Keine Sorge, es geht hier nicht um Orwellsche Dystopien. Vielmehr hatten wir in der AUDIO TEST 01/17 schon die kleinen Geschwister des FS U5 aus der Uni-Fi-Serie getestet. Diesen Monat wird nun auch der größte Spross der Familie bei uns vorstellig.
Großer Bruder
Die Kieler Klangexperten von Elac genießen vollkommen zurecht einen exzellenten Ruf. Nicht umsonst feierte das Unternehmen bekannter Weise erst kürzlich seinen 90. Geburtstag. So lange bleibt man nicht ohne Grund im Geschäft.
Konstruktion
Hinsichtlich der Konstruktion lässt sich jedenfalls die Verwandtschaft der FS U5 zu den restlichen Mitgliedern der Serie nicht leugnen. Das Bassreflex-Gehäuse aus MDF ist seidenmatt lackiert und in schwarz oder weiß erhältlich. Die Lackierung an sich ist makellos ausgeführt und trägt zum generell hochwertigen Erscheinungsbild bei. Einziges Manko ist wie leider in der ganzen Serie, dass unsere in schwarz ausgeführten Testmodelle etwas empfindlich gegenüber Fingerabdrücken sind. Zum Glück bewegt man die 18 Kilogramm schweren Standlautsprecher wohl eher seltener und überhaupt sind Lautsprecher zum Anhören und nicht zum Anfassen da. Und wenn sie einmal stehen, dann bitte auch auf den mitgelieferten Spikes. Diese lassen sich dank des beiliegendem Werkzeuges schnell montieren und entkoppeln die mächtigen Türme effektiv akustisch vom Untergrund.
Während der Weg für die Tiefen nämlich auf gleich drei mehr oder weniger konventionellen Treibern mit Membranen aus eloxiertem Aluminium endet, findet man für den Mittel- und Hochtonbereich ein gemeinsame koaxiale Konstruktion vor. Diese Bauweise kommt bei allen Exemplaren der Uni-Fi Serie zum Einsatz und soll Phasen- und Laufzeitproblemen im kritischen Bereich der Übergangsfrequenz dieser beiden Wege vorbeugen. Der Hochtöner mit seiner Seidenkalotte ist dabei in der Mitte der Membran des Mitteltöners untergebracht. So agieren beide effektiv als Punktschallquelle was der Präzision des Stereobildes zu Gute kommt. Im Bereich um 270Hz hingegen ist die Ortung durch das menschlichen Gehör generell schlechter und so kann man es hier durchaus wagen, lieber auf die Vorteile der akustischen Kopplung mehrerer Membrane für einen tiefen und satten Bassbereich zu setzen. Da merkt man direkt, wie viel fundiertes Wissen seitens der Ingenieure bei Elac in der Konstruktion steckt. Sehr schön! Ob die Lautsprecher genauso gut wie ihre Daten auf dem Papier klingen, das wollen wir als nächstes überprüfen. Also auf in den Hörraum.
Klang
Als nächstes sollen die Standlautsprecher beim durch Rick Rubin produzierten Metalklassiker „Season In The Abyss“ von Slayers gleichnamigen Album zeigen, was sie können. Dem Genre angemessen, werden uns die Gitarrenwände des Songs drückend, imposant, jedoch nicht mulmig entgegen geschleudert. So soll das sein. Die Transienten aller Elemente des Schlagzeugs werden knallig übertragen. Die Toms wandern bei Wirbeln punktgenau durchs Panorama. Die Hi-Hat zischelt präsent und die Bassdrum wird schubstark, aber nicht schwammig oder unnatürlich nachklingend reproduziert. Die Impulstreue ist über das gesamte Frequenzspektrum gegeben. Und darüber hinaus fällt auf, dass auch die fast schon als übertriebenen zu bezeichnenden Hallfahnen auf den Drums sehr schön dargestellt werden. Das ist aber zum Glück auch bei weniger offensichtlichem Raumklang der Fall. Oder noch anders gesagt, hier machen die Elacs einfach Spaß.
Aber wir wollen doch noch überprüfen, ob der positive Eindruck auch bestehen bleibt, wenn man an einem anderen Ende des musikalischen Spektrums zu Hause ist. Wir konsultieren Antonio Vivaldi und entscheiden uns für das Allegro und das Lagherto e Spiritoso aus dem Konzert für zwei Violinen und Orchester, hier gespielt vom Stuttgarter Kammerorchester unter der Leitung von Ariadne Daskalaskis. Das Orchester wird in der Aufnahme mit schöner Bühne und angemessenen Raum präsentiert. Und auch der weite Umfang der Dynamik des Stückes scheint den FS U5 keinerlei Probleme zu bereiten. In aufbrausenden Passagen gebärt sich das Orchester mit stattlicher Autorität und man hat keineswegs das Gefühl, dass die Schallgeber hier irgendwann nicht hinterherkommen würden. Das natürliche Frequenzspektrum der Elacs steht Musik wie dieser ja sowieso gut zu Gesicht. Die Violinen erklingen klar und offen und wissen ganz besonders in den klagenden Passagen zu gefallen.
Bildquellen:
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