nuLine 244

Test: Nubert nuLine 244 – Bass in Höchstform

Die kleinen Bassgiganten  

Wir bekommen selten Lautsprecher ins Testlabor, die uns wirklich überraschen. Den nuLine 244 von Nubert gelang es, dass uns der audiophil verwöhnte Kiefer nach unten klappte, auch wenn sie nicht zu den größten ihrer Gattung gehören.

Eines fällt uns sofort auf, als wir die nuLine 244 aus ihren Transportbehälter befreien: Sie sind richtig schmal. Auf gerade mal 15 Zentimeter Breite kommen sie. Auch die Höhe fällt mit 85 Zentimeter für Standboxen relativ gering aus. Aber gerade dadurch lassen sie sich gut allein aufstellen. Die Füße sind schnell montiert und wir merken sofort, wie gut Nubert mitdenkt. Denn ein feiner Textilüberzug ziert die Unterseite der verstellbaren Füße, so dass garantiert keine Kratzer auf das teure Parkett kommen.

nuLine 244
Feines Detail der nuLine 244: Die einfach montierbaren Füße besitzen eine Filzunterlage und sind deshalb sanft zu jeglichem Fußbodenbelag

Eher schlicht

Designtechnisch sind die nuLine 244 schlicht gehalten – typisch für die schwäbische Klangschmiede eben. Natürlich springen uns die drei 12-Zentimeter messenden- Mitten/-Tieftöner ins Auge. Sie und die Bassreflexbauweise sorgen bei dem Zweieinhalb-Wege- Standlautsprecher für druckvolle Tiefen. Der Hochtöner mit seiner 26-Millimeter-Seidengewebekalotte schließt die Box im oberen Bereich ab. Auf der Rückseite befinden sich die Bassreflexöffnung und die Anschlüsse. Sie sind für Bi-Amping geeignet und hervorragend im Gehäuse verankert. Dieses besteht aus 19 bis 38 Millimeter (mm) starkem MDF-Material. Dank seiner Innenraumversteifungen und Dämmungen sind unschöne Gehäuseresonanzen praktisch ausgeschlossen.

Genau zwischen den Anschlüssen finden wir noch zwei Kippschalter. Mit ihnen können wir die Höhen und Mitten sanft, brillant oder neutral erklingen lassen. Auch der Bassbereich lässt sich per Schalter kontrollieren. Im Test konnte uns gerade das überzeugen.

Wer in einem Mehrfamilienhaus wohnt und lärmempfindliche Nachbarn hat, wird die Reduktion der tiefen Frequenzen zu schätzen wissen. Natürlich darf niemand davon Änderungen erwarten, wie sie ein Equalizer vollbringt, doch sie sind hörbar. Neben der weißen Ausführung gibt es die nuLine 244 auch in schwarz und Echtholzfunier Nussbaum.

nuLine 244
Der 26-mm-messende Hochtöner der nuLine 244 wurde neu entwickelt. Seine Kantendispersionen in axialer Richtung wurden verringert, die Klarheit im Hochtonbereich nimmt damit zu

Kabel liegt bei

Der Anschluss der Lautsprecher ist, wie es sich für passive Boxen gehört, absolut simpel. Unsere Bananenstecker rasten schön schmatzend ein. Sie sitzen sicher und fest. Zwar hat Nubert ein Lautsprecherkabel beigelegt, doch das ist wirklich nur als Übergangslösung gedacht. Ein hochwertiges Kabel sollte es schon sein, denn sonst können die nuLine 244 ihren Zauber nicht entfalten.

Nachdem wir ein schönes Stereodreieck für unsere Sitzposition aufgebaut haben, suchen wir die erste CD für den Test. Da Nubert bei den nuLine 244 das „erstaunlich standhafte Bassfundament“ anpreist, nehmen wir sie beim Wort. Wir schnappen uns die zweite CD des Doppelalbums „Atmospheric Drum & Bass Vol. 3“ – Drum and Bass vom Feinsten.

Wo steht der Subwoofer?

Und jetzt kommt der Moment, den wir schon andeuteten: Jedem Tester im Raum fiel bei den ersten Tönen der Kiefer nach unten. Nein, das kann nicht sein. Hier muss doch noch ein Subwoofer angeschlossen sein. Irgendwie von einem anderen Test vergessen, denken wir. Doch dem ist nicht so. Die nuLine 244 schaffen es ganz allein, extrem tiefe, und vor allem auch saubere und druckvolle Bässe erschallen zu lassen.

