KEF LS50 Wireless Lautsprecher Aktivboxen Test Review Aktivlautsprecher

Test Klassiker: KEF LS50 Wireless Aktivlautsprecher – Kabellose Klangwunder

Unzählige HiFi-Produkte haben in all den Jahren unserer Tätigkeit für das AUDIO TEST Magazin und Likehifi.de schon unsere Testräumlichkeiten passiert. Einige von ihnen sind fast ebenso schnell wieder von der Bildfläche verschwunden, wie sie auf den Markt kamen. Andere Audioprodukte haben sich hingegen zu echten Klassikern entwickelt, oder waren es zum Zeitpunkt unserer Tests vielleicht auch schon. Und so lohnt sich bei der Bewertung aktueller HiFi-Produkte neben dem Blick auf die Zukunft dieser Geräte stets auch ein Blick zurück. Auf bereits bestehende Technologien und Entwicklungen, die in all den Jahren ihres Daseins auf dem HiFi-Markt vielleicht noch immer Relevanz haben oder auf ein paar Lieblinge der audiophilen Fangemeinde, an die wir uns einfach gerne wieder zurück erinnern. So wollen wir an dieser Stelle in unseren neuen Likehifi.de-Rubrik "Test Klassiker" einmal im Monat auf moderne oder traditionelle HiFi-Klassiker zurück blicken, die den Weg in unseren Hörraum und das Testlabor gefunden haben. Den Anfang machen dabei waschechte, moderne HiFi-Klassiker: die KEF LS50 Wireless Aktivlautsprecher. Im Jahr 2016 haben die Entwickler der britischen Lautsprecherschmiede KEF die Passivlautsprecher LS50 dem Zeitgeist angepasst und mit den LS50 Wireless das aktive Pendant dazu vorgestellt. Wir laden Sie ein: Auf eine kleine Retrospektive auf unseren Test aus AUDIO TEST Ausgabe 05/2017 und das nicht nur, weil KEF mittlerweile bereits den Nachfolger der erfolgreichen Aktivlautsprecher, die LS50 Wireless II vorgestellt hat.

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien bereits im Frühsommer 2017 in AUDIO TEST Ausgabe 05/2017.

Wer schonmal einen Schallwandler aus dem englischen Hause KEF anspielen durfte, wird sicherlich durchweg positive Eindrücke gewonnen haben. In der AUDIO TEST überzeugten zuletzt das Flaggschiff Blade 2 und der Bookshelf-Speaker Q100 ( lesen Sie hier unseren Test) auf allen Ebenen. Auch der passive Zwilling unseres aktuellen Testmusters, der LS50 bestand einen ausführlichen Test auf Herz und Nieren mit Bravour. Dass KEF mit der Zeit zu gehen vermag und dahingehend flexibel auf die Ansprüche des Markts zu reagieren weiß, stellte man im englischen Kent im Oktober letzten Jahres mit der Präsentation des KEF LS50 Wireless unter Beweis. Dieser gleicht dem passiven Modell im Hinblick auf die wesentlichen Technologien, wie etwa der Gehäusekonstruktion und dem unverkennbaren Uni-Q-Treiber, weiß aber mit der Verarbeitung digitaler Signale auch kabelloser Klangquellen umzugehen. Warum auch ein komplett neues Produktkonzept entwerfen, um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, wenn man doch auf bestehende und bewährte Entwicklungen zurückgreifen kann und diese lediglich zu modifi zieren braucht? Ein Argument ist sicherlich, dass die Unterbringung von DSP und Verstärkereinheit einiges an Raum im kompakten Gehäuse in Anspruch nimmt und dementsprechend weniger Platz für eine sättigende Klangentfaltung zur Verfügung steht. Aber daran wird man als erfahrener Hersteller, wie KEF einer ist, sicherlich gedacht haben. Wir freuen uns darauf, herauszufinden, ob der kabellose Aktivmonitor qualitativ mit seinem rein analogen Vorbild mithalten kann.

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Der LS50-Wireless arbeitet im Master-Slave-Prinzip – dabei gibt ein aktiver Lautsprecher das Signal über ein Netzwerkkabel an seinen passiven Kollegen weiter.

