Test: Philips Fidelio L3 - Over-Ear-Kopfhörer mit Bluetooth

Test: Philips Fidelio L3 – Over-Ear-Kopfhörer mit Bluetooth

Klingt der Philips Fidelio L3 genauso großartig wie der kabelgebundene Fidelio X3? Und wie steht es um das ANC des True-Wireless-Kopfhörers? Wir haben den Fidelio L3 genau 42 Tage intensiv getestet.

Mit 350 Euro ist der Philips Fidelio L3 Kopfhörer nicht gerade ein Schnäppchen. Da erwarten wir als Tester natürlich, dass der Bluetooth-Kopfhörer auch einiges auf dem Kasten hat. Wobei wir gleich noch ergänzen müssen, dass der Philips Fidelio L3 aktuell auch zum etwas günstigeren Straßenpreis in den gängigen Shops erhältlich ist. Ob das nun ein gutes oder schlechtes Zeichen ist, darüber können wir nur spekulieren. Die Sparfüchse unter unseren Lesern wird es freuen. Starten wir also unseren Test. 

Philips Fidelio L3 – ihr Material und die Verarbeitung

Zunächst einmal fällt auf, dass der Philips Fidelio L3 Over-Ear Kopfhörer wirklich sehr hochwertig verarbeitet ist. So überzeugt die Halterung der Ohrmuscheln, welche aus hochwertigem Aluminium gefertigt ist. Die Ohrpolster sind mit feinem Leder überzogen, genauso wie die obere Seite des Kopfbügels. Die Gelenke sind ebenfalls aus Aluminium gefertigt und sind sehr leichtgängig, aber trotzdem fest und stabil. Wer also seine Kopfgröße korrekt eingestellt hat, braucht keine Sorge zu haben, dass die Einstellung aus Versehen verrutscht. 

Weiterhin passen die Ohrhörer richtig gut über die Ohren und der Fidelio L3 schirmt uns Nutzer wirklich von der Außenwelt ab. Was wir beim Tragen bemerken ist das hohe Gewicht des Kopfhörers. Er wiegt immerhin 360 Gramm und das macht sich beim Aufsetzen doch schnell bemerkbar. Wobei wir uns nicht falsch verstehen dürfen, er trägt sich sehr angenehm und sitzt schön fest auf den Ohren. Gewünscht hätten wir uns eine etwas optimalere Polsterung des Kopfbügels. Hier hätte etwas mehr Schaumaterial nicht geschadet. Es kann also vorkommen, dass der L3 doch nach einiger Zeit auf den Scheitel drückt.

Um den hochwertigen Eindruck des Kopfhörers zu unterstreichen, hat sich Philips beim Zubehör richtig ins Zeug gelegt. Das Hardcase besteht aus feinstem schottischen Leder und wirkt wirklich sehr edel. Die Seiten sind verstärkt und gepolstert, sodass den guten Kopfhörern beim Transport nichts passieren kann. In der Tasche gibt es zudem ein 2,5 Millimeter auf 3,5 Millimeter Stereo-Audiokabel mit einer Länge von 1,2 m. Der 2,5-Millimeter-Anschluss ist übrigens am Kopfhörer. Des Weiteren finden wir ein USB-C-Ladekabel sowie einen Flugzeug-Adapter. Beim Zubehör überlässt Philips nichts dem Zufall. 

Philips Fidelio L3 - im Case
Die Tasche der Philips Fidelio L3 besteht aus bestem schottischen Leder – sehr edel

Codecs, Frequenzbereich und Telefonie

Um die Kopfhörer in Betrieb zu nehmen, verbinden wir sie ganz klassisch per Bluetooth mit dem Smartphone. Eine App von Philips für den Kopfhörer gibt es ebenfalls. Die finden wir mittels QR-Code, der in der Verpackung liegt. Zu der App kommen wir später noch. 

Sehr erfreulich sind die Codecs, die Philips dem Fidelio L3 Kopfhörer spendiert. So finden wir AAC und SBC genauso wie aptX und aptX-HD. Was wir allerdings vermissen ist LDAC. Immerhin reicht aptX-HD nur für 576 kBit/s, während der Sony-Standard LDAC bis zu 990 kBit/s schafft. Auf der anderen Seite nützt der beste Codec nichts, wenn der Kopfhörer nicht gut klingt. Das beweist etwa Apple mit seinen AirPods Max, die gerade einmal AAC verwenden und trotzdem hervorragenden Sound bieten. Wie es klanglich bei den Philips aussieht, erfahren wir gleich.

Schauen wir noch auf den Frequenzbereich. Hier schaffen die Kopfhörer 7 bis 40.000 Hertz – eine wirklich beachtliche Leistung. Da muss es ja beim Bass richtig „krachen“ und High-Res-fähig sind sie damit allemal. 

