Test: Canton Townus 30 - Kompaktlautsprecher

Test: Canton Townus 30 – 2-Wege Kompaktlautsprecher

Wenn Canton eine neue Produktlinie vorstellt, wollen wir natürlich mit die ersten sein, die ein Testmuster der Neulinge in Augenschein nehmen dürfen. Manchmal gelingt es uns auch. Wir freuen uns auf Cantons Kompaktlautsprecher Townus 30!

Towglichkeitstest

Der Taunus gehört nicht nur zu den ältesten Gebirgen Deutschlands, sondern ist aufgrund seiner waldreichen natürlichen Schönheit und der in großen Teilen recht dünnen Besiedelung eines der beliebtesten Ausflugsziele der Rhein-Main-Region. So wurde das Mittelgebirge zwischen Frankfurt und Wetzlar und etliche male besungen und gemalt. Etwa verbrachten der Schrifsteller Fjodor Dostoljewski oder der Dichter und Übersetzer Friedrich Hölderlin einige Jahre in Bad Homburg im Hochtaunuskreis.

Im Jahre 1858 zog es den Maler Anton Burger von Frankfurt nach Kronberg, heute übrigens einer der reichsten Vororte Deutschlands, um dort die berühmte Kronberger Malerkolonie zu gründen. Diese exklusive Gruppe widmete sich während der ausgehenden Romantik der unverklärten Abbildung naturgegebener Motive. Seit 2018 widmet sich das Museum der Kronberger Malerkolonie in der Kronberger Villa Winter der Erinnerung an die goldene Ära der Taunuser Kunstgeschichte.

Doch auch im 20. Jahrhundert war der Taunus immer wieder Motiv und Referenzpunkt verschiedener Art. So wurden etwa die ersten Modelle des US-amerikanischen Automobilherstellers Ford, die nach dem zweiten Weltkrieg vom band liefen, unter dem Namen Taunus vertrieben. Außerdem verlief der Overgermanisch-Raetische Limes, heute Weltkulturerbe und damals die erste klar gezogene und für Freund und Feind als solche erkennbare Außengrenze des Römischen Reiches, über den Hauptkamm des Taunus.

Test: Canton Townus 30 - Kompaktlautsprecher
Das Anschlussfeld des Canton Townus 30 ist mit dem Blick auf eine langlebige Performance sehr solide konstruiert. Auf Bi-Amping kann im Falle eines Kompaktlautsprechers dafür getrost verzicht werden

Wenn HiFi-Fans an den Taunus denken, dann wohl als erstes an das audiophile Familienunternehmen Canton. Die 1972 von unter anderem Günther Seitz in Weilrod gegründete Klangschmiede fertigt nun schon in der zweiten Generation Lautsprecher von höchster Güte. Zwar nicht mehr in der alten Dorfschule, welche vor mittlerweile einem halben Jahrhundert als Werkstatt der Tüftler diente, sondern in einem umfangreichen Werkskomplex, den wir für die AUDIO TEST schon einige male besuchen durften.

Und obwohl das Unternehmen rasch wuchs und die Nachfrage schon schließlich einen eigenen Firmencampus verlangte, so blieb das Familienunternehmen seinen Wurzeln treu ist so noch heute im beschaulichen Weilrod im Hochtaunuskreis zuhause. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Canton seiner Heimatregion nach nunmehr fast fünfzig Jahren Betriebsgeschichte ein Denkmal setzen möchte und seine neue Lautsprecher Kollektion auf den Namen Townus taufte.

Dass die Firma schon seit jeher einen Faible für kreative Neologismen hat, vermittelt ja bereits der Markenname, welcher aus dem italienischen Wort für singen Cantare (Günther Seitz verbringt seine freie Zeit übrigens leidenschaftlich gern in Südtirol…) und dem deutschen Wort Ton zusammengesetzt ist.

Doch ob der Marketingabteilung der Weilroder bewusst war, dass das englische Wort tow zu deutsch abschleppen bedeutet? Uns geht es jedenfalls auf dem ganzen Weg zum Testlabor durch den Kopf, wo wir uns nun von Cantons neuen Kompaktlautsprecher Townus 30, nunja, abschleppen lassen wollen.

Canton Townus 30

Der Kompaktlautsprecher Canton Townus 30 ist ein Vertreter der fünfteiligen Speaker-Kollektion Townus, welche vom Townus Sub 12 über den Townus 10 Wand- und Townus 50 Centerlautsprecher bis hin zum Townus 90 Standlautsprecher alle notwendigen Spielpartner eines ausgewachsenen Heimkino-Setups offeriert, das sich mit dem Lautsprecher AR 5 sogar noch zu einem Dolby Atmos-tauglichen Ensemble aufstocken ließe.

Wir haben für die aktuelle Ausgabe den kompakten Townus 30 von unserem letzten Besuch in Weilrod mit nachhause genommen. Der Speaker wird von Canton für einen Marktwert von 549 Euro pro Stück offeriert und sortiert sich somit in der preislichen Einstiegsklasse ein. Dass sich ein Gerät aus dem Taunus trotz großer Erschwinglichkeit in qualitativ weit höheren Spähren einordnen kann, hat uns der Hersteller in der Vergangenheit immer wieder auf beeindruckende Weise unter Beweis gestellt.

