Plug and Play
Auch das All-In-One-Gerät NAD M50.2 ist dem Zeitgeist des Jahres 2017 entwachsen. Dies wird gleich auf den ersten Blick klar, denn wir finden kein einziges Bedienelement wir an dem Gerät, abgesehen von einem rückseitigen Netzschalter. Alle Steuerung erfolgt hier über den groß angelegten Touchscreen, per Fernbedienung oder mobilem Endgerät. Zeitgemäß eben. Das sehr robust auftretende Gerät vereint Netzwerkplayer, CD-Ripper, und Multiroom-Server. Um den M50.2 zum Leben zu erwecken, muss er lediglich mit Strom und Netzwerk verbunden werden. Auch zweites muss zuerst über Kabel geschehen, bevor in den Settings das gewünschte Netzwerk ausgewählt werden kann, mit dem sich der M50.2 künftig kabellos verbinden soll. Ist das geschehen, ist das Gerät einsatzbereit. Wir haben uns für diesen Test die App BluOS auf ein Smartphone geladen, um die Qualitäten unseres Testmusters auszukundschaften. Wir legen zu Beginn eine CD in den Slot-Loader und warten tatsächlich nur wenige Sekunden, bis uns das Gerät fragt, wie verfahren werden soll. Wollen wir das Medium bloß hören oder gleich auf die verbaute Zwei-Terabyte-Festplatte rippen?
Wir entscheiden uns für letzteres. In den Einstellungen lässt sich diese Entscheidung übrigens vormerken, sodass der M50.2 auf Wunsch sofort importiert ohne vorher nachzufragen. Beim Rippen der CD „Auszeitklänge“ springt nach kurzer Zeit die Lüftung des Geräts mit einem vernehmbaren Rauschen an. Etwa zehn Minuten dauert dieser Prozess, wobei der M50.2 sofort alle Metadaten aus dem Netz sammelt und den importierten Dateien beifügt. Während das Gerät beschäftigt ist, lässt sich übrigens ohne Probleme zwischen den zusätzlichen Quellen-Optionen umher schalten um die Zeit zu überbrücken. Zwischen über einem Dutzend Streaming-Clients kann der Nutzer hier auswählen. Dabei ist interessant zu erwähnen, dass direkt über die App Einkäufe bei HighRes-Audio oder HDTracks vorgenommen werden können, welche der M50.2 natürlich wiedergeben kann. Um genau zu sein, verarbeitet das Modell Signale von bis zu 192 kHz bei 24 bit. Wir hören übrigens im Augenblick „Shipwreck“, ein Titel des Berliner Electro-Duetts Modeselektor.
Über ein optisches Kabel geben wir das Signal an Verstärker und Lautsprecher weiter und können soweit keinerlei klangliche Beanstandungen vornehmen. Tidals High-Quality-Stream wird vom NAD M50.2 bestens aufgetischt. Wir könnten das Gerät auch über HDMI oder Koaxial-Stecker mit der Kette verbinden, viel mehr Optionen bleiben uns hier nicht. Als zusätzliche Eingänge stehen zwei USB-Eingänge vom Typ A, Bluetooth, ebenfalls Koaxial, Toslink und ein Stereo-Cinch-Input zur Verfügung. Also alles auf das Nötigste reduziert. Vollkommen ausreichend, wie wir finden, denn sein wir mal ehrlich: Wer hat schon wirklich Verwendung für Einhunderteins Eingänge in doppelter Ausführung?
Digital First
Zu den Vorzügen des NAD M50.2 High End Streaming-Players zählt auch die Möglichkeit, die auf der Festplatte angelegte Bibliothek über USB direkt auf ein externes Speichermedium zu übertragen. So kann problemlos ein Backup erstellt oder die digitalisierte CD-Sammlung auf ein anderes Medium übertragen werden. Wir vermissen, all den digitalen Optionen zum Trotz, jedoch eine Möglichkeit, den M50.2 analog mit der Wiedergabekette oder einem paar analoger Aktivlautsprecher zu verbinden. Bei einem Preis von knapp 4500 Euro sollte diese Möglichkeit eigentlich gegeben sein. Dagegen erfreut uns die Vielseitigkeit des Geräts, was seine Verwendung im Home-Entertainment angeht. Die Multiroom-Tauglichkeit haben wir bereits erwähnt. Zudem finden wir eine Alarm-Funktion, welche uns sehr imponiert. In der App kann eine Zeit festgelegt werden, zu welcher das Gerät die Wiedergabe eines vom Nutzer festgelegten Signals beginnt.
Möchte man sich tatsächlich von seiner Wunsch-Playlist wecken lassen, kann dies auch mit einem zurückhaltenden Fade-In passieren – ein nettes Gimmick, wie wir finden. Alles in allem wird der M50.2 von NAD fast jedem Wunsch eines digital-affinen HiFi-Users gerecht. Unter anderem die zahlreichen Streaming-Optionen, die große Speicherkapazität für das Rippen von CDs, die Multiroom-Fähigkeit und die übersichtliche, intuitive Steuerung per App qualifizieren das Gerät zu einem wahren Experten auf dem Gebiet des zeitgenössischen Musikhörens auf High-End-Level. Lediglich ein paar weitere analoge Anbindungsoptionen stünden dem Gerät sehr gut zu Gesicht und sorgen daher ob der digitalen Kompromisslosigkeit für Wehmut. Dennoch ist jedem „Digital Native“, dem das Tablet näher ist als die Vinyl-Schallplatte, gut beraten, den NAD M50.2 einmal selbst auszuprobieren.
Weitere Informationen: www.nad.de
Anmerkung: Dieser Testbericht erschien erstmalig in der Printausgabe von AUDIO TEST Ausgabe 1/2018.
► Lesen Sie hier unseren Test vom NAD C 388 Vollverstärker
Bildquellen:
- NAD M50.2 Top: Bild: Auerbach Verlag
- NAD M50.2 Back: Bild: Auerbach Verlag
- NAD M50.2: Bild: Auerbach Verlag