Terminator 2 Special Edition 30th Anniversary

Hintergrund: Neue 7.1 Tonmischung für Terminator 2 (4K UHD Blu-ray Special Edition)

Dieser Film gehört zweifelsohne zu den Action-Film Klassikern der 90er Jahre und machte Arnold Schwarzenegger unsterblich: "Terminator 2". James Camerons bahnbrechendes Action-Meisterwerk gibt es seit 9. Dezember 2021 in einer spektakulären neuen Sonderedition mit verbessertem deutschem Ton. Die neue 7.1 Mischung kombiniert die deutschen Dialogspuren der Kinofassung mit dem dynamischen 5.1 Home Entertainment Mix des Oscar-gekrönten Sounddesigners Gary Rydstrom. Unsere Verlags-Kollegen vom BLU-RAY MAGAZIN haben sich die neue Special Edition von "Terminator 2" angesehen und vor allem angehört.

30 Jahre Terminator 2

Es ist der 9. November und pünktlich, um elf, klingeln wir an der Tür des Elastic Filmkombinats, in dem die wirklich unschöne deutsche Audiospur des ultimativen James-Cameron-Klassikers erneuert wurde. Direkt über dem DDR-Museum im Leipziger Steibs Hof öffnet uns Christian Günther, der in den letzten Wochen zig Male den futuristischen Maschinenkrieg, durch Brücken brechende LKWs und Pumpgun-Schüsse über sich ergehen lassen musste, obwohl er die „Terminator 2“-Tonspur gar nicht bearbeitete. Dies übernahm sein Kollege Eiko Dietze im Nebenraum, dessen schallgedämmte Wände offenbar der wuchtigen Dynamik der neu angefertigten Tonspur nur bedingt standhalten. Zuerst erklärt Eiko, was genau er da überhaupt gemacht hat. „Ich würde es eher Renovierung statt Restauration nennen“, beginnt der heutige Elastic-Geschäftsführer und ehemalige Postproduktions- und Synchronisations-Supervisor von Kinowelt. Bei einer klassischen Restauration liegen die Audio-Ebenen, also Dialoge, Effekte und Musik, einzeln vor und können auch losgelöst von einander bearbeitet werden. Da könnte man also auch z. B. die Effekte neu im Raum positionieren und in einem Dolby-Atmos-Mix die Deckenkanäle sinnvoll belegen. Dies ist bei dem vorliegenden Quellmaterial zur deutschen „Terminator 2“-Vertonung nicht möglich, da keine separaten Ebenen existieren. Hier gibt es nur alles zusammen oder gar nichts.

Das bisherige Problem

Blu-Ray Magazin 07/21 Auerbach Verlag Print
Dieser Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe
07/21 vom BLU-RAY MAGAZIN.
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Hört man in die alte Abmischung rein und vergleicht diese mit dem englischen Originalton, so klingt die deutsche Version wesentlich undynamischer und im Soundspektrum stärker beschnitten. Übersetzt bedeutet das: Die Dialoge klingen dumpf bzw. hohl, weil ihnen u. A. die Höhen fehlen. Die Action erscheint zu unspektakulär, weil die Dynamik (das Lautstärkemanagement) zu stark eingeschränkt wurde. Durch die Beschneidung des Klangspektrums scheint auch die Projektion des Raumes, also der natürliche Hall der Stimmen, komplett verloren gegangen zu sein. Da klingt der Oscar-prämierte englischsprachige 5.1-Remix von Gary Rydstrom um Welten besser. Und der ist deswegen auch die Basis für den neuen deutschen Surround-Sound-Mix, da er quasi ein „Original“ ist und am ehesten der Vision der Filmemacher, allen voran James Cameron, entspricht.

