Depeche Mode Memento Mori Album 2023

Album des Monats: Depeche Mode – Memento Mori – (2023)

Bei dem Satz „Just can’t get enough…“ klingelt es in einigen Köpfen sofort. Nicht nur Fans, sondern Menschen aus allen möglichen Altersklassen hören und identifizieren sich mit der Band Depeche Mode – bis heute.. Unser heutiges Album des Monats ist brandaktuell, nämlich die neue Platte von Depeche Mode, „Memento Mori“.

Nach der Trauer um den im Mai 2022 verstorbenen Andrew Fletcher, startet Depeche Mode nun als Duo noch einmal richtig durch. Die verbliebenen Dave Gahan und Martin Gore haben, in Gedenken an ihren unerwartet verstorbenen Bandkollegen und Mitgründer der Band Depeche Mode, das zusammen angefangene Album „Memento Mori“ – was so viel bedeutet wie „Gedenke des Todes“ – zum Ende gebracht.

Ironisch und traurig zugleich ist dabei, dass der Name des Albums noch zu Lebzeiten Fletchers entstand, nun aber wie eine Art Anekdote an seinen Tod die laufende Tour ziert. Zum Tourauftakt in Sacramento/USA fiel den Fans vor allem der leere Platz am Keyboard auf. Doch dies sollte keineswegs heißen, dass Andy ganz aus den Herzen der Menschen verschwinden sollte.

Zu seinem Lieblingslied „World in my Eyes“, erschien ein Bild vom damals noch jungen Fletcher an der Leinwand und sorgte für Gänsehaut. „Wenn man begreift, dass man sterben muss, lebt man sein Leben bis zum Maximum.“ – sagte Martin Gore in einem Interview mit dem TV-Magazin „Brisant“ im Februar 2023.

Martin Gore (l.) und Dave Gahan von Depeche Mode. (Bild: Anton Corbijn / Columbia Germany)

Das Leben steht im Fokus

Dass der Titel des 15. Studioalbums der Band etwas betrübt klingt, steht wohl außer Frage, dennoch betont Gahan, dass man das Ganze auch positiv sehen könne. Durch den Tod des einstigen Bandkollegen, aber vor allem Freundes, mussten die zwei weiter zusammen rücken und alte Streitereien und Unstimmigkeiten mit sich selbst ausmachen.

Wo einst Fletcher als Schiedsrichter zwischen den beiden fungierte, war nun eine große Lücke, die es zu schließen galt. Dass dies nicht von heute auf morgen passieren könne, war ihnen klar. Doch aufgeben war keine Option, denn das Album wurde bereits fertig geschrieben.

Martin Gore fand im Frühjahr 2023, im Interview mit „jpc“, dazu rührende Worte: „Nachdem Fletch verstorben ist, haben wir uns dazu entschieden, weiterzumachen, weil wir uns sicher waren, dass er das von uns gewollt hätte. Dadurch hat das Projekt noch mal zusätzlich an Bedeutung gewonnen.“

Die Freude der zwei verbliebenen Mitglieder, nach sechs Jahren ein neues Album mit der Welt zu teilen, ist daher überragend. Mit der ersten Single des Albums „Ghosts Again“, wollen sie genau an diese Euphorie anknüpfen. „Für mich fängt „Ghosts Again“ das perfekte Gleichgewicht zwischen Melancholie und Freude ein.“ so Dave Gahan, weiterhin im Interview mit „Brisant“.

Doch waren die zwei, neben ihren jahrelangen Produzenten James Ford, der bereits das vorige Album „Spirit“ musikalisch zeichnete, nicht allein am Werk. Mitwirkend bei der Single ist die Post-Punk-Legende Richard Butler, der sie mittlerweile zum Radio-Hit machte.

Schon lange keine Vorstadt-Jungs mehr

Benannt nach einem französischen Modemagazin ist „Depeche Mode“ wohl für viele Menschen einiges mehr als nur ein Begriff. Die Kultband, welche ihre Karriere damals noch zu viert in Bars einer beschaulichen Kleinstadt nähe London startete, entwickelte sich im Laufe der 1980er Jahre zu einer der wohl einflussreichsten und erfolgreichsten Bands ihrer Zeit.

Die aus Basildon/England stammenden Andrew Fletcher, Dave Gahan, Martin Gore und Vince Clarke erkannten den Hype schnell, den es um 1980 in England gab: die „New-Romatic-Wave“ war damals eine Sensation. Allen herkömmlichen Rockinstrumenten den Rücken kehrend, stiegen sie mit Synthie-lastiger Popmusik in den Markt ein und beeinflussten so auch schnell die damalige Szene.

Mit ihrer dritten Platte „Just Can’t Get Enough“, erlangten sie enormes Ansehen und schufen damit einen Klassiker der Popgeschichte. Dies aber ohne den Songwriter der Band Vince Clarke, der auf eigene Faust später mit den Bands Yazoo oder Erasure bekannt wurde. Seit nun über 40 Jahren etabliert, erwirtschaften die Jungs mit ihren leicht düsteren, melancholischen Sounds regelmäßig Spitzenplätze in den Charts und verkauften bisher über 100 Millionen Tonträger.

Doch hieß die Band nicht immer, wie sie heute alle kennen. Angefangen hat die Band zur Gründung 1976 mit dem Namen „No Romance in China“, gefolgt von „French Look“ und „Composition of Sound“. Doch nach bereits erwähnten Mitgliederwechseln innerhalb der Band, kam Dave Gahan abschließend mit dem Erfolgsnamen, der bis heute geblieben ist: Depeche Mode.

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„Ghosts Again“ – die offizielle erste Singleauskopplung aus dem Album „Memento Mori“.

