Test: Moon Ace All-in-One Music Player / Verstärker Review Amp

Test: Moon Ace All-in-One Music Player / Verstärker

Moon by Simaudio gehört bislang zu den seltener besprochenen Akteuren der HiFi-Szene. Ob der netzwerkfähige Vollverstärker Moon Ace Anlass gibt, dies zu ändern? Wir haben den All-in-One Music Player aus Kanada zum Test geladen.

Der Mediator

Dass die HiFi-Szene in gewisser Weise auch ein Spiegel der Gesellschaft ist, zeigt sich vor allem im Verhältnis zwischen stetig immer komplexeren Anforderungen an eine Gerätekette. Diese muss gleichzeitig immer simplere und universelle Lösungen anbieten. Vielleicht ist der gute alte HiFi-Turm mit einem wuchtigen Gerät pro Anwendungsbereich noch nicht ganz von gestern, dem Zeitgeist entspricht er jedoch auch nicht mehr ganz.

„All in one“ lautet die Zauberformel, welche sich immer öfter durch die Produktvorstellungen zieht. Und dabei ist die eierlegende Wollmilchsau in Sachen Vollverstärker schon seit einigen Jahren weitaus mehr als nur gefällige Spielerei. Erinnern wir uns etwa an den Musical Fidelity Encore oder den PM7000N aus dem Hause Marantz – Verstärken heißt heute nicht mehr nur Analogpurismus, sondern eben auch digitale Anschlussvielfalt, Bluetooth und Netzwerkkompatibilität. Und das lässt sich mittlerweile in fast jeder Preisklasse realisieren.

Moon by Simaudio gehört dabei jedoch zu den Herstellern, deren Erzeugnisse man sich wohl eher nicht mal eben zwischendurch in den Einkaufswagen legt. Dass seit vor zwei Jahren Dynaudio Germany die Marke Moon als Vertriebspartner unter seine Fittiche genommen hat, sagt wohl einiges aus über den Stellenwert des kanadischen Premiumherstellers. Tatsächlich begab es sich auch erst mit der Übernahme durch die Dänen, dass Moon das erstmals bei der AUDIO TEST und hier auf Likehifi.de in Erscheinung trat. In AUDIO TEST Ausgabe 08/2019 traten die Kanadier mit einer Kette aus dem Netzwerkstreamer MiND2 und dem Vollverstärker 340i auf den Plan und räumten aus dem Stand ein ausgezeichnetes Testergebnis von gemeinsam 91 Prozent ab ( lesen Sie hier unseren Test). Was wir damals für den Testbericht noch mit zwei Geräten bewerkstelligten, weiß unser aktuelles Testmuster als einzelner Akteur zu leisten.

Test: Moon Ace All-in-One Music Player / Verstärker Review Amp Display
Zwar verfügt der ACE über physische On-Board-Controls, jedoch empfiehlt sich für mehr Komfort ganz klar Moons Tablet-App MiND.

Moon ACE All-in-One Music Player / Verstärker

Der Stereovollverstärker Moon ACE versteht sich als Mediator zwischen klassischen analogen Präferenzen und zeitgemäßen digitalen Ansprüchen. Ein Brückenbauer, der analogen Sound und digitale User Experience zusammenbringt. Jedoch wollen wir das Pferd nicht von hinten aufzäumen.

Bei Moons ACE handelt es sich um einen gewichtigen Oberklasse-Amp, welcher sich bereits auf den ersten Blick ob seiner Designsprache der Moon-Familie zuordnen lässt. Das matte Gehäuse aus Aluminium flankiert an der Front ein umfangreiches Control-Panel, welches neben diversen Drucktastern und einem gewichteten Drehregler über ein hochauflösendes OLED-Display verfügt. Tatsächlich lässt sich eine gewisse Ähnlichkeit mit der Formensprache des US-Amerikanischen Herstellers Mark Levinson nicht von der Hand weisen. Was wohl nicht zuletzt daran liegen wird, dass einzelne Persönlichkeiten, welche in Kanada mit der Entwicklung von Moon-Geräten betraut sind, zuvor bei Mark Levinson unter Vertrag standen.

An der Rückseite des Gehäuses finden wir das Anschlussfeld des ACE – und das ist wirklich üppig bestückt! Die drei analogen Eingänge involvieren auch einen Moving Magnet-Vorverstärker für die Kopplung eines Plattenspielers. Dank des analogen Vorstufen-Outputs lässt sich der Moon ACE All-in-One Music Player problemlos in ein bereits bestehendes Setup oder eine größere Mehrkanalanlage implementieren. Digital lassen sich diverse Geräte über zwei optische Eingänge, zwei Koaxial-Inputs und einen USB-Anschluss einspeisen. Außerdem lässt sich der Moon Amp entweder über WiFi oder per Ethernet-Verbindung ins heimische Netzwerk eingliedern. So gewährleistet Moon diverse Features wie etwa ROON Ready, Tidal Masters, Deezer Hi-Fi und Qobuz Sublime+. Natürlich lässt sich das Gerät so auch via App mit dem Smartphone oder Tablet bedienen. Die hierfür benötigte Software „MiND“ (Moon intelligent Network Device) ist kostenfrei in den gängigen Stores verfügbar.

