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Test: Advance Paris WTX-Tubes – High‑End Bluetooth‑Empfänger mit Röhrentechnologie

Mit dem WTX-Tubes Bluetooth-Empfänger wagt Advance Paris das Experiment, digitales Streaming mit analogem Röhrenklang zu verbinden. Als Ergebnis versprechen sie ein Klangerlebnis, welches dem eines Plattenspielers nahkommen soll.

Analoge Wärme im digitalen Zeitalter

Der Gedanke und die Idee hinter dem Advance Paris WTX-Tubes sind sehr interessant. Wie ist es möglich Musikstreaming für den Highend HiFi-Bereich attraktiver zu machen? Schafft man so eventuell auch Freunde des Musikstreamens für HiFi zu begeistern? Und vor allem: Wird das klappen?

Die Antwort der Pariser von Advance Paris: Röhrenverstärkung. Die Vakuumröhre erfreut sich schon seit etlichen Jahrzenten großer Beliebtheit. Als ein im Grunde steuerbarer Widerstand, war er bis in die 50er überall. Bis er dann von den Transistoren abgelöst wurde, welche heute millionenfach in Computerchips zu finden sind. Aus den meisten Schaltungen ist die Röhre mittlerweile verschwunden. In der Musikproduktion und Wiedergabe sind sie jedoch bis heute noch im Einsatz, denn die Röhre hat eine bestimmte Eigenschaft, die die meisten Menschen als angenehm empfinden. Sie fügt dem Signal sogenannte Obertöne hinzu, wird also leicht verzerrt.

Der typische Röhrenklang wird dabei meist als warm und rund beschrieben. Die Röhre sorgte auf unzähligen Platten für den unverkennbaren Sound warmer E-Gitarren, knackigen Drums und natürlichen Gesangs weshalb der Röhrensound heutzutage auch oft als „vintage“ beschrieben wird. Dabei ist die Vakuumröhre kein Relikt seiner Zeit, sondern vielmehr ein brillantes Instrument um Musik etwas „analoger“ klingen zulassen. Vor allem im digitalen Zeitalter ist man immer wieder auf der Suche nach der Natürlichkeit in der Musik. Die Röhrenverstärkung ist dafür perfekt.

Das dachte sich anscheinend auch Advance Paris, denn im WTX-Tubes High-End Bluetooth-Empfänger schlummern – wie der Name schon erahnen lässt – Röhren. Präziser gesagt, zwei Raytheon 5703 Subminiaturröhren. Zusätzlich ist ein Wolfson WM8740 D/A-Wandler in einem Class A-Design für die Signalwandlung zuständig. Eine bitgenaue und verlustfreie Übertragung ist durch Bluetooth 5.0 samt aptX HD-Codec gewährleistet. Letzteres stellt sicher, dass das übertragene Signal bis auf das kleinste Detail wiederaufgearbeitet wird. Damit liest der Advance Paris WTX-Tubes, „die dematerialisierte Musik auf höhst musikalischer Art und Weise“ aus, wie Advance Paris selbst schreibt. Die Franzosen werden noch genauer: Sie stören sich an Signalen, die „zu digital“ klingen und genau da kommt der WTX-Tubes zum Einsatz. Durch die Kombination, aus state-the-art digitaler Datenübertragung und klassischer analoger Verfärbung soll ein Klang entstehen, der ganz im Geiste der Vinyl steht.

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Wer auf die analoge Verfärbung verzichten möchte, kann das Signal direkt digital abgreifen. Hierfür stehen ein koaxialer und ein optischer Ausgang zur Verfügung.

