Libratone Air+ Kopfhörer In-Ear Headphones Test Review

Test: Libratone Air+ (2. Generation) – True-Wireless In-Ear Kopfhörer

Wie viele andere Hersteller buhlt auch Libratone mit neuen Wireless In-Ears um die Gunst von uns Kopfhörerfreundinnen und Freunden. Wenn man bedenkt, dass der Hersteller vor zwei Jahren Insolvenz anmeldete, ist die Neugier umso größer.

Im Mai 2020 meldete der dänische Treuhänder Anders Hoffmann Kønigsfeldt, dass Libratone Insolvenz anmelden muss. Das war ein Schock für die vielen Fans der dänischen Audiomarke, die vor allem durch ihr Design und ungewöhnliche Materialien immer wieder für Aufmerksamkeit sorgte.

Doch schon ein paar Wochen später war ein Investor gefunden, die Firma Little Bird ApS, die aus einigen dänischen Investoren besteht, sorgte mit ihrer Übernahme für frisches Geld. Das wurde in die Entwicklung neuer Produkte gesteckt, wie etwa der Libratone Air und Air+ (2. Gen). Beide präsentierte man bereits im Februar 2021 auf dem chinesischen Markt.

Im September kamen die Dänen dann auch auf den europäischen Markt zurück und wir konnten uns ein Exemplar der kabellosen Libratone Air+ In-Ear Kopfhörer der zweiten Generation sichern. Das haben wir nun wirklich ausgiebig testen können.

Lieferumfang, Design und Sitz

Sehr angenehm fällt zunächst die Verpackung der Libratone Air+ In-Ear Kopfhörer auf, denn immerhin besteht die vollständig aus Pflanzenfasern und ist damit komplett biologisch abbaubar. Der Lieferumfang ist dann weniger erwähnenswert. Die Kopfhörer, das Ladescase, ein USB C auf USB A-Ladekabel und drei Silokonohrstöpsel in den Größen S, M und L sind dabei. Hier hätten wir uns zwei, drei mehr Größen gewünscht wie etwa XL oder XS. Wobei die Ohrhörer mit den Ohr-stöpseln alternativer Anbieter kompatibel sind. Wer also kleinere oder größere benötigt, der kann die einfach im Netz ordern – Freund Google hilft dabei. Bei den meisten Konsumentinnen sollten allerdings eine der drei Größen passen.

Richtig angetan sind wir vom Design. Hier merken wir, wo Libratone sein Wurzeln hat – im Designland Dänemark. Das beginnt schon beim Ladecase. Es ist ungewöhnlich klein, gerade ein-mal 5 × 5,4 × 2,4 Zentimeter und wiegt nur 41 Gramm. Seine flache Bauart mit den abgerundeten Ecken und Kanten und dem sehr hochwertigen Kunststoff machen es zu einem echten Handschmeichler. Ja wir erwischen uns immer wieder, wie wir es einfach in die Hand nehmen und damit herumspielen. 

Das Design-Highlight ist das Libratone-Logo auf der kreisrunden Metallplatte an der Front. Klappen wir dann das Case auf, fällt uns die nächste Besonderheit auf. Die In-Ears stecken hier nicht drin, sondern werden reingelegt. Das hat den ungeheuren Vorteil, dass sich die Kontakte einfach reinigen lassen.

Weiterhin ist die Ladebuchse des Cases mit einer LED ausgestattet. Drücken wir auf den Button auf der Rückseite blinkt sie dreimal weiß auf, wenn das Case voll auf-geladen ist. Zweimal blinkt sie bis zu 40 Prozent Ladung, einmal bis zu 15 Prozent und rot, wenn die Ladung unter 10 Prozent ist. Eine praktische Funktion, wenn wir schnell überprüfen wollen, ob wir das Case aufladen müssen. Das geht im Übrigen nicht nur per Ladekabel. Was wir damit meinen, verraten wir im nächsten Abschnitt.

