Test: Cambridge Audio MXN10 Netzwerkplayer / Streamer

Cambridge Audio präsentiert derzeit zwei neue Netzwerk-Player, die um ihre Aufgabe wissen: zurückhaltend bleiben und durch Musikalität brillieren. Wir haben zunächst das kleinere MXN10 Modell im Test.

Ein Streamer für alle

Für das Team der AUDIO TEST gehört Cambridge Audio mittlerweile so gut wie zur Familie. Denn seit vielen Jahren sind der Netzwerkplayer CXN Silver und der Blu-ray Player CXUHD Teil der umfangreichen Grundausstattung unseres Hörlabors. Unzählige Stunden haben wir schon mit verschiedensten Lautsprechern, Verstärkern, Zuspielern und TV-Geräten verbracht – Cambridge Audio war stets mit von der Party. Dabei waren die Briten selbstverständlich auch oft genug selbst auf dem Prüfstand.

Großes Highlight in der Testhistorie war jedoch kein digitaler Zuspieler, sondern ein analoger: Der Plattenspieler Alva TT V2 wusste in AUDIO TEST Ausgabe 05/2022 nämlich ein ausgezeichnetes Testergebnis von 93 % einzufahren. Aber auch der Streaming-Verstärker EVO 150 machte seinerzeit in Ausgabe 04/2022 im Zusammenspiel mit den Dynaudio Emit 30 eine exzellente Figur und wurde dafür mit einem Ergebnis von 90,5 % belohnt. Denn nach wie vor besticht das Unternehmen durch sehr gute technische Konzepte in modernen und langlebigen Konstruktionen.

British Sound

Kompetenz und Genius trägt das Unternehmen ja auch bereits im Namen. Cambridge ist weltweit bekannt als Ausbildungsstätte großer Namen wie Isaac Newton, Alan Turing und Stephen Hawking. Freilich waren auch die Gründerväter Cambridge Audios ihrerseits Alumni der großen Colleges der kleinen Stadt im Osten des Vereinten Königreichs. 1968, also genau zu Beginn der goldenen Ära des HiFi widmeten sie sich der Fertigung von HiFi-Geräten. In einer Zeit, in der der „British Sound“ eine echte Weltmarke war.

Nicht nur musikalisch, denken wir etwa an die Beatlemania, die Rolling Stones oder Led Zeppelin (die sich übrigens im selben Jahr zusammenfanden wie Cambridge Audio). Auch technologisch war die englische Elektroakustik damals wegweisend. Die BBC, die legendären Abbey Road Studios und eine unzählige Menge junger HiFi „Start Ups“ bestimmten zur Hälfte des 20. Jahrhunderts den Weltmarkt. Daher ist es tatsächlich wenig hochtrabend, wenn sich ein Unternehmen wie Cambridge Audio die Worte „Great British Sound“ neben den Union Jack schreibt.

Test: Cambridge Audio MXN10 Netzwerkplayer / Streamer
Die vier unscheinbaren Buttons lassen sich in der StreamMagic App mit Presets belegen. Etwa Playlists oder Radiosender können hier abgespeichert werden.

MXN10

Aktuell präsentiert Cambridge Audio zwei brandneue Modelle der Kategorie Netzwerkplayer / HiFi-Streamer. Der AXN10 und der MXN10 verstehen sich als vielseitig einsetzbare Netzwerker mit Cambridge Audio StreamMagic Gen 4 Kompatibilität in der preislichen Einstiegsklasse um 500 Euro. Beide sind also so etwas wie schnörkellose Universalgenies für streamingbasierte Musikwiedergabe. Kurz nach dem Produktlaunch Anfang Februar 2023 haben wir zunächst den kompakteren Cambridge Audio MXN10 für diese aktuelle Ausgabe einfliegen lassen.

Wenn wir im Bezug auf den MXN10 das Wort schnörkellos in den Mund nehmen, ist dies tatsächlich eine Untertreibung. Denn der Netzwerkplayer ist eher von der Kategorie „kleiner grauer Kasten“, dessen Metallgehäuse lediglich fünf schlichte Druckknöpfe, ein kleines Status-LED und zwei Schriftzüge an der Gehäusefront zieren. Ohne App geht hier gar nichts, aber dazu später mehr.

