Cambridge Audio Alva TT V2 Plattenspieler Test

Test: Cambridge Audio Alva TT V2 – Plattenspieler mit Bluetooth (Direktantrieb)

Im Januar 2019 stellte Cambridge Audio seinen ersten Plattenspieler vor, den Alva TT. Drei Jahre später spendieren sie diesem bereits ein Update. Der neue Cambridge Audio Alva TT V2 setzt ebenfalls auf eine integrierte Phono-Vorstufe und Bluetooth aptX HD, jedoch bietet er noch mehr Flexibilität und einen neuen Tonarm.

Vinyl gone Wireless

Eigentlich sollte der Test des neuen Cambridge Audio Plattenspielers schon in der Mai-Ausgabe der AUDIO TEST laufen. Bereits im Januar 2022, direkt nach der Produktankündigung, hatten wir das Testsample angefragt aber Lieferengpässe und Produktknappheit machten einen Strich durch die Rechnung. Es hätte sicherlich gut zum Plattenspieler-Testfeld gepasst, doch wir Redakteure gehören zur geduldigen Fraktion und Geduld ist nunmal auch ein guter Berater, gerade in Zeiten wie diesen. So hat es halt eine Ausgabe länger gedauert mit der Testpremiere des Cambridge Audio Alva TT V2 Plattenspielers in der AUDIO TEST und hier auf Likehifi.de.

Aussehen

Widmen wir uns nun also voller Hingabe dem Test-Produkt. Der Cambridge Audio Alva TT V2 ist ein Plattenspieler mit Direktantrieb, der altbewährtes analoges Musikerlebnis mit dem Komfort der modernen Digitaltechnik verbindet. Dieser bisweilen schwierige Spagat zwischen den Welten spiegelt sich auch in dem hochmodern und zugleich altvertraut wirkendem Design des Plattenspielers wider.

Die dunkelgraue Zarge ist aus MDF gefertigt und mit einer edlen, 6 Millimeter dicken Deckplatte aus gebürstetem Aluminium versehen. Zwischen dieser und dem MDF ist eine Schicht aus vibrationsdämpfenden Ethylen-Vinyl-Acetat, kurz EVA eingesetzt. Das Gehäuse ist zur Unterseite hin angekeilt, wodurch der Cambridge Audio Alva TT V2 wirkt, als würde er schwebend im Regal thronen. Die Staubabdeckung ist klassisch, jedoch leicht abdunkelt, wodurch sie farblich besser zum restlichen silbergrauen Farbschema des Alva TT V2 passt.

Cambridge Audio Alva TT V2 Tonabnehmer
Der mitgelieferte Alva MC ist ein High-Output MC Tonabnehmer. Somit kann er auch mittels MM-Phonostufen genutzt werden.

Ausstattung des Cambridge Audio Plattenspielers

Beim Antrieb des Cambridge Audio Plattendrehers kommt ein quarzgesteuerter Gleichstrommotor zum Einsatz, der eine Gleichlaufschwankung von lediglich 0,06% aufweist. Auf der massiven Achse sitzt direkt der schwergewichtige Plattenteller. Dieser besteht aus Polyoxymethylen, einem sehr festen und steifen Thermoplast, besser bekannt als POM. Durch die darauf befindliche feine Rillenstruktur verzichtet Cambridge Audio bewusst auf eine zusätzliche Filzmatte. Sie können ihre Lieblingsplatten also direkt auf dem Alva TT V2 platzieren, es ist aber auch nicht verboten eine Matte dazwischen zu legen.

Die erste Neuerung, die uns beim Cambridge Audio Alva TT V2 auffällt, ist der komplett überarbeitete Tonarm. Dieser ist dank langwierigen Tests der Cambridge Audio Entwickler aus London besonders Resonanzarm. Der gerade, aluminiumlegierte Tonarm hat eine effektive Masse von gerade einmal 11 Gramm. Während der vorherige noch von Rega gefertigt wurde, kommt dieser nun direkt von Cambridge Audio.

Ebenfalls neu gestaltet wurde der abnehmbare Tonarmkopf, der aus Aluminiumguss besteht und den Austausch des Tonabnehmers sehr angenehm gestaltet. Auch das Tonarmlager wurde überarbeitet. Dieses soll nun eine noch genauere und störungsfreiere Abtastung ermöglichen. Die Anti-Skating-Kraft ist mittels eines Drehreglers stufenlos mit höchster Präzision einstellbar. Die Tonarmhöhe ist jedoch nicht justierbar. 

Im Tonabnehmerkopf, auch Headshell genannt, ist ein maßgefertigter Moving-Coil-Tonabnehmer installiert. Der Alva MC ist einzeln mit 499 Euro bepreist, aber hier im Verkaufsumfang enthalten und werksseitig vorinstalliert. Der hauseigene MC-Tonabnehmer ist elliptisch geschliffen und genaugenommen ein sogenannter High Output MC-Tonabnehmer. Dies bedeutet, dass er auch mit MM-Phonostufen betrieben werden kann, da seine Ausgangsspannung für einen MC-Tonabnehmer relativ hoch ist.

