Test: Mark Levinson No. 5802 - High End Stereo-Vollverstärker Amplifier Review

Test: Mark Levinson No. 5802 – High End Stereo-Vollverstärker

Mark Levinson hat bisher erst zwei Vertreter in unsere Redaktionsräume geschickt, um sich unseren kritischen Ohren zu stellen. Mit dem Stereovollverstärker Mark Levinson No. 5802 nehmen wir uns einen High-End-Amp mit digitaler Expertise zur Brust.

Third time’s a charme

In jedem Menschenleben gibt es spät entdeckte Leidenschaften. Für den einen mögen es Speisen sein, welche nie sonderlich großen Reiz ausübten und nun jeden Sonntag auf den Tisch kommen. Für die andere mag es ein Musiker sein, welcher nie einen Zugang fand und nun auf- und abgespielt wird. Für uns bei der AUDIO TEST ist es Mark Levinson. Nach beinahe zehn Jahren Testhistorie hat es der US-Amerikanische Hersteller zum ersten mal in unser Magazin geschafft und holte sich aus dem Stand erstmal eine Bestmarke von 97 Prozent ab. „Referenzklasse“ zum Ersten für den Stereovollverstärker Mark Levinson No. 585.5 ( lesen Sie hier unseren Testbericht). Ein knappes Jahr später dann der zweite Besuch von Mark Levinson: „Referenzklasse“ zum zweiten für den Vollverstärker Mark Levinson No. 5805.

Nun, ein weiteres Jahr später haben wir das dritte Testmuster auf der Bühne: den massiven Vollverstärker Mark Levinson No. 5802. Eines können wir dabei an dieser Stelle bereits vorweg nehmen: Dieses Modell wird nicht mit der jungen Tradition brechen, sondern sich ebenfalls einen exzellenten Testabschluss abholen. Warum Sie diesen Text dennoch weiterlesen sollen? Zum einen, da Mark Levinson immer noch viel zu wenig Aufmerksamkeit in der deutschsprachigen HiFi-Szene bekommt. Zum anderen, da Sie gerade auf keine Messe und zu keinem Fachhänder können und dieses bisschen Lektüre hier die einzige audiophile Abwechslung abseits der eigenen Anlage darstellt. Aber dafür kann natürlich niemand etwas.

Test: Mark Levinson No. 5802 - High End Stereo-Vollverstärker Amplifier Review
Schon auf der Rückseite des Amps wird die symmetrische Kanaltrennung ersichtlich. Auf analoge Signaleingänge verzichtet Mark Levinson beim No. 5802 komplett – nur digitale Quellen lassen sich hier einpflegen.

Rumor has it

Zurück zum Thema: Für alle, welche die vergangenen beiden Testberichte zu Mark Levinson aus unerfindlichen Gründen versäumt haben sollten, hier nochmal ein paar Worte zum Hersteller selbst. Mark Levinson wurde 1972 von Mark Levinson höchstselbst gegründet, welcher neben seiner Passion für Audioelektronik selbst auch als praktizierender Musiker tätig war. Der Legende nach baute Mark Levinson 1969 sogar das Mischpult für das legendäre Musikfestival Woodstock, was hieße, dass bereits Jimi Hendrix, Janis Joplin, Joe Cocker und all die anderen bereits auf einer Anlage von Mark Levinson spielten – außer Bob Dylan, der ja bekanntlich absagte.

Bekiffte Studenten gehören nun ein halbes Jahrhundert später wohl eher nicht mehr zur Zielgruppe Mark Levinsons. Das Unternehmen gehört eher zum Top-Shelf-Programm von Harman, wo ja unter anderem auch JBL und Revel unter Vertrag sind. Das eigene Produktportfolio Mark Levinsons umfasst mittlerweile durchweg höherklassige Geräte und umfasst neben Zuspielern analoger und digitaler Art ausschließlich diverse Verstärkermodelle. Wobei das Angebot nicht nur Vollverstärker sondern auch Preamps und Endstufen beinhaltet.

Mark Levinson No. 5802 – Stereovollverstärker

In diesem Test wollen wir uns mit einem Modell der Kategorie Stereovollverstärker auseinandersetzen: dem No. 5802 von Mark Levinson. Dieser versteht sich vor allem im Vergleich zum No. 5805 eher als Spezialist für digitale Signalverarbeitung. Denn während der nächstgrößere 5805er noch über allerhand analoger Signaleingänge verfügte, finden wir beim 5802 ausschließlich digitale Steckplätze. Was als ein Statement gelesen werden könnte, entpuppt sich dabei jedoch als kluge Maßnahme.

Denn wenn wir ehrlich sind, so ist der Bedarf an analoger Elektronik und somit analoger Signalübertragung nicht mehr essenziell und vor allem in der heranwachsenden HiFi-Generation immer weniger relevant. Daher finden wir es gut, mit dem 5802 einen Amp vorzufinden, welcher nicht Kosten, sondern vor allem auch Material spart, wenn man abschätzen kann, mit einer rein digitalen Schnittstelle zurecht zu kommen. Uns würde privat eine Möglichkeit zur Unterbringung des Plattenspielers fehlen. Aber hey – auch da gäbe es ja mittlerweile Möglichkeiten. Auch an diesem Gerät wird die für Mark Levinson typische Designsprache ausformuliert.

