Technics SL-1500C Plattenspieler Test Review Audio Test Likehifi

Test: Technics SL-1500C Plattenspieler – Die müssen sich verrechnet haben

Moment mal! Ein echter Technics SL-1500C Plattenspieler für weniger als 1.000 Euro? Haben sich die Japaner verrechnet? Wir prüfen im ausführlichen Testbericht, was da nicht stimmen kann.

Die müssen sich verrechnet haben

Wir haben lange darauf gewartet und nun war es kurz vor der HIGH END im Mai 2019 endlich soweit. Technics verschickte die ersten marktreifen Muster seines neuen SL-1500C Premium-Plattenspielers. Das neue Modell rundet das Portfolio der Japaner nach unten ab und setzt mit 999 Euro einen erfreulichen Preispunkt unter der magischen Tausender-Marke. Ein psychologischer Vorteil, ja eine Kampfansage fast schon in der Mittelklasse, denn am reinen Erscheinungsbild der Boliden hat sich beim ikonischen Technics-Plattenspieler nichts Wesentliches verändert. Hochwertiges Aluminium, klassische Technics-Bedienelemente. Am ehesten fallen noch die fehlende Drehzahlregelung rechts und die eingesparte Stroboskop-Geschwindigkeitsanzeige links auf. Aber auch in anderen Bereichen wurde im Vergleich zu den großen Modellen ein wenig reduziert, doch das erkennt man nur am Detail. Am deutlichsten wird es vielleicht durch einen Zahlenvergleich mit einem großen Bruder aus der Grand Class, dem Technics SL-1200G

Technics SL-1500C Plattenspieler Test Review Anschlüsse
Die Anschlüsse sind gut versteckt. Darüber hinaus bietet der SL-1500C natürlich auch Klemmen für die klassische Staubschutzabdeckung, die natürlich im Preis inbegriffen ist.

Technics SL-1500C: Eigentlich ein Großer 

Einer der Hauptunterschiede ist der verbaute Motor. So handelt es sich zwar bei beiden Modellen um einen eisenkernlosen Direktantrieb, beim SL-1500C jedoch um ein Single Rotor-Prinzip, beim 1200G kommt ein Zwillingsrotor zum Einsatz. Das macht sich auch im Verbrauch bemerkbar. So ein 1200G verbraucht seine 14 Watt, der Technics SL-1500C eher so 8 Watt. Ein schönes Zahlenspiel ist auch das Gewicht. Das liegt beim 1200G bei rund 18 Kilogramm, davon alleine 3,6 für den Plattenteller. Beim 1500C reden wir über 9,9 Kilogramm und 2 Kilogramm für den Teller. Fast die Hälfte also. Das dürfte vermutlich auch der Gesamtkonstruktion geschuldet sein. Die des Technics 1200G Plattenspielers ist ein dreischichtiges Chassis aus Aluminium-Druckguss, BMC (Bulk Molding Compund) und schwergewichtigem Kautschuk, dazu obenauf eine strichgeschliffene, 10 Millimeter starke Deckplatte aus reinem Aluminium. Der Technics SL-1500C verlässt sich auf ein zweischichtiges Chassis aus Aluminium-Druckguss und ABS (Acrylnitril-Butadien-Syrol-Copolymer)-Kunststoff mit Glasfaserverstärkung. Durch die Heruntermaximierung der 1200er-Serie verliert der 1500C sogar um 4 Millimeter an Höhe. Das ist natürlich nicht viel, aber deshalb spannend, weil alle anderen Maße exakt denen der großen Klassen und des 1200G entsprechen. Die selbe Optik hat er also.

Technics SL-1500C Plattenspieler Test Review Anschlüsse Phonoverstärker Line-Ausgänge
Neben einem regulären Phono-Ausgang in Cinch und Masse-Format bietet der Technics SL-1500C einen integrierten Phonoverstärker und dadurch auch Line-Ausgänge.

