Test: JVC XP-EXT1 – Kopfhörer statt Heimkino-Surroundsystem

Der JVC XP-EXT1 will 7.1.4 Sound über Kopfhörer Realität werden lassen. Dazu misst das Exofield Kopfhörer-System die Ohren ein und produziert anhand der Analyse einen Klang, der sich von einem Kinoerlebnis nicht unterscheiden soll. Wir sind neugierig geworden.

Kopfkino

Das JVC XP-EXT1 ist ein interessantes Kopfhörer-Konzept, denn es soll Surround-Sound inklusive Höheninformationen wie im Kino erlebbar machen. Im Wesentlichen besteht das System aus zwei Teilen: einer Prozessoreinheit und einem Kopfhörer.

Die Prozessoreinheit ist mit vier HDMI-Anschlüssen ausgestattet, einer davon ein Ausgang inkl. eARC. Das bedeutet, es lassen sich drei Zuspieler wie zum Beispiel UHD-Player oder Spielkonsolen anschließen plus ein TV-Gerät.

Die HDMI-Anschlüsse können alle Videosignale mit 4K bei maximal 60 Hz verarbeiten. An Audiosignalen werden von PCM über Dolby True HD, DTS-HD Master Audio bis hin zu DTS:X Master Audio und Dolby Atmos – Dolby Digital Plus alles verarbeitet, was aktuell im Heimkinobereich üblich ist. „Exotischere“ Formate wie Auro 3D oder die THX-Norm befinden sich nicht darunter. Neben den vier HDMI-Schnittstellen finden wir am Prozessor einen Cinch-Anschluss etwa für einen Plattenspieler und einen optischen Digital-Eingang.

Die zum JVC XP-EXT1 gehörende Kopfhörereinheit verbindet sich kabellos mit dem System per Funk. Der verbaute Akku liefert bis zu 12 Stunden Laufzeit. Die Reichweite der Funkstrecke liegt bei maximal 30 Metern – immer in Abhängigkeit von den örtlichen Gegebenheiten.

Die Treibereinheit der Kopfhörer misst 40 Millimeter. Der JVC Kopfhörer sitzt bequem auf dem Kopf und hat sehr angenehm weiche und vor allem dicke Ohrpolster, die das Ohr voll umschließen. Das Besondere an diesen Kopfhörern ist, dass sie in jeder Ohrmuschel ein Mikrofon haben. Wozu das dient, verraten wir gleich.

Test: JVC XP-EXT1 Exofield Theater System - Heimkino Kopfhörer
Hier sieht man das Mikrofon in der Ohrmuschel, welches zum Einmessen der Ohren dient. Es ist sicher verbaut im stabil konstruierten Gehäuse (Bild: Auerbach Verlag)

Exofield-Technologie

Herzstück des JVC XP-EXT1 ist die Exofield-Technologie, die von JVC entwickelt wurde. Damit sollen native Dolby Atmos- und DTS: X-Bitstreams sowie hochwertige Stereo- oder Mehrkanal-Film- und Musikinhalte in ein 3D-Soundfeld kodiert werden. Übersetzt bedeutet das so viel wie: Exofield macht es möglich Dolby Atmos und Co. mit einem Kopfhörer in der Art zu hören, als würden wir einem realen 7.1.4 Heimkino-Setup lauschen.

Im Grunde genommen ist das vergleichbar mit Monitor-Mixing-Plugins, die es für jede DAW (Musik-Produktions-Software) gibt. Damit lässt sich der Klang eines Profistudios im Kopfhörer simulieren und es gelingt Musik, Hörspiele oder Podcasts am heimischen PC nur über den Kopfhörer abzumischen. Dank derartiger Plugins klingt es über Kopfhörer, als wäre man selbst in einem Mixing-Room – sehr faszinierend.

JVC hat diese Idee nun für Heimkinofreunde adaptiert. Mittels Hardware, also der erwähnten Prozessoreinheit, wird das ankommende Surround-Signal derart modelliert, dass es über Kopfhörer wie in einem Kinosaal erlebbar wird.

In der Praxis bedeutet es, dass etwas Raumhall auf den Sound gelegt und dieser mit binauralen Klanginformationen – die ja 3D-Hören über Kopfhörer möglich machen – angereichert wird. Binaural kennen Freunde der Kunstkopf-Stereophonie schon seit den 1930er Jahren, als der erste Stereo-Kunstkopf gebaut wurde.