Zur Erinnerung an die LS50

Da der Bericht zum Passivlautsprecher KEF LS50 nun doch eine kleine Weile zurückliegt, wollen wir allem voran die grundlegenden technischen Eigenschaften des Lautsprechers auffrischen und uns die Vielzahl konstruktionsbezogener Innovationen ins Gedächtnis rufen. Ober- und Unterseite des Gehäuses stehen auch beim KEF LS50 Wireless parallel zueinander. Der gefürchteten stehenden Welle wird hier durch die zentrierte Positionierung des Treibers vorgebeugt. Dieser sitzt in der wiederum gewölbten Front des Lautsprechers. Damit verspricht KEF eine geräumige Wiedergabe durch eine breitere Abstrahlung und darüber hinaus zusätzliche Stabilität, welche ebenfalls einer Reduktion störender Gehäusevibrationen zuträglich ist. Das sogenannte Constrained Layer Damping, kurz CLD, verleiht dem Gehäuse obendrein zusätzliche Steifheit. Die erwähnte Treibereinheit beschert KEFs Klanggebern zweifelsohne ihren großen Wiedererkennungswert. Der ursprünglich für den hünenhaften Standlautsprecher Blade entwickelte Uni-Q-Treiber birgt neben seinem futuristischem Auftreten allerhand technologische Raffinesse. Wird in herkömmlichen Koaxial-Lautsprechern der Hochtöner vor dem Mitteltöner positioniert, findet er beim Uni-Q in der Spule des Mitteltöners Platz. Durch das gemeinsame Zentrum resultiert daraus eine Ein-Punkt-Schallquelle mit einem breiten Abstrahlverhalten dank der richtungsweisenden Mitteltonmembran, welche für eine sehr flache Streuung konzipiert wurde. Hinter dem Chassis sitzt der Bassreflexkanal, welcher sich ebenfalls signifikant von üblichen Refl exöffnungen unterscheidet. Seine elliptische Form unterbindet zum Beispiel das Entstehen störender Luftwirbel, welche zu einer deutlichen Klangverfälschung führen können. Des Weiteren ist der Kanal aus flexiblem Kunststoff gefertigt, sodass stehende Wellen absorbiert werden und Mitten ohne hörbare Verfärbungen erklingen. Apropos Verfärbung: wie auch der LS50 ist der Aktivlautsprecher in einer Vielzahl verschiedener Farbkombinationen erhältlich, sodass für jeden Einrichtungsstil eine passende Variante dabei sein sollte. Doch zurück zum Technischen.

KEF hat Aufgestockt

Ein wesentlicher Unterschied zwischen KEF LS50 und LS50 Wireless besteht selbstverständlich in der Verbauung eines digitalen Signal Prozessors (DSP) in der aktiven Variante des Schallwandlers. Dieser ist mehr oder weniger unumgänglich bei einem Gerät, das kabellos mit Audiosignalen gespeist und beispielsweise per Smartphone-App konfiguriert werden soll, was beim LS50 Wireless natürlich möglich ist. Der von KEF entwickelte Algorithmus, welcher dem DSP obliegt, arbeitet bei unserem Testmuster im Master/Slave-Prinzip. Das heißt, dass der rechte Lautsprecher unseres Stereopaares mit einem Signal gefüttert wird und dessen digitaler Vorverstärker im Austausch mit dem linken Lautsprecher steht. Verbunden werden die beiden Speaker über ein Netzwerkkabel, sodass eine Signalübertragung ohne Zeitverlust gewährleistet ist. In beiden Lautsprecher arbeitet der DSP selbst dann jeweils auf drei Ebenen. Dem digitalen Vorverstärker, welcher das Signal an die vom Nutzer konfi gurierbare EQ-Sektion weitergibt, bevor es schließlich von der digitalen Frequenzweiche an Hoch- bzw. Tief-Mitteltöner weitergeleitet wird. Wo genau die Trennfrequenz der Weiche zu verorten ist, gibt KEF leider nicht bekannt. Stolz ist man jedoch auf die einprogrammierte Zeitkorrektur, welche Phasenverschiebungen und Laufzeitprobleme durch Weiche und Treiber vorbeugt und so zu einer präziseren Wiedergabe führen soll. Verlässt das Signal den DSP, der durchgängig mit einer Auflösung von satten 192 Kilohertz (kHz) zu 24 Bit arbeitet, wird es jeweils durch einen D/A-Wandler geführt, bevor es durch die integrierten Verstärker in Dual-Mono-Konfiguration, also echtes Bi-Amping mit 30 Watt (W) für den Hochtöner und 200 W für den Tief-Mitteltöner, an den Uni-Q-Treiber gelangt.

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Der Uni-Q-Treiber ist ohne Zweifel das Erkennungszeichen der LS50 und LS50-Wireless – für unseren Test in eleganter Kupferoptik.

Für den Hochtöner verwendet KEF beim LS50 Wireless einen Class-A/B-Verstärker in Partnerschaft mit einem energieeffi zienteren Class-D-Verstärker, sodass einer übermäßigen Wärmeentwicklung gut vorgebeugt werden kann. Dank der vielseitigen Arbeitsweise eines DSP kann der Lautsprecher mit allerhand verschiedenen Signale gespeist werden. So verfügt der KEF LS50 Wireless über zwar nur über einen analogen Cinch-Input, welcher durch einen A/D-Wandler übrigens auch durch den DSP geschleift wird, obendrein jedoch über einen digitalen optischen Eingang, USB-B, Bluetooth mit aptX Codec und eine Dual band WiFi-Verbindung mit 2,5 und 5 GHz. Außerdem kann das Gerät analog mit einem Subwoofer gekoppelt werden. Für ein Firmware-Update verfügt der LS50 Wireless über eine USB-A-Buchse und zur Verbindung mit dem heimischen Netzwerk kann das Gerät ganz klassisch per LAN-Kabel eingespeist werden.

