Test: Clearaudio Innovation Compact Plattenspieler, Satisfy Kardan Aluminium Tonarm und Concept MC Tonabnehmer

Ist denn schon Silvester?

Wir beginnen die Test-Hörsession mit einer alten Amiga-Aufnahme, die den schwungvollen Namen „Ein Silvesterkonzert“ trägt. Da gibt es ein wenig Johann Strauß, Franz von Suppé oder Joseph Strauß – alles bekannte Melodien – sozusagen „Schunkelklassik“. Ein Druck auf den mit einer 33 beschrifteten Button und die LP beginnt, ihre Runden zu drehen. Über die perfekte Laufruhe wollen wir hier kein Wort verlieren. Die ist über jeden Zweifel erhaben. Kein Vergleich mit den Leierkästen, die wir noch aus Kindertagen kennen und die damals in manch Wohnzimmer für „Stimmung“ sorgten.

Die Auflösung der Klassik-Aufnahme ist wirklich beeindruckend. Das Vinyl ist immerhin über 40 Jahre alt. Doch die Nadel tastet die Rille so schwungvoll ab, dass uns gleich ganz walzerisch ums Herz wird und der ein oder andere Tester fröhlich hin und her wippt. Ab und zu schlüpft das typische Schallplattenknacken aus den Lautsprechern, das ist dem Alter der Schallplatte geschuldet.

Es ist schon merkwürdig: Das, was wir früher als störend empfanden und mit der CD abgeschafft werden sollte, ist heute genau das, was wir wollen. Das Knacken und Knistern gibt uns das Gefühl, echter Musik zu lauschen und nicht nur Bits und Bytes zu konsumieren, die durchs Netz sausen. Die Aufnahme hat eine Vergangenheit, die uns das Clearaudio-Trio aus Innovation Compact, Satisfy Kardan Aluminium und Concept MC in all ihrer nostalgischen und aktuellen Schönheit präsentiert.

Kontrast mit Bass

Nach unserer beschwingten Hörsession mit klassischem Kitsch, gehen wir nun in die andere Richtung. Wir legen die Single „Harthouse“ von Jon Greig auf. Der Name ist hier Programm und sofort nehmen uns wuchtige und wirklich tiefe Bässe in Beschlag. Die kommen richtig schön druckvoll herüber. Da läuft der Clearaudio Concept MC wirklich zu Hochform auf. Dazwischen drängen sich nun ein paar Hi-Hats. Die schnalzen herrlich aus den Lautsprecherboxen heraus. Dann gibt es ein paar perkussive Synthi-Einsprengsel und die hauen uns fast aus den Latschen, wenn wir nicht sitzen würden. Die Töne flirren nämlich durch unseren Testraum, als ob sie real anwesend wären.

Wir können uns nicht erinnern, wann wir das letzte Mal erlebt haben, dass der Schall soweit ins Testzimmer geschoben wurde. Wir können nur schwer glauben, was wir da gerade hören. Da macht der Clearaudio wirklich etwas sehr richtig. Was diese Soundleistung noch beachtlicher macht ist, dass die Platte schon bessere Tage gesehen hat. Tonarm und Tonabnehmer schwanken nämlich ordentlich hoch und runter bei der Wiedergabe, aber trotzdem holt das Clearaudio-Triumvirat alles aus dem Vinyl heraus.

Zum Schluss Norah

Das Album „Come away with me“ von Norah Jones läuft gefühlt bei jedem zweiten Plattenspielertest unserer Redaktion. Deshalb soll es auch diesmal nicht fehlen. Und hier wissen wir sofort, wo die Herausforderungen für einen Schallplattenspieler liegen. Beispielsweise beim titelgebenden Lied. In der Zeile „I want to walk with you on a cloudy day“, betonen viele Vinylabspielsysteme das langgezogene „I“ so scharf, dass es in den Ohren beißt. Der Clearaudio tappt nicht in diese Falle. Er lässt es butterweich aus der Rille fließen und baut aus Stimme und sanfter Instrumentierung ein vollkommen einheitliches musikalisches Gemälde.

Die B-Seite des Albums beginnt mit dem Titel „Lonestar“. Dieser Country-Song wird albumtypisch in einem unaufgeregten Arrangement präsentiert. Mit dem Clearaudio-Trio wird daraus ein echtes Hörerlebnis. Vor allem wegen der schönen Räumlichkeit, die sich hier, wie schon bei „Harthouse“ von Jon Greig, von einer überragenden Seite zeigt. Wie herrlich plastisch doch Gitarre, Schlagzeug und Sängerin uns entgegentreten. Dabei haben sie, Vinyl sei dank, nicht diese kristalline Schärfe, die wir von digitalen Aufnahmen kennen. Sie wirken einfach echt, anfassbar – so als ob sie nur für uns spielen würden, bei einem gemütlichen Abend am Lagerfeuer. Das ist das Musikerlebnis, was wir immer suchen und es machen Clearaudio Innovation Compact, Satisfy Kardan Aluminium und Concept MC möglich. Ohne Frage Referenzklasse!

Weitere Informationen: www.clearaudio.de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien erstmals in der Printausgabe von AUDIO TEST 05/2019. ► Hier können Sie das Heft mit exklusiver Jazz/Klassik 7“ Single Vinyl bestellen.