Test: JVC XP-EXT1 Exofield Theater System - Heimkino Kopfhörer
Die JVC Exofield Kopfhörer werden per Funk mit Signalen versorgt, die Klangqualität ist hervorragend und Dolby Atmos oder DTS:X kommen vollends zur Geltung (Bild: Auerbach Verlag)

Einmessen

Damit der Klang nun gut über die Kopfhörer herüberkommt, müssen wir diese zunächst auf unsere Ohren einmessen. Wir beschäftigen uns jüngst wieder ein Stück weit mit der Raumakustik und wie sich diese verbessern lässt. Da liegt es nahe, auch die Akustik des Ohres mit einzubeziehen.

Um den Einmessvorgang zu starten, installieren wir zunächst die „Exofield Theater“ App. Diese führen wir aus und koppeln dann den Prozessor via Bluetooth mit unserem Smartphone. In der App wählen wir über das Menü (zu finden oben links) das Exofield Setup und klicken hier auf „Exofield Einmessung“. Ist dies geschehen, schalten wir den Kopfhörer ein und verbinden ihn via Klinkenkabel mit der Prozessor-Einheit.

Jetzt startet die Einmessung, die wahnsinnig schnell vonstatten geht. Wir vernehmen ein kurzes Klopfen, dann ein Sweep und das war es auch schon. Anschließend übermittelt der Kopfhörer die Daten an die App und darüber an die Prozessor-Einheit. In dieser können wir bis zu vier Messprofile ablegen.

Das bedeutet, vier unterschiedliche Ohrenpaare können die JVC XP-EXT1 nutzen. Man muss eben nur das eigene Messprofil aktivieren. Das Kopfhörerkabel können wir nach der Einmessung wieder abziehen, das es nur für diesen Vorgang nötig ist.

Test: JVC XP-EXT1 Exofield Theater System - Heimkino Kopfhörer
Auf der Rückseite der Prozessoreinheit finden wir drei HDMI-Eingänge und einen Ausgang für den TV. Zudem gibt es einen Eingang für analoge und digitale Signale (optisch) (Bild: Auerbach Verlag)

Sensible Ohren?

Der Einmessvorgang ist wie gesagt sehr schnell erfolgt. Wir hatten an keiner Stelle Probleme damit. Hard- und Software scheinen sehr gut und stabil miteinander zu arbeiten. Schon während des Einmessvorgangs, also sobald Kopfhörer und Prozessoreinheit miteinander verbunden sind, nehmen wir einen sehr leisen Fiepton der Kopfhörer wahr. Das ist allerdings so leise, dass es im tatsächlichen Betrieb nicht wirklich stört.

Und wie wir redaktionsintern feststellten, auch stark von den Ohren des Benutzers abhängig, denn ein anderer Redaktionskollege nahm den Ton nicht wahr. Wenn Sie also zu den empfindlichen Hörern gehören und auf Nummer sicher gehen wollen, wäre unsere Empfehlung die JVC XP-EXT1 einfach vor dem Kauf im Laden Probe zu hören. Das gilt natürlich auch generell für jede Art von Anschaffung im Bereich HiFi und Heimkino.

Klang wie im Kino?

Nun kommen wir aber zum Kern der Sache: dem Klang. Wir schließen unsere XBox Series X an, die im Gegensatz zur PS5 glücklicherweise Dolby Atmos beherrscht. Wir wählen über unsere Spielkonsole das Videospiel „Hi-Fi-Rush“, ein rhythmusbasiertes Actionspiel bei dem der Spieler im Rhythmus der Musik fiese Roboter verprügeln muss. Das Spiel beherrscht Dolby Atmos und außerdem müssen wir es als Audiomagazin bei diesem Spiele-Namen einfach als Test-Medium verwenden.

Sofort fällt auf, dass wir uns rein klanglich nicht wie „unter“ einem Kopfhörer fühlen, sondern tatsächlich wie im Raum. Der Sound wird hier nämlich nicht direkt ins Ohr gedrückt, sondern kommt spürbar aus einiger Entfernung zu uns. Das macht den Sound auf seine Art leicht und sehr, sehr gut konsumierbar. Auch die Surround-Effekte sind herrlich wahrnehmbar.

