Test: Transrotor Strato Nero – High End Schallplattenspieler

Transrotor ist wohl DER Name deutscher Plattenspieler-Expertise. Seit den späten 1970er Jahren versetzt das Traditionsunternehmen aus Bergisch Gladbach die audiophile und analoge Fangemeinde mit Plattenspielern allerhöchster Güte ins Träumen. Der neue Komplettplattenspieler soll dem in nichts nachstehen. Exakt ein Jahr nachdem der Transrotor Strato auf der HIGH END 2022 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, präsentieren wir Ihnen nun den Test vom Strato Nero.

Transzendenz des Hörens

Transformation, Transparenz, Transport – Die lateinische Vorsilbe „Trans“ bedeutet zu Deutsch so viel wie „über“ oder „durch“ und markiert stets Prozesse und Zustandsveränderungen, wobei etwa Transzendenz sogar mit Übernatürlichkeit konnotiert ist. Auf ihre Weise übernatürlich sind die Transsibirische Eisenbahn oder der Transatlantikflug historisch repräsentativ für technologisch bahnbrechende Grenzgänge. Meilensteine unserer Zivilisation, bei denen es dem Menschen gelang, weit über seine naturgegebenen Fähigkeiten hinauszuwachsen und das vermeintlich Unmögliche Wirklichkeit werden zu lassen. Wenn wir dieses lexikalische Assoziationsspiel nun in Richtung unseres Fachgebiets führen, landen wir freilich schnell bei einem Unternehmen, dessen Kreationen sich problemlos ebenso mit den eben gefundenen Attributen beschreiben lassen: Transrotor.

Die Plattenspieler der Edelschmiede aus Bergisch Gladbach haben allein ob ihrer musikalischen Berufung stets etwas Prozesshaftes, etwas Wesensveränderndes. Echte Vinyl-Passionisten werden sofort unterschreiben, dass die Performance eines Transrotor-Systems auch immer etwas Übernatürliches innewohnt, zumal gute Musik an sich ja ab und an schon nicht von dieser Welt zu sein scheint oder uns zumindest für eine Weile die Welt vergessen lassen kann.

Und dass Transrotor wie kaum ein anderer Hersteller hochfideler Phono-Laufwerke zur technologischen Avantgarde zu zählen ist, steht wohl ohnehin außer Frage. In der AUDIO TEST haben die Phono-Experten von Transrotor ihre beinahe konkurrenzlosen Kompetenzen bereits einige Male unter Beweis gestellt und in keinem der bisher absolvierten Tests ein Endergebnis von weniger als 92 Prozent eingefahren.

Transrotor Strato Nero - High End Schallplattenspieler

Der Strato Nero von Transrotor ist von gewohnt massiver und zuverlässiger Verarbeitungsqualität. Das frei stehende Netzteil kann dank einer ausreichend langen Strippe in wirklich sicherem Abstand zum Dreher selbst aufgestellt werden.

Werdegang des Jochen Räke

Doch wer hinter Transrotor – einem Unternehmen, das den Big Global Playern in so einigen Teildisziplinen mühelos das Wasser reichen kann – einen großen Konzern im Gewerbegebiet am Stadtrand vermutet, der irrt. Viel mehr entspricht das Firmenanwesen Transrotors der beschaulichen Manier eines klassischen Familienunternehmens mit überschaubaren Fertigungsstätten auf demselben Gelände des Privatwohnsitzes von Familie Räke.

Jochen Räke, der Transrotor seinerzeit aus der Taufe hob, befindet sich dieser Tage selbst gewissermaßen in einer Art Transformation, da er in einigen Jahren den wohlverdienten Ruhestand antreten und die Geschäfte an seinen Sohn Dirk übertragen wird. Dabei blickt Räke Senior allerdings auf eine lange und abwechslungsreiche Laufbahn zurück, auf der ihm auch das eine oder andere Mal Fortuna zur Seite stand.

