Testbericht: Dynaudio Evoke 50 Standlautsprecher floor speaker high end hifi test review

Test: Dynaudio Evoke 50 Standlautsprecher – Erwache!

Kurztrip zum Jupiter

Auch weil es in dieser Ausgabe von AUDIO TEST vornehmlich um Tuning und Akustik geht, erlauben wir uns einen kurzen Exkurs aufs Firmengelände Dynaudios. Dort befindet sich nämlich der Jupiter – wohl eine der größten, wenn nicht die größte Akustik-Messeinrichtung eines Elektronikunternehmens auf europäischem Boden. Im Herzen des Firmengeländes haben Dynaudios Tüftler einen würfelförmigen Raum mit einer Kantenlänge von satten 13 Metern bauen lassen. Dort wird der Prüfling in halber Höhe auf einer Plattform positioniert, die ebenso wie ein Halbring, der mit 31 Messmikrofonen bestückt ist, von einem Roboter gesteuert wird. Somit ist Dynaudio in der Lage, 360° Messungen seiner Speaker im einzelnen aber auch ganzer Setups vorzunehemen. Vor allem im Hinblick auf uns und Ihnen bekannte Hör- und Messräume ist beim Jupiter besonders interessant, dass er keinerlei reflexionsmindernde Ausstattungen erfuhr. Dynaudio begründet dies mit der nachlassenden Effektivität entsprechender Absorber-Techniken im Tieftonbereich.

Daher simuliert der Jupiter eine reflexionsarme Umgebung, indem die messenden Mikrofone während der Sekundenbruchteile zwischen den vom Lautsprecher ausgegebenen Impulstönen und deren Reflexionen abgeschaltet werden. Dies klingt allerdings wesentlich einfacher, als es sich in der praktischen Umsetzung realisieren lässt. Hier jedoch tiefer ins Detail zu gehen, würde den Text leider seines Praxisteils berauben, daher wollen wir es bei diesem oberflächlichen Exkurs belassen. Neben der Evoke-Serie kamen bisher übrigens nur die Confidence 60 und die Music 1 in den Genuss, während ihrer Entwicklung auf den Jupiter zu stoßen. Dem Akustikdesigner der Evoke-Kollektion Alex Newman zufolge konnte der Entwicklungsprozess der Serie somit um ein Vielfaches verkürzt werden. Nun aber zurück zum Wesentlichen.

Testbericht: Dynaudio Evoke 50 Standlautsprecher floor speaker high end hifi test review
Am oberen Ende des Treiber-Ensembles thront der Cerotar-Hochtöner

Ganz der Däne

Für den praktischen Teil des Tests bespielen wir das Stereopaar der Dynaudio Evoke 50 mit dem All-In-One-Stereovollverstärker M6 Encore von Musical Fidelity. Als klangliche Referenz vertrauen wir mal wieder auf ein Duett namens Contour 30, das sich nun mit der neuesten Kreation seiner Urheber messen darf. Wir steigen ein mit dem rumänischen Pianisten Eugen Cicero und seinem Arrangement der Arie „Erbarme dich, mein Gott“ aus Bachs Matthäuspassion für Klavier, Kontrabass und Schlagzeug. Es gefällt. Und zwar sehr. Im Hinblick auf eine detailreiche, hochauflösende Hochtonwiedergabe des Cerotar-Tweeters hat Dynaudio nicht zu viel versprochen.

Während das Piano leichtfüßig in unseren Hörraum perlt, zeichnet der Evoke 50 die Ride-Becken mit solch einer fein aufgelösten Textur, welche an Originalität wohl nur durch eine Live-Performance übertroffen werden kann. Noch so zarte Transienten der dynamisch anspruchsvollen Aufnahme werden mit sehr viel Fingerspitzengefühl übertragen. Währenddessen realisieren die Tieftöner ein überaus sattes Fundament. Das Timbre des gezupften Basses kommt klar und natürlich zur Geltung. Dabei wird jede Note in ganzer Fülle ihres Impulses wiedergegeben. Jedes leichte Schnarren der Saiten erklingt metallisch-echt. Auch hier vermag der Evoke 50 mit einer hervorragenden Impulstreue auch noch so feine Akzente authentisch hervorzuheben. Währenddessen tendiert der Dynaudio Contour 30, welcher wie bereits erwähnt zu unseren Lieblingen gehört, dazu, die Becken etwas geschliffener darzustellen. Im Bass kommt er hier nicht auf die gesamte Fülle des Klangs.

Nur in den oberen Mitten kann er sich im Vergleich zum Evoke 50 profilieren. Hier tritt unser Referenz-Modell etwas prägnanter akzentuiert zutage. Beim Titel „Ariah Being“ der kalifornischen Band Kiev fällt diese Beobachtung jedoch zugunsten des Dynaudio Evoke 50 aus. Hier fügen sich die Vocals deutlich besser in den Mix als beim Konkurrenten. Hier kann unser Prüfling obendrein ob einer beeindruckenden räumlichen Aufgeräumtheit punkten. Die Aufnahme ist gut gesättigt durch das Ensemble aus Gitarren, Bass, Klavier, Bläsern und Schlagwerk. Unsere Contour 30 transportiert den Mix eher kompakt und fest – so, wie wir den Song kennen – während der Evoke 50 hier eine tiefere Bühne bereitstellt, auf der jede Stimme reichlich Platz zugesprochen bekommt.

Der Mix klingt hier um einiges luftiger, allerdings nicht weniger muskulös. Zu guter Letzt widmen wir uns einem klassischen Werk. „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms. Hier haut uns der Lautsprecher endgültig vom Hocker. Bei der Eröffnung des ersten Satzes wiegt uns der Evoke in wohlig temperierten Bässen, während uns der Chor in aller dynamischer Feinheit und klangfarblicher Fülle in höhere Sphären entlockt. Als erweckte der Lautsprecher ungeahnte spirituelle Kräfte in uns. Nunja, wie könnte es anders sein, wenn eine großartige Komposition auf einen großartigen Lautsprecher trifft.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.dynaudio.de

Dieser Testbericht erschien erstmals in Ausgabe 05/19 der AUDIO TEST.Hier können Sie das Heft mit exklusiver Jazz/Klassik 7“ Single Vinyl bestellen.

Fazit
Dass Dynaudio Lautsprecher bauen kann, wussten wir bereits. Dass uns mit dem Evoke 50 ein potenzieller High-Ender erwartet, haben wir geahnt. Aber dass wir auf einen Schallwandler stoßen, der mit solcher einer ausgewogenen Spielfreude alle Standlautsprecher seiner Preisklasse in den Schatten stellt, die uns Dynaudio bisher zukommen ließ, hat uns kalt erwischt. Die Reise zum Jupiter hat sich definitiv gelohnt!
Wiedergabequalität
94
Ausstattung/Verarbeitung
100
Benutzerfreundlichkeit
90
Preis-/Leistungsverhältnis
90
Leserwertung122 Bewertungen
23
Vorteile
brillante Wiedergabe
räumliche Weite
satte Tieftonwiedergabe
94
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • Dynaudio Evoke Detail: Bild: Auerbach Verlag
  • Dynaudio Evoke Detail: Bild: Auerbach Verlag
  • Dynaudio Evoke Detail: Bild: Auerbach Verlag