Jedoch muss man sich in Sachen Verstärkung beim Alva TT V2 eigentlich gar keine Gedanken machen. Schließlich verfügt er über eine integrierte MC-Phonovorstufe. Diese ist nun im Gegensatz zum Vorgänger abschaltbar, Cambridge Audio hat hier auf die Wünsche der Kunden gehört. Über einen kleinen Kippschalter auf der Rückseite des Plattendrehers wird sie umgangen und man kann eine externe Phonostufe hinzuziehen. Dennoch ist der integrierte Phono-Vorverstärker nicht zu vernachlässigen. Immerhin realisiert er die RIAA-Entzerrung laut Hersteller mit einer Abweichung von gerade mal 0,3 dB. 

Cambridge Audio Alva TT V2 Plattenspieler Tonarm
Das Tonarmlager des Alva TT V2 wurde überarbeitet. Unter anderem lässt sich nun das Anti-Skating stufenlos einstellen.

Plattenspieler mit Bluetooth Funktion

Wer komplett auf Kabelverbindungen verzichten will und den Luxus der modernen Technik genießen möchte, kann die Bluetooth-Funktionalität des Cambridge Audio Alva TT V2 nutzen. Mittels aptX HD ist der Plattenspieler in der Lage hochauflösendes Audio mit einer Bit-Tiefe von 24 Bit und einer Abtastrate von 48 Kilohertz zu streamen.

Das Koppeln des Plattendrehers mit anderen Geräten ist dabei übrigens sehr komfortabel. Hierfür muss man lediglich den Bluetooth-Kippschalter umlegen und Pairing-Knopf zwei Sekunden lang halten. Nun sucht der Alva TT V2 nach einem Empfangsgerät. Lässt man dieses ebenfalls nach einem Partner fahnden, verbinden sie sich automatisch und es kann losgehen. Koppelt sich der Alva TT V2 mit einem ungewünschten Gerät, lässt er sich durch gedrückt halten des Pairing-Knopfes wieder entkoppeln. 

Der Cambridge Audio Alva TT V2 wird mittels drei in der Aluminiumplatte eingelassenen Buttons gesteuert. Einer erweckt den Plattenspieler aus dem Standby-Modus. Die anderen entscheiden über die Rotationsgeschwindigkeit. 33 und 45 RPM stehen zur Auswahl. Auf der Rückseite des Alva TT V2 befinden sich, neben den bereits angesprochenen Schaltern für die Phono-Vorverstärkung und Bluetooth, ein Paar Cinchanschlüsse und eine Masseklemme.

Alva TT V2 im Klangcheck

Als erstes wollen wir uns einen Eindruck von der integrierten Phonostufe machen. Schließlich ist das einer der Vorteile des Alva TT V2 von Cambridge Audio. Der Plattenspieler ist alleinstehend weitestgehend einsatzbereit. Viel mehr als einen Verstärker und Lautsprecher braucht man eigentlich nicht. Plug and Play sozusagen.

Den Anfang macht Fritz Kalkbrenner mit seinem Album „True Colors“ aus 2020. Für das Lied „Bright“ tat sich der Berliner Produzent mit dem Göttinger House-DJ Ben Böhmer zusammen. Das Endergebnis ist ein minimalistisch, melodisches Stück elektronischer Dance-Musik. Die träumerischen Flächen und die hallgetränkten Synthies transportiert der Alva TT V2 sehr feinfühlig und knackig in den Raum. Vor allem fällt die angenehm warme Basswiedergabe des Plattenspielers auf. Er tastet jedes Detail sehr sauber und präzise ab, wodurch auch die vinyltypischen kleinen Unperfektheiten der Schallplatte gut zur Geltung kommen. Allgemein wirkt der Cambridge Audio Alva TT V2 Plattenspieler außerordentlich ruhig und gelassen.

Das Klangbild ist ausgewogen und wohltuend angenehm. Er verfügt über viel Druck, wie es für Direkttriebler typisch ist, ohne Transienten übertrieben oder zu scharf abzubilden. Außerdem ist der Motor sehr leise. Im Betrieb ist er nicht zu hören. Lediglich beim Anlaufen und Abstoppen des Tellers sind die einzelnen Stufen des Motors zu vernehmen. Übrigens ist dieser etwas träger, als der anderer Direkttriebler. Der Plattenteller erreicht nicht nach einem Bruchteil einer Umdrehung die gewollte Rotationsgeschwindigkeit, sondern muss sich circa eine Umdrehung lang eingrooven. Auch beim Abbremsen ist der Motor etwas zögerlich. Dies ist jedoch nicht als Kritik zu verstehen, schließlich kennen wir das auch von Riemenantrieblern. Außerdem besticht der Cambridge Audio Alva TT V2 mit seiner enormen Laufruhe, weshalb die anfänglichen, dezenten Motorengeräusche ebenso nicht ins Gewicht fallen.

