Test: Dynaudio Focus 30 – Aktive und kabellose Standlautsprecher

Nachdem wir kürzlich die aktiven Kompaktlautsprecher Focus 10 testen durften, ist nun das nächstgrößere Modell der neuen Dynaudio-Serie an der Reihe, die Focus 50 Standlautsprecher. Die kompromisslosen Aktivlautsprecher gehen aufs Ganze und stellen ihren Treibern jeweils einen Verstärker zur Seite.

Aktiv Fokussiert

Der dänische Hersteller Dynaudio wurde im Jahre 1977 gegründet und macht vor allem durch Membranen mit dem firmeneigenen Material aus Magnesium-Silikat-Polymer auf sich aufmerksam. Seitdem hat sich Dynaudio in vielen Bereichen einen Namen gemacht, ob im Heimbereich, im Tonstudio oder im PKW – die Dänen stehen für hochwertigen Klang. 

Wie eingangs erwähnt, fanden die Dynaudio Focus 10 ihren Weg in die Ausgabe 06/22 von AUDIO TEST ( lesen Sie hier unseren Testbericht). Quasi frisch von der HIGH END 2022, wo sie einem breiten Publikum vorgestellt wurden. Beim Hörtest im verlagseigenen Testlabor wussten die aktiven Kompaktlautsprecher unsere Kollegen vor allem mit ihrem Detailreichtum und ihrem Dynamikverhalten zu überzeugen und konnten mit einer Endnote von 91 % das verdiente Prädikat „ausgezeichnet“ erzielen. Die Messlatte liegt also bereits recht weit oben, weshalb wir mehr als gespannt sind, wie sich die größeren Dynaudio Focus 30 im Test verhalten. Doch der Reihe nach. Bevor wir zum Klangtest kommen, nehmen wir die Lautsprecher erst einmal genauer unter die Lupe.

Äußer- und Innerliches

Die Dynaudio Focus 30 Aktivlautsprecher sind 90 cm hoch, 18 cm breit und circa 26 cm tief. Im Feld der Standlautsprecher gehören sie also definitiv zum Teil der platzsparenden Fraktion. Damit sie einen festen Stand auf dem Untergrund haben, ist es zunächst vonnöten jeweils vier Standfüße händisch anzubringen. Diese sind circa 20 cm lang und verbreitern die Standfläche der Focus 30. Wer die Lautsprecher effektiver vom Boden entkoppeln möchte, hat zudem die Möglichkeit die mitgelieferten Spikes an die Füße zu montieren. Die Befestigung der Füße fällt recht simpel aus. Es handelt sich schließlich nur um acht Schrauben pro Lautsprecher, schon kann man die Focus 30 aufstellen. 

Die Dynaudio Focus 30 haben für jeden ihrer drei Treiber einen eigenen Class-D-Verstärker der Firma Pascal aus Kopenhagen integriert. Das nennen wir mal aktiv! Der 14 cm große Mitteltöner wird mit 280 W angetrieben, genauso wie der Tieftöner, der ebenso groß ist. Der Hochtöner wird mit 110 W befeuert und ist ein sogenannter Cerotar-Gewebehochtöner, der über den Hexis-Mechanismus verfügt, wodurch unerwünschte Resonanzen unterdrückt und der Frequenzgang geglättet werden soll. Der Tieftontreiber basiert auf dem Spitzenmodell Esotar 3, welches in Dynaudios Confidence-Reihe verbaut ist. Zudem kommt ein Keramikmagnetsystem aus Strontiumcarbonat und Ferrit zum Einsatz, das den Luftstrom optimiert und so eine höhere Empfindlichkeit erbringen soll. Die Tief- und Mitteltöner hören auf den Namen Esotec+ und bestehen aus dem bereits angesprochenen Magnesium-Silikat-Polymer, welches eine ideale Kombination aus Leichtigkeit, Steifigkeit und Dämpfung realisieren soll. Eine leichte Aluminiumschwingspule bewirkt laut Hersteller mehr Detailreichtum. Einen größeren Chassishub ermöglicht das verbesserte Magnetsystem. 

