Zweimal 1.000 Euro müssten Sie ausgegeben, um den T1 und den T5 von Beyerdynamic zu kaufen. Aber vielleicht genügen ja auch einmal 1.000 Euro, wenn Sie wissen, welcher T-Kopfhörer besser passt. Unser Test der beiden High-End Kopfhörer hilft Ihnen sicher bei der Entscheidungsfindung.
Anfang September 2020 stellte Beyerdynamic seine neuen High-End-Kopfhörer mit Tesla-Technologie vor: den T1 und den T5. Die gehen jetzt schon in die dritte Generation. Es handelt sich also bei beiden um Überarbeitungen der Vorgänger.
Die Gemeinsamkeiten
Von außen betrachtet unterscheiden sich die beiden Tesla-Kopfhörer T1 und T5 nur in drei Punkten: Der T1 ist offen und der T5 ist geschlossen. Das ist der erste Punkt. Der zweite Punkt betrifft die Ohrpolster. Die sind beim T5 mit Kunstleder und bei T1 mit Velour überzogen. Der dritte Punkt ist die Optik, wobei wir hier schon genauer hinsehen müssen. Beim Beyerdynamic T1 finden wir nämlich im Gehäusedeckel des Ohrhörers Löcher und beim Beyerdynamic T5 ein aufgedrucktes Punktmuster.
Jedoch wären wir keine neugierigen Tester, wenn wir nicht noch mehr Unterschiede ausmachen würden. Also starten wir unseren Test und schauen uns erstmal die Gemeinsamkeiten an. Zunächst wollen wir auf die Tasche der Kopfhörer eingehen.
Transportbox oder eher Koffer?
Die ist beim Beyerdynamic T5 und T1 absolut identisch. Das bedeutet: Sie besteht aus einer Hartschale, die mit Velour überzogen ist. Das macht einen sehr edlen Eindruck. In der Tasche finden wir den Kopfhörer und ein 3 Meter langes, textilumanteltes Kabel. Es wird beidseitig in den Kopfhörer eingesteckt – also pro Ohrhörer ein Anschluss und endet auf 3,5-mm-Klinke. Ein 6,3-mm-Klinken-Adapter ist aufgeschraubt. Soweit so gut.
Was wir nicht verstehen: die Größe des Hardcase. Es ist nimmt soviel Platz ein wie ein kleiner Schminkkoffer. Sicher, wenn wir den Kopfhörer nur an einem Ort benutzen, dann ist die Größe der Transportbox egal. Wer allerdings den Beyerdynamic T1 oder T5 gern mal dort oder dort mit hinnehmen will, möchte bestimmt keinen kleinen Koffer mitschleppen, nur um den Kopfhörer sicher zu transportieren. Da hätten wir uns von Beyerdynamic etwas mehr Umsicht gewünscht. Eine zusätzliche kleine Transporttasche hätte in dem „Beautycase“ sicherlich Platz gehabt.
Sitzt wie angegossen
Für den Tragekomfort geben wir den beiden Kopfhörern die Bestnote. Sie wirken zwar optisch recht klobig, fühlen sich aber niemals so an. Sie sitzen richtig bequem auf dem Kopf. Die Ohrhörer sind fabelhaft gepolstert. Die Ohrpolster lassen sich sogar bei Bedarf austauschen. Zudem ist der Bügel angenehm geformt. Wir spüren ihn quasi gar nicht auf dem Kopf. Außerdem ist der Anpressdruck angenehm fest. Einfach schnell vom Kopf rutschen werden die neuen Beyerdynamic garantiert nicht. Und keine Bange: Der Anpressdruck ist nicht zu fest. Also unangenehm zu tragen, sind die T-Modelle zu keiner Sekunde.
Das Einstellsystem, an dem wir die Kopfhörer an die Kopfgröße anpassen, ist allerdings extrem schwer. Da müssen wir ganz schön an den Ohrhörern ziehen, um auf die richtige Größe zu kommen. Auf der anderen Seite hat dies den Vorteil, dass sich der eingestellte Kopfumfang nicht so leicht verändern lässt, nur weil man die Kopfhörer mal unsanfter anpackt. Zum Kopfhörer dazu gibt es das erwähnte Kabel. Da es beidseitig ins T-Modell führt, kann es manchmal ein wenig am Hals stören.