Wäre es eine Aktivbox, würden wir dem DSP die „Schuld“ daran geben. Aber dieser Bass ist nicht simuliert, er ist echt. Er ist analog. Er ist warm. Er ist in sich fein abgestimmt. So löst er Freude aus und massiert angenehm den Bauch. Beim Titel „Vibes“ von Tertius kribbeln die tiefen Töne richtig schön, ohne zu pumpen oder zu dröhnen. Hier erleben wir ein echtes Basswunder für die Größe des Lautsprechers.

nuLine 244
Der Ausgang des Bassreflex-Rohrs auf der Rückseite liegt unter dem Bi-Amp-Anschluss der nuLine 244. Ebenfalls zu sehen die Kippschalter zur Anpassung des Klangs an die Raumakustik

Jazz ja – Beat yeah

Nachdem wir uns am typischen Sound der 90er Jahre Clubszene sattgehört haben, werfen wir das Album „Hamp & Getz by Lionel Hampton“ in den Player. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1955 und wurde hervorragend remastert. Obwohl sie nur auf CD vorliegt, klingt sie herrlich warm und echt. Jazz von zwei Jazzgrößen brillant interpretiert.

Die Nubert schaffen es wieder, für Staunen zu sorgen. Ein toller, vollmundiger Klang strömt in unsere Ohren. Das Vibraphon im ersten Track ist so herrlich plastisch und lebendig. Die Becken des Schlagzeugs brillieren. Der Bass hält sich angenehm im Hintergrund. Dann liefert sich das Saxophon einen lustvollen Schlagabtausch mit dem Vibraphon. Beide sind klar voneinander getrennt und spielen trotzdem zusammen.

Bei „Ballad Medley“ fabuliert Stan Getz mit seinem Tenor-Saxophon und die Nubert lassen den Klang, der von diesem angenehmen Hauch begleitet wird, echt erscheinen. Sie verleihen ihm Plastizität. Die Tiefenstaffelung ist bezüglich Rock und Pop perfekt, wir hören das zentral aufgestellte Saxophon und wie sich dahinter die Band aufbaut. Und spätestens wenn das Vibraphon mit leisen, sanften Tönen einsetzt, stellt sich Gänsehaut ein. Den tollen Stereoraum mit den satten Bässen testen wir auch beim Film.

Ein „James Bond“ soll es sein. Stimmen und Soundeffekte dringen hoch aufgelöst in unseren Gehörgang. Wir können jede Schallquelle deutlich ausmachen. Das Stereopanorama ersetzt fast eine 5.1-Anordnung. Doch das Beste sind die Explosionen. Hier rumpelt es richtig, ohne zu nerven. Einen Subwoofer vermissen wir überhaupt nicht. So macht Fernsehen hören richtig Spaß.

Klassik

Beim Thema Klassik können die nuLine 244 unsere Erwartungen leider nicht ganz erfüllen. Das liegt an der Bühne, die sie vor uns aufbauen. Sie wirkt rein akustisch betrachtet, etwas zu klein. Wir überprüfen unseren Eindruck, in dem wir Mozarts „Ave Verum Corpus“ einlegen. Sanft manifestiert sich der Chor in der Konzerthalle, die Streicher fangen die Töne harmonisch auf und lassen sie in unseren Testraum entschweben. Aber es fehlt etwas an Raum. Ja, wir können sagen, sie schweben nicht weit genug. Sie bleiben immer eng beieinander.

Bei weiteren Titeln des gleichen Genres fällt dies ebenfalls auf. Eine konzertante Dichte und chorale Intensität strahlen die Nubis dennoch aus. Souverän gehen sie mit dem Klangmaterial um und bringen Stärken aber auch Schwächen des Stückes ehrlich zu Gehör. Dennoch würden wir uns ein Stück mehr Breite in der Klangbühne wünschen. Sie könnten dem Orchester, dem Chor usw. mehr Platz schaffen – akustisch gesehen. Wahrnehmbar wurde dies jedoch erst bei einem AB-Test mit deutlich teureren Lautsprechern. Wer das nicht tut, dem wird dieser Umstand sicher nie auffallen. Für alle anderen Musikarten sind die nuLine 244 uneingeschränkt zu empfehlen.

weitere Informationen unter: nubert.de

Fazit
Die nuLine 244 sind die perfekten Lautsprecher für alle, die auch ohne Subwoofer mit relativ kleinen Lautsprechern vollen Bass genießen wollen. Vor allem, dass er analog erzeugt wird, macht ihn so wunderbar raumfüllend. Auch für Film- und Fernsehtongenuss sind die Nubert absolut eine Empfehlung wert. Nur Klassikliebhaber könnten die etwas zu kleine Bühne bemängeln.
Basswiedergabe
90
Mittenwiedergabe
85
Höhenwiedergabe
85
Benutzerfreundlichkeit
90
Wiedergabequalität
87
Ausstattung/ Verarbeitung
80
Leserwertung66 Bewertungen
41
Vorteile
gut aufgebauter Stereoraum
differenziertes Klangbild
sehr kraftvoller Bass
Nachteile
bei Klassikwiedergabe fehlt es etwas an Weite
87

Bildquellen:

  • nuLine 244: Bild: Auerbach Verlag
  • nuLine 244: Bild: Auerbach Verlag
  • nuLine 244: Bild: Auerbach Verlag
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