High-End Bluetooth-Empfänger von Advance Paris im Klangtest

Der Ausdruck Vinylklang ist dabei nicht so genau zu nehmen. Es geht vielmehr um einen analogen Sound – nicht um die exakte Klangemulation einer Schallplatte. Schließlich hängt dieser von einer Vielzahl Faktoren ab: Zustand und Qualität der Platte, des Plattenspielers, der Nadel und des Verstärkers. Einen genauen Klang zu reproduzieren scheint schier unmöglich, da sich jedes Setup wenigsten minimal unterscheidet. Es geht vielmehr darum, die Natürlichkeit, die minimale Unperfektheiten, die mit einer Schallplatte und den vorhin aufgezählten Faktoren einhergehen auf gestreamte Musik zu übertragen. Aber keine Sorge, der Advance Paris Bluetooth-Empfänger setzt auf Röhrenklang und fügt zum Glück kein Vinylknistern, Knacksen oder gar Eiern hinzu.

Die Musik soll an Farbe gewinnen, etwas realistischer und wohliger klingen. Aus der kalten, überpräzisen digitalen Musik der Streamingdienste soll wieder hochwertigste Musik voller vertrauter Innigkeit und Gefühlswärme werden. Die Klangverfärbung ist dabei definitiv hörbar, bleibt jedoch stets dezent. Eine leichte Sentimentalität umgibt die Musik. Die Röhren tönen das Signal organisch und lassen es so interessanter und harmonischer wirken. Durch das Hinzufügen von Obertönen, erweitert sich das Frequenzspektrum der Signale nach oben und die Musik klingt etwas verwaschener, ineinander gewunden, eben vertraut analog. Bass und tiefe Mitten haben den typischen Röhrendrive, Höhen sind definierter. Allgemein ist alles etwas verspielter und gefühlvoller.

Auf der anderen Seite klingt der Ton durch die WTX-Tube etwas indirekter, jedoch dabei nicht dumpf oder verschmiert. Durch die Röhrenverstärkung verlieren die Sub-Bässe etwas an Platz im Raum. Die höheren Frequenzen sind einfach voller und detaillierter als zuvor, weshalb der Tiefenbereich etwas schwächer klingt. Dies ist aber nicht unbedingt negativ. Denn dieses Phänomen bewirkt auch, dass dröhnende Resonanzfrequenzen in den Tiefen etwas ausgeschwächt werden, weshalb Überhöhungen in den Bässen etwas angeglichen werden.

Angeschlossen war der Advance Paris WTX-Tubes am Smart Connect 5.1 Vorverstärker von Canton. Dieser hat ebenfalls einen Bluetooth-Empfänger integriert. So lief der A/B-Vergleich spielend leicht. Bei diesem fiel nicht nur die eben beschriebene Klangverfärbung auf. Außerdem war das Signal, empfangen und verstärkt durch den WTX-Tube deutlich leiser, als ohne. Das ist auf gar keinen Fall ein Deal-Breaker, man sollte es nur in der Signalkette beachten. Die Räumlichkeit und die allgemein hochwertige Wiedergabe des Klangs wurden dadurch nicht in Mitleidenschaft gezogen. Übrigens scheint die Röhren keine merkliche Aufwärmzeit zu benötigen. Sobald das Smartphone verbunden ist, läuft das Signal zum Verstärker sofort schön warm.

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Zur reibungslosen Signalübertragung muss an der Rückseite des WTX-Tubes eine Empfangsantenne angeschraubt werden.

Für Jeden und Jede etwas dabei

Aber damit noch nicht genug. Für jeden, der Qualitätsverlust über Bluetooth fürchtet und in puncto Klangqualität Streamingdiensten skeptisch ist, hat Advance Paris noch ein echtes Ass im Ärmel. Der WTX-Tubes verfügt nämlich über die „HD Detect“-Funktion. Ist diese aktiviert, erkennt er hochauflösende Audiodateien, wie HiRes-Audio und rechnet diese wieder hoch. So soll diese auf HD-Niveau wieder aufgearbeitet werden und besonders schön und hochwertig verstärkt werden. Damit zeigt Advance Paris, dass der WTX-Tubes ohne Frage ein ernstzunehmendes HiFi-Gerät ist, welche nicht nur versucht alten Tagen nachzuempfinden, sondern auch den Blick in die Zukunft richtet.