Denn nicht zuletzt durch ein immer wieder bestechend gute Preis-/Leistungsverhältnis hat sich Canton in unserer Testhistorie und über die vergangenen knapp dreißig Besprechungen ein ausgezeichneten Testdurchschnitt von knapp 90 Prozent erarbeitet.

Die Erwartungen an das aktuelle Testmuster liegen dementsprechend hoch, sowie wir den Canton Townus 30 für die Überprüfung vorbereiten. Eingangs jedoch ein paar Hardfacts.

Produktdaten

Der Canton Townus 30 Kompaktlautsprecher ist mit seinen Maßen von 36 Zentimetern (cm) Höhe auf einer Grundfläche von 21 cm mal 28 cm und einem Gewicht von 8,1 Kilogramm (kg) von eher durchschnittlichem Format. Auch die konventionelle Bauform als offener 2-Wege-Lautsprecher zeigt an, dass Canton hier erstmal keine großen Experimente wagt. Tatsächlich lässt sich eher sagen, dass die Hessen hier die technologischen Errungenschaften der vergangenen Produktreihen auf ein Weiteres verfeinert und zusammengeführt haben.

So arbeitet der Schallwandler zwischen 3000 Hertz (Hz) und 40 kHz über ein Hochtonchassis mit Keramikkalotte von 25 Millimeter (mm) Durchmesser, wie sie etwa auch bei Vertretern der Vento-Reihe zum Einsatz kommt. Unterhalb der 3000 Hz spielt ein Tief-Mittelton-Treiber mit einer 174 mm messenden Titanium-Membran auf und deckt damit laut Hersteller den gesamten verbleibenden Frequenzgang bis in die Tiefe von 38 Hz ab.

Titantium ist uns als Werkstoff etwa noch von den Schallwandlern der GLE-Kollektion bekannt. Die ausladende weiche Wave-Sicke, welche die Membran ins Chassis fasst und bei Canton-Speakern für den beeindruckend leichtfüßigen Hub der Treiber sorgt, hat sich ja beinahe als Markenzeichen des Herstellers etabliert. Auch beim Townus 30 ist die doppelt gefaltete Sicke somit natürlich integriert.

An der Rückseite des weichkantigen und im Falle unseres Testgerätes mattweißen Gehäuses finden wir zum einen das Anschlussfeld des Lautsprechers. Die beiden vergoldeten Buchsen zur Aufnahme von Lautsprecherkabeln sind hier sehr massiv und von Canton-typischer Hochwertigkeit verarbeitet. Darunter informiert ein kleines Datenblatt über die Belastbarkeit des Townus 30. Bis zu 140 Watt (W) Musik- und 90 W Nennbelastbarkeit weiß der Speaker demzufolge zu bewerkstelligen bei einer Impedanz von 4, beziehungsweise 8 Ohm. Etwa auf Höhe des Tweeters finden wir an der Gehäuserückseite außerdem den Bassreflexport. Wir haben es also mit Backfiring zu tun, was nun für die Aufstellung unseres Stereopaares von Bedeutung sein wird.

Test: Canton Townus 30 - Kompaktlautsprecher
Wer zu der ominösen Minderheit gehört, welche die Treiber ihrer Speaker lieber versteckt: So sieht der Townus 30 mit schützender Textilblende aus.

Setup

Einen unschlagbaren Vorteil haben Kompaktlautsprecher gegenüber ausgewachsenen Standlautsprechern allemal: die unkomplizierte Installation. Während man sich bei großen Schallwandlern bisweilen die ein oder andere Schweißperle von der Stirn getupft hat, bevor das Setup entpackt, aufgestellt, ordentlich positioniert und angeschlossen ist, ist bei Speakern vom Format des Townus 30 der Kaffee sogar noch heiß, wenn die ersten Töne erklingen.

Auch wenn Kompaktlautsprecher von dem ein oder der anderen gern als Regallautsprecher betitelt werden, entscheiden wir uns auch bei unserem aktuellen Testmuster, wie eigentlich bei allen kompakten Lautsprechern, gegen eine Aufstellung im Regal. Denn mal ganz im Ernst: Wer hat zum einen genau an der richtigen Stelle genug Platz im Regal und für die Bässe genug Raum zwischen Regal und Rückwand? Und wie oft ist dieses Regal denn bitte in der optimalen Lage und Ausrichtung gegenüber des Hörplatzes? Eben.

Daher entscheiden wir uns auch bei dem Canton Townus 30 Kompaktmodell für eine freistehende Aufstellung auf Stativen. Übrigens führt Canton mit dem LS 660 ein solides und gleichzeitig preiswertes Lautsprecherstativ in seinem Shop. Wir haben jedoch eh welche parat und tasten uns im Trial and Error-Verfahren an die optimale Position der Lautsprecher heran. Für unseren Geschmack (und das sei ausdrücklich erwähnt, denn probieren geht auch hier über studieren) ist die attraktivste Formation des Stereopaars in etwa zweieinhalb Metern Abstand vom Hörplatz und etwa zweieinhalb Metern Distanz der Lautsprecher zueinander gefunden.