Erfolgsrezept für die Ewigkeit

Mit Erfolgsalben, die um die Welt gehen und zahlreichen Best Of Compilations, Remixen und Live-Mitschnitten, schafft die Band das, an dem viele andere Gruppen scheitern – relevant bleiben. Doch sind es nicht nur die Alben, welches die Band für vier Jahrzehnte und in über 21 Ländern auszeichnet. Es sind vor allem die Live-Auftritte.

Bewegende Beispiele sind dabei das ausverkaufte Abschlusskonzert ihrer „Masses-Tour“ 1988 im Rose-Bowl Stadium in Pasadena/USA vor rund 80.000 Zuschauern, oder das Konzert der „101-Tour“, welches darauf als Film- und Live-Album veröffentlich wurde. Der bisherige Höhepunkt der Band zeichnete sich jedoch mit dem Album „Violator“ ab. Dort enthalten sind „Personal Jesus“ und „Enjoy the Silence“, welche zu weiteren herausragenden Popsongs der Geschichte gehören.

Nach dem Höhenflug kommt bekanntlich der Fall

Mit dem Album Release „Songs of Faith and Devotion“ im Jahr 1993 begann die Band, geleitet von Gahan, rockigere Töne anzuschlagen. Sie standen damals in nur 14 Monaten auf 156 Bühnen weltweit, welches die Band kurz vor dem Zerfall stehen ließ. Die damaligen Umstände der Band waren dramatisch.

Gitarrist Martin Gore war alkoholabhängig und Andrew Fletcher schon seit längerem in Behandlung aufgrund von Depressionen. Diese Umstände ließen dem einstigen Schlagzeuger der Band, Alan Wilder wenig Raum und er gab 1995 seinen Ausstieg bekannt. Besonders hart stand es damals aber um Dave Gahan, nachdem er einen Herzinfarkt auf der Bühne knapp überlebte, fand ihn der Rettungsdienst in einem Hotelzimmer in L.A. halb tot wieder.

Dieser vormalige Suizidversuch war ein Hilfeschrei des Frontsängers, welcher auch Folgen für die Band hatte. Es stand im Raum, dass Martin Gore alle aufgenommenen Songs als Solo-Album veröffentlichen solle, doch fing sich Gahan wieder und ist bis heute clean.

Martin Gore (l.) und Dave Gahan von Depeche Mode. (Bild: Anton Corbijn / Columbia Germany)

Die 2000er bis jetzt

Depeche Mode raufte sich zusammen und blieb erst einmal zu dritt. Die Zerrissenheit machte sich aber weitergehend bemerkbar. Auffällig ist dabei das Solo-Album „Paper Monsters“ von Gahan 2003, indem er seinen Unmut mit den Strukturen in der Band offen kundgab. Er verlangte als zweiter Songschreiber berücksichtigt zu werden und nicht nur als „Sänger von Martin Gores Songs“ wahrgenommen zu werden. Laut eines Beitrages auf der Seite „depechemode.de“, beschwerte er sich öffentlich darüber. So fand man im Album „Playing the Angel“ von 2005 mehrere Songs von ihm geschrieben wieder.

Zur anstehenden Welttournee 2009 und dem dazu gehörigen Album „Sounds Of The Universe“, traf die Band ein weiterer Schock: Dem Frontsänger Gahan wurde ein Blasentumor diagnostiziert. Er überlebt die OP und die Band kann ihre Welttournee beenden und produzieren mit neuer Energie im Vierjahresrhythmus weiter die Alben „DeltaMachine“ (2013) und „Spirit“ (2017).

Ein Teil fehlt

Damals noch zu dritt, begannen die drei Bandmitglieder 2019, mit der Idee ein Album, wie aus ihren frühen Synthie-Zeiten zu kreieren. Soundtechnisch sollte es diesmal atmosphärig, nostalgisch und weniger Pop-orientiert klingen. Dabei an den Reglern war erstmalig auch eine Frau. Marta Salogni, die schon Frank Ocean oder Goldfrapp produzierte, sollte dem Album einen eigenen Stempel aufdrücken.

Durch die Pandemie und den unvorhersehbaren Tod Fletchers angeregt, steht lyrisch die eigene Sterblichkeit im Vordergrund. Die zwölf Songs des Albums spiegeln auf der einen Seite die tiefe Traurigkeit und düstere Stimmung der derweilen Situation, der Band wider, aber verweisen auch auf das Licht am Ende des Tunnels.

Gahan bei einem Interview mit dem „NDR“, im April 2023 über die eigene Sterblichkeit: „Das liegt in der menschlichen Natur. Aber ich denke, die eigentliche Botschaft ist, dass man mit dem, was man hat, das Beste machen sollte.“

Das Album gibt es neben der regulären Pressung auf schwarzem Vinyl auch als rote 180 Gramm Schallplatte (translucent) im Tri-Fold Jacket mit Folien-Print auf dem Cover, bedruckten Innersleeves und einem Poster zu kaufen. (Bild: depechemodeuk.store)

Depeche Mode – Memento Mori – Tracklist

  1. My Cosmos Is Mine
  2. Wagging Tongue
  3. Ghosts Again
  4. Don’t Say You Love Me
  5. My Favourite Stranger
  6. Soul With Me
  7. Caroline’s Monkey
  8. Before We Drown
  9. People Are Good
  10. Always You
  11. Never Let Me Go
  12. Speak To Me

Erscheinungsdatum: 24. März 2023

Label: Columbia

Spielzeit: 50:54 Minuten

Formate: CD, LP, MC, Digital (Download, Streaming)

Webseite: www.depechemode.com

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