Wer weit ausgeschnittene Mode trägt, bei dem schubbert vielleicht auch ab und zu die Textilumantelung unangenehm auf der Haut. Aber das sind echte Luxusprobleme. Wer also ein „anschmiegsameres“ Kabel möchte, muss sich dies selber organisieren.
Das steckt hinter der Tesla Technologie
Herzstück der T-Kopfhörer sind natürlich die Schallwandler. Die nutzen die sogenannte Tesla-Technologie. Der Name rührt von der Einheit für die magnetische Flussdichte: Tesla. Mit ihr wird die Stärke des Magnetfeldes im Luftspalt angegeben. In den Tesla-Schallwandlern von Beyerdynamic wird eine magnetische Flussdichte von über einem Tesla erreicht. Und daher rührt der Name. Was bringt nun aber diese hohe Flussdichte? Sie sorgt dafür, dass der magnetische Antrieb dieses Kopfhörers ungefähr doppelt so leistungsfähig ist, wie der eines konventionellen Schallwandlers.
Doch bedeutet mehr Leistung automatisch besserer Klang?
Schauen wir uns erst noch die technischen Daten an. T1 und T5 haben eine Nennimpedanz von 32 Ohm, was für mobile wie stationären Zuspieler geeignet ist. Der Kennschalldruckpegel liegt bei beiden bei 100 dB (1mW). Und sie übertragen Frequenzen zwischen 5 und 50000 Hertz. Damit sind sie HiRes-fähig und tragen auch das HiRes Audio Zertifikat der Japan Electronics and Information Technology Industries Association (JEITA). Dessen Bedingung für das Zertifikat lautet bei Kopfhörern: Sie müssen 40kHz oder mehr wiedergeben können.
Die Unterschiede
Werfen wir noch einen Blick auf das Äußere der Kopfhörer. Das Design scheint bei beiden absolut identisch. Nur wenn wir genau hinsehen, dann bemerken wir die erwähnten kleinen Löcher in der Abdeckung des T1. Die müssen ja auch da sein, denn sonst wäre er nicht offen. Dieses Lochmuster wird übrigens mittels Ätzverfahren in die Schalung gebracht. Es ist, laut Beyerdynamic, exakt auf die Akustik des Kopfhörers abgestimmt.
Der Beyerdynamic T5 hat an dieser Stelle einfach ein aufgedrucktes Punktmuster spendiert bekommen, sodass sich die optischen Unterschiede wirklich auf minimalem Niveau bewegen. Ansonsten ist das Design sicher nicht der große Hingucker. Es hat dieses typisch deutsche funktionale Flair, was immer sehr aufgeräumt und ordentlich sowie zeitlos wirkt. Kurz gesagt: Ein Design, was auf Nummer sicher geht.
Klangtest des Beyerdynamic T1 – Offener High-End-Kopfhörer
Wir testen die Kopfhörer an unterschiedlichen mobilen HiRes-Playern – zwei davon finden Sie im Test auch in dieser Ausgabe. Außerdem schließen wir sie an stationäre Zuspieler an. Um einen umfassenden Höreindruck zu gewinnen, lauschen wir CDs sowie hochaufgelösten Files und einigen Streams. Bei den CDs haben wir unter anderem „Play Bach, No. 1“ von Jacques Loussier gelauscht. Die verjazzten Versionen bekannter Bach-Stücke erfreuen nun schon seit über 60 Jahren die Musikfreunde auf aller Welt. Wahrscheinlich, weil sie die Kraft und Präzision eines Bach-Werkes mit der Leichtigkeit und Verspieltheit von Jazz zusammenbringen. So wird aus ernster Musik gelungene Unterhaltung, ohne ins Beliebige abzurutschen.