Cambridge Audio Alva TT V2, Hinteransicht, Anschlussterminal Plattenspieler
Sowohl der integrierte Phonovorverstärker als auch die Bluetooth-Funktion lassen sich auf der Rückseite des Alva TT V2 aktivieren bzw. ausstellen

Klappt die Bluetooth-Verbindung?

Anschließend wechseln wir zur praktischen Bluetooth-Verbindung. Diese ist leicht eingerichtet und bietet enorme Flexibilität. Wir testen die kabellose Wiedergabe mit verschiedenen Lautsprechern und Kopfhörern und kommen zum Schluss, dass die Übertragung mittels Bluetooth natürlich etwas an Dynamik und Leben verliert. Immerhin ist sie nachweislich verlustbehaftet. Dennoch ist der Unterschied zwischen Kabelverbindung unter Verwendung der integrierten Phonostufe und einer Wireless-Verbindung je nach Wiedergabegerät und Abhörsituation teilweise sehr marginal. So konnten wir unsere Lieblingsplatten mit kabellosen Kopfhörern und dem Cambridge Audio Alva TT V2 in einer noch nie zuvor dagewesenen Bewegungsfreiheit in unserem Hörraum nachempfinden. 

Wer jedoch alles aus dem Cambridge Audio V2 Plattenspieler herausholen will, sollte eine externe Phonostufe hinzuziehen. In unserem Test nutzten wir die Phono Box DS2 von Pro-Ject, die uns im Test mit einer Wertung von 88 % durchaus (hier geht’s zum Test) überzeugen konnte. Wir legen Adeles Album „30“ aus 2021 auf und bewegen die Nadel in Richtung des Megahits „Easy On Me“.  Kaum ertönt die erste Note, spürt man, wie der Klang des Alva TT V2 förmlich aufblüht. Die Wiedergabe ist deutlich klarer und noch detaillierter als zuvor. Auch das Stereobild wirkt breiter. Die Ballade wird sehr präzise und luftig dargestellt. Die kräftige Gesangsstimme Adeles gleitet gefühlvoll von den Lautsprechermembranen.

Das Piano ist knackig und super dynamisch. Der Cambridge Audio Plattenspieler geht sehr ruhig, sanft und äußerst präzise zu Werke. Abschließend holen wir mit Peter Gabriels drittem Album „Melt“ aus dem Jahre 1980 einen Klassiker auf den Plattenteller. Obwohl die Schallplatte ihre besten Jahre bereits hinter sich hat und von der Zeit etwas gezeichnet ist, beweist der Alva TT V2 auch hier seine sehr ausgewogene und warme Klangwiedergabe. Bei „No Self Control“ fliegen verzerrte E-Gitarren, abstrakte Stimmen und eindringliche Xylophonklänge durch den Hörraum und zeichnen sich wunderbar körperhaft und plastisch zwischen die Lautsprecher. 

Die zweite Iteration des Cambridge Audio Plattenspielers Alva TT bringt zwar nur einige kleine Detailverbesserungen, doch gestalten diese das Turntable aus England deutlich flexibler und optimieren dessen Klang. Schon die erste Version hat eine Brücke zwischen der analogen Vinyl-Welt und der digitalen Welt der kabellosen Datenübertragung geschlagen und moderne HiFi-Anlagen-Kombinationen möglich gemacht. Der Cambridge Audio Alva TT V2 bleibt diesem Credo treu, hat lediglich alte Einschränkungen aufgehoben und den Tonarm weiter optimiert. So sollte eine Überarbeitung sein: Dinge, die schon super funktionieren beibehalten, das Gerät flexibler gestalten und den Klang stetig verbessern. Klasse! ■ Text: Simon Mendel, Benjamin Mächler

Preis und Verfügbarkeit

Den Cambridge Audio Plattenspieler Alva TT V2 Schallplattenspieler gibt es zum Preis von 1.999 Euro (UVP) im autorisierten Fachhandel zu kaufen.

Webseite: www.cambridgeaudio.com/de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 05/2022

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Fazit
Der Cambridge Audio Alva TT V2 verändert im Vergleich zu seinem Vorgänger nur Details. Die Phonostufe ist nun abschaltbar und ein neuer Tonarm ziert den Plattenspieler. Alte Stärken, wie das langlebige Design, der vorinstallierte MC-Tonabnehmer und die Bluetooth-Konnektivität bleiben erhalten. Entstanden ist ein hochmoderner, exzellent verarbeiteter Plattenspieler, der sehr gut klingt, hochgradig flexibel ist und auch sonst kaum Wünsche offenlässt.
Wiedergabequalität
92
Ausstattung/Verarbeitung
99
Benutzerfreundlichkeit
89
Preis/Leistung
84
Leserwertung22 Bewertungen
45
Vorteile
Gute Basswiedergabe & warmer Klang
integrierte Phonostufe (abschaltbar)
hochauflösendes Streaming via aptx HD
Nachteile
keine
93
Cambridge Audio Alva TT V2

Bildquellen:

  • MG_1968: Auerbach Verlag
  • MG_1964: Auerbach Verlag
  • MG_1970: Auerbach Verlag
  • Cambridge Audio Alva TT V2 Plattenspieler Test: Auerbach Verlag