Test: Mark Levinson No. 5802 - High End Stereo-Vollverstärker Amplifier Review Anschlüsse Back Rear
Eine Besonderheit des Testmusters besteht darin, dass die Hochpegel-Ausgänge der beiden Kanäle jeweils in deren Signalweg eingegliedert sind und keinen dezidierten Output bekamen.

Das ausladende Gehäuse wird durch ein leicht geschwungenes Frontpanel verjüngt, welches neben zwei mattsilbernen Drehwahlschaltern über ein schlichtes rotes LCD-Display verfügt. Dieses mag auf den ersten Blick etwas altbacken anmuten. Die Aufmachung der Anzeige hat jedoch den pragmatischen Hintergrund, durch den Verzicht auf aufwendige hochauflösende Darstellung störende Interferenzen zu unterbinden. Ganz nach dem Gusto „Ein schöner Rücken kann auch entzücken“ ist nämlich eigentlich die die Rückseite des 5802 der wahre Hingucker. Hier offenbart sich schon, wie viel Hingabe Mark Levinson der Konzeption des Schaltungsaufbaus dieses Verstärkers widmete.

Die symmetrische Topologie lässt sich aus den einander gegenüberliegenden Lautsprecheranschlüssen schließen, wobei wir es interessant und sehr clever gelöst finden, dass der Hochpegelausgang keinen gesonderten Auslass bekommt, sondern jeweils am entsprechenden Kanalausgang untergebracht wurde. Zwischen den beiden Kanälen ist das bereits kurz angesprochene Eingangsterminal verbaut, welches neben einer AES/EBU-Schnittstelle über einen USB-B-Input, zwei optische und zwei Koaxial-Eingänge zählt. Des Weiteren sind natürlich eine Netzwerkschnittstelle und diverse Möglichkeiten zur Kopplung mit weiteren Geräten am Anschlussterminal verbaut.

Mark Levinson Verstärker: Pure Maßarbeit

Ein Blick ins Innenleben des Verstärkers von Mark Levinson bestätigt die Erwartung eines aufgeräumten und diskreten Aufbaus des 5802. Die beiden Verstärkersektionen werden nicht nur von der Ausladenden DAC-Platine sondern auch durch einen feisten Ringkerntransformator von einander getrennt. Letzterer ist dabei unter einer zusätzlich isolierenden Ummantelung verborgen, welche den Trafo daran hindert, den verbleibenden Baugruppen in die Quere zu kommen.

Herzstück des Mainboards ist der PecisionLinkII DAC von ESS Sabre, welcher eingespeiste Signale von bis zu 32 Bit Datensatz bei einer Abtastrate von bis zu 384 kHz umzusetzen weiß. Dies ermöglicht außerdem ein Handling von Files der Kategorie DSD256. Selbstverständlich kann der DAC auch mit MQA-Dekodierung umgehen und unterstützt außerdem kabellose Datenübertragung via Bluetooth nach aptX HD-Standard. Der 5802 markiert somit also den State of the Art in puncto Digitalwandlung.

Die Verstärkung selbst wird letztendlich in klassischer Class-A/B-Manier durchgeführt. Hierfür stehen beiden Kanälen zwei Class-A-Transistoren und gleich sechs 260 Volt-Transistoren zur Verfügung. Außerdem verleihen pro Kanal vier Kondensatoren mit einer Kapazität von jeweils 10 000 microfarad dem Amp ein ordentliches Maß an Sprunkraft. Somit kommt der 5802 letztlich auf eine Nennleistung von 250 Watt (W) pro Kanal an 4 Ohm und 125 W an 8 Ohm.

Dass dies einiges an Power braucht, ist durchaus nachvollziehbar. Insgesamt soll der Amp jedoch einen Bedarf von 500 W bei maximaler Auslastung nicht überschreiten. Selbst im normalen Standby zieht der Verstärker noch immer 45 W, nur im „Green Mode“ beläuft sich der Bedarf dann auf weniger als 0,4 W. Beeindruckt sind wir hingegen von der extremen Spanne zwischen Signal und Noisefloor, welche vom Hersteller mit über 103 Dezibel angegeben wird. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass der 5802 auf einen sehr niedrigen Verzerrungswert von unter 0,04 % kommt. Das ist zwar nicht absolute spitze, aber durchaus konkurrenzfähig.

Test: Mark Levinson No. 5802 - High End Stereo-Vollverstärker Amplifier Review
Für die Prozessierung digitaler Signale kommt ein State-Of-The-Art-DAC von ESS Sabre zum Einsatz. Ein mächtiger Ringkerntrafo versorgt den Amp mit ordentlich Power. Die sorgfältig ausgeführte symmetrische Kanaltrennung zeugt von den hohen Ansprüchen Mark Levinsons.