Explosionen und Geräusche kommen von vorn, der Seite und hinten und lassen den Eindruck entstehen, als hätten wir tatsächlich eine Surround-Anlage im Zimmer stehen. Das Videospiel „Hi-Fi-Rush“ lässt einzig die Höheninformationen nicht so klar ausmachen, deshalb wählen wir als nächstes Exempel einen Film aus.

Dolby Atmos

„Der denkwürdige Fall des Mr Poe“ ist ein gut besetzter und erfreulich stimmungsvoller Film, der akustisch einiges zu bieten hat. Mal pfeift der Wind durch das verlassene Haus, mal knistert das Feuer in der Ecke und mal krächzt die Krähe auf dem Baum – immer gibt es etwas zu hören. Die Dolby-Atmos-Spur läuft hier wahrlich zur Höchstform auf. Bei den Klängen von oben sind wir uns aber nach wie vor uneinig.

Deshalb schauen wir in eine Dolby Atmos Test UHD und siehe da, bei den Beispielen ist die Höheninformation doch gut ausmachbar, bei echten Deckenlautsprechern ist sie aber vielleicht doch einen Ticken ausgeprägter. Dennoch finden wir das vom JVC Exofield-Kopfhörersystem toll gelöst.

Wer sich jetzt fragt, ob man mit den JVC XP-EXT1 Heimkino-Kopfhörer auch ebenso gut Musik hören kann, dem können wir beruhigt mitteilen, dass das ebenfalls sehr gut funktioniert. Die Musik erklingt herrlich luftig und leicht und überzeugt mit einem wohlig runden und vollen Bass.

Preis und Verfügbarkeit

Den JVC XP-EXT1 Exofield Heimkino-Kopfhörer gibt es entweder Online oder direkt beim Fachhändler zu kaufen. Der Preis (UVP) liegt bei 999 Euro.

Webseite: de.jvc.com/audio/home-theater/XP-EXT1-E/

Ausstattung JVC EXOFIELD Theater System XP-EXT1

Allgemein
GeräteklasseKopfhörer
HerstellerJVC
ModellXP-EXT1 (EXOFIELD Theater System)
Preis (UVP)999 Euro
PreiskategorieOberklasse
Maße (B/H/T)27 x 3 x 15 cm (Prozessoreinheit)   
Gewicht530 g (Prozessoreinheit)
Informationenhttps://de.jvc.com
Technische Daten*
Arbeitsweiseaktiv
Bauformgeschlossen
Frequenzverlauf20 Hz – 20.000 Hz
DecoderformateDolby Atmos, Dolby TrueHD, Dolby Digital Plus, Dolby Digital, DTS-HD Master Audio, DTS-HD High Resolution Audio, DTS:X, DTS Express, DTS-ES, DTS 96/24, DTS, LPCM, MPEG-2 AAC, MPEG-4 AAC
Verbindung zur QuelleFunk
AkkuLaufzeit: 12 h
Ladezeit: ca. 4 h
OhrpolsterKunstleder
Anschlüsse4 x HDMI, 1 x optisch, 1 x Stereo-Cinch

*Herstellerangaben

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 03/2023

▶ Lesen Sie hier: Test: Sennheiser HD 660S2 – offener Over-Ear HiFi Kopfhörer

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Fazit
Das JVC XP-EXT1 Exofield Theater System präsentiert dem Hörer glaubhaft Dolby Atmos- und DTS:X-Inhalte als Kinosound im Kopfhörer. Ganz empfindliche Nutzer könnten unter Umständen bei der Benutzung einen sehr leisen Piepton wahrnehmen, der allerdings im Betrieb nicht wirklich wahrnehmbar ist. Summa summarum lieben wir den hervorragenden Klangeindruck des JVC Systems, eine wirklich tolle Innovation!
Wiedergabequalität
93
Ausstattung/Verarbeitung
80
Benutzerfreundlichkeit
90
Preis/Leistung
70
Leserwertung3 Bewertungen
87
Vorteile
schnelle und einfache Einrichtung
Kinosound im Kopfhörer
gute Appsteuerung
Nachteile
unter Umständen leiser Piepton wahrnehmbar
90
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • JVC XP-EXT1 Kopfhoerer Test 02: Auerbach Verlag