Für die Telefonie haben die Fidelio L3 zwei Mikrofone integriert. Die sollen für kristallklare Gespräche sorgen, bei denen die Umgebungsgeräusche kaum wahrnehmbar sind. Und das stimmt auch. Selbst die sterbenslaute Dunstabzugshaube in der Küche dieses Testers nimmt die Gesprächspartnerin am anderen Ende der Leitung kaum wahr. Wer also mit den Philips Fidelio L3 telefonieren will, muss keine Angst haben unverständlich rüberzukommen – also in akustischer Hinsicht.

Akku

Ein weiteres Highlight des Philips Over-Ears ist definitiv der Akku. Der ist mit 32 Stunden Laufzeit (aktiviertes ANC) wirklich sehr potent. Die Laufzeit stimmt übrigens absolut mit unseren Testerfahrung überein. Wir mussten die Kopfhörer erst nach 10 Tagen an das Handy-Ladegerät hängen, obwohl wir jeden Tag 3 Stunden Musik, Hörspiele sowie TV-Sound hörten. Außerdem sind die L3 Innerhalb von 15 Minuten so weit aufgeladen, dass wir wieder sechs Stunden Musik genießen können.

Kleines Manko der Philips Fidelio L3

Ein Manko gibt es allerdings und wir wissen nicht, was sich Philips dabei gedacht hat: Die Fidelio L3 besitzen einen 2,5-Millimeter-Klinke-Anschluss. Nun ist es bei vergleichbaren Bluetooth-Kopfhörern so, dass wir an den Klinkenanschluss einen Zuspieler anschließen und dann die Kopfhörer wie passive Over-Ears nutzen können. Besonders praktisch, wenn der Akku down ist und wir keine Lademöglichkeit haben. Wir können ihn in diesem Fall mit dem Kabel an einen Player anschließen und weiter der Musik lauschen. 

Die Fidelio L3 müssen tatsächlich eingeschaltet werden, selbst wenn sie am Kabel hängen. Auch brauchen sie dafür Akku. Das rein passive Nutzen ist mit ihnen nicht möglich. Umso ärgerlicher ist das, weil die Philips-Kopfhörer selbst mit deaktiviertem ANC ein sehr leichtes Grundrauschen aufweisen. Im passiven Betrieb würde es das nicht geben. Jedoch klingen die Fidelio L3 am Klinkenkabel sogar noch besser als im Wireless-Betrieb. Sie bei Gelegenheit ans Kabel zu hängen, lohnt sich also. Aber ihre Soundqualitäten beleuchten wir später ausführlich.

APP und Steuerung

Die App der Philips Fidelio L3 ist für Android und iOS kostenfrei erhältlich. Sie erklärt uns in recht kryptischen Bildern, wie die Kopfhörer zu bedienen sind. Zudem steuern wir darüber das ANC, das Durchschleifen der Umgebungsgeräusche und einen Modus der “Anpassungsfähig” heißt. Er erkennt, ob wir die Kopfhörer im Sitzen tragen oder gerade laufen. Und das klappt auch. In der App sehen wir anhand eines Thumbnails: Wir sitzen gerade.

Und was macht die App mit dieser Erkenntnis? Sie wechselt in den Umgebungsmodus. Wir hören also die Umgebungsgeräusche. Sobald wir laufen, erkennt das die App ebenfalls. Und was macht sie dann? Sie wechselt in den Umgebungsmodus. Wenn wir uns neben die sterbenslaute Dunstabzugshaube setzen, wechselt die App in den Umgebungsmodus. Unsere Leserinnen und Leser merken jetzt sicher, worauf wir hinaus wollen – die Funktion “Anpassungsfähig” ist für uns ohne Mehrwert, denn sie startet immer nur den gleichen Modus. 

Neben der ANC-Modus-Auswahl können wir in der App noch diverse Sound-Effekte anwählen. Das sind aber nichts weiter als feste EQ-Einstellungen für bestimmte Musikstile. Allerdings überzeugen uns diese nicht. Tatsächlich klingen die Fidelio L3 mit deaktivierten EQ am besten. Etwas unglücklich finden wir die Bezeichnung der App, sie heißt nämlich „Kopfhörer“. Wer also mehrere Kopfhörer-Apps auf dem Smartphone hat, muss das wissen. Denn eigentlich sucht Mann oder Frau ja nach dem Hersteller, um die passende App für den gerade genutzten Kopfhörer zu finden.

Die Steuerung der Philips Fidelio L3 Bluetooth Kopfhörer folgt dem Prinzip „ein bisschen Button und bisschen Touch“. So tippen wir auf die Außenseite des rechten Ohrhörers, um zu pausieren, wir wischen von vorn nach hinten, um zum nächsten Titel zu springen oder wischen nach unten, um die Lautstärke zu ändern. Das klappt mehr oder weniger gut. Manchmal pausieren wir aber den Titel, obwohl wir nur lauter machen wollen. Und dann wird die Aktivierung der Pause mit einem Piep bestätigt, die Deaktivierung aber nicht.

