Test: Dynaudio Focus 10 - Aktivlautsprecher (Kompaktes Stereosystem)

Test: Dynaudio Focus 10 – Aktivlautsprecher (Kompaktes Stereosystem)

Wenn schon aktiv, dann richtig. Das dachte sich wohl Dynaudio bei der neuen Focus-Serie. Denn hier bekommt jeder Treiber seinen eigenen Amp. Wir starten den Test der neuen Lautsprecherserie mit den kompakten Aktivlautsprechern Dynaudio Focus 10.

Fokussierer

Unter den „alten Hasen“ unserer Testhistorie – den Veteranen quasi – gehört das Traditionsunternehmen Dynaudio zu unseren Lieblingen. Daraus müssen wir keinen Hehl machen. Tatsächlich liegen die Dänen in der “Economy Class” unter den Top 3 mit 17 absolvierten Tests bei einem Ergebnisschnitt von knapp 93 Prozent!

Absoluter Spitzenreiter war dabei der Standlautsprecher Contour 30i, der in AUDIO TEST Ausgabe 06/2020 als Neuauflage unseres langjährigen Referenzmodells Contour 30 nicht weniger als 96,5 % einzufahren vermochte.

Das teuerste Modell des Herstellers – welches wir auf den Prüfstand holen durften – war wiederum der Standlautsprecher Dynaudio Focus 600 XD, der mit einem Marktwert von fast 10.000 Euro knapp doppelt so teuer ist wie der durchschnittliche Preis unserer Dänischen Gäste. Dieser liegt nämlich bei lediglich 4.000 Euro. Aber nun genug der Statistik und Zahlenprahlerei.

Das Stichwort Focus hat uns eigentlich schon auf das gestoßen, worum es in diesem Artikel gehen soll. Denn in dieser Fokus-Ausgabe (*hüstel*) zum Thema Aktiv- und Studiolautsprecher darf natürlich ein Vertreter aus der Neuauflage von Dynaudios Aktivlautsprecher-Kollektion Focus nicht fehlen. Diese umfasst neben dem Flaggschiff-Standlautsprecher Focus 50 den Zwei-Wege-Standlautsprecher Focus 30 und das Kompaktmodell Dynaudio Focus 10.

Dynaudio Focus Aktivlautsprecher Studioqualität HIGH END 2022
Aktuell gibt es in der Dynaudio Focus Aktivlautprecher-Serie drei Modelle. (Bild: Dynaudio)

Premiere auf der HIGH END 2022

Auf der HIGH END 2022 wurde die fast komplett überarbeitete Serie mit Getöse auf einer groß angelegten Pressekonferenz vor internationaler Presse von den Dynaudio Managern Michael Cordt Møller (VP EMEA Vertrieb) und Otto Jørgensen (Training Manager) höchstpersönlich vorgestellt.

Dies sollte tatsächlich unser erster Pflichttermin auf der Messe gewesen sein und doch schaffte es die neue Dynaudio Focus sich nachhaltig in unser Gedächtnis zu spielen. Denn trotz der Fülle an darauf folgenden Messehighlights, bestand gleich unsere erste Amtshandlung bei der Rückkehr ins Büro darin, das Testmuster des kompakten Focus 10 Aktivlautprecher-Modells direkt bei Dynaudio anzufordern.

Diesen High-End-Streaming-Lautsprecher, der Klangqualität auf Tonstudio-Niveau verspricht, wollten wir unbedingt gleich austesten und für diese Ausgabe der AUDIO TEST hat es inhaltlich gleich doppelt gut gepasst!

Test: Dynaudio Focus 10 - Aktivlautsprecher
Am Master-Speaker der Dynaudio Focus 10 steht eine Reihe von digitalen und analogen Eingängen zur Verfügung. Natürlich verarbeiten die Lautsprecher auch alle kabellosen Dienste.

Focus 10

Gesagt, getan und so haben wir die Dynaudio Focus 10 für diese Ausgabe zu uns gebeten und tatsächlich gerade noch rechtzeitig vor Redaktionsschluss einspielen und ausprobieren dürfen. Ganz herzlichen Dank an dieser Stelle an Jan Kretschmer, Director der Dynaudio Germany GmbH, der uns hier noch in letzter Sekunde ein Testmuster zukommen ließ.