So zurückhaltend der MXN10 frontseitig ausgestaltet ist, so rudimentär verhält es sich auch mit seiner Ausstattung. So lassen sich physisch zunächst Vorverstärker mittels Cinch, Koaxial- oder optischen Ausgang anbinden. Außerdem kann ein externes Speichermedium via USB anschlossen werden. Zwei Schraubantennen verbessern zudem die WiFi- und Bluetooth-Signalstärke.

Universalgenie

Herzstück des MXN10 ist jedoch – wie sollte es bei einem Netzwerkplayer anders sein – der Digital-/Analogwandler. Hier kommt ein State of The Art-Chip aus dem Hause ESS Technology zum Einsatz. Der ESS SABRE ES9033Q ermöglicht dem Cambridge Audio Player die Verarbeitung von Audiosignal mit einer Auflösung von bis zu 768 Kilohertz (kHz) zu 32 Bit PCM und DSD512. Auch Bluetooth ist mit dem 5.0-Standard von höchster Güte. Dateiformate, welcher der Cambridge MXN10 umzusetzen weiß, umfassen dabei die gängigsten Arten von ALAC bis WAV. MQA gibt das Gerät jedoch nicht wieder. Was die Kompatibilität verschiedenster Streaming-Anbieter angeht, lässt der Streamer keinerlei Wünsche offen.

Chromecast, Tidal, Spotify, Airplay 2, Qobuz, Roon Ready und natürlich auch Internet Radio sind über Cambridge Audios StreamMagic-App abrufbar. Die App bietet, wie wir bereits aus vorangegangenen Begegnungen wissen, intuitiv einen schnellen und übersichtlichen Zugriff auf lokale und virtuelle Quellen. Diese lassen sich gut sortieren und in Presets speichern.

Beispielsweise Playlists oder Sender lassen sich somit direkt als solche vormerken. Für den Zugriff auf Presets stehen auch die vier Knöpfe an der Gehäusefront parat. Tidal stellt zum Beispiel jeden Tag eine neue Playlist zusammen, die – basierend auf unseren Hörgewohnheiten – täglich neue Titel empfiehlt. „My Daily Discovery“ empfiehlt sich ausgezeichnet für einen der vier Preset Buttons.

Test: Cambridge Audio MXN10 Netzwerkplayer / Streamer
Auch an der Rückseite gibt sich der MXN10 bedacht aufs Wesentliche. Eine Handvoll Ausgänge und der USB-Port sind unseres Erachtens aber auch vollkommen ausreichend für ein Gerät dieser Gewichtsklasse.

Im Klangtest: unaufdringlicher Spielmacher

Für den Praxistest verbinden wir den MXN10 von Cambridge Audio nicht nur mit Stromnetz und Netzwerk, sondern auch via analogem Ausgang mit unserem Referenzverstärker RA 1592von Rotel, der wiederum ein Paar Nuvero 170 aus dem Hause Nubert antreiben darf.

Zu Beginn der Session starten wir via Tidal HiFi Plus mit dem neuesten Album „Trinity“ des Hyperpop-Superstars Eartheater. Die Titel liegen uns bei Tidal in Studio Master-Qualität vor, was sich bei Eartheater auf jeden Fall bezahlt macht. Bei „Pearl Driver“ etwa haben wir es mit so hochauflösenden digitalen Gestaltungsmitteln zu tun, die auf jeden Fall eine hohe Abtastrate fordern. Die hochfrequenten Artefakte, die durch Eartheaters – im besten Sinne des Wortes – eigenartigen Kompositionsstil entstehen, sind wie tausende kleine Farbspritzer, die der Klangpinsel auf eine akustische Leinwand wirft.

Doch genug der halbgaren Poesie. Worauf wir hinauswollen ist, dass Cambridge Audios MXN10 hier einen tadellosen Job abliefert. Die nuancenreichen Texturen werden vom Netzwerkplayer einwandfrei wiedergegeben und auch Hallfahnen, am Ende einfach tausende kleine digitale Echos, zeichnet der Prüfling sehr gewissenhaft und originalgetreu.

