Electrocompaniet ECI-6DX: Im Juni präsentierte der norwegische HiFi-Hersteller Electrocompaniet seinen neuen Stereovollverstärker ECI-6DX. Wie sein Vorgänger ist dieser mit einem Streamingmodul ausgestattet und verspricht eine audiophile Charakteristik.
Edler Wikinger
In der letzten Ausgabe haben wir bereits verschiedenen Stereovollverstärkern auf den Zahn gefühlt. Freilich war bereits vorher bekannt, dass im Jahr 2016 etwas, das aussieht wie ein bloßer Verstärker, weitaus mehr sein kann. Im Zeitalter des „Internet of Things“ erwartet man von einem Amp durchaus die Vorzüge digitaler Neuentwicklungen. Der ECI-6DX enttäuscht diese kein Stück, weiß er doch mit Streaming-Service und Multiroom-Kompatibilität aufzuwarten. Vor drei Jahren berichtete AUDIO TEST über den ECI-6DS von Electrocompaniet, dessen Artverwandter in der aktuellen Ausgabe nun als Prüfling Einzug halten soll. Electrocompaniet, HiFi-Schmiede aus Norwegen, erzielte seinerzeit mit dem ECI-6DS die Bestnote.
Der Vorgänger des 6DX ließ die große technische Erfahrung des Konzerns und moderne Ansprüche an das Genre zusammenkommen und das obendrein in einem einzigartigen Look. Das sehr markante Design ist übrigens seit einigen Jahren kennzeichnend für die HiFi-Produkte der Norweger und wurde im Laufe der letzten Neuerscheinungen kaum bis überhaupt nicht überarbeitet. So kommt auch der ECI-6DX im sehr eleganten, fast royalen Chic daher. Das schwarze Hochglanz-Panel an der Front ziert der Firmenname in großen goldenen Lettern. Die kupferfarbenen Druckschalter – vier an der rechten Seite für Lautstärke und Quellenwahl und der Power Switch in der Mitte verleihen dem Gerät ein äußerst nobles Antlitz. Wie auch bei seinen älteren Geschwistern greift Electrocompaniet zur Visualisierung auf einen Punktmatrix-Display in königlichem blau zurück.
Technisch: State of the Art
Auch der Blick ins Innere des Verstärkers enthüllt viele Gemeinsamkeiten mit dem ECI-6DS. Ein potenter 500-Watt-Ringkerntrafo und acht Elektrolytkondensatoren stechen schnell ins Auge und lassen auf ein impulsfreudiges Aufspielen hoffen. Des Weiteren sind der symmetrische Aufbau der Kanäle und deren vorbildliche Trennung vom Rest der Elektronik sehr gut erkennba
r. Eine signifikante Neuerung jedoch findet sich im Streaming-Modul. Dieses kommt nicht mehr vom Nürnberger Unternehmen Audivo, sondern entspringt der hauseigenen Werkstatt. Somit fällt die Fernbedienung beim ECI-6DX etwas reduzierter aus als die seines Vorgängers, da eine kabellose Steuerung des Verstärkers nun komplett über eine entsprechende Android-, bzw. iOS-App erfolgen kann. Dies qualifiziert den Prüfling übrigens für die Einbindung in ein Multiroom-System – ebenfalls eine Neuerung. Aber dazu später mehr. Erstmal wird das Innenleben wieder eingepackt, damit das Gerät endlich in Aktion treten kann.
Der etwas wuchtige ECI-6DX (er wiegt stolze 20 Kilogramm) möchte am besten so positioniert werden, dass die Öffnungen an Seitenwänden und Oberseite nicht unmittelbar bedeckt sind, sodass nichts Gefahr läuft, zu überhitzen. Was die Anschlussmöglichkeiten angeht, so offenbart eine Betrachtung der Rückseite des ECI-6DX ein ordentliche Anzahl verschiedener Inputs. Neben vier analogen Eingängen (dreimal Cinch und ein symmetrischer XLR-Eingang) bietet der Verstärker zwei optische, zwei Koaxial- und einen USB-Input. Dies kann zwar nicht mit der Vielfalt zum Beispiel eines SR-250 von Arcam mithalten, ist jedoch für Audiopuristen mehr als ausreichend. Des Weiteren finden sich an der Rückseite ein USB-A-Port, für das Einspielen eines Speichermediums, eine LAN-Buchse für die Eingliederung ins heimische Netzwerk. Ein- und Ausgänge sind sauber voneinander getrennt, der Nutzer wird die
Übersichtlichkeit des AMPs schnell zu schätzen wissen. Ausgeben kann man das Audiosignal entweder über Cinch oder XLR an einen Vorverstärker oder direkt per Lautsprecherkabel an ein Stereopaar. Doch bevor der ECI-6DX endlich sein Können präsentieren darf, will er noch fix ins Netzwerk unseres Hörraums eingebunden werden.
