldeten Kontakten zeugen ein weiteres Mal von der großen Sorgfalt, welche Mark Levinson im Hinblick auf die Signalreinheit an den Tag legt. Bei den Ausgängen finden wir erneut kaskadierte JFET-Duos und bipolare TO-220 Transistoren. In der Eingangs-Sektion sind weitere Transistor-Kaskaden zu finden. Für den optionalen Betrieb eines Subwoofers hat der Hersteller zudem einen 80 Hz High-Cut-Filter verbaut.

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Bildquellen:

  • Mark Levinson Back: Bild: Auerbach Verlag
  • Mark Levinson No 585.5: Auerbach Verlag