Der Look des Advance Paris WTX-Tubes ist schlicht und geht auf Nummer Sicher. Mit einer schwarz glänzenden Front mit silbernen Akzenten, wie Logo, Schrift und Aus/An-Schalter, passt das kleine Empfangsgerät in jedes HiFi-Setup und sticht nirgends als deplatziert hervor. Schaltet man es ein, fängt so manches an zu leuchten. Es leuchten ein paar Statuslämpchen auf, eine LED-Anzeige, die die Bluetoothverbindung zeigt und das große Highlight des WTX-Tubes: Die Subminiaturröhren.

Diese sind durch ein kleines Fenster sichtbar und eine rote LED präsentiert die beiden Röhren im vollen Glanz. Schaut man jedoch näher hin, fällt auf, dass nur eine LED für beide verbaut ist. Das ist etwas schade ist, da so beide unterschiedlich stark durchleuchtet werden. Bei etwas Abstand fällt das zwar kaum auf, ist aber gerade für neugierige Augen etwas bedauerlich. Das sonstige Gehäuse des Advance Paris WTX-Tubes ist aus schwarzem Metall mit einigen Lüftungslöchern. Des Weiteren steht es auf vier kurzen, runden Füßen. Auf der Rückseite befinden sich neben den Ausgängen noch ein Schalter um HD-Detect aus, beziehungsweise an zu schalten. Außerdem ein Gewinde für die Schraubantenne und eine Buchse für das 5V-Netzteil.

Der WTX-Tubes High-End Bluetooth-Empfänger von Advance Paris bietet die Möglichkeit das Signal sowohl analog, als auch digital abzugreifen. Der Bluetooth-Empfänger verfügt über analoge Cinchbuchsen für links und rechts. Zusätzlich lässt sich das Gerät aber auch digital, entweder optisch oder koaxial anschließen. Bei diesen Varianten umgeht man jedoch die analoge Verstärkung und so auch den analogen Touch der Miniaturröhren. Das macht den WTX-Tubes deutlich universeller. So kann man unkompliziert und ohne Verluste entscheiden, ob man die charakteristische Klangverfärbung haben möchte oder eben nicht.

So ist der Bluetooth-Empfänger von Advance Paris für verschiedenste Anforderungen geeignet. Sowohl für audiophile Einsteiger, die ihre geliebte Playlist im neuen Glanz erstrahlen lassen wollen oder alte HiFi-Hasen, die Streaming und Bluetooth zum Hören hochwertiger Aufnahmen bisher skeptisch gegenüberstanden. Der Advance Paris WTX-Tubes ist ein hochinteressanter Versuch die wachsende Demografie der Streamingnutzer mit dem HiFi-Markt zu verknüpfen. Das Ergebnis sucht seinesgleichen und das Experiment eindeutig geglückt!

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Die Raythean 5703 Subminiaturröhren sorgen für wohlig warmen und obertonreichen Klang.

Advance Paris WTX-Tubes – Preis und Verfügbarkeit

Die Advance Paris WTX Tubes High-End Bluetooth-Empfänger mit Röhrentechnologie und analoger Klangsignatur gibt es zum Preis von 349 Euro (UVP) im Fachhandel zu kaufen.

Webseite: www.advance-paris.de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 05/21.

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Fazit
Advance Paris schafft eine spannende Symbiose aus präziser Digitaltechnik und charaktervoller analogen Signalverarbeitung. Der Bluetooth-Empfänger haucht Leben in gestreamte Musik und holt aus ihr alles raus. So wird Streaming für Audiophile deutlich attraktiver. Der WTX-Tubes weist den Weg für Streaming in der Welt des HiFis.
Wiedergabequalität
88
Ausstattung / Verarbeitung
70
Benutzerfreundlichkeit
80
Preis / Leistung
90
Leserwertung0 Bewertungen
0
Vorteile
angenehmer, unaufdringlicher Röhrensound
HD-Detect wertet hochauflösende Dateien besonders auf
passt in jedes Setup
Nachteile
apX HD-fähiges Gerät für HD-Detect nötig
84
Advance Paris WTX-Tubes

Bildquellen:

  • Test Advance Paris WTX Tubes High-End Bluetooth-Empfänger: Auerbach Verlag