Vestlyd V15C Standlautsprecher samt Stativ

Test: Vestlyd V15C – Standlautsprecher im Retro-Style

Die Lautsprecher von Vestlyd sind von klassischen Studiomonitoren der 1980er Jahre inspiriert und versprechen eine vollmundige Wiedergabe selbst bei enormen Lautstärken. Während das 12-Zoll-Modell für kleine und mittlere Räume konzipiert ist, dürfen wir den 15-Zoll-Speaker Vestlyd V15C testen, der vor wirklich nichts zurückschreckt.

Danish Dynamite

Die Lautsprecher des dänischen HiFi-Newcomers Vestlyd sind eine Art Gegenvorschlag zu modernen Standlautsprechern. Vestlyd verschwendet keinen Gedanken an einen platzsparenden Formfaktor oder dezentes Design. Dem Firmenmotto „lebe lauter“ entsprechend, sind ihre Lautsprecher wahre Kraftpakete.

Vestlyd entstand im Jahre 2021 und ist Teil der Nordic HiFi Familie. Diese Marke gehörte ursprünglich zu HiFi Klubben, ist mittlerweile jedoch ausgegliedert und verfügt über ein eigenes, unabhängiges Entwicklerteam. Dem HiFi Klubben ist Vestlyd aber dennoch verbunden geblieben, denn die Produkte des Herstellers gibt es in Deutschland ausschließlich in den HiFi-Klubben-Läden oder deren Onlinestore zu kaufen. Vestlyd hat sich ganz dem Live-Musikhören-Gefühl verschrieben.

Die Lautsprecher von Vestlyd wollen das Konzert ins Wohnzimmer bringen, nicht nur in puncto Dynamik und Detailreichtum, sondern auch – bzw. vor allem – in Sachen Schalldruck. Die Musik soll in den heimischen vier Wänden ebenso auf der Brust spürbar sein, wie es beim Rockkonzert vor der Bühne der Fall ist. Hierzu sind sie von US-amerikanischen Studiomonitoren der 1980er Jahre inspiriert.

Dies spiegelt sich auch im Firmennamen wieder. „Vest“ ist dänisch für Westen und bezieht sich zum einen auf Nordic HiFis Ursprung an der Westküste Dänemarks und zum anderen auf die großen, brachialen Lautsprecherklänge der US-amerikanischen Westküste, etwa vom Hersteller JBL. „Lyd“ bedeutet hingegen Klang und bezieht sich auf die Bewunderung klassischer Monitorlautsprecher, bei denen Dynamik, Schalldruck und Natürlichkeit wichtiger sind als ein ansehnlicher Formfaktor. 

Test: Vestlyd V15C – Standlautsprecher im Retro-Style
Die Koaxialeinheit misst schlappe 15 Zoll. Der 1 Zoll große Kompressionshochtöner sitzt in einem Aluminiumhorn.

Kraftkoloss

Für diesen Test dürfen wir den V15C von Vestlyd näher kennenlernen. Was sofort ins Auge sticht, ist die massive Koaxialeinheit des Vestlyd V15C Lautsprechers. Diese besteht sowohl aus einem 15 Zoll großen Tieftöner mit einer Pappmembran und einem 1 Zoll großen Kompressionstreiber in der Mitte des Tieftöners.

Die Basseinheit stammt aus Vestlyds eigener Feder und auch der Hochtöner wurde speziell für die Lautsprecher entwickelt. Letzterer arbeitet mit einer moderaten Kompression von 2 zu 1 und besteht aus einer laminierten Titanmembran mit einem leistungsstarken Neodym-Magnetsystem. Zudem wird er effizient gekühlt, um auch bei hohen Pegeln und langer Spielzeit nicht auszubrennen.

Der Hochtöner sitzt zudem in einem Horn aus Aluminium, auch Waveguide genannt. Dieser sorgt dafür, dass sich die Höhen besser durchsetzen. Zudem unterstützt er bei der Abstrahlung, auf die Vestlyd einen besonderen Fokus legt. Die meisten Koaxiallautsprecher sind sehr gerichtet konzipiert, was zu einem schmalen Sweetspot führt. Das Abstrahlverhalten des V15C ist jedoch deutlich breiter, woraus ein größerer Sweetspot herrührt.

Klassisches Design

Rein optisch ist die oben erläuterte Hommage an die legendären HiFi-Klassiker zweifelsohne erkennbar. Der Vestlyd V15C ist mit einer Höhe von circa 74 und einer Breite von beinahe 47 Zentimetern keineswegs dezent oder gar platzsparend. Darüber hinaus haben wir auch die optionalen Stative aus Stahl dabei. Diese erhöhen den Lautsprecher nochmals um circa 24 Zentimeter und winkeln ihn leicht an.

Verzichtet man auf das Stativ, steht der V15C auf daumendicken Gummifüßen. Das Gehäuse ist aus MDF gefertigt und mittels innerer Verstrebungen verstärkt. Allgemein ist es massiv gearbeitet. So ist die Frontschallwand satte 31 Millimeter dick. Der V15C ist in zwei Farben erhältlich. Während wir den Dänen in Eichenholzoptik testen dürfen, ist er auch in Schwarz zu haben. Auf der Rückseite des V15C befinden sich die Anschlüsse und hier hat der Lautsprecher eine Überraschung parat.

Neben den hochwertigen Lautsprecherklemmen verfügt der Däne über eine speakON-Buchse. Diese ist zwar im HiFi-Bereich eher unüblich, jedoch im Livebereich absoluter Standard. Die Vestlyd V15C lassen sich also auch für den professionellen Gebrauch als PA-Lautsprecher nutzen. Wir halten das für einen spannenden Ansatz, schließlich schlagen wenige Lautsprecher die Brücke zwischen HiFi und Party und sind dabei in beiden Bereichen erfolgreich.