Zunächst machte Jochen Räke, der schon früh eine Affinität für Funktechnologie hegte, auf Geheiß der Eltern eine Ausbildung zum Landmaschinenbauer. Eine Tätigkeit, die – wenn überhaupt – nur mäßig seiner Leidenschaft entsprach. Jedoch lernte er hier das Technische Zeichnen, später eine unverzichtbare Fähigkeit. Seine eigentlichen Vorlieben konnte er anschließend ausleben, als er nach der Grundausbildung des Wehrdienstes beim Bund eine Fortbildung zum Funker spendiert bekam. Hinzu kam, dass er in jener Zeit in Münster stationiert war und regelmäßige Ausflüge ins Hamburger Nachtleben seine große Leidenschaft für Musik anfachten. Live-Musik so viel das Herz begehrt – das war das Hamburg der 1960er Jahre. Die Erfahrungen, die er unter anderem im legendären Star Club sammelte, motivierten ihn, anschließend an die Zeit bei der Bundeswehr beim britischen PA-Hersteller Goodman anzuheuern.

Figaro Tonabnehmer Transrotor
Der von Goldring produzierte MC Figaro Tonabnehmer ist mit den Initialien Jochen Räkes versehen.

Dort wusste er bald, sich ob seines Talents, auf kreative Weise feine Optimierungen vorzunehmen, das Vertrauen von Vorgesetzten und Kundschaft zu erarbeiten. Dennoch folgten zunächst Anstellungen in der HiFi-Abteilung eines Kölner Karstadts sowie einem Münchner Fachgeschäft. Aufregende Zeiten, wie Räke sagt. Durchaus nachvollziehbar, waren doch die späten 1960er Jahre die aufkeimende Blütezeit des HiFi. Auch bei Goodman nordete man sich auf den neu aufstrebenden Markt ein, übernahm einige Vertriebskunden und holte schließlich Jochen Räke zurück ins Boot.

Dieser verkaufte nun als deutscher Vertriebsleiter mit dem Michell Transcriptor seinen ersten Schallplattenspieler. Auch hier durfte der leidenschaftliche Tüftler mit dem Einverständnis des Herstellers einige Optimierungen vornehmen, welche Mitchell aufgrund der großen positiven Resonanz schon bald in die Serienfertigung übernahm.

Schließlich sah sich Jochen Räke 1976 motiviert, die Marke Transrotor, eine Namensvariation des Transcriptor, aus der Taufe zu heben. Dabei genoss er weiterhin das Vertrauen der Briten, von denen er weiterhin sowohl mechanische als auch elektronische Komponenten bezog. Gehäuse und Chassis hingegen wurden seinen Vorstellungen und Wünschen entsprechend in Köln gefertigt. Der Beginn einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte, die auch die große Vinyldepression mit aufkommen der CD überstehen sollte.

Strato Nero

Zeitsprung ins Jahr 2022: Auf der HiFi-Messe HIGH END in München stellte Transrotor den Strato Plattenspieler vor. Dieser ist als Strato Bianco und Strato Nero in zwei Ausführungen erhältlich, wobei Dirk Räke uns für diesen Test das schwarze Modell, den Strato Nero zukommen ließ. Auf den ersten Blick etwas verblüffend ist beim Strato bereits die Formensprache des Laufwerks. Während Transrotor in der Vergangenheit gern durch extravagante und eher rundliche Designs mit freistehenden Einzelkomponenten für große Augen sorgte, kommt der Transrotor Strato Nero als klassisch gestaltetes Komplettsystem mit rechteckiger Gehäuseform daher. Das ist bewusst eine Reminiszenz an die eigene Firmenhistorie, denn erinnern wir uns an die ersten Transrotor Plattenspieler aus den späten 1970ern (siehe oben) kommt uns dieses Design etwas bekannt vor.

Mit dem Strato Nero geht Transrotor zurück zu den eigenen Anfängen.