Vom Klang sind wir von der ersten Sekunde an begeistert. Was auffällig ist, ist die schöne Weite des Sounds. So ist etwa „Play Bach, No. 1“ ein Studio-Album – trotzdem schaffen es die T1, ihm eine Art Live-Atmosphäre zu geben. Was wir damit meinen: Es klingt nicht so, also ob die Instrumente in unserem Kopf sitzen, sondern sie erscheinen vor uns. Sie werden lebendig vor unserem geistigen Auge bzw. Ohr. Besonders ohrfällig ist dabei der Bass. Er klingt so rund und angenehm, er ist richtig „yummy“.
Insgesamt liefern die T1 ein Klangerlebnis, wie wir es von Kopfhörern dieser Preisklasse erwarten, was Detailreichtum und Stereoaufbau sowie Tiefenstaffelung betrifft. Dazu gesellt sich eine Art musikalische Wärme, die es einfach zum Genuss macht, jeder Art von Musik zu lauschen. Selbst Streams in MP3-Qualität (320 kbps) werden damit zum Traum.
Unser Tipp: Linn Radio mal testen. Da können wir immer neue Klangperlen entdecken und das bei wirklich sehr guter Klangqualität. Die entdeckten Klangperlen kann man sich ja später als High-Res-Download zulegen. Die T1 sind damit definitiv einer unserer Favoriten, wenn es um Hörgenuss – und wir betonen dabei das Wort „Genuss“ – geht. Mit ihnen gestalten wir ungestörte Hörabende und träumen uns in ferne Klangwelten.
Klangtest des Beyerdynamic T5 – Geschlossener High-End-Kopfhörer
Die T5 sind die „geschlossenen“ Geschwister der T1. Sie haben deshalb auch einen leicht anderen Klang. Im unmittelbaren Vergleich ist ihr Sound etwas kühler. Dafür sind die Mitten einen Hauch präsenter und die Details einen Tick deutlicher. Sie klingen neutraler als ihre Geschwister. Die Abschirmung vor Außengeräuschen sorgt außerdem dafür, dass wir noch ungestörter uns auf jedes Element der Musik fokussieren können.
Allein dadurch sehen wir sie weniger bei den Genusshörern, sondern eher bei Menschen, die gern und viel mit Musik arbeiten; sei es als Kritikerin oder im Studio. Gerade dort leisten die Kopfhörer wohl unvergleichlich gute Dienste, auch weil sie es fertigbringen die Tiefenstaffelung der Musik plastisch vor uns Hörern aufzubauen. Dieses komische Gefühl, dass die Instrumente mitten im Kopf klingen, erzeugen sie glücklicherweise nie.
Beyerdynamic T1 oder T5?
Die Frage, ob wir den T1 oder T5 empfehlen würden, ist einfach zu beantworten: Wer sich gern dem Musikgenuss in einem ruhigen Raum hingibt, der sollte auf jeden Fall die T1 Probe hören. Es gibt nur wenig andere Kopfhörer, die derart filigran Klänge wiedergeben und dabei soviel Wärme hineinlegen, dass sofort große Hörfreude entsteht.
Wer hingegen Musik eher analysieren will und sich von der Umgebung etwas abschirmen muss, der sollte zu den T5 greifen. Wobei wir an dieser Stelle auch schreiben müssen, dass der erwähnte Unterschied nur beim direkten Vergleich auffällt. Wer die Kopfhörer alleine hört bzw. mit einem zeitlichen Abstand, der wird mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen Unterschied ausmachen.
Mehr Informationen unter: www.beyerdynamic.de
Anmerkung: Dieser Testbericht erschien erstmalig in der Printausgabe von AUDIO TEST Ausgabe 7/2020.
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Bildquellen:
- MG_7001: Auerbach Verlag
- MG_7017: Auerbach Verlag
- MG_7007: Auerbach Verlag
- AUDIO TEST Magazin Ausgabe 1/21 2021: Auerbach Verlag
- Beyerdynamic T1 & T5 Test: Auerbach Verlag