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Auf eine diskrete Kanaltrennung verzichtet Moon, was wiederum Platz für den ausladenden Ringkerntrafo des Linernetzteils schafft. Die vier Transistoren sind direkt an den feisten Kühlrippen montiert.

Gleichzeitigkeit

Die Prozessierung und Wandlung der digitalen Datenmengen übernimmt im Moon ACE auf der musikalischen Ebene ein Wandlermodul Sabre-9010-DAC von ESS. Dieser bewerkstelligt PCM-Datenströme mit einer Auflösung von bis zu 32 Bit bei einer Abtastrate von 384 Kilohertz (kHz) und DSD256. Was seine digitalen Kompetenzen angeht, markiert der ACE also durchaus den State of the Art.

Während sich der Digitalpart des ACE sehr fortschrittlich daherkommt, zeigt sich die Analogsektion eher konservativ. Eine klassische Schaltungstopologie, welche aus Platzgründen auf feiste Kondensatorbänke verzichtet. Die finale Endstufenleistung von zwei mal 50 Watt auf 8 Ohm gewährleisten vier IC-Operationsverstärker Typ LM3886TF des amerikanischen Herstellers Texas Instruments. Diese sind direkt an ausladenden Kühlrippen fixiert.

Auffällig ist, dass Moon beim Schaltungsaufbau auf eine strikte Kanaltrennung und eine sorgfältige Isolation der einzelnen Baugruppen verzichtet. Dafür fallen eine Handvoll knallroter WIMA-Kondensatoren ins Auge. Der gewonnene Raum im Gehäuse findet auch für die Unterbringung eines konventionellen Linearnetzteils Verwendung. Während in Geräten dieser Kategorie meist eher Schaltnetzteile die Versorgungsarbeit leisten, übernimmt hier ein handfester Ringkern-Trafo mit einer Kapazität von satten 250 Voltampere. Dies genügt natürlich, um sowohl Vorverstärker, als auch Endstufe ordentlich zu versorgen.

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An der Frontseite des Moons finden wir einen Headphones-Ausgang für 6,3 mm Klinke – der ACE ist also auch für heimliche Sessions geeignet.

Moon Ace im Klangtest: Stabiler Mittelpunkt

Wir begehen den musikalischen Teil dieses Tests vom Moon Ace All-In-One Verstärker mit freundlicher Unterstützung eines Stereopaares der brandneuen 603 S2 Anniversary Edition von Bowers & Wilkins ( zum Testbericht) und dem Schallplattenspieler Sonoro Platinum.

Zusätzlich haben wir den ACE via Netzwerkkabel in unser Redaktions-Netzwerk eingebunden, um mit der MiND-App auf Streaming Clients und unseren Netzwerkspeicher zugreifen zu können. Dabei sei kurz erwähnt, dass die App vor allem auf dem Tablet einen sehr guten Eindruck macht. Sehr schnell haben wir uns in die Menüstruktur und die Mechaniken eingearbeitet und attestieren der Software nach abgeschlossener Testphase ein hohes Maß an Zuverlässigkeit. Das einzige Manko sehen wir in der etwas holzigen Lautstärkeeinstellung in der App. Die zwei Taster für laut und leiser lassen sich heute doch klar durch dynamischere Mechaniken ersetzen.

Aber sei‘s drum – Kommen wir zum Wesentlichen. Wir starten den Test mit einer Platte und legen zu Beginn unsere Referenzscheibe „Spirit of Eden“ von Talk Talk auf den Plattenteller. Hier gibt es einige Parameter, die ein Verstärker kompetent zu transportieren in der Lage sein sollte. Zum ersten: Dynamik. Gleich der erste Titel des Albums „The Rainbow“ kann einer weniger hochwertigen Anlage das Leben schwer machen ob der immensen dynamischen Bandbreite des Mixes. Moons ACE weiß diese jedoch sehr sicher und leichtfüßig abzubilden. Selbst die feinsten Abstufungen und Nuancierungen, seien es der hintergründige Regen oder feinauflösende Becken, werden sehr impulstreu und mit viel Stabilität wiedergegeben. Auch die großen Turbulenzen, wie etwa die ikonisch verzerrte Mundharmonika werden in all ihrem Detailreichtum artikuliert, ohne jedoch auch nur ansatzweise Gefahr zu laufen, zu überbetont daherzukommen.