Dieses erreicht uns in der Ausführung mit weißem Klavierlack, die alternativ zu den Farben Schwarz, Blonde Wood und Walnuss erhältlich ist. In allen vier Ausführungen spricht der mit gerade mal 31,5 Zentimetern Höhe auf einer Grundfläche von 18 mal 26,1 Zentimetern im wahrsten Sinne des Wortes kompakte Lautsprecher eindeutig die dänische Designsprache.

Klar und schnörkellos ist der Speaker aufgezogen. Stilsicher und elegant ist er als waschechter Dynaudio unverkennbar.

Cerotar und Esotec

Ins Auge fällt zunächst die ausladende Frontplatte des Hochtöners aus gebürstetem Aluminium, in welche der 2,8 Zentimetern weite Soft Dome Tweeter namens Cerotar eingelassen ist. Dieser verfügt über Dynaudios hauseigene Hexis-Technologie, eine innenliegende Kuppel, die den Luftstrom hinter der Membran präzisiert und somit den Frequenzgang glättet und ungewünschte Resonanzen eliminiert.

Als Antrieb dient ein überarbeitetes Magnetsystem mit einer Materialkomposition aus Strontiumcarbonat, Ferrit und Keramik, welche die Sensibilität des Treibers und den Detailreichtum seiner Performance deutlich erhöhen will.

Komplementär dazu kommt als Tief-/Mitteltöner ein Esotec+ Chassis von 14 Zentimetern Durchmesser zum Einsatz. Dieses vertraut übrigens auf Erkenntnisse des Herstellers aus der Entwicklung der eingangs erwähnten Contour-Kollektion.

Die Membran besteht hier aus einem Magnesium-Silikat-Polymer und ist in einem verwindungssteifen Aluminiumdruckgusskorb eingelassen. Das integrierte Doppelmagnetsystem wird dank einer Polkernbohrung durchlüftet und treibt die für diesen Treibertyp charakteristische Aluminium-Schwingspule an.

Eine DSP-basierte, also digital agierende Frequenzweiche trennt das Signal bei einer Übergangsfrequenz von 2,2 kHz auf beide Wege auf. Insgesamt kommt der Dynaudio Focus 10 Aktivlautsprecher somit auf einen für sein Format doch recht stolzen Frequenzumfang von 22 Hz bis 36 kHz.

Test: Dynaudio Focus 10 - Aktivlautsprecher
Der 2,8 Zentimetern messende Soft Dome Tweeter mit dem schönen Namen Cerotar setzt bei 2,2 kHz ein und erreicht 36 kHz bei – 6 dB.

Und auch die Power, mit welcher der Speaker zu Werke geht, kann sich sehen lassen. Beide Treiber werden nämlich separat von einem eigenen Verstärker angetrieben!

Der für Bässe und Mitteltonbänder zuständige Esotec+ wird mit satten 280 Watt in Bewegung versetzt und der Cerotar bekommt eine Leistung von ganzen 110 W spendiert. Ganz ordentlich. Die Verstärker arbeiten beide in Class-D-Manier und kommen aus der ebenfalls Dänischen Verstärkerschmiede Pascal.

Zum Schutz der verbauten Hardware hat Dynaudio angesichts des hohen Potenzials des Focus 10 einen Schutzmechanismus installiert. Ein automatisches Ausfallsicherungssystem, das anhand eines gleitenden Hochpassfilters bei hohen Pegelspitzen die Auslenkung des Esotec reduziert und somit vor Schaden schützt.

Ganz clever. Auch nicht ganz unwichtig: Die Stromrechnung ist dank automatischen Standbys ebenfalls geschützt, denn hier verbraucht der Focus 10 weniger als ein halbes Watt, während er in Vollauslastung maximal 280 W anfordert.

Focus 10: Anschlüsse

Kommen wir von der Vorderseite zur Rückseite des Speakers und werfen einen Blick auf dessen Anschlussfeld. Hierbei muss zunächst erwähnt werden, dass der Focus 10 im Primär-/Sekundärprinzip arbeitet.

Soll heißen, dass bei einem Stereopaar ein Lautsprecher als zentraler Taktgeber fungiert, dem sich der andere Speaker dann unterordnet. Daher unterscheiden sich die Bedienfelder auf der Rückseite zweier kollaborierender Dynaudio Focus 10 logischerweise.