Das gilt auch für extrem hochauflösende Rohdateien, welche wir direkt aus dem Studio via USB-Stick an den MXN10 verfüttern. Hier liegen uns die Files zwar „nur“ in 384 kHz vor, aber dieser Tester muss gestehen, dass er ab einer gewissen Auflösung kaum mehr in der Lage ist, wirkliche Unterschiede wahrzunehmen.

Top Sound

Jedenfalls hören wir Choraufnahmen, die wir digital in verschiedenen Räumen platzieren. So etwa dem Leipziger Völkerschlachtdenkmal, das wir ob hochauflösender Impulsantworten emulieren können. Nicht nur die Timbres der einzelnen Stimmgruppen, sondern vor allem auch deren Resonanzen in den Gemäuern des beinahe brutalistischen Monuments klingen wirklich fantastisch in ihrem Detailreichtum.

Das kalte Sandsteingemäuer, dessen Innenraum knapp 70 Meter Höhe misst, wird von unserem Ensemble rund um den Cambridge Audio MXN10, so plastisch in den Hörraum gemalt, dass es uns beinahe ein wenig fröstelt.

Auch Aufnahmen eines Jazz-Schlagzeugs bieten tolles Material für eine hochauflösende Performance. Allein das Spiel mit Besen auf Snare und Becken ist so reichhaltig an Transienten, dass es tatsächlich einer hochauflösenden Spielgruppe bedarf.

Ob trocken oder in kleinen Hallräumen, der MXN10 performt hier mit einem wirklich hervorragenden Naturalismus. Einmal mehr können wir festhalten, dass sich Cambridge Audio mit einem wirklich spielfreudigen und einsteigerfreundlichem Netzwerkplayer wie dem MXN10 um seinen guten Stand in der HiFi-Branche locker verdient macht.

Preis und Verfügbarkeit

Den Cambridge Audio MXN10 Netzwerkplayer / Streamer gibt es zum Preis von 499 Euro (UVP) im Fachhandel zu kaufen. Farbe Luna Grey (Grau/Silber).

Ausstattung Marke Produktname

Allgemein
GeräteklasseNetzwerkplayer
HerstellerCambridge Audio
ModellMXN10
Preis (UVP)499
PreiskategorieEinstiegsklasse
Maße (B/H/T)21,5 × 5,2 × 19,1 cm
Gewicht1,2 kg (pro Stück)
Informationenwww.cambridgeaudio.com
Technische Daten*
Leistungk.A.
individuelle Klangeinst.nein
WiedergabemöglichkeitenWLAN, BT, Airplay, Chromecast
FormateALAC, WAV, FLAC, AIFF, DSD (x512), WMA, MP3,
AAC, HE AAC, AAC+, OGG Vorbis
StromverbrauchStand-by: < 0,5 W
Betrieb: 20 W
EingängeEthernet, USB-A
AusgängeLine-Ausgang (unsymmetrisch), Digitaler Ausgang
(koaxial und optisch)

*Herstellerangaben

Webseite: www.cambridgeaudio.com

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 03/2023

▶ Lesen Sie hier: Test: Cambridge Audio Evo 75 All-in-One Streaming-Verstärker

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Fazit
Einen mehr als soliden Netzwerkplayer hat Cambridge Audio mit dem MXN10 herausgebracht. Der unscheinbare Streamer ist mit dem Wesentlichsten bestückt, jedoch dank StreamMagic 4 intuitiv und vielseitig einsetzbar. Klanglich lässt der Player keine Wünsche offen und weiß obendrein ob seines erschwinglichen Marktpreises zu bestechen.
Wiedergabequalität
90
Ausstattung/Verarbeitung
95
Benutzerfreundlichkeit
80
Preis/Leistung
80
Leserwertung41 Bewertungen
42
Vorteile
Starker Sound
verlässliche Bedienung dank StreamMagic
preisgünstig
Nachteile
keine
89
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • Cambridge Audio MXN10 Streamer Test 01: Cambridge Audio