Test: Excalibur Platinum – MC Tonabnehmer

Es passiert in dieser Branche nicht selten, dass schon der Name eines Produktes Programm machen soll. Das ist beim Excalibur Platinum MC nicht anders.

Der Königsmacher

Der Legende nach brach im alten Britannien nach dem Tod des Königs Uther Pendragon ein heftiger Streit über dessen Nachfolge aus. Man holte den Zauberer Merlin zu Hilfe, welcher den Edlen riet, bis zum Heiligen Abend Gott um Erleuchtung zu ersuchen. Am Weihnachtstag selbst erschien auf dem Klosterhof vor der Kirche, in dem der Rat zusammengekommen war, ein Schwert, dessen Klinge bis zum Heft in einem gewaltigen Marmorquader getrieben war. Merlin verkündete, nur der wahre König wäre durch Gott mit genügend Stärke gesegnet, die Klinge aus dem Stein zu befreien.

Daraufhin bestimmte der Erzbischof 250 Edelmänner, welche gebeten wurden, ihrem Alter nach einer nach dem anderen zu versuchen, das Schwert aus dem Block zu ziehen. Niemandem sollte es gelingen. Am folgenden Tage kam ein junger Mann zufällig über den Klosterhof gelaufen mit dem Auftrag, Ersatz zu bringen für eine im Turnierbetrieb geborstene Waffe. Er entdeckt das Heft, welches aus dem Marmor ragte und befreite das Schwert mühelos. Der junge Mann namens Artus sollte fortan als gottgesandter König über Britannien herrschen. Dank des berüchtigten Schwertes mit dem Namen Excalibur.

Der ganz feine Schliff

Warum diese Geschichte? Auf den gleichen Namen hört der hochwertige Moving Coil-Tonabnehmer aus dem Audio-Vertrieb von TAD. Und genauso wie Excalibur Artus zum König machte, will der Excalibur Platinum MC den Plattenspieler zum Klangkönig machen. Doch der Reihe nach.

Für den Excalibur Platinum MC ruft der Hersteller knapp 1.300 Euro auf. Er wird in Japan nach den Vorgaben des Industriedesigners Helmut Thiele (u.a. Thorens) hergestellt. Geliefert wird der Königsmacher jedoch zum Glück nicht in einem Marmorblock, sondern in einem schicken Naturholz-Etui. Freilich ist der Tonabnehmer selbst von deutlich filigranerer Gestalt als sein legendärer Namensvetter. So beherbergt der mehrfach versteifte Hochglanz-Korpus einen Nadelträger aus edlem Bor.

Auf diesem ruht wiederum die Abtastnadel aus nacktem Diamant mit Microridge-Schliff. Die Platinum-Variante des Excalibur ist neben der Goldversion die einzige, die mit dem Werkstoff Bor operiert. Wobei die Nadel des Excalibur Gold im Shibata-Schliff ausgeführt ist. Der große Vorteil des Microridge Solid und auch des Shibata ist, dass im Direktvergleich mit sphärisch oder elliptisch geschliffenen Nadeln eine deutlich größere Kontaktfläche sichergestellt ist, welche die feinen Rillen der Schallplatte abtastet.

Der Excalibur Platinum MC wird in einem sehr ansprechenden Naturholz-Etui geliefert. Dank des Microridge-Schliffs hat die Nadel eine verhältnismäßig große Auflagefläche.

Auf die Details kommt es an

Wer bei der Performance eines Phonosystems Wert auf Nuancen legt, sollte auch bei den technischen Daten eines Tonabnehmers auf die Details achten. So haben wir es beim Excalibur Platinum mit einem Moving Coil-System zu tun, das von Haus aus mit einer geringen Ausgangsstärke daherkommt. Lediglich 0,45 Millivolt an 1 Kilohertz lassen sich bei diesem Modell messen, sodass eine vernünftige Vorstufe unabdingbar ist.