Das Gehäuse des Focus 30 ist geschlossen, auf eine Bassreflex-Öffnung wird also verzichtet, was eine bessere Verstärkung ermöglichen soll. Die Frequenzweiche wird rein digital mittels eines DSPs bewerkstelligt, wodurch der Aktivlautsprecher einen vollwertigen Frequenzgang von 20 Hz bis 34 kHz bei einer Toleranz von -6 dB abdeckt. 

Test: Dynaudio Focus 30 – Aktive & kabellose Standlautsprecher
Der Gewebehochtöner hört auf den Namen Cerotar und ist 2,8 Zentimeter groß.

Konnektivität

Die Focus 30 haben einen Primär- und Sekundärlautsprecher. Ersterer verfügt über das Anschluss- und Bedienterminal, weshalb wir uns auf diesen fokussieren wollen. Auf der Rückseite des Primärgerätes gibt es drei Pairing-Knöpfe, die zur Verbindung mit dem Sekundärlautsprecher und dem Zuspielgerät mittels Wi-Fi und Bluetooth dienen. Eingangsseitig verfügt der Dynaudio Focus 30 Aktivlautsprecher über ein analoges Cinchpaar, eine Netzwerkschnittstelle, einen USB-A-Eingang für Servicearbeiten sowie einen optischen und einen koaxialen Digitaleingang. Ausgangsseitig gibt es einen Sub Out, eine Cinchbuchse für die Verbindung zum Sekundärlautsprecher und einen Trigger. 

Doch wirklich glänzen will die Focus 30 in der kabellosen Anwendung. Von Spotify Connect über Tidal Connect, AirPlay 2, Chromecast bis Roon stehen dem Streamingvergnügen alle Türen offen. Außerdem ist der Focus 30 WiSA-kompatibel. Mittels der „Wireless Speaker and Audio“-Technologie können Lautsprecher rein kabellos ans Heimkino gekoppelt werden. Somit kann man die Focus 30 also problemlos durch Peripherielautsprecher ergänzen. In unserem Test beschränken wir uns jedoch auf den Stereoeinsatz. Und um das Beste rauszuholen, sind die Focus 30 mit der automatischen Raumeinmessungssoftware Direc Live kompatibel. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen!

Doch bevor wir dazu kommen, müssen wir die Lautsprecher erst einmal einrichten. Schaltet man die beiden Lautsprecher an, sollen sich beide Speaker automatisch innerhalb weniger Sekunden verbinden. In unserem Test funktioniert dies problemlos und umgehend. Nun kann man Peripherie ganz nach Belieben anschließen oder direkt auf den Focus 30 streamen. Alles spielend leicht. 

Test: Dynaudio Focus 30 – Aktive & kabellose Standlautsprecher
Die Rückseite des Primärlautsprechers ist recht übersichtlich. Die Anschlüsse sollten keine Wünsche offenlassen. Der Großteil der Bedienung läuft per App.

Dirac

Bis dato sind nur wenige Lautsprecher „Dirac Live-ready“. Doch die Lautsprecher der Focus-Serie von Dynaudio sind mit dem Einmessungssystem kompatibel. Um Dirac Live nutzen zu können, benötigt man ein Messmikrofon und eine Lizenz, welche als Stereovariante für 349 US Dollar und für Multichannel-Systeme bis 9.1.6 für 499 US-Dollar erhältlich ist. Dirac empfiehlt das Messmikrofon UMIK-1 von MiniDSP, welches für 79 US-Dollar direkt vom Hersteller erhältlich ist. Ein anderes Messmikrofon tut es natürlich auch, vor allem wenn man das Kalibrierungsprofil des jeweiligen Modells hat. Dieses ist für jedes Mikrofon individuell und kann meist beim Hersteller unter Angabe der Seriennummer angefragt werden. Somit ist eine möglichst genaue Raumeinmessung garantiert, was zu einem noch besseren Ergebnis führt.

Test: Dynaudio Focus 30 – Aktive & kabellose Standlautsprecher
Die Messung über die Dirac-Live Software geht intuitiv und innerhalb von wenigen Minuten vonstatten.

