Test: Omnes Audio Monitor Nr. 4 Titan

Die royale Version des Monitors Nr. 4 der Marke Omnes Audio hatten wir ja schon vor einiger Zeit auf bei uns im Test. Nun kommt das Modell in neuer Ausführung mit einem anderen Treiber zu uns. Und preiswerter sind sie auch noch.

Kleiner Monitor, große Bühne

Wir müssen schon ein wenig schmunzeln als wir die neuen Testprobanden von Omnes Audio aus ihren Kartons befreien. Mit der imposanten Erscheinung von mächtigen Riesen aus der griechischen Mythologie haben die kompakten Lautsprecher nämlich augenscheinlich erst mal wenig zu tun. Auch wenn sie definitiv schwerer sind als sie aussehen. Aber man soll ja nicht nach dem Äußeren gehen. Und außerdem fanden die Titanen letztlich ein eher tragisches Ende und das wünschen wir den Omnes Audio ganz bestimmt nicht.

Konstruktion

Abseits davon hat der Zusatz Titan auch eigentlich gar nichts mit der physischen Größe der Monitor Nr. 4 zu tun. Vielmehr gibt er Aufschluss über das Material, das für die Membran des eingesetzten Treibers verwendet wird. Dieser stammt vom etablierten, taiwanesischen Hersteller Tang Band und hört auf den Namen W4-1337 SDF. Titan kommt auch öfter bei den Membranen von Mikrofonen im professionellen Audio-Bereich zum Einsatz. Speziell wenn es um die besonders exakte Abbildung von Transienten geht, zumal dem Material gute Eigenschaften für eine hohe Impulstreue zugesprochen werden. Das lässt natürlich aufhorchen. Der markante Phase- Plug ist wiederum aus Aluminium gefertigt und sticht daher nicht nur optisch aus der Mitte des 4 Zoll messenden Lautsprechers heraus. Die Impedanz ist übrigens mit 8 Ohm und die Nennleistung mit 25 Watt angegeben.

Untergebracht ist der Treiber in einem mit 16 auf 23 auf 20 Zentimeter messenden Bassreflexgehäuse. Dieses ist makellos mattschwarz lackiert und macht einen durchaus hochwertigen Eindruck. Der Korb des Chassis ist plan von vorne eingelassen und schließt sauber mit der Front ab. So wie es sein soll. Darunter befindet sich die Öffnung des Bassreflexsystems, was besonders praktisch ist, falls man in die Bredouille kommt, die Lautsprecher nahe einer der heimischen Wände positionieren zu müssen. Sonst findet sich nichts auf der Frontseite. Kein zweiter Treiber. Kein Hochtöner. Nichts. Der Tang Band ist nämlich als Breitbänder konzipiert und kommt hier auch genau als solcher zum Einsatz. Dieses Konstruktionsprinzip hat den Vorteil, dass logischerweise keine Laufzeitunterschiede zwischen den verschiedenen Treibern wie bei Mehrwege-Systemen kommen kann. Das wiederum befördert der Theorie nach ein präzises Stereobild sowie eine plastische Tiefenstaffelung. Und darüber hinaus wird die Verwendung einer Frequenzweiche umgangen und somit so unschöne Nebeneffekte wie kompromitierte Phasenfrequenzgänge um die Übergangsfrequenz vermieden. Wir sind gespannt.

Klang

Tatsächlich fällt sofort beim ersten Höreindruck auf, wie präzise die Ortung von Phantomschallquellen hier funktioniert. Instrumente im Mix werden scharf umrissen im Panorama abgebildet. Auch ist wie zu erwarten der Mittenbereich sehr knallig präsentiert. Das Klangbild geht stark nach vorne. Die Wiedergabe der Höhen ist gerade für ein Breitbandsystem beeindruckend. Oftmals wirft man Breitbändern ja vor an den Enden des Frequenzspektrums unbrauchbar zu werden. Zwar erreicht die Wiedergabe letztlich nicht die Luftigkeit eines dezidierten Hochtöners, aber dennoch liefert die Nr. 4 hier Brillanz im Überfluss. Das macht Spaß und sorgt für einen sehr direkten Höreindruck. Bei ungünstigen Ausgangsmaterial wird jedoch auch schnell klar, dass die geballte Power auch ermüdend auf das Gehör wirken kann.

Am anderen Ende des Frequenzspektrums bieten unsere Testprobanden allerdings auch was. So setzten sie den brillanten Höhen einen festen und sauberen Bass entgegen und runden dadurch das Klangbild ab. Hier sind keine, auf magische Weise die Gesetze der Elektroakustik aushebelnden, Subbässe zu erwarten, aber ein stabiles und vor allem nie schwammiges Fundament als Gegengewicht zur offenen Abstimmung des Systems. Und in Sachen Impulstreue können die Monitore auch punkten. Die Titan-Vierzöller sind sehr akkurat unterwegs und helfen so der natürlichen Wiedergabe von Kickdrums, Snares und allen anderen perkussiven Instrumenten im wahrsten Sinne des Wortes auf die Sprünge.

Aber kommen wir zu den Hörbeispielen. Erster Song ist „Party Monster“ von The Weeknd von dessen Album „Starboy“. Passend zum Albumtitel beginnt der Track mit einem kurzen, spacigen Syntheziser- Intro in bester 80er Ästhetik inklusive dekadentem Halleinsatz. Dieser wird hier auch entsprechend schön in Szene gesetzt und rückt den Klang entsprechend im Raum nach hinten. Tiefenstaffelung funktioniert also auch. Abel Makkonen Tesfayes Stimme erklingt klar, kühl und präsent. Kick und Synthbass sorgen für den angemessenen Tiefgang im Arrangement und die im Pitch runter wandernde Hihat sorgt auf clevere Weise für Bewegung. Auch wenn natürlich bei diesem Stück ein zusätzlicher Subwoofer zum Beispiel noch wesentlich mehr Spaß machen würde, langsames Kopfnicken lässt sich definitiv nicht vermeiden. Gut so.

Zum Abschluss noch etwas von Nina Simone. Das hat auch noch nie geschadet. Der Song „Mood Indigo“ vom Album „Little Girl Blue“ beginnt mit einem wesentlich ausgedehnteren, instrumentalen Intro als unser vorheriges Beispiel. Die Aufnahme aus dem Jahre 1958 beginnt mit einem herrlich swingenden und hüpfenden Kontrabass, unterstützt von Besenstreicheleien auf der Snare und einer schön zischelnden Hihat. Der Rest des Kits gesellt sich alsbald dazu und ein wundervoll expressiv gespieltes Klavier bäumt sich auf und ebbt wieder ab, nur um dann dem wirklichen Highlight des Songs, namentlich Nina Simones Stimme, Platz zu machen. Die gesanglichen Fähigkeiten stehen hier natürlich außer Frage und so bleibt nur zu sagen dass diese hier ansprechend in Szene gesetzt werden. Und zwar mit tollem Raumklang und authentischer Dynamik. Was soll man sonst noch sagen. Wer einen brillanten Lautsprecher mit knalligen Mitten und präzisem Stereobild sucht, kann sich getrost diese kleinen Titanen auf die Liste schreiben.

 

weitere Infos unter: www.omnesaudio.de

Fazit
Wiedergabequalität
77
Ausstattung/Verarbeitung
81
Benutzerfreundlichkeit
70
Preis/Leistung
89
Leserwertung0 Bewertungen
0
Vorteile
Nachteile
78

Bildquellen:

  • IMG_9911: Bild: Auerbach Verlag