Leichte Bedienung
Dies geht schnell von der Hand. Ist der Verstärker vorerst per Kabel mit dem Netzwerk verbunden, muss er lediglich in der kostenfrei erhältlichen App „EC Remote“ ausgewählt werden. In dieser wird er als „Zone“ gefunden und aufgelistet. Das ist darauf zurückzuführen, dass der Verstärker in ein Multiroom-System integrierbar ist und beispielsweise mit dem EC-2 oder EC-Living Geräten von Electrocompaniet eine Formation bilden kann, um in mehreren Räumen des Wohn- oder Arbeitsbereichs Musik spielen zu lassen. In den Einstellungen kann dem Gerät nunmehr der Netzwerkschlüssel für das heimische WLAN eingegeben werden. Der Prüfling kommuniziert nun auch kabellos mit anderen Geräten am Netz. Nun kann es also richtig losgehen. In der App findet der Nutzer eine handvoll gängiger Streaming-Dienste, wie Spotify oder Tidal. Letzteres scheint mit einer stummen Empfehlung des Herstellers versehen zu sein, denn sein Browser ist bereits in die Remote-App integriert, wohingegen Spotify in der eigenen App bedient werden will. Der ausgewählte Client bzw. Radiosender ist auch auf dem Display des Geräts ablesbar.
Wir beginnen mit dem Finale aus Beethovens dritter Symphonie, der „Eroica“. Die Berliner Philharmoniker unter Karajan erklingt kraftvoll aus unseren Referenzlautsprechern, im Falle dieses Tests handelt es sich dabei um die Vento 836 von Canton. Wie erwartet, macht der ECI-6DX in seiner Darbietung der in diesem Stück umfangreichen Dynamik eine herausragende Figur. Feine Akzente setzen sich klar vernehmbar vom Gesamtbild ab, plötzliche Fortissimi erklingen kraftvoll und impulsgetreu. Aber auch die leisen Momente sind voller Energie und wirken kein bisschen brüchig. Wir wollen wissen, ob der ECI-6DX diese dynamische Diversität auch bei höherem Schalldruckpegel aufspielen kann. Die Lautstärkeregelung am Gerät per Knopfdruck erfolgt zwar weniger intuitiv als mit einem gängigeren Drehregler, ist jedoch sehr fein justierbar. Allerdings darf es der Remote-App durchaus angekreidet werden, dass auch dort kein flüssiges Regeln per Balken möglich ist, die Verzögerung ist wahrnehmbar.
Eine Visualisierung des Pegels hat der Nutzer dennoch. Eine äußerst schicke noch dazu. Um das am Frontpanel zentriert verortete Firmenlogo nämlich kreist bei steigender Lautstärke im Uhrzeigersinn eine kleine Illumination in königlichem Blau. Ganz umrundet sie das Emblem jedoch nicht, die Ausgangsleistung des Verstärkers von 125 Watt auf acht Ohm geht dann doch weit über die Schwelle der Erträglichkeit hinaus und zeugt von den enormen Kraftreserven des Amp. Knapp über der Hälfte bricht bereits ein immenses Volumen aus den Lautsprechern, jedoch ohne Zerren oder Klirren.
Der Verstärker vermag noch immer ein klares, schön differenziertes Klangbild zu zeichnen. Mittlerweile spielt das Interlude aus der ersten Szene des Orpheus von Igor Strawinski, gespielt von den Londoner Philharmonikern. Der ECI-6DX formuliert auch hier ein sehr umfangreiches Panorama. Ganz klar sind die einzelnen Instrumentengruppen lokalisierbar. Immerhin besticht der Verstärker auch durch eine Kanaltrennung von über 120 Dezibel. Somit spiegelt sich die exzellente technische Verarbeitung des ECI-6DX auch in seiner Musikalität wieder. Ein weiteres Indiz dafür ist der verschwindend geringe Noise Floor von –135 Dezibel und das damit einhergehende Signal-Rausch-Verhältnis von weniger als 0.004 %. Um einen direkten Eindruck von dieser technischen Spezifikation zu erhalten, braucht man bloß einmal ohne laufendes Signal die Lautstärke bis zum Anschlag aufdrehen. Es ist kaum ein Grundrauschen vernehmbar, ob der vorbildlichen Isolierung der einzelnen Bauteile. Somit weiß der Norweger sehr gut, die Ansprüche eines HiFi-Liebhabers zu erfüllen.
Preis: 5900 Euro
weitere Infos unter: www.electrocompaniet.no
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