Test: Vincent SA-32 Vorverstärker – Heißer Aufguss!

Der Markenname Vincent ist bestimmt vielen Lesern ein Begriff. Die Hybrid-Vorstufe SA-31 zum Beispiel genießt vielerorts, obwohl das Design schon ein paar Jahre am Markt ist, nach wie vor einen exzellenten Ruf. Mit der SA-32 steht jetzt das Nachfolgemodell zum Test bereit.

Heißer Aufguss!

Iffezheim in der Nähe von Karlsruhe ist vielleicht eher Aficionados des Pferderennsports durch die dort befindliche Rennbahn und das dreimal im Jahr stattfindende internationale Galopprennen ein Begriff. Abseits davon ist die beschauliche Gemeinde am rechten Ufer des Rheins auch der Sitz der Firma Vincent. Oder besser gesagt der Sintron Vertriebs GmbH, zu der diese gehört. Deren Geschäftsführer und gelernter Elektroingenieur Uwe Bartels ist dabei der stetig laufende Motor hinter den Entwicklungen des Herstellers, der eine beachtliche Palette an Produkten seit seiner Gründung vor 22 Jahren ins Leben gerufen hat.

Dabei hat sich die Firma voll und ganz der Erschaffung hochwertigster Produkte für pure Stereowiedergabe verschrieben. Eines davon ist die auf das Kürzel SA-31 hörende Hybridvorstufe, die sich bei diversen Kennern der HiFi-Welt nicht zuletzt ob ihres unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnisses anhaltender Beliebtheit erfreut. Jetzt möchte man bei Vincent natürlich gern an diesen Erfolg anknüpfen und hat für das Nachfolgegerät das Design einer amtlichen Überarbeitung unterzogen. Auftritt des Testprobanden: die SA-32.

Auf der Rückseite herrscht analoger Purismus. Neben einer Fülle an Cinch-Verbindungen fi nden sich hier erfreulicherweise auch symmetrische XLR-Anschlüsse

Schickes Exterieur

Äußerlich ist die Verwandtschaft genauso eindeutig wie es die Namensgebung nahelegt. Minimal tiefer ist das Gehäuse des Neulings, dafür allerdings mindestens genauso schick wie das seines Vorgängers. Mit schwarzer oder – wie bei unseren Testexemplar der Fall – silberner Front aus gebürstetem Aluminium erhältlich, macht das Gerät in beiden Farbgebungen einen massiven und dennoch edlen Eindruck. Das restliche Gehäuse ist unabhängig von der Frontblende immer aus mattschwarz lackiertem Stahlblech gefertigt und weißt eine nicht unerhebliche Zahl an Lüftungsschlitzen auf. Die sind auch nötig, denn anders als noch beim 31er Modell kommen nicht bloß zwei, sondern gleich vier Röhren vom Typ 6N16 zum Einsatz, welche man im Betrieb im inneren der Vorstufe warm orange vor sich hin glühen sehen kann. Die beiden zusätzlichen Röhren sitzen direkt vor dem Ausgang des Vorverstärkers in Hybridbauweise. Die Entscheidung, hier sowohl Röhren als auch Transistoren zu verwenden, rührt von der Absicht her, den positiven klangliche Einfluss einer Röhrenschaltung mit der hohen Ausgangsleistung der Transistortechnik zu kombinieren.

Die schon erwähnte Frontblende beherbergt neben dem obligatorischen Power- Switch auch die wohl haptisch ansprechendsten Potentiometer die uns seit langem untergekommen sind. Nicht schwergängig aber mit vertrauenerweckendem Widerstand. Neben der über einen Drucktaster zu umgehenden Zweiband-Klangregelung und dem Volumenregler, findet sich hier auch der selbstverständlich gerasterte Drehschalter zur Wahl des Eingangs. Anstelle der Loudness- Funktion des Vorgängers ist hier ein weiterer Taster vorhanden, der das Gain bei Bedarf um 8 Dezibel (dB) absenkt. Apropos Inputs: Diese befinden sich wie gewohnt allesamt auf der Rückseite der Vorstufe. Gleich fünf analoge Stereo-Eingänge über Cinch-Buchsen warten hier darauf verkabelt zu werden. Und darüber hinaus ist jetzt eingangsseitig sogar noch ein Paar symmetrischer Verbindungen via XLR vorhanden.

In der SA-32 verrichten gleich vier Röhren vom Typ 6N16 ihren Dienst, wobei jeweils zwei am Ein- und am Ausgang des Gerätes verbaut sind.
Ein üppig dimensionierter Ringkerntransformator verrichtet seinen Dienst in der Spannungsversorgung.
Auch sieht man hier den Elektromotor und die Achse, über die dieser den Volumenregler kontrolliert.

In Sachen digitale Inputs und dergleichen herrscht nach wie vor Ebbe. Aber das passt schließlich ins puristische Konzept und auch zu der Idee, seine heimische Anlage aus hochwertigen Einzelkomponenten anstelle eines vorkonfigurierten Vollverstärkers mit allem möglichen Schnick-Schnack aufzubauen. Wer digitale Konnektivität braucht, muss halt einen separaten DAC kaufen. An Ausgängen stehen ebenfalls symmetrisch verschaltete XLR-Buchsen, sowie unsymmetrische Ausgänge über Cinch-Buchsen zur Verfügung, welche sich über die darunter liegenden Kippschalter auswählen lassen. Und auch ein Rec-Out ist mit an Bord, an dem praktischer Weise immer direkt das Signal des aktuell ausgewählten Eingangs anliegt.