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Die aufgeräumte Rückseite des Moon ACE bietet allerhand Möglichkeiten der Kopplung sowohl digitaler als auch analoger Zuspieler. Etwas mehr Hochwertigkeit hätten wir bei der Verarbeitung der Lautsprecheranschlüsse erwartet.

The Connector

Wir machen digital weiter und einen rabiaten Genreschwenk zur Rockband Kingswood. „Ohio“ vom 2014 erschienenen Album „Microscopic Wars“ ist ohne Zweifel mit einem Schwerpunkt auf Loudness produziert. Die Hardrock-Nummer liegt als 192 kHz Flac-Datei vor und wird über USB an den Verstärker gegeben. Wenn der Song eines will, dann ist es Schub. Und den liefert Moons ACE Player ohne Probleme. Mit ordentlich „Wums“ schallen vor allem Schlagwerk und E-Gitarre aus den B&W Lautsprechern.

Die volle Nennleistung des Amps werden wir dabei wohl kaum ausreizen. Ungemein muskulös tritt die Musik zutage, wobei die Wiedergabe über das gesamte Spektrum hinweg überaus stimmig ist. Die Kopfstimme des Frontsängers wird genau so druckvoll zum Besten gegeben, wie die fundierten und wohl akzentuierten Bässe. Der Verstärker verwandelt unseren Hörraum ganz locker in eine Konzertarena, wobei die Musik immer die knisternde Gespanntheit einer hochexplosiven Klangbombe mitbringt.

Doch wie verhält es sich mit weniger aufgeladener Musik, etwas Fragilerem? Fragen wir doch den französischen Cellisten von Weltrang Yo-Yo Ma. Seine einzigartige Interpretation Johann Sebastian Bachs Cello Suite Nr. 1 in G-Dur soll zeigen, wie der muskulöse Moon mit Präzisionsarbeit zurechtkommt. Auch hier: ohne Probleme. Ganz im Gegenteil – jetzt fängt unser Testmuster erst so richtig an zu glänzen!

Eine wunderbar reine Darbietung tritt an unsere Ohren. Nicht, dass wir jemals auffällige Verunreinigungen in der Aufnahme gehört hätten. Aber es ist einfach so kristallklar artikuliert, dass die Tatsache, hier eine Aufnahme und kein Live- Konzert zu hören, vollkommen in Vergessenheit gerät. Da ist kein Lautsprecher und kein Verstärker – nur ein Cello und die virtuose Vorstellung einer grandiosen Komposition. Das ist alles.

In der Ausformulierung winziger mikrodynamischer Details beweist der ACE so viel Fingerspitzengefühl wie Yo-Yo Ma selbst. Da ist stets eine nicht hörbare Anspannung, eine Bereitschaft, sofort in die Vollen gehen zu können. Dass diese nicht in Anspruch genommen werden muss, beschert der Musik eine so überzeugende Lebendigkeit, dass wir für einen Kurzen Moment in uns gehen, um zu fragen, ob wir überhaupt die wirkliche Anwesenheit eines Cellos unterscheiden könnten.

Abschließend lässt sich sagen, dass Moon by Simaudio mit dem streaming-fähigen Vollverstärker Ace dem Anspruch an Mediation zwischen digitaler Kompetenz und analogen Sound mehr als gerecht wird. Hier holt man sich hier mit einem Oberklasse-Amp keine lapidare Nebensächlichkeit ins Haus, sondern eine echte Rampensau!

Moon Ace – Preis und Verfügbarkeit

Den Moon Ace All-in-One Music Player / Verstärker gibt es zum Preis von 4.500 Euro (UVP) im autorisierten Fachhandel zu kaufen.

Webseite: www.simaudio.com/de/

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 02/21.

► Lesen Sie hier: Die besten Verstärker 2021

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Fazit
Moon by Simaudio gehörte bisher zu den eher seltener besprochenen Akteuren der HiFi-Szene. Der netzwerkkompatible Vollverstärker ACE gibt einen weiteren Anlass, dies in der Zukunft zu ändern. Eine große Anschlussvielfalt samt digitaler Vorzüge treff en auf analogen satten Sound. Ein wahrer Brückenbauer.
Wiedergabequalität
95
Ausstattung / Verarbeitung
85
Benutzerfreundlichkeit
100
Preis / Leistung
70
Leserwertung0 Bewertungen
0
Vorteile
Dynamischer, räumlicher Sound
Nachteile
keine diskrete Schaltungstopologie
87
Moon Ace

Bildquellen:

  • Test Moon Ace All-in-One Music Player Verstaerker 01: Auerbach Verlag