Auf die nötige Lautstärke kommt der V15C problemlos. Er weist eine Empfindlichkeit von 95 dB auf, was wirklich mehr als nur ordentlich ist. Mit einem kräftigen Verstärker erreicht der V15C Pegel jenseits der in Deutschland erlaubten Werte für Konzerte, hier sollte man also bewusst genießen. 

Rückansicht des Vestlyd V15C.
Neben klassischen Lautsprecheranschlüssen verfügt der V15C über eine speakON-Buch- se. Dieser Anschlussstandard wird vor allem für professionelle Beschallung genutzt.

Vestlyd im Klangtest

Der V15C möchte Party machen. Das merken wir schon beim ersten Titel. Wir hören „Debold“ des britischen Elektro- und Glitchhop-Produzenten Vegyn. Der minimalistische, groovige Elektrotrack wird von dem Vestlyd V15C Retrolautsprecher wirklich sehr kraftvoll inszeniert. Die Bässe durchdringen den Körper und füllen problemlos den ganzen Raum. Die Synthesizer schießen uns um die Ohren. Der Vestlyd Speaker versteht es, Party zu machen. Auch wenn er von Studiomonitoren inspiriert ist, zeigt er sich deutlich verzeihender als diese. Schließlich dienen Studiolautsprecher vielmehr als Werkzeug, als zum Genießen.

Wir hören uns weiter durch unsere Tidal-Bibliothek und landen bei „Computer Blue“ von Prince aus dem Album 1984 erschienenem Album „Purple Rain“. Die typische Instrumentalisierung dieser Zeit aus voluminösem Schlagzeug und quietschenden E-Gitarren steht dem V15C besonders. Wir drehen den Verstärker noch etwas auf und merken, dass die Lautsprecher mit steigender Lautstärke voller klingen. Es tut sich eine tolle Klangbühne vor uns auf und die glitzernden Gitarren schallen schön direkt aus den großen Lautsprechern. Der Bass spielt äußerst voluminös und schön tief. Der Vestlyd V15C schafft einen Frequenzbereich von 36 Hz bis 22 kHz. 

Etwas Scharf

Zum Abschluss hören wir Herbie Hancock mit „Chameleon“, bei dem der dänische Retrospeaker seine Spielfreude zeigt. Die einzelnen sehr perkussiv gespielten Elemente sprießen voller Elan aus den nordischen Lautsprechern. Der Vestlyd Lautsprecher macht uns richtig Spaß beim Test.

Jedoch kommt die kraftvolle, unermüdlich scheinende Klangcharakteristik des V15C nicht ohne Abzüge. So fällt die Räumlichkeit etwas unausgeprägter aus, als bei anderen Lautsprechern der Preisklasse. Zudem wirken die Sibilanten, also S-Laute bei mittlerer Lautstärke teilweise etwas scharf.

Dennoch ist der Vestlyd V15C ein gut klingender Lautsprecher für all jene, die ihre Lieblingsmusik leibhaftig spüren möchten. Dabei ist er jedoch eher etwas für große Räume, schließlich sind seine 15 Zoll für kleinere oder mittlere Räume schlicht zu viel. Für diese Wohnzimmergröße ist wohl der drei Zoll kleinere Vestlyd V12C (Paarpreis: 1.198 Euro) eine bessere Option.

Wer sich aber das Rockkonzert direkt nach Hause holen möchte, sollte den Vestlyd V15C unbedingt austesten!

Vestlyd V15C in schwarz
Alternativ ist der der Vestlyd V15C auch in Schwarz erhältlich. (Bild: Vestlyd)

Preis und Verfügbarkeit

Den Vestlyd V15C gibt es zum Preis von 1.698 Euro (Paarpreis, UVP) direkt bei HiFi-Klubben zu kaufen. Farbausführungen Holz oder Schwarz.

Die Standfüße / Lautsprecherständer sind optional erhältlich und kosten einen Preis von 229 Euro.

Datenblatt Vestlyd V15C

Allgemein
GeräteklasseStandlautsprecher
HerstellerVestlyd
ModellV15C
Preis (UVP)1.698 Euro (Paar)
PreiskategorieEinstiegsklasse
Maße (B/H/T)46,8 × 74,2 × 41,7 cm
Gewicht36,6 kg
Informationenwww.vestlyd.com
Technische Daten*
Arbeitsweisepassiv
Bauform2-Wegebox, Bassreflex, koaxial
Frequenzverlauf36 Hz − 22 kHz
Empfindlichkeit95 dB
Raumempfehlungvon 30 m² bis 50m²
individuelle Klangeinst.nein
EingängeLautsprecherkabel, speakON

*Herstellerangaben

Webseite: www.vestlyd.com

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 01/2024

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Fazit
Der Vestlyd V15C kommt mit echtem Rockstar-Appeal und ist ein kraftvoller und lauter Lautsprecher. Seine 15-Zoll-Koaxialeinheit ist größer als so mancher Subwoofer und bringt somit das Konzertgefühl direkt zu Ihnen nach Hause. Der V15C lässt den Klang im ganzen Körper spüren und ist dank des speakON-Anschlusses sogar auch für PA-Beschallung geeignet.
Wiedergabequalität
89
Ausstattung/Verarbeitung
90
Benutzerfreundlichkeit
80
Preis/Leistung
90
Leserwertung18 Bewertungen
43
Vorteile
hoher Wirkungsgrad
transportiert sehr gutes Live-Gefühl
Nachteile
Sibilanten teilweise scharf
weniger räumlich
88
Gesamtergebnis