Doch warum klangen denn die Stimmen von Schwarzenegger & Co. auf der alten Tonspur überhaupt so hohl? Man muss bedenken, dass „Terminator 2“ 1991 in die Kinos kam, also kurz bevor das digitale Mehrkanal-System Dolby Digital erstmals in den Kinos eingeführt wurde. Dementsprechend wurde hier sowohl im Original als auch in der Synchronfassung analog in Dolby SR abgemischt, mit einer relativ geringen Trennschärfe zwischen den vier Kanälen und einer Stereo-Quelle, aus der der Mehrkanalton generiert wurde. Und diese geringe Trennschärfe könnte dazu geführt haben, dass der für Dialoge vorgesehene Center-Kanal eben nicht alle Toninformationen erhielt und ein Teil auch an die beiden Front-Lautsprecher ging. Daher liegt es nahe, vermutet Dietze, dass für die spätere DVD- und auch Blu-ray-Abmischung lediglich die Center-Informationen für die Dialogebene verwendet wurden und so die Frequenzen der seitlichen Kanäle verloren gingen. Dementsprechend ist der einzig logische Schritt gewesen, noch einmal zur ursprünglichen analogen Abmischung zurück zu gehen.

Video zum Vorher-Nachher-Vergleich der Terminator 2 Tonspuren

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Das Video zeigt den Direktvergleich der beiden Ton-Versionen mit Dialogen und Musik aus ikonischen Szenen des Films. 

Das Puzzle

Und da kein Synchronstudio ebendiese aufbewahrt, musste auf den analogen und somit unkomprimierten Stereo-Mix zurückgegriffen werden, der für die deutsche Pioneer-Laserdisc angefertigt wurde und Studiocanal noch vorlag. Dort ist das unbearbeitete Soundspektrum erhalten. Dieser Mix ist übrigens auch exklusiv als Bonus auf der neuen UHD-Blu-ray in PCM 2.0 enthalten (nicht auf Blu-ray oder 3D-Blu-ray!). Die Herausforderung lag nun darin, den deutschen Ton, in dem ja Effekt-, Musik- und Dialog-Ebene untrennbar vereint sind, auf das Niveau der amerikanischen 5.1-Abmischung zu bringen, bzw. diesen mit letzterer zu verbinden. Solange keine Dialoge zu hören sind, wurde logischerweise der englische Originalton genommen. Im Falle von Gesprächen musste der komplette deutsche Ton quasi reingeschnitten werden. Und keine Sorge, beim fertigen Audiotrack merkt man keinerlei Übergänge. Die technische Vorgabe war allerdings eine DTS-HD MA 7.1-Abmischung, da es sonst Probleme beim Authoring der mit Seamless Branching – nahtlose Übergänge vom Kinocut (137 Min.) zur Extended Edition (153 Min.) zur Special-Extended Edition (156 Min.) – versehenen Blu-ray gegeben hätte.

Die 3D- und UHD-Scheiben enthalten ohnehin nur den Kinocut. Deshalb mussten nach der Fertigstellung des neuen 5.1-Mixes die Informationen für zwei Rear-Kanäle für die zusätzlich angesteuerten Lautsprecher weiter „nach hinten gezogen“ werden. Die oberste Prämisse war es dennoch, dem englischem 5.1-Mix von Rydstrom so nahe wie nur irgend möglich zu kommen. Deutsche Heimkino-Besitzer mit einer 5.1-Aufstellung erhalten also so ziemlich das gleiche Hörerlebnis wie die US-Fans, während 7.1-Nutzer die hinteren Kanäle weiter aufgesplittet hören, mit nur einem marginalen Unterschied. Eine Mogelpackung ist es trotzdem nicht, denn statt eines computergestützten Upmixes, mit dem sicherlich auch Dolby Atmos als werbewirksames Verkaufsargument hätte ermogelt werden können, wurde hier alles manuell verteilt und eingepegelt, wodurch die Rück-Kanäle und auch der Subwoofer nun wesentlich gezielter, anstatt wie zuvor inflationär angesteuert werden. Und das berücksichtigt die intendierte Wirkung jeder einzelnen Szene.