High End Maschine

Für den Hörtest koppeln wir den Mark Levinson Amp zum einen mit dem CXN Silver von Cambridge Audio als Zuspieler und den Ayers Five Standlautsprechern von Inklang. Zur Steuerung vom Hörplatz aus ist selbstverständlich eine haptisch wie optisch ansprechend gehaltene Fernbedienung zur Stelle und auch eine App-Steuerung wollte sich Mark Levinson nicht nehmen lassen. Wir haben in der Smartphone-App jedoch keine Features entdeckt, welche nicht auch durch die Fernbedienung zu bewerkstelligen wäre. Aber sei‘s drum.

Wir steigen etwas zurückhaltender ein und beginnen die Session mit Musik des Trios Cigarettes After Sex. Die drei Maßgebenden Kompetenzen lauten beim Titel „K.“ Transparenz, Transienten und Räumlichkeit. Die sehr weit und luftig gehaltene Produktion möchte zwar zum einen in all ihrer elegischen Zerbrechlichkeit übersetzt werden, verlangt der Elektronik jedoch auch einiges an Spannung ab. Das extrem scharfgezeichnete zarte Strumming der Akustikgitarre hebt der Amp schonmal sehr fragil und gleichzeitig spannungsvoll hervor. Dabei wird die Atmosphäre aus verträumter Gitarre, tragendem Schlagzeug und schimmernden Flächen sehr schön gestaffelt und mit viel Brillanz wiedergegeben. Über allem schwebt dabei die androgyne Stimme des Sängers Greg Gonzales.

Um den Amp auf seine Impulstreue hin zu untersuchen, hören wir als nächstes den Titel „Touch Me I‘m Going To Scream Pt. 2“ der Band My Morning Jacket. Hier zeigt sich mit Einsatz der Drums, dass der Mark Levinson Amp 5802 nicht nur so tut als ob. Mit ordentlich Push & Pull werden Kick und Snare artikuliert, wobei vor allem das Low-End um Bassgitarre und Bassdrum ordentlich Punch mitbringt. Im Pre-Chorus sprießen dann Gitarre und Synths mit viel Spritzigkeit aus den Speakern und bringen genau das Maß an Dynamik mit, welches wohl von den Produzenten intendiert wurde.

Ein Glanzmoment der Performance kommt dann am Ende von Minute 5, als ein gemächliches Decrescendo durch eine brutal hereinpreschende Gitarre beendet wird. Diesen Moment ohne weitere Vorwarnung mit der notwendigen beinahe rücksichtslosen Energie zu transportieren, stellt so einige Verstärker schon vor eine mittelgroße Herausforderung. Mark Levinsons No. 5802 meistert diesen Akt jedoch mit Bravour und winkt entspannt nach der nächsten Challenge.

Sehr gern, der Herr, kennen Sie Alva Noto? Der gebürtige Chemnitzer Carsten Nikolai, der sich hinter diesem Pseudonym verbirgt und neben seiner Beschäftigung als Komponist und Musikproduzent auch bildende Kunst in Dresden unterrichtet, hat mit dem Album „Transform“ im Jahr 2001 ein Werk geschaffen, dass durchaus nicht jedermanns Sache sein muss, sich jedoch rein elektroakustisch immer wieder als spannende Lektüre erweist. Die extrem diffizilen Texturen und Artefakte verlangen einer Gerätekette alles ab. Exzellente Impulstreue, präzise Räumlichkeit und spektrale Perfektion.

All dies können wir dem Testmodell besten Gewissens attestieren. Selbst die sich bisweilen überlappenden Bässe bleiben klar differenziert. Zum einen der leicht modulierte Wabernde, zum anderen der gelegentlich dazwischenfunkende Sub. Wie gut es Mark Levinson hier gelingt, klare Grenzen zu ziehen, ist schlichtweg beeindruckend. Abschließend können wir die eingangs vorweg genommene Einschätzung mit einer Bestnote abrunden. „Referenzklasse“ zum Dritten!

Preis und Verfügbarkeit

Den Mark Levinson No. 5802 Stereovollverstärker gibt es zum Preis von 8.000 Euro (UVP) im Fachhandel zu kaufen.

Webseite: www.marklevinson.com

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 03/2021.

▶ Lesen Sie hier: Die besten Verstärker des Jahres

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Anmerkung: Dieser Text erschien erstmals in Ausgabe 03/21 der AUDIO TEST

Fazit
Flowerpower war gestern – Heute gehört Mark Levinson wohl zu den anspruchsvollsten Vertretern seiner Zunft. Der No. 5802 Stereovollverstärker zeigt ganz deutlich, dass es lohnenswert sein kann, sich auf ein Arbeitsfeld zu konzentrieren und dies dafür mit Anspruch auf Perfektion zu bearbeiten. Klanglich muss sich der Amp dabei nichts sagen lassen – ein feinfühliges Arbeitstier durch und durch.
Wiedergabequalität
100
Ausstattung/Verarbeitung
95
Benutzerfreundlichkeit
80
Preis-/Leistungsverhältnis
90
Leserwertung1 Bewertung
99
Vorteile
streng diskreter, symmetrischer Aufbau
referenztaugliche Performance
Nachteile
keine
97
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • TEST: Mark Levinson No. 5802: Auerbach Verlag
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