Des Weiteren lassen sich bereits am Gerät kleinere Raumanpassungen vornehmen. Der Nutzer hat über kleine Druckknöpfe die Möglichkeit, zwischen Desktop und Ständer, bzw. zwischen freistehender und wandnaher Positionierung zu wählen. Weitere Optionen erhält er dann durch die Smartphone-App, über die wir später noch berichten wollen. Die haptische Bedienung des Klanggebers passiert sehr intuitiv über das schlicht gehaltene Steuerpanel an der Oberseite des „Masters“. Hier können über simple Touch-Buttons Quellenwahl, Lautstärkeeinstellung und die Bluetooth- Verbindung vorgenommen werden. Natürlich verzichtet KEF nicht auf das Beilegen einer farblich an das gewählte Design des Speakers angepassten Fernbedienung zur bequemen Steuerung vom Hörplatz aus. An der Rückseite des „Slaves“ lässt sich übrigens eine Anpassung der Stereo-Balance vornehmen, ist es dem Nutzer nicht möglich, ein gleichschenkliges Stereo-Dreieck zu formieren. Doch nun genug des schnöden Technik-Gefasel – wie klingt unser Testmuster denn eigentlich?

KEF: Gemäß den Erwartungen

Wir verbinden den KEF LS50 Wireless ohne Probleme mit unserem Labor-Netzwerk, um auf über die eigens für den Lautsprecher entwickelte iPhone-App direkt auf unsere gut gefüllte Server-Bibliothek zuzugreifen. Wir beginnen mit „The Here And After“, einem Stück des japanischen Komponisten Jun Miyake. Aufgrund früherer Erfahrungen mit Schallwandlern aus dem britischen Kent überrascht es wenig, mit welcher exzellenten Brillanz der LS50 Wireless aufzuspielen weiß. Kontrabass und Percussion erklingen sehr einnehmend und für die Größe des Schallwandlers von gerade mal knapp 30 Zentimetern Höhe wunderbar voluminös. Sehr fein texturiert zeichnet unser Testmuster Lisa Papineaus mystisch verrauchte Stimme. Auch erfüllt KEF das Versprechen von einem weiträumigen Sweet Spot – die Auslenkung des Stereopaares erlaubt in der Tat auch etwas außerhalb des Stereodreiecks einen räumlichen Hörgenuss. Die versprochene Präzision wird dank des Uni-Q-Treibers überzeugend umgesetzt. Großes Zähneknirschen verursacht jedoch die Smartphone- App, mit welcher wir den Lautsprecher bedienen. Hier treten noch einige unbedingt verbesserungspfl ichtige Unzulänglichkeiten zutage. So erfolgt die Lautstärkeeinstellung nicht stufenlos sondern sprunghaft, nachdem einige Sekunden gar nichts passiert. Das kann zu unerwünschten Pegelsprüngen führen, welche das Finden der optimalen Lautstärke erschwert. Möchte man zwischen Titeln wechseln, kann es hin und wieder passieren, dass die Musik beendet wird oder die Anzeige des aktuellen Titels ausbleibt, sodass uns die Applikation Duke Ellington ebenfalls als Miyake verkaufen möchte. Hier muss unbedingt eine umfangreiche Fehlerbehebung her! Man darf jedoch fest davon ausgehen, dass KEF sich bald dessen annehmen wird und ein Update für die App zur Verfügung stellt. Denn an der klanglichen Darbietung des KEF LS50 Wireless haben wir ganz und gar nichts auszusetzen. Ellingtons „Haupe“ versetzt uns umgehend in die verruchte Atmosphäre eines New Yorker Jazzkellers der dreißiger Jahre – wir wünschen uns ein Glas Whisky und schummriges Licht, es ist faszinierend, mit welcher Authentizität uns der LS50 Wireless in die romantische Szenerie entführt, welche Ellingtons verführerisch verklärte Musik zu vermitteln vermag. Der leichte Hauch des Saxophons wird von unserem Prüfling mit solch einem Sexappeal dargeboten, dass es uns fast weich wird um die Knie. Danke KEF! ■ Text: Alex Röser, Stefan Goedecke

Mehr Infos unter: de.kef.com

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien erstmalig in der Printausgabe von AUDIO TEST Ausgabe 5/2017.

► Lesen Sie hier: Upgrade der KEF LS50 Lautsprecher-Serie auf LS50 Wireless II und LS50 Meta

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Fazit
Kabellose Aktivlautsprecher gießt KEF in eine zeitlos-elegante Form. Technisch auf höchstem Niveau brillieren die KEF LS50 Wireless auch klanglich und verdienen sich zu Recht das Prädikat „ausgezeichnet“. Gut gemacht!
Wiedergabequalität
93
Ausstattung/ Verarbeitung
90
Benutzerfreundlichkeit
80
Preis/ Leistung
80
Leserwertung0 Bewertungen
0
Vorteile
klangliche Präzision vom Feinsten
breiter Sweet Spot
Nachteile
App hat großen Verbesserungsbedarf
90
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • IMG_0086: Auerbach Verlag
  • IMG_0076: Auerbach Verlag
  • AUDIO TEST Magazin Ausgabe 1/21 2021: Auerbach Verlag
  • KEF LS50 Wireless Test: Auerbach Verlag