Der Hörvergleich

Das war die Theorie. Und wie klingt das nun in der Praxis? Eiko Dietze überlässt uns feierlich seinen Platz vor dem Mischpult – den sogenannten „Sweet Spot“ für die 7.1-Lautsprecher-Aufstellung in dem kleinen, dunklen Studio-Raum. Und schon geht’s los mit der Vorführung – einem Direktvergleich zwischen alter und neuer deutscher Tonspur sowie mit dem englischen Original. Ein einfacher Knopfdruck auf der Fernbedienung genügt und die gehörte Audio-Ausgabe wechselt zwischen den Versionen. Ein Zukunftskrieg mit Robotern und wedelnden 1990er-Jahre-Mecken tobt auf der Leinwand, während Sarah Connor aus dem Off ihren pessimistischen Monolog zum besten gibt. Alles klingt ganz normal. Umschalten auf die alte Version: Irgendwer scheint der Synchron-Sprecherin Joseline Gassen eine Decke über den Kopf gezogen zu haben. Zurück zum neuen Werk. Aaaah! Das volle Soundspektrum liegt in der tristen Stimme, eindeutig!

Weiter geht’s zum ersten Aufeinandertreffen der Terminatoren, samt großem Schusswechsel im Einkaufszentrum: „Duck Dich!“ bellt Schwarzenegger, bevor sich die Pumpgun Richtung T1000 entlädt. Ein voller, brechender Ton. Alt: Die Stimme klingt dumpf, der Schuss weder voll noch dynamisch. Die zurück feuernde Antwort des „Quecksilber-Droiden“ ist in beiden Versionen das Geräusch einer schallgedämpften Pistole, deren entsprechender Aufsatz unsichtbar bleibt. Effekte wurden hier wie gesagt nicht ersetzt, stattdessen die Tonqualität entscheidend verbessert. Ein durchs Schaufenster geworfener Arnie verursacht nun hellere, präsentere Klirrgeräusche im Hochtonbereich. Generell sind die Stimmen nun wesentlich präsenter.

Wie gut die Dynamik funktioniert, zeigt sich bei der brachialen Flucht vor dem LKW durch den Kanal. Verpuffte zuvor die Wirkung fast gänzlich, zeichnet sich nun ein actionreicheres, aufregenderes Klangbild ab. Hier macht sich der gezielte Einsatz des Subwoofers bemerkbar, der vorher fast die ganze Verfolgungsszene über dröhnte und nun nur dann bebt, wenn der Truck z. B. auf das Geländer durchbricht bzw. später gegen Wände und eine Brücke kracht. Wie genau das aussieht, visualisiert der abgebildete Track-Vergleich. Hier sieht man auch hervorragend, wie sehr die Dynamik erhöht und auf das Niveau der englischen Audiospur gebracht wurde.

Terminator 2 Mix 7.1 Special Edition 2021
Der Vergleich zwischen dem alten (rot) und neuen (grün) 7.1 Mix zeigt, wie sehr die Abmischung an den englischen 5.1 Remix (blau) angepasst wurde. Subwoofer und Rear-Kanäle profitieren deutlich.

Die neue „Räumlichkeit“ der Terminator 2 Blu-ray

Scheiben zerstieben, schleifende Einkaufskörbe schlagen hörbare Funken, Truck und Musik erscheinen bedrohlicher. Die Krönung ist das „Köpfen“ des LKWs und die spätere Explosion. So muss Action klingen! Ein weiteres interessantes Hör-Beispiel ist die Szene, in der Sarah Connor in der Nervenheilanstalt vor dem T800 flieht, da sie ihn für den Gegner hält. In Zeitlupe schreit sie „NEEEEEIIIINNN!“, was von den Wänden reflektiert durch die Flure hallt. Beim alten Ton fehlt der Hall komplett und der Schrei findet anscheinend in einem schallgedämmten, kleinen Raum statt. Auch in späteren Situationen tritt dieses Phänomen auf, eine angenehme Natürlichkeit beim Hall, die es vorher nicht zu hören gab. Nun darf man aber auch hier keine Referenzklänge erwarten, dafür ist die Basis der Tonspur einfach zu alt.