Die In-Ears an sich sind natürlich auch ein Hingucker. Sie wirken einfach extrem anmutig und passen sich perfekt ins Ohr ein. Selbst wenn wir auf dem Ohr liegen, bemerken wir sie kaum, so flach sind sie gebaut. Wer den passenden Ohrstöpsel gefunden hat, der wird die Libratone Air+ kaum nachjustieren müssen, wenn sie einmal eingesetzt sind. Das auf diesen kleinen In-Ears noch Platz für eine Touchsteuerung ist, ist fast unglaublich. Auch haben sie einen Sensor integriert, der die Pausenfunktion auslöst, wenn wir sie nicht tragen. Da kann manch höherpreisige Konkurrenz was lernen.

Libratone Air+ - Zubehör Kopfhörer In-Ear Headphones Test Review
Der Lieferumfang ist eher spartanisch – gerade in Bezug auf die Ohrstöpsel, aber es lassen sich Ohrpassstücker von anderen Anbietern nutzen.

Bedienung, App und Akku

Die Steuerung der Libratone Air+ In-Ear Kopfhörer läuft per Touch. Über zweifache und dreifache Berührungen können wir Pausieren, die Lautstärke ändern usw. Eine Funktion finden wir dabei besonders praktisch: Das wechseln zwischen mehreren Geräten. Die Kopfhörer merken sich bis zu drei Bluetooth-Audio-Quellen. Per Dreifach-Tippen (wenn in App aktiviert) wechseln wir zwischen diesen. Wie genau sich die Kopfhörer bei Berührung verhalten sollen, ist in der sehr guten App einstellbar.

Um die App (iOs und Adroid) zu nutzen, müssen wir uns registrieren. Das ist in Zeiten, in denen immer mehr Firmen unsere Daten wollen und mit Genuss handeln, nicht gerade fein. Wir haben bei Libratone nachgefragt und erhielten die Antwort, dass die Daten nach europäischen Datenschutzstandards behandelt werden und nur dazu dienen, die richtigen Systemupdates auf die Ohrhörer spielen zu können. Immerhin möchte ein deutscher User sicher nicht das chinesische Update auf seine Kopfhörer gespielt bekommen. Mehr als die dafür nötigen Daten werden nicht erfasst. Damit können wir leben.

Daneben ist die App wirklich gut gemacht und wir empfehlen allen Nutzerinnen und Nutzern, sie zu installieren. Dank ihr legen wir nämlich nicht nur fest, ob die Geräuschunterdrückung automatisch agiert, sondern können, wie gesagt, die Touchsteuerung individualisieren und einige Klangmodi nutzen, die durchaus – doch dazu später mehr.

Wichtig zu erwähnen, es gibt auch einen Passformtest. Mit ihm ermitteln wir, ob die Libratone Air+ richtig sitzen. Das ist gerade für In-Ears-Anfänger eine tolle Sache.

Der Akku der Air+ In-Ears hält bis zu 6 Stunden durch. Dank des Ladecases können wir die Laufzeit auf 24 Stunden strecken. Und dieses lässt sich sogar kabellos aufladen. Wie ein aktuelles Smartphone legen wir es auf eine Ladematte und versorgen so den Akku wieder mit Energie.

Ein kleiner Wermutstropfen sind vielleicht die Bluetooth-Codecs, welche die Ohrhörer nutzen. Es sind SBC und aptX. Das ist angesichts der HiRes-Verliebtheit vieler Kopfhörerfreunde sicher nicht die klügste Entscheidung der Dänen gewesen. Doch der Codec allein sagt ja noch nichts darüber aus, wie gut sie am Ende klingen.