Für uns interessanter ist zunächst freilich das Terminal des Primär-Lautsprechers. Hier finden wir einen analogen Cinch-Input. Ein optischer Eingang ist dabei ebenso vorhanden wie ein digitaler Cinch-Anschluss. Außerdem gibt es einen Mono-Output zur Kopplung eines Subs. Zudem finden wir noch eine Ethernet-Buchse für die Netzwerkkopplung und einen USB-A-Slot. Dieser dient jedoch lediglich zu Service-Zwecken.

Neben den Anschlüssen sind gleich drei Drucktaster mit dem Label „Pairing“ versehen. Was Sinn ergibt, denn einer dient der Kopplung mit dem Sekundärlautsprecher, einer der Bluetooth-Verbindung und der dritte der WiFi-Einbindung. Der Sekundärlautsprecher selbst verfügt nur über den Schalter zur Lautsprecherkopplung und einen Koaxial-Eingang, sowie den Service-Anschluss.

Installation der Dynaudio Focus Aktivlautsprecher

Für die Aufstellung eines Paares Focus 10 empfehlen wir freilich die Verwendung von gewichteten Lautsprecherständern im Gegensatz zu Bücherregalen oder Ähnlichem. Einfach aufgrund der höheren Flexibilität bei Positionierung und Ausrichtung.

Dabei sollte im Idealfall der Abstand beider Lautsprecher zueinander größer sein als der Abstand zur Hörposition, der wiederum zu beiden Lautsprechern identisch sein sollte, um auf ein späteres Balancing verzichten zu können.

Auf den Hörplatz eingedreht werden müssen die Speaker nicht unbedingt, wobei hier schließlich auch der individuelle Geschmack des Hörers das letzte Wort haben sollte. Grundsätzlich lässt sich jedoch sagen, dass Dynaudio für eine optimale Performance des Focus 10 Aktivlautsprechers eine möglichst freistehende Aufstellung empfiehlt, sodass der Abstand zu umliegenden Wänden mindestens (!) einen halben Meter beträgt. Ist das erfolgt können die beiden Speaker eingeschaltet werden. Primär- und Sekundärlautsprecher sollten nun selbstständig Verbindung zueinander aufnehmen, was in unserem Falle reibungslos funktioniert.

Software

Weiter geht’s mit der softwareseitigen Einrichtung. Hierfür wird die hauseigene Applikation „Dynaudio Set-Up and Control App“ benötigt, welche für iOS und Android kostenfrei in den jeweiligen Stores zur Verfügung steht. Die App finalisiert mit uns die Einrichtung der Focus 10, indem sie etwa ins WiFi-Netzwerk eingebunden werden.

Außerdem lässt sich via Dirac-Live eine komplexe akustische Raumausmessung vornehmen, infolgedessen ein individuelles Filterprofil für den jeweiligen Hörraum erstellt und auf den Speaker angewendet wird. Unter Umständen müssen Lizenz und Messmikrofon jedoch leider bei Dirac extra geordert werden.

Test: Dynaudio Focus 10 - Aktivlautsprecher
Der 2,8 Zentimetern messende Soft Dome Tweeter mit dem schönen Namen Cerotar setzt bei 2,2 kHz ein und erreicht 36 kHz bei – 6 dB.

Eine weitere tolle Funktion, mit der die aktiven Focus aufwarten können, hört auf das griffige Akronym WiSA (Wireless Speaker and Audio). WiSA-kompatible Signalquellen können dabei kabellos Audiosignal an bis zu acht Kanäle bei einer Qualität von bis zu 24 Bit auf 96 kHz ausgeben. Somit ließen sich zwei Modelle Focus 10 frei mit anderen Lautsprechern kombinieren, um so ein heimkinofähiges Mehrkanal-Ensemble zu installieren.

Dynadio Focus 10 im Soundtest

Für unseren Test belassen wir es bei den Dynaudio Focus 10 jedoch im Stereobetrieb. Hierfür können wir bei Tidal über das Netzwerk direkt auf das Stereopaar zugreifen, was auch ohne Probleme funktioniert. Wir streamen das brandneue Album „Renaissance“ der Königin des Pop: Beyoncé. Und dass selbstverständlich in Masterqualität, sowie es sich gehört für die Grand Dame. Man kann von der neuen Beyoncé Platte halten, was man möchte – an den tanzbaren Uptempo House- und Disco-Nummern scheiden sich die Geister.