In der späteren nächtlichen Verfolgungsjagd – Sarah, John und der T-800 sitzen in einem schnell fahrenden Auto, dicht gefolgt vom T1000 – leiert der Ton dermaßen, dass man durch die ganzen lauten Nebengeräusche kaum etwas versteht. Das hört sich jetzt besser an, als bei der 2017er-Veröffentlichung, ist aber dennoch eine akustisch problematische Szene. Umgekehrt lässt sich behaupten: Wer einmal das vollere Klangspektrum des neuen Tons gehört hat, wird nie wieder die alte Audiospur von „Terminator 2“ hören wollen. Und das ist schon ein ziemlich großer Mehrwert.

Editionen sie zu knechten

Weitere Gründe, sich ab dem 9. Dezember das neueste „Terminator 2“-Update zu besorgen, sind die verschiedenen Sondereditionen samt hochwertiger Ausstattung. Zunächst wäre da die „30th Anniversary Steelbook Edition“, die die UHD-, die 3D- und die Standard-Blu-ray samt neuer Ton-Abmischung für die Kinoversion enthält. An Bonusmaterial bietet die Standard-Blu-ray bewährtes an: Zum Beispiel präsentiert die Dokumentation „T2: Reprogramming the Terminator“ exklusive Interviews mit Arnold Schwarzenegger, James Cameron und anderen Stars. Es gibt ein Making of, zwei geschnittene Szenen und zwei Audiokommentare.

Wer es lieber klassisch mag und Musik auf LPs anstatt CD oder digitaler Datei ersteht, sollte sich mal die retromäßige Vinyl-Edition anschauen. Diese beinhaltet neben den drei oben genannten Film-Scheiben in einem Digibook auch zwei Soundtrack-Schallplatten sowie einen Lenticular-Druck. Für Predatoren und andere Hobby-Kopf-Jäger kommt natürlich nur die dritte Edition infrage: Doch wie bei der Endo-Arm-Edition von 2017 heißt es für Käufer der exklusiv im Arthaus-Shop erhältlichen Endo-Skull-Edition Geduld haben! Zwar gibt es keine offizielle Pressemitteilung dazu, aber aufgrund der sich weiter verschlechternden Corona-Lage ist es sehr wahrscheinlich, dass die chinesischen Produktionsstätten, die mit der Herstellung der Schädel-Büste beauftragt wurden, die Auslieferung nicht rechtzeitig schaffen werden. Wir drücken die Daumen, dass es dennoch alles zeitnah klappt.

Wer noch die Skynet Edition mit dem T-800 Endoskull von Annodazumal kennt oder sie vielleicht sogar besitzt (wie wir), wird froh sein zu hören, dass der Kunststoff nun hochwertiger aussehen dürfte und auch auf die blinkenden Augen und Soundeffekte verzichtet wurde. Wir sind doch hier nicht in der Geisterbahn!

Und so verabschieden wir uns vollkommen „terminiert“ von der beeindruckenden Demonstration und dem fachlichen Wissen eines Eiko Dietz’ sowie der superfreundlichen Elastic-Mitarbeiter und bereiten im Geiste bereits den nächsten Zeitsprung vor. Der alte Sound darf nie existieren … Doch wie zum Henker bekommt man aus Kunststoff bestehende Datenträger in die Vergangenheit, wenn nur organisches Gewebe der Reise standhält? ■ Text: Falko Theuner

Exklusiv im Direktvertrieb erhältlich ist die TERMINATOR 2 Limited 30th Anniversary Vinyl Edition. Diese enthält ein 3-Disc Digipak mit allen Filmversionen, dem Original Filmsoundtrack auf Doppel-Vinyl in hochwertigem Gatefold-Cover und einem Lentikular-Druck des Coverartworks. Weitere Infos & Shop für diese Edition: www.studiocanal.de/30Jahre_Terminator2




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Bildquellen:

  • 001_br202107_750px: Auerbach Verlag
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