Hier sollte auch die Möglichkeit bestehen, die Impedanz des Tonabnehmers von über 100 Ohm einzustellen. Der Frequenzgang des Excalibur ist mit einer Spanne von 10 Hertz (Hz) bis 40 kHz absolut State of the Art. Bei der Installation des Tonabnehmers empfiehlt der Hersteller eine Auflagekraft von 2 Gramm. Wobei der Excalibur Platinum ein Eigengewicht von 5,4 Gramm mitbringt und die Nadel über eine mittlere Nachgiebigkeit von 10×10-6 cm/dyne verfügt.

Der Königsmacher

Testen wollen wir den Königsmacher an nichts Geringerem als dem 15.000 Euro schweren Bellini von Transrotor ( hier im Test). Der wiederum seinerseits über die Kombination aus Rega Aria MK3 Phonostufe und Audionett WATT ein Paar 805 D4 Signature Kompaktlautsprecher von Bowers & Wilkins anspielt.

Sowie wir den Excalibur am Tonarm TRA 9 montiert haben, können wir auch schon loslegen. Wir beginnen mit „Embryonic“ von The Flaming Lips. Die spektral teils überbordend detailreichen Songs der Kalifornischen Experimentalisten sind durchaus keine leichte Kost. Was das konfigurierte Setup angeht, trennt sich hier schnell die Spreu vom Weizen. Wobei wir anmerken wollen, dass der Bellini bereits mit dem Figaro eine wirklich ausgezeichnete Figur machte. Doch mit dem Excalibur am Arm gelingt es dem System, doch noch das letzte bisschen Feinschliff aus den Rillen zu schürfen.

Zum Beispiel beim Titel „The Sparrow Looks Up at the Machine“ kommen dreckige Drums, Fuzz-Gitarren, Noise-Flächen, angezerrter Bass und röhrige Vocals in verträumter Lo-Fi-Ästhetik zusammen und verlangen dem System einiges ab. Dass die Band hier mit dem körnigen Sound alter Bandmaschinen kopuliert, sollte nicht zu der Missdeutung führen, dass hier weniger Feingefühl vonnöten ist. Denn ganz im Gegenteil: Die feinen Nuancen in Hallfahnen, Tape Delays und analoger Übersteuerung sind von extremer organischer Komplexität und ja gerade deshalb so interessant.

Viele produktionsbedingte Artefakte setzen sich hier zu einem analogen Klangmosaik zusammen. Und in der Tat klingt es mit dem Excalibur Platinum deutlich besser als ohne. Nicht zuletzt dank des Schliffs der Nadel kommt hier wirklich der gesamte Sound zum Tragen. Eine Performance, wie wir sie bei diesem Album zuvor tatsächlich noch nicht erleben durften.

Webseite: www.tad-audiovertrieb.de

Ausstattung Excalibur Platinum MC

Allgemein
GeräteklasseTonabnehmer
HerstellerExcalibur
ModellPlatinum MC
Preis (UVP)1.299 Euro
PreiskategorieOberklasse
Maße (B/H/T)1,8 x 1,5 x 2,4 cm
Gewicht5,4 g
Informationenwww.tad-audiovertrieb.de
Technische Daten*
SystemMC
Frequenzgang10 Hz – 40 kHz
Auflagekraft2 g
Kanaltrennung25 dB/1 kHz

*Herstellerangaben

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 07/2023

▶ Lesen Sie hier: Test: Excalibur Black, Blue und Green – Analoge Exzellenz

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Test: Excalibur Platinum – MC Tonabnehmer
Fazit
Hätte König Artur Schallplatten gehört, wäre der Excalibur Platinum MC seine Wahl gewesen. Der Tonabnehmer gehört nämlich zweifelsohne zu den besten, die wir in der AUDIO TEST je zu testen die Ehre hatten. Er verleiht ohnehin schon exzellenten Systemen royalen Glanz, nicht zuletzt dank des Microridge Solid-Schliffs der Diamantnadel. Ein reines Vergnügen.
Wiedergabequalität
100
Ausstattung/Verarbeitung
100
Benutzerfreundlichkeit
90
Preis/Leistung
80
Leserwertung28 Bewertungen
51
Vorteile
pefekte Detailzeichnung
fantastischer Frequenzgang
breite Auflagefläche der Nadel
Nachteile
keine
97
Gesamtergebnis