Üppig und druckvoll ausproduziert ist sie allemal. Vielleicht hier und da ein wenig zu glatt. Aber dafür bestens geeignetes Material für einen modernen HiFi-Test. Denn saftige Beats treffen hier auf bunte und sehr diverse Texturen verschiedenster Coleur. Alles in allem für Kompaktlautsprecher keine leichte Kost.

Aber Dynaudios Focus 10 brillieren hier auf ganzer Linie. Die Bässe sind erstaunlich straff und satt, mit viel Kontur und sehr kontrolliert, ohne gebremst zu klingen. Obenrum kommt der Sound sehr spritzig daher. Der Däne zeigt sich alles andere als skandinavisch unterkühlt, sondern sehr spielfreudig und leichtfüßig.

Etwa beim Song „HEATED“, der auch mal mit etwas Zerre auf den gerappten Vocals aufwartet, zeichnet der Kompaktlautsprecher sehr hochauflösende Texturen. Vor allem am Ende des Titels, wenn Beyoncé Knowles eine angeschmutzte Rap-Einlage gibt, folgt ein schöner analoger Sound des Mixes auf den sehr präzisen und auf Hochglanz polierten Satzgesang.

Von Pop zu Jazz

Auch bei etwas luftiger gemasterten Titeln zeigt sich der Dynaudio Focus 10 sehr feinfühlig und spielfreudig. Etwa bei „Take Five“ vom Dave Brubeck Quartet, dem wohl bekanntesten 5/4-Stück der Musikgeschichte. Gleichwohl auch eines der bekanntesten und meistverkauften Jazz-Stücke ever.

Hier ist ordentlich Luft zum Atmen zwischen den Rides, sanften Snares, dem Piano und dem Sax, dessen hoher Rauschanteil von den Focus 10 mit hoher Plastizität übersetzt wird. Trotz der luftigen Wiedergabe droht der Mix an keiner Stelle auseinanderzufallen, sondern wird stets mit höchster Konzentration interpretiert.

Dabei geben sich unsere Prüflinge äußerst talentiert, was den Umgang mit Dynamik angeht. Gerade das Schlagzeugsolo von Joe Morello ist nur halb so lebendig, wenn die mikrodynamischen Schwankungen nicht aufs Präziseste übertragen werden. Was Dynaudios aktiven Focus 10 ohne große Schwierigkeiten gelingt.

Dynaudio Focus Lautsprecher Aktiv

Aktives Universalgenie

Das macht einfach Spaß und so springen wir die nächsten Stunden weiter durch unsere Tidal HiFi Plus Playlist, füttern die Focus 10 mit elektronischer Musik, Blues oder klassischem Rock. Kein Genre, kein Stück bringt sie hier aus der Fassung.

Ein echter aktiver Universalist: Top-Technik trifft hier auf Top-Klang. Auch wenn 5.000 Euro Paarpreis für kompakte Aktivlautsprecher kein Pappenstiel sind: Sie sollten diese Lautsprecher bei der nächsten Kaufentscheidung – oder zumindest dem nächsten Fachhändlerbesuch – definitiv im Fokus haben. ■ Text: Artur Evers

Preis und Verfügbarkeit

Die Dynaudio Focus 10 Aktivlautsprecher gibt es zum Preis von 5.000 Euro (Paarpreis, UVP) im autorisierten Fachhandel zu kaufen. Farbausführungen: Weiß Hochglanz, Schwarz Hochglanz, Blonde Wood und Walnuss.

Webseite: www.dynaudio.com

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 06/2022

▶ Lesen Sie hier: Test: Dynaudio Emit 10 Regallautsprecher (Zwei-Wege)

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Fazit
Dass man Größe nicht nur von der physikalischen Erscheinung abhängig machen kann, stellt Dynaudio mit dem wirklich kompakten Aktivlautsprecher Focus 10 eindrucksvoll unter Beweis. Nach außen wirkt der Speaker vielleicht unscheinbar, aber dafür kann er mit ordentlich Power aufspielen, ohne Fingerspitzengefühl einzubüßen. Die Einrichtung ist kinderleicht und gut aussehen tun die Focus 10 außerdem. Was will man mehr!?
Wiedergabequalität
93
Ausstattung/Verarbeitung
100
Benutzerfreundlichkeit
80
Preis/Leistung
80
Leserwertung18 Bewertungen
67
Vorteile
präzise Dynamik
WiSA-Kompatibel
per Dirac einmessbar
Nachteile
keine
91
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • Dynaudio Focus Weiß: Bild: © Dynaudio