Die Einrichtung von Dirac ist recht ähnlich zu anderen Raumeinmessungssystemen. Zuerst muss das Mikrofon eingepegelt und die erwünschte Größe des Sweetspots festgelegt werden. Möchte man ein möglichst perfektes akustisches, schon beinahe Tonstudio-Ergebnis haben, wählt man die Option, die zu einem sehr schmalen Sweetspot führt. Für die Anwendung im Heimkino oder Wohnzimmer sollte man natürlich einen breiteren Sweetspot wählen. Nun muss man verschiedene Punkte rund um die Hörposition abmessen. Nach etwas Herumexperimentieren und Ausprobieren spuckt die Software eine individuell angepasste Filterkurve aus, die wir nun mit einem Knopfdruck direkt im Speicher der Focus 30 hinterlegen. Natürlich kann man die generierte Kurve je nach Geschmack anpassen, indem man zum Beispiel die Höhen etwas anhebt. Insgesamt fünf verschiedene Profilkurven kann der Lautsprecher speichern, mehr als genug für die meisten Anwendungen. 

Test: Dynaudio Focus 30 – Aktive & kabellose Standlautsprecher
Am Ende des Messens entsteht eine individuell an den Raum angepasste Filterkurve, welche nach Geschmack personalisierbar ist.

Die Filterkurve schalten wir in der „Dynaudio Set-Up and Control“-App aus oder an. In der App lassen sich auch andere Einstellungen sowie die Steuerung des Focus 30 vornehmen. Die App ist schick und intuitiv gestaltet und zu unserer Freude ganz ohne Registrierung nutzbar. 

Klangtest

Nun, da die Lautsprecher eingerichtet sind und der Raum ausgemessen ist, steht dem Klangtest nichts mehr im Wege. Zunächst haben wir die Klanganpassung durch Dirac Live deaktiviert. Wir verbinden uns per Smartphone und Tidal Hifi Plus mit dem Focus 30 und bespielen die hochmodernen Standlautsprecher mit verschiedenen Titeln in HiRes- und Masterqualität. So zum Beispiel auch „Miss Modular“ der anglo-französichen Avant-Popband Stereolab aus dem Album „Dots And Loops“ von 1997. Der funky-verspielte Song aus seichter Gitarre, dröhnend zerrenden Synthesizern und dem wunderlich feenhaften Gesang Lætitia Sadiers wird äußerst knackig und besonders spielfreudig von den Focus 30 dargeboten. Jedes Element tanzt förmlich durch den Raum und wirkt enorm lebhaft. Der Detailreichtum, den der kleinere Focus 10 schon darzubieten wusste, ist beim Focus 30 noch definierter. Das Dynamikverhalten des Lautsprechers fällt ungemein differenziert und feinfühlig aus. 

Test: Dynaudio Focus 30 – Aktive & kabellose Standlautsprecher
Per Fernbedienung lässt sich lediglich das Nötigste einstellen.

Nun wählen wir in der App unsere individuelle Einmesskurve aus und hören den Song erneut. Das Ergebnis der Raumeinmessung ist erstaunlich. Das Klangbild ist allgemein deutlich klarer. Die Stereoabbildung noch aufgeräumter und der Frequenzgang enorm flach. Die Klangverbesserung ist vor allem im Tieftonbereich hörbar. Die Basswiedergabe ist deutlich gezähmter, wodurch die allgemeine Ortung aller Elemente noch besser rüber kommt. Die Tiefenstaffelung der Instrumente und Signale besticht mit mehr Präsenz und es tut sich eine sehr räumliche Bühne auf. Die verspielte Art des Stereolab-Songs wirkt noch ausgeprägter und jede auch so kleine Einzelheit lässt sich differenziert und haargenau erhören.

Dennoch sei angemerkt, dass die Anpassung mit Dirac einen leichten Pegelabfall bedeutet, da einzelne Frequenzen leiser geregelt werden. Dies ist trotzdem kein Problem, da der Focus 30 vor hohen Lautstärken nicht zurückschreckt. Er bewahrt stets die Fassung und spielt auch dank Dirac Live sehr ausgewogen. 