Da es einen Moment dauert, bis der Titel wieder läuft, wissen wir also nicht, ob das Verlassen der Pause geklappt hat oder der Touchbefehl einfach nicht erkannt wurde. Deshalb wechseln wir öfter zwischen Pause und Wiedergabe unbeabsichtigt hin und her. Was allerdings richtig gut klappt: Die Kopfhörer gehen automatisch in die Pause, wenn wir sie absetzen. Beim Aufsetzen laufen sie weiter. Eine super brauchbare Funktion.

Am Knopf auf der linken Seite schalten wir den Philips ein und aktivieren die Bluetooth-Kopplung. Die beiden Buttons am rechten Ohrhörer dienen der Wahl des ANC-Modus sowie der Aktivierung des Sprachassistenten. 

Philips Fidelio L3 - Anschlüsse
Die Steuerung derPhilips Fidelio L3 läuft über die Buttons und per Touch auf der Außenseite des rechten Ohrhörers. Alternativ können wir sie auch per App bedienen

Aktive Geräusch-Unterdrückung der Philips Fidelio L3

Das ANC des Philips Fidelio L3 wird als „hochmodernes Hybrid Active Noise Cancelling“ angepriesen. Zunächst stellen wir fest: der Philips schirmt uns allein schon rein mechanisch sehr gut von den Außenwelt-Geräuschen ab. Es kommen mehr oder weniger nur noch tieffrequente Schallereignisse durch. Diese können wir dann mit dem ANC abschalten und befinden uns in absoluter Stille? Nein, leider nicht ganz. Das Grundrauschen des ANC ist vergleichsweise hoch. Glücklicherweise fällt das beim Musikhören nicht auf. Wenn die Kopfhörer aber im Leerlauf sind, dann nervt es uns schon ein wenig. Apple, Bose und Sony machen es da mit ihren ANC-Kopfhörern besser. 

Das Gleiche gilt für den Umgebungsgeräusch-Modus (Awareness). Den sollen Trägerinnen und Träger etwa nutzen, um beim Gespräch mit anderen die Kopfhörer nicht abnehmen zu müssen. Wir können zwar unsere Gesprächspartner sehr gut verstehen, zumal wir in der App einen Stimmverstärker für diesen Modus aktivieren können. Der funktioniert auch gut. Was nun aber folgt ist ein noch lauteres Grundrauschen. Wir denken da mit Wehmut an die AirPod Max zurück, deren Awareness-Modus so brillant und rauschfrei war. Schade, hier verschenken die Fidelio L3 echt Potenzial, denn ANC und Awareness arbeiten gut – wenn das Grundrauschen nicht wäre.

Sound satt

Der Sound, den uns die Philips-Kopfhörer auf die Ohren zaubern, ist wirklich brillant. Hier reißen die Philips Fidelio L3 Over-Ears alle unserer bisherigen Kritikpunkte nieder. Sie klingen differenziert und sehr voll, schaffen dabei sogar eine Art Luftigkeit, die an offene Kopfhörersysteme erinnert. Deshalb lassen sie sich gut mit den Philips Fidelio X3 vergleichen. Deren Sound zeichnet sich ja durch eine tolle Räumlichkeit gepaart mit einem erstklassigen Bass aus.

Überhaupt sind die Fidelio X3 klanglich auf einem Niveau, das weit über dem Preisbereich von 350 Euro (UVP) reicht. Beim hier vorliegenden Modell L3 ist es exakt genauso. Sie klingen quasi doppelt so teuer. Und machen diesen Tester sogar ein wenig traurig, denn seine heißgeliebten Sony WH-1000XM3 oder Bose QuietComfort 35 können da in puncto Klang einfach nicht mithalten. 

Preis und Verfügbarkeit

Die Philips Fidelio L3 Over-Ear-Kopfhörer mit Bluetooth sind online sowie in Fachmärkten verfügbar und können für 199 Euro erworben werden.

Webseite: www.philips.de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 02/2022

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Fazit
Philips hat mit den Fidelio L3 ein paar überragend gut klingende Wireless-Kopfhörer entwickelt. Sie überzeugen im Hörtest bei Bass, Mitten und Höhen genauso wie bei Räumlichkeit und Transparenz. Leider ist das Grundrauschen bei ANC und Awareness etwas hoch und die App bringt praktisch keinen Mehrwert. Hier sollte der Hersteller noch nachjustieren. Der Lieferumfang ist so, wie wir ihn uns wünschen. Die Verarbeitung und Materialien der Kopfhörer sind zudem über jeden Zweifel erhaben, man könnte hier gar von “Luxusklasse” sprechen.
Wiedergabequalität
97
Ausstattung/Verarbeitung
90
Benutzerfreundlichkeit
80
Preis/Leistung
80
Leserwertung14 Bewertungen
61
Vorteile
hervorragender Klang
beste Materialien und Verarbeitung
lange Akkulaufzeit
Nachteile
Grundrauschen
90
Philips Fidelio L3

Bildquellen:

  • Philips Fidelio L3 – im Case: Auerbach Verlag
  • Philips Fidelio L3 – Anschlüsse: Auerbach Verlag
  • Philips Fidelio L3: Auerbach Verlag