Der Antrieb des neuen Transrotor Drehers ist unter dem Plattenteller verschwunden. Um genau zu sein, handelt es sich hier sogar um drei Motoren. Warum reicht da nicht einer? Das hat den praktischen Grund, dass somit geringe Unreinheiten eines Riemens von den anderen beiden nivelliert werden und gleichzeitig das Lager von allen Seiten den gleichen Zug erfährt, was sich wiederum sehr gut auf die Laufruhe des Laufwerks auswirkt. Das Lager selbst hört übrigens auf den Namen „Transrotor Magnetic Drive“, kurz TMD. Hier sind zwei gegeneinander verdrehbare Zylinder über drei Magnete so miteinander verbunden, dass zwar stets der gewünschte Vortrieb bewerkstelligt werden kann, während minimale Schwankungen vom Magnetfeld gedämpft werden.

Antriebe und Lager sind dabei in einen massiven Aluminiumblock eingelassen. Dieser wird wiederum von sechs flachen Gummifüßen getragen und ist somit vorbildlich von der Laufwerkzarge und somit auch vom verchromten Tonarm entkoppelt. Dieser ist vom Typ TRA 9 und seinerseits auf einer festen Aluminiumbasis montiert. Freilich offerieren die Bergisch Gladbacher alle notwendigen Möglichkeiten der Feinjustage, falls etwa bei der Wahl der Plattentellerauflage Extrawünsche abgegolten werden. Am Ende des TRA 9 Tonarms montiert Transrotor den hauseigenen MC Figaro Tonabnehmer (Anm. d. Red.: produziert von Goldring), der allein bereits seine 2.500 Euro schwer ist, dafür einen extrem linearen Verlauf und eine hervorragende Kanalgleichheit aufweist.

Teil des Komplettpakets, der TRA 9 Tonarm (Chrom).

Den „passiven“ Teil der Performance übernimmt ein für Transrotor massiver Plattenteller, welcher in der Ausführung des Strato Nero mit einem Gewicht von satten 5,3 Kilogramm (kg) daherkommt und aus dem extrem resonanzarmen Spezialkunststoff POM gefertigt ist. Beim Bianco hingegen ist der Teller aus Acryl gefertigt. In beiden Varianten ist der Teller sechs Zentimeter (cm) hoch und verjüngt sich auf die letzten Millimeter minimal, um das Plattenwechseln während der Rotation zu vereinfachen. Das Chassis des Transrotor Strato vertraut im Sinne von besseren Dämpfungseigenschaften auf die Sandwich-Bauweise, bei dem eine 3 cm dicke Aluminumplatte von zwei Lagen Acryl (je 2 cm dick) umrahmt wird.

Während Antrieb, Laufwerk und Tonarm beim Strato in einer Konstruktion Platz finden, geht man bei der Stromversorgung kein Risko ein und lagert das FMD-Netzteil weiterhin in ein externes sehr ausladendes Kühlrippengehäuse aus. Der zentrale sehr hochwertig, da schwerfällig gestaltete Drehwahlschalter lässt hier zwischen den Umdrehungsgeschwindigkeiten 33,33 und 45 Rotationen pro Minute umschalten, wodurch das System in Bewegung gebracht wird. Zwei sehr kleine kreisrunde Öffnungen rechts vom Schalter bieten Zugang zu zwei Mini-Potentiometern, welche die beiden Geschwindigkeiten noch feinjustieren lassen. Dazu raten wir jedoch nur, sofern Sie tatsächliche Abweichungen von den Nennwerten eruiert haben.

Dass man es bei Transrotor mit absoluten Profis zu tun hat, merkt man nicht zuletzt auch daran, dass die Leitung von Netzteil zu Plattenspieler rund einen Meter lang ist, wodurch das Netzteil in ausreichendem Abstand vom Dreher positioniert werden kann. Das Set-Up des Transrotor Strato geht dank des gelieferten Komplettpaketes für einen Plattenspieler dieser Preis- und Qualitätsklasse recht schnell vonstatten. Das dürfte vor allem die Kunden begeistern, denen hochwertiger Klang und erstklassige Verarbeitung im audiophilen Luxusbereich wichtig sind, die aber weder Zeit noch Muße haben, sich in ellenlangen Einstellungsorgien zu verlieren.