Auch in Sachen Zubehör trumpfen die Iffezheimer auf. Denn neben der sehr schönen und komplett aus Metall gefertigten Fernbedienung liegen sowohl XLR- als auch Cinch-Kabel in Ausgezeichneter Qualität direkt bei. Die Fernbedienung selbst ermöglicht neben der Quellenwahl und auch das Stummschalten der Vorstufe und bietet selbstverständlich auch Kontrolle über den Ausgangspegel. Betätigt man die Volumenkontrolle, bestätigt ein kurzes blinken der roten LED im Ring des Drehreglers, gefolgt von einer kurzen Bewegung desselben, dass es sich hier auch wirklich um ein motorisiertes Poti und nicht etwa um einen digitalen Encoder handelt. Für feinste Einstellungen braucht man hier jedoch manchmal etwas Fingerspitzengefühl.

Die mitgelieferte Fernbedienung steht in Sachen Optik und Verarbeitung der Vorstufe selbst in nichts nach

Explosiver Klang

Um die Hybrid-Vorstufe in ihrer natürlichen Umgebung zu untersuchen, bedürfen wir natürlich einer entsprechend hochwertigen Endstufe. Und dank der Leipziger Kollegen von Uni-Hifi hatten wir hier einen mehr als ehrwürdigen Partner für die SA-32. Die konnten uns nämlich für unseren Test eine M22 von NAD aus der Masters Serie zur Verfügung stellen. An dieser Stelle noch mal vielen Dank! Also schnell über die mitgelieferten XLR-Kabel angeschlossen, einschalten und… natürlich erst mal abwarten bis alles auf Betriebstemperatur ist. Was wir aber nach einer angemessenen Aufwärmphase hören, ist unbeschreiblich. Was für ein unfassbar sonorer Klang! Absolut ausgewogen, was die Abbildung des Frequenzspektrums angeht aber irgendwie trotzdem „größer als in echt“. Man glaubt sofort, dass der Frequenzgang von 20 Hertz (Hz) bis 20 Kilohertz (kHz) einen verschwindend geringen Toleranzbereich von +/– 0,5 dB aufweist. „Neutral aber nicht steril“, ist vielleicht die beste Art, unser Hörerlebnis zu beschreiben.

Besonders auffällig ist, wie sauber konturiert und kräftig der gesamte Mittenbereich inklusive der oft problematischen Tiefmitten dargestellt wird. Auch die Impulstreue ist über jeden Zweifel erhaben. Die Obertöne klingen hell und befördern nochmals den offenen und klaren Klang. Die Bässe wirken schnell, immer sauber und trotzdem voll. Und wer noch mehr will, oder die Loudnessfunktion des älteren Modells vermisst, hat die Möglichkeit über die exzellent arbeitende Klangregelung nachzuhelfen. Bei geringerer Abhörlautstärke spielen wir damit, bis uns eine ganz dezente Smiley-Kurve auch ein Lächeln in unser Gesicht spiegelt. Bewegt man sich im Bereich höherer Pegel ist das wiederum eher unnötig. Aber gut klingt es in jedem Fall.

Als erstes Hörbeispiel ziehen wir einen Song heran, den wohl wirklich jeder kennt. „Sultans Of Swing“ der Dire Straits von deren selbst betitelten Album. Und auch hier kommt direkt Laune auf. Wie artikuliert und singend Mark Knopflers Gitarrenspiel hier aus den Lautsprechern tönt, ist fantastisch. Der Bass knurrt, dass es eine Freude ist. Man hört jeden Anschlag, jede Einschwingphase und jedes Detail. Das Schlagzeug klingt knallig und natürlich und die trockenen Toms wandern bei Wirbeln wunderbar durch das extrem scharf gezeichnete Stereopanorama. Knopflers unverwechselbare Stimme tönt markant durch den Song der insgesamt in eine mehr als Ansprechende Räumlichkeit gekleidet wird. Wahnsinn.

Einen noch zum Abschluss. Sade mit „Frankie’s First Affair“ von deren Debütalbum „Diamond Life“. Wie sahnig hier schon beim Intro der Bass schnurrt. Wie glockig und klar das E-Piano klingt. Und dann dieses Saxophon. Man hört förmlich den Luftstrom und wie dieser mit den Klappen des Instruments spielt. Wenn das typische Achtziger- Saxophon immer so schön in Szene gesetzt würde, wäre es wohl ein weitaus weniger kontroverses Klischee der Popkultur. Die Drums sind perfekt aufgenommen und werden auch genauso wiedergegeben. Und ohne behaupten zu wollen, dass Sades magische Stimme der Schmeichelei bedarf, kann man zumindest getrost sagen, dass die klangliche Performance von Vincents neuem Geniestreich dieser auf jeden Fall gerecht wird. Vor allem angesichts des mehr als humanen Preises und der nicht nur dafür überragenden Performance die hier geboten wird.

 

weitere Infos unter: www.vincent-tac.de

 

 

Fazit
Wiedergabequalität
93
Ausstattung/Verarbeitung
84
Benutzerfreundlichkeit
96
Preis/Leistung
97
Leserwertung77 Bewertungen
41
Vorteile
Impulstreue
Räumlichkeit
Ausgewogenheit
Nachteile
keine
90

Bildquellen:

  • IMG_1584: Bild: Auerbach Verlag
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