Libratone Air+ - Detail Kopfhörer In-Ear Headphones Test Review
Dank eines Sensors erkennen die Air+, ob sie getragen werden und Pausieren die Wiedergabe, wenn wir sie aus dem Ohr nehmen

ANC und Sound der Libratone Air+ In-Ear Kopfhörer

Inzwischen ist es ja schon fast Standard, Wireless-In-Ears her-auszubringen, die über Active-Noise-Cancelling verfügen. Die Air+ sind hier keine Ausnahme. Und sie machen ihre Sache gut. Bis zu 30 dB unterdrücken sie und in Büro, Zug oder Bus sperren sie Umgebungsgeräusch wirkungs-voll aus. Auch im Freien machen sie das sehr gut, selbst wenn der Wind weht. Der verfängt sich ja gern in den Mikrofonen solcher Ohrhörer und sorgt für unangenehme Geräusche. Das passiert bei den Libratone so gut wie gar nicht und wenn, dann nur schwach aus-geprägt.

Beim Telefonieren zeigt sich, dass die Ingenieurinnen hier alles richtig gemacht haben. Das Dualmic sorgt wirklich für ein Anruferlebnis wie am Smartphone. Will heißen, der oder die Angerufene denkt, wir würden direkt ins Smartphone sprechen. Dieser typisch hallige Klang, den wir sonst von Freisprechern kennen, ist ausradiert.

Der Sound der Air+ ist eine Ohrenweide. Egal ob wir einem Podcast lauschen oder TV-Ton oder Musik – Immer bleiben sie dem Material verbunden und beleben es mit einer richtig angenehmen Musikalität. Sicher sind es keine „Abmischkopfhörer“, doch ihr Detailreichtum ist wunderbar und der Klangraum wahrhaft erhaben. In den Bässen punkten sie mit Lebendigkeit, genau wie in den Mitten und Höhen. Alles passt einfach perfekt zusammen und es macht Spaß mit ihnen stundenlang allen Arten von Tönen zu lauschen.

Dazu bietet die App noch diverse Klangprofile wie „Neutral“, „Bass“ oder „Höhen“. Doch das beste Profil heiß „Smart“. Hier wird der Klang der Kopfhörer automatisch an den Tragezustand der In-Ears angepasst. Wir hätten nicht erwartet, wie viel Klangzuwachs dieser intelligente EQ aus den Air+ holen kann. Da zeigt sich endlich mal, dass eine intelligente Art des Software-Soundtunings wirklich ein echter Gewinn für uns Nutzer und Nutzerinnen sein kann.

Preis und Verfügbarkeit

Die Libratone Air+ True Wireless In-Ear Kopfhörer der zweiten Generation sind online bei Amazon, Enzinger, Cyberport, Gravis und Digitec.ch erhältlich. Sie kosten laut UVP 199 Euro. Der Straßenpreis liegt bei circa 170 Euro.

Webseite: www.libratone.com

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 01/2022.

▶ Lesen Sie hier: Test der Røde NTH-100 | Over-Ear Kopfhörer fürs Studio

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Fazit
Wären die Air+ der zweiten Generation ein Song und Libratone eine Band, dann wären diese In-Ears ihr perfektes Comeback. Die In-Ears haben ein wirklich gutes ANC, sitzen richtig gut im Ohr und sind sogar staub-, schweiß- und spritzwassergeschütz. Ihr Klang ist hervorragend musikalisch. Der smarte EQ in der App ist dabei ein echter Gewinn. Das lässt vergessen, dass sie „nur“ SBC und aptX können. Dazu kommt ein tolles Design mit einem wirklich durchdachtem Ladecase.
Wiedergabequalität
90
Ausstattung/Verarbeitung
100
Benutzerfreundlichkeit
80
Preis/Leistung
90
Leserwertung1 Bewertung
100
Vorteile
sehr lebendiger musika-lischer Klang
perfekte Telefonie
gut durchdachte und sinnvolle App
Nachteile
Registrierung für App-Nutzung
nur SBC und aptX
90
Libratone Air+

Bildquellen:

  • Libratone Air+ – Zubehör: Auerbach Verlag
  • Libratone Air+ – Detail: Auerbach Verlag
  • Libratone Air+: Auerbach Verlag