Ohne die Raumeinmessung ist der Tiefton deutlich satter. Dabei kann der Subbass des Focus 30 für unseren Geschmack teilweise zu stark einwirken, gerade beim Musikhören. Dennoch ist dieser sehr präzise und sauber, was auch durch den Verzicht auf eine Bassreflex-Öffnung zurückzuführen ist. Im Multimedia-Einsatz könnte der geneigte Hörer mit den Dynaudio Focus 30 sogar auf einen Subwoofer zu verzichten, da die Subbässe derart mächtig ausfallen. Wirklich überraschend, zu welcher Leistung die unscheinbar aussehenden Standlautsprecher in der Lage sind!

Test: Dynaudio Focus 30 – Aktive & kabellose Standlautsprecher
Zum Einmessen benötigt man ein handelsübliches Messmikrofon.

Die Wiedergabe der Mitten und Höhen ist einfach herausragend. Die Höhen sind derart detailliert und scharf, dass sie keine Nuance verschleiert lassen. Die Mitten fallen äußerst sauber und dynamisch aus, wodurch eine stets sehr gute Sprachverständlichkeit gewährleistet wird. Wer auf kraftvollen „punchy“ Sound steht und ein Klangbild mit Smiley-Charakteristik bevorzugt, wird mit den Focus 30 ganz ohne Dirac Live sehr glücklich werden, denn die Dänen sind weit entfernt vom nordisch-kalten Klischee. Die Bässe sind satt, die Höhen glitzernd. 

In Verbindung mit der Dirac-Live-Software ist das Klangbild der Focus 30 sehr individuell anpassbar und nach Wunsch sogar sehr geglättet. Dem Einsatzbereich der Focus 30 sind kaum Grenzen gesetzt. Egal ob im Stereokontext als Musikanlage oder im Mehrkanalsystem als Heimkinolautsprecher, der Dynaudio Focus 30 macht eine hervorragende Figur und ist dank topmodernen Technologien und Kompatibilitäten für jede audiophile Anwendung bereit.

Preis und Verfügbarkeit

Die Dynaudio Focus 30 Aktivlautsprecher sind zum Preis von 7.500 Euro (Paarpreis, UVP) im Fachhandel erhältlich. Farbvarianten: Schwarz Klavierlack, Weiß Klavierlack, Blonde Wood, Walnut Wood.

Webseite: www.dynaudio.de

Ausstattung Dynaudio Focus 30

Allgemein
GeräteklasseStandlautsprecher (aktiv)
HerstellerDynaudio
ModellFocus 30
Preis (UVP)7.500 (Paar)
PreiskategorieOberklasse
Maße (B/H/T)26,8 × 94,7 × 34,2 cm
Gewicht16,2 kg (pro Stück)
Informationenwww.dynaudio.de
Technische Daten*
Arbeitsweiseaktiv
Bauform3-Wegebox
Frequenzverlauf33 Hz − 23 kHz
Leistung2 × 280 W, 110 W
Verbindung zur QuelleWLAN, Bluetooth, Kabel
StromversorgungStand-by: <0,5 W
Betrieb: max. 280 W
Raumempfehlungvon 20 m² bis 42 m²
individuelle Klangeinst.ja
Eingänge2 × Cinch, 1 × optisch,
1 × koaxial, wireless, Bluetooth

*Herstellerangaben

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 03/2023

▶ Lesen Sie hier: Test: Dynaudio Focus 10 – Aktivlautsprecher (Kompaktes Stereosystem)

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Fazit
Mit dem Focus 30 hat Dynaudio ein Lautsprecher entworfen, welcher der Bezeichnung „aktiv“ alle Ehre macht. Schließlich hat er einen Amp für jeden Treiber verbaut. Zudem ist die Aktivbox ein wahrer Meister in Sachen Streaming und sogar kompatibel mit der Raumeinmess-Software Dirac Live. Klanglich überzeugt er durch seine detailreiche Wiedergabe und dem sehr feinfühligen Dynamikverhalten. Worauf warten Sie noch!?
Wiedergabequalität
94
Ausstattung/Verarbeitung
100
Benutzerfreundlichkeit
90
Preis/Leistung
80
Leserwertung3 Bewertungen
90
Vorteile
sehr detailreiches Klangbild
feinfühliges Dynamikverhalten
Nachteile
keine
93
Gesamtergebnis