Um eine Überbetonung der Tiefen zu vermeiden, haben beide Lautsprecher Townus 30 zudem einen Abstand von etwa anderthalb Metern zur Rückwand. Dabei drehen wir beide Lautsprecher wirklich nur minimal, also in einem Winkel von vielleicht 5° auf den Hörplatz ein. Tatsächlich machen das Stereopaar auch parallel gerichtet noch einen besseren Eindruck als in der (leider) oft gesehenen offensiven 20°-Einlenkung.

Als Referenzstück für die Auslotung des Stereopanoramas der Canton Lautsprecher können wir übrigens den Titel „Marilyn Monroe“ der Musikerin Sevdaliza empfehlen. In diesem Stück erklingt ab der Hälfte ein sehr markanter und freistehender Sound auf die dritte Zählzeit. Sitzt dieser wirklich in der Mitte, passt die Ausrichtung. Können Sie den Sound einem der beiden Lautsprecher zuordnen, sollten Sie nochmal nachjustieren.

Die Canton Townus 30 gibt es in drei Farbausführungen: schwarz (high gloss), weiß (seidenmatt) und nussbaum.
Die Canton Townus 30 gibt es in drei Farbausführungen: schwarz (high gloss), weiß (seidenmatt) und nussbaum.

Performance der Canton Townus 30

Für den unterhaltsamsten Teil des Tests bleiben wir direkt bei der gerade angespielten Komponistin, Sängerin und Musikproduzentin. Sevdaliza, die aus dem Libanon stammt und in den Niederlanden aufgewachsen ist, verschränkt in ihren Werken zeitgenössische ästhetische Strategien mit den Wurzeln ihrer musikalischen Sozialisierung. So hören wir etwa bei ihre neuesten Veröffentlichung „The Great Hope Design“ feine vierteltönige Arabesken über feisten Synthesizern und schweren, Hip-Hop-Beats.

Der Canton Townus 30, den wir übrigens mit dem Roksan Attessa Amp (▶ lesen Sie hier unseren Test) verbunden haben, schreitet hier direkt mit ordentlich Muskelkraft zur Tat. Wären wir es von diesem Hersteller nicht bereits gewohnt, dass Lautsprecher die ersten augenscheinlichen Einschätzungen um ein Weites übertreffen, wären wir ernsthaft verblüfft, mit welcher raumfüllenden Energie der kompakte Townus hier aufzuspielen weiß. In den Bässen mit faszinierend scharf umrissenem Punch, die Mitten ausdifferenziert und transparent, während in den Höhen vor allem das Timbre der Stimme mit seinen hauchigen Transienten sehr hochauflösend ausformuliert wird.

Dabei gibt sich das Panorama der Canton Townus 30 Lautsprecher sehr breit und gleichzeitig luftig, sodass wir etwa bei Bela Bartoks Konzert für Orchester BB 123 die einzelnen Stimmgruppen auch in der Tiefenstaffelung sehr präzise lokalisieren können. Etwas verwunderlich zwar, dass in der Aufnahme der Deutsche Grammophon mit den Rotterdamer Philharmonikern die Flöten zunächst gefühlte vier Meter vor den Violinen sitzen, welche dann im Fortissimo schlagartig in die erste Reihe wandern, aber wir behaupten einfach mal, das läge an der Aufnahme selbst. Denn wenn es Canton nun gelingt, seine Lautsprecher im Stereo-Arrangement zu einer dreidimensionalen Klangregie zu delegieren, fallen wir endgültig vom Glauben ab.

Preis und Verfügbarkeit

Die Canton Townus 30 Zwei-Wege Kompaktlautsprecher gibt es zum Paarpreis von 1.098 Euro (UVP) im Fachhandel oder direkt bei Canton zu kaufen. Es gibt drei Farbausführungen: schwarz (high gloss), weiß (seidenmatt) und nussbaum.

Webseite: www.canton.de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 01/2022

▶ Lesen Sie hier: Test: Canton Smart Sounddeck 100 – Multiroom Soundbar mit Dolby Atmos

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Fazit
Wie es nicht anders zu erwarten war, hat Canton mit dem Townus 30 einmal mehr so ordentlich auf den Putz gehauen. Was nach einstiegsfreundlichem Kompaktmodell aussieht, klingt nach High-End. Der Townus 30 ist nicht nur fein abgestimmt und räumlich versiert, sondern gleichzeitig impulsschnell und kraftvoll.
Wiedergabequalität
89
Ausstattung/Verarbeitung
100
Benutzerfreundlichkeit
70
Preis/Leistung
90
Leserwertung13 Bewertungen
40
Vorteile
ausgezeichneter Sound
sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis
Nachteile
keine
88
Canton Townus 30

Bildquellen:

  • Test: Canton Townus 30 – Kompaktlautsprecher: Auerbach Verlag
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