Das Duell mit den großen Brüdern der Grand Class wird der Technics SL-1500C Plattenspieler vermutlich trotzdem verlieren, wenn man streng nach den Spezifikationen geht, aber das ist vollkommen in Ordnung so. Viel interessanter wird es, woran nicht gespart wurde, sondern worin investiert! Beim SL-1500C wird nämlich auch deutlich, dass es ein für alle Seiten gewinnbringender und sinnstiftender Prozess ist, zunächst die großen Flaggschiff- und Referenz-Geräte zu entwickeln, auch wenn damit viele Eintwicklungskosten verbunden sind, und daraus für die Welt bezahlbare und solide Premium-Modelle abzuleiten, wie den Technics SL-1500C. Die Gene der Großen stecken auch im Kleinen. Viele Technologien und vor allem das Know-how des 1500C sind übernommen aus den 1200ern oder fließen sogar vom SP-10 und SL-1000 ( lesen Sie hier unseren Test) mit ein. Für die Neuentwicklungen von Motoren und Tonarmen holt sich Technics zudem noch immer Rat bei den noch lebenden Entwicklern der legendären Modelle. Manche Dinge sind auch einfach so gut, dass man sie erst mal nicht groß verändern sollte. Der Technics-Tonarm zum Beispiel. Hier hat man sich in der Geometrie komplett bei der 1200er-Serie bedient und einen klassischen, stufenlos ausbalancierbaren Universal-S-Tonarm mit einer effektiven Länge von 230 Millimetern und einem Überhang von 15 Milliemetern verbaut. Manche Entwicklungen sind aber auch komplett neu. 

Technics SL-1500C Plattenspieler Test Review Tonarmbasis Tonarm
Die Tonarmbasis und der Tonarm sind ziemlich exakt von den großen Modellen übernommen. Eine kritische Komponente an der nicht gespart wurde.

Neue Features des Plattenspielers

Eine gelungene Neuheit ist der integrierte Phonoverstärker des SL-1500C. Er wird von einem doppelten Netzteil gespeist. Beim Technics SL-1500C Plattenspieler werden Motor und Steuerung von der Phonoeinheit getrennt versorgt. Die Phonovorstufe klingt ausbalanciert und weder unter- noch überdosiert für diese Preisklasse. Es ist eher so, als hätte man die ganze Problematik der Phono-Verstärkung für den Endverbraucher mal eben umgangen und bietet nun ganz selbstverständlich den Line-Out-Plattenspieler an. Macht auf jeden Fall einiges leichter für Menschen, die auf komplizierte und große Setups keine Lust haben, sondern wo es auch mal kleiner und kompakter, dafür vielleicht aufgeräumter aussehen soll. Da kann man dann auch verschmerzen, dass die Phonovorstufe ausschließlich MM-Tonabnehmer betreibt. Wer MC nutzen möchte, braucht weiterhin eine externe Vorstufe. Dafür auf der Rückseite einfach einen Schalter umlegen, schon steht der reguläre Phono-Out inklusive Masse-Klemme zur Verfügung.

Technics SL-1500C Plattenspieler Test Review Tonarmbasis Tonarm Ortofon 2M RED MM-System
Das Ortofon 2M RED ist ein solides MM-System, das seit Jahren einen guten Ruf genießt und ungefähr 10 Prozent des 1500C-Budgets ausmacht.

Das All-inclusive-MM-System des Technics SL-1500C ist ein 2M RED von Ortofon. Dabei handelt es sich nicht nur um ein wirklich solides, am Markt anerkanntes und beliebtes Produkt, sondern auch einzeln betrachtet, um einen echten Preis-Leistungs-Knaller. Der Ortofon 2M RED Tonabnehmer kostet in der Regel um die 100 Euro im Handel, macht also bereits 10 Prozent des Paketpreises aus. Er hat bereits seit Jahren viele Fans hinter sich gesammelt. Besonders die gute Kanaltrennung bei gleichzeitiger Fülle des Klangs kann das Publikum überzeugen. Mit dieser Wahl kann man als ambitionierter Einsteiger nicht viel verkehrt machen. Im Gegenteil. Man startet gut in die Vollen. Hier gibt Technics seinen Kunden einen wirklich guten Spielpartner mit auf den Weg, der sich mit Phonovorstufe, Tonarm und Teller symbiotisch zusammenfügt.

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Ein überraschendes und wirklich schickes Feature ist die automtische Endabschaltung des 1500C. Dabei ist der Technics SL-1500C weder halb-, noch vollautomatisch, sondern bleibt ein manuelles System. Aber dennoch hat er ein nettes Helferlein im Gepäck, was vor allem in die Kategorie „Convenience“ fällt und das Premium-Konzept der Einfachheit und Intuitivität des Plattenspielers unterstreicht. Einen Mechanismus, der die Nadel am Ende der Platte abhebt. Das funktioniert auch ziemlich gut. Ein paar Umdrehungen dauerte es meist noch und zack, hebt die Nadel ab. So macht das Einschlafen beim Plattenhören wieder Spaß. Falls die Automatik nicht gewünscht ist, kann man diese Funktion aber auch über einen kleinen Schalter auf der Rückseite ausschalten. 