Auch das FMD Netzteil ist im Komplettpreis von 20.000 Euro enthalten.

Transrotor Strato Nero im Hörtest

Die Frage, wie der Transrotor Strato Nero klingt, können wir uns ehrlich gesagt schon fast selbst beantworten, bevor wir die erste Schallplatte auf den Teller legen. Dennoch soll dies bereits mit „Strangers By Nature“ dem ersten Titel von Adeles jüngstem Album „30“ unter Beweis gestellt werden. Der Transrotor-Sound ist lebendig und farbenfroh. Der Mix so plastisch, beinahe holografisch, dass selbst die feinsten räumlichen Abstufungen so crisp zutage treten, als stünden da nicht zwei, sondern mindestens sechs Lautsprecher im Raum.

Auch beim Kultalbum „Thriller“ von Michael Jackson kommen wir aus dem Staunen nicht heraus. Die Hits wie „Billy Jean“, „Man In The Mirror“ und „Beat It“ werden so kraftvoll und lebendig interpretiert, dass wir wirklich in einen Zustand reinen Hörens verfallen. Die Bässe kantig und warm, die Mitten detailreich ausdifferenziert und die Höhen verspielt und luftig. Übrigens wurde das Album gerade vierzig Jahre alt, weshalb wir hier an dieser Stelle ausführlich gratulieren.

Kultalbum trifft Kultplattenspieler: „Thriller“ gab auf dem Strato Nero eine lebendige und kraftvolle Partie ab.

Wir arbeiten übrigens mit einem Paar nuVero 170 von Nubert, angetrieben von einem Audionet SAM 20 SE Vollverstärker. Und was uns die HiFi-Anlage gemeinsam mit dem Transrotor Dreher darbietet, ist schlichtweg fantastisch. Pure Intimität. Nichts als die Musik, Transrotor und wir. Wir müssen sagen, dass dies die Momente sind, für die wir diesen Beruf ausüben. Die Welt da draußen Welt sein lassen. Die Stunden, in denen nichts an uns dringt, da sich die Musik wie eine hermetisch schützende Glocke über uns stülpt. Nicht nur technologisch, auch musikalisch sind und bleiben Geräte aus der Feder Jochen Räkes echte Grenzgänger. Die Auflösung des Ichs in der Musik und die Transzendenz des Hörens. ■ Text: Artur Evers, Benjamin Mächler

Strato Nero: Preis und Verfügbarkeit

Den Transrotor Strato Nero Schallplattenspieler gibt es in der Komplettausführung (inkl. TRA 9 Tonarm, Tonabnehmer MC Figaro und Konstant FMD Netzteil) zum Preis von 20.000 Euro (UVP) im autorisierten HiFi-Fachhandel zu kaufen. Farbausführungen: Schwarz (Modellname: Strato Nero) oder Weiß (Modellname: Strato Bianco).

Webseite: www.transrotor.de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 08/2022

▶ Lesen Sie hier: Test Klassiker: Transrotor Rossini Plattenspieler

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Fazit
Eine technische Ausgestaltung, ebenso unvergleichlich und konkurrenzlos wie Design und Klang: das kann nur Transrotor. Das Unternehmen aus Bergisch Gladbach hat mit dem Strato Nero ein weiteres Premium-System ins Sortiment aufgenommen, das zwar mit einigen jüngeren Design-Traditionen des Hauses bricht, jedoch unverändert hoch-musikalisch aufzuspielen weiß.
Wiedergabequalität
98
Ausstattung/Verarbeitung
100
Benutzerfreundlichkeit
87
Preis/Leistung
90
Leserwertung31 Bewertungen
43
Vorteile
großer Lieferumfang
konkurrenzloser Sound
exzellente Verarbeitung
Nachteile
keine
96
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • Transrotor Strato Nero Test Review 03: Auerbach Verlag