Technics SL-1500C Plattenspieler Test Review 33, 45 78 Umdrehungen RPM
Der SL-1500C kommt mit der erhabenen Technics-Bedienbarkeit und der bekannten Haptik. 33, 45 und bei gleichzeitigem Drücken auch 78 Umdrehungen inklusive.

Klang vom Technics SL-1500C

Direkt beim ersten Ton der ersten Platte wurde sofort der Direktantrieb spürbar. Das Drehmoment lieferte genug Power um der Platte satte und lebendige Transienten zu entlocken und ein Timing, das man in der Form dagegen bei Riemenantrieben manchmal vermisst. Besonders beim Titel „Talk To Me“ vom Album „Rouge“ des französischen Musikers Thomas Azier hat es klick gemacht. Der Track ist in dieser Hinsicht vor allem besonders anspruchsvoll, weil viele energetisch aufgeladene Transienten und sich verschieben- de Hallräume mit abwechslungsreichen Bässen um die Gunst der Aufmerksamkeit tanzen. Die Kombination von Kanaltrennung und Dichte des 2M RED trifft hier perfekt auf die Vorzüge des straffen Direktantriebs. Das Ergebnis ist ein transparentes Bild, ohne an Musikalität zu verlieren. Die Arrangements blieben zu jeder Zeit akustisch nachvollziehbar und zugleich emotional zugänglich. Der Technics SL-1500C Plattenspieler ist ein Gute-Laune-Player, der sich klanglich nicht vor den großen Brüdern verstecken muss. Ausbaufähig, ja. Aber mit Headshell und verstellbarer Tonarmhöhe ja sogar explizit darauf ausgelegt. Er lebt dadurch einen Teil der Technics-Legende, konzentriert sich auf seine Stärken als robuster Dreher, Stil- und Usability-Objekt und trägt diese weltweit geschätzten Qualitäten der Marke in eine neue Generation, eine neue ambitionierte Premium-HiFi-Einsteigerwelt für lifestyligere, stilbewusste und qualitätsorientierte Menschen mit Sinn für gute Musikwiedergabe. Schlussendlich könnte man sagen, es handelt sich beim Technics SL-1500C um Produktmanagement von seiner schönsten Seite. Da hat hinter den Kulissen bei Technics vermutlich einiges geklappt. Sowohl technologisch, als auch von der Seite des Benutzers und auch auf betriebswirtschaftlicher Ebene sind bei der Entwicklung vermutlich alle Interessen gleichberechtigt zum Zuge gekommen. Bei unter 1.000 Euro muss man natürlich auch hier und da im Vergleich zu den ganz großen Referenz-Drehern etwas sparen. Aber das hat weder klanglich, noch im Hinblick auf die Qualität des Gerätes einen deutlichen Nachteil gehabt. Eine runde Sache ist es geworden. Die volle Technics-Experience für einen echten Sparpreis. Obwohl wir uns nach wie vor fragen, ob man sich am Ende nicht doch einfach nur verrechnet hat. Also: Jetzt zuschlagen! Günstiger wird der nicht mehr.

Mehr Infos unter www.technics.com/de

Anmerkung: Dieser Artikel erschien erstmalig in der Printausgabe 5/19 der AUDIO TEST.

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Fazit
Der Technics SL-1500C ist ein Premium All-Inclusive-Paket, das die guten Qualitäten der Grand Class und Reference Class übernimmt und mit neuen, spannenden Details ergänzt. Herausgekommen ist ein Plattenspieler mit einem so guten Preis-Leistungsverhältnis, das wir dafür keine passende Skala haben.
Wiedergabequalität
88
Ausstattung/Verarbeitung
91
Benutzerfreundlichkeit
91
Preis/Leistung
96
Leserwertung62 Bewertungen
47
Vorteile
exaktes Timing, gute Stereobreite, satter Sound
einfache Bedienung und Handhabe
abgestimmtes Set
Nachteile
Anschlussbeschriftung schlecht erkennbar
92

Bildquellen:

  • Technics SL-1500C: Bildrechte beim Autor