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Interview des Monats: Martin Bühler von Nubert Lautsprecher

Die letzten beiden Jahre waren keine einfachen für die HiFi-Branche. Kurzarbeit, Ladenschließungen, Messeabsagen, Rohstoffmangel oder Explosion der Transportkosten waren nur einige der Probleme, denen sich Hersteller, Vertriebe und Händler stellen mussten. Wir haben daher mit zahlreichen Branchenvertretern gesprochen und gefragt, wie es um die Audiobranche nach zwei Jahren Pandemie bestellt ist. Heute im Interview zu Gast: Martin Bühler von Nubert Lautsprecher.

Martin Bühler: „Nubert ist insgesamt gut durch diese schwierige Zeit gekommen.“

Noch immer hat unsere HiFi-Branche mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Unsere Leser berichten uns vielfach von nicht-lieferbaren Produkten. Lieblings-Lautsprecher, die erst in einem Jahr geliefert werden und Verstärker sowie AV-Receiver, für die keine ausreichenden Chips zur Verfügung stehen. Zudem werden Zulieferpreise in der Industrie teurer, Energie- und Produktionskosten steigen teilweise um ein Vielfaches. Wir fragten Hersteller, Vertriebe und Händler: Wie steht es um die HiFi-Branche 2022*?

Unsere große Interviewreihe zum Zustand der HiFi-Branche 2022 geht nun weiter mit Martin Bühler, Unternehmensleitung von Nubert electronic GmbH. Einer der führenden Lautsprecher Hersteller Deutschlands.

Herr Bühler, zunächst einmal: können Sie alles liefern, was Ihre Kunden derzeit nachfragen?

Ja, wir sind in der glücklichen Lage, 98 % unseres aktuellen Produktsortiments ab Lager lieferbar zu führen. Das ist eine Ausnahmeerscheinung im derzeitigen HiFi-Markt, in dem viele andere Anbieter mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen haben. Damit wir unsere Nubert Lautsprecher Kunden nicht vertrösten müssen, mussten wir in den vergangenen zwei Jahren hart arbeiten und viel investieren, um uns Bauteile, Produktionsplätze und Transportkapazitäten zu sichern. Das zahlt sich jetzt aus.

Wie blicken Sie auf die letzten 2 Jahre Pandemie zurück?

Wirtschaftlich gesehen gab es Höhen und Tiefen. Vor allem im Jahr 2020 konnten wir ein signifikantes Umsatzplus verzeichnen. Die Leute haben es sich zuhause gemütlich gemacht. Viele haben die Gelegenheit genutzt, um die heimische HiFi- oder Heimkinoausstattung zu modernisieren. Wer nicht ins Kino kann, genießt die Filme eben im eigenen Wohnzimmer – Netflix & Co. sei Dank. Mit einer Nubert Soundbar oder einem richtigen Surround-Set kommt dabei auch das richtige Kino-Feeling auf!

Es gab natürlich auch einige Herausforderungen zu meistern, ab der zweiten Jahreshälfte hatten wir mit Lieferengpässen, Produktionsverzögerungen und anderen unvorhergesehenen Schwierigkeiten zu kämpfen. Weil wir aber rechtzeitig und vorausschauend reagiert haben, konnten wir die zwischenzeitlichen Lieferprobleme glücklicherweise schnell beheben. Zum Weihnachtsgeschäft 2021 war unser komplettes Sortiment wieder verfügbar.

Menschlich hat uns die Pandemie alle stark gefordert. Wir haben es geschafft, die empfohlenen Hygienemaßnahmen schnell umzusetzen und viele Aufgaben ins Homeoffice zu verlagern, um die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu gewährleisten. Nubert ist insgesamt gut durch diese schwierige Zeit gekommen, die sich nun hoffentlich dem Ende zuneigt.

Relativ schnell hat sich die HiFi-Branche auf die Corona-Situation und die Vorgaben der Regierung eingestellt.

Wie lange muss der Endkunde im Moment auf ein Produkt aus Ihrem Hause warten?

Praktisch alle Produkte aus unserem Nubert Lautsprecher Sortiment sind sofort ab Lager lieferbar.

Können Sie überhaupt die Nachfrage erfüllen?

Ja! Nach Lieferschwierigkeiten zu Beginn der Pandemie können wir derzeit wieder alle Wünsche unserer Kundinnen und Kunden erfüllen.

Hat Corona zu Lieferengpässen von Bauteilen geführt?

Ja, wie erwähnt hatten wir und unsere Zulieferer kurzzeitig mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen. Wir konnten rechtzeitig gegensteuern, allerdings sind die Lieferketten noch immer angespannt.

Wäre es aus Ihrer Sicht sinnvoller wieder mehr selbst und vor Ort zu produzieren?

Nubert arbeitet traditionell bevorzugt mit Produktionspartnern in Deutschland und unseren europäischen Nachbarländern zusammen. Allerdings sind die Produktionswege inzwischen so weit international verzweigt und verflochten, dass eine Fertigung, bei der absolut jedes Einzelteil und jeder Rohstoff „Made in Germany“ ist, sich realistisch gesehen nicht umsetzen lässt.

Wie ist aus Ihrer Sicht die Preisentwicklung im HiFi-Segment? Haben die Kunden höhere Preise in Kauf nehmen müssen, um ggf. höhere Produktionskosten auszugleichen?

Da wir nicht nur Produkte aus eigener Fertigung anbieten, sondern über unseren Online-Shop unter www.nubert.de sowie unsere Ladengeschäfte auch Geräte anderer Marken vertreiben, haben wir einen guten Überblick über die aktuellen Preisentwicklungen im HiFi- und Heimkinomarkt und können bestätigen, dass viele Hersteller die steigenden Kosten für Rohstoffeinkauf, Produktion und Transport an die Kundschaft weiterreichen mussten. Davon waren auch wir betroffen, wir konnten die notwendigen Korrekturen bislang aber auf ausgewählte Produkte begrenzen.

Inwieweit tragen die Inflationstreiber Energie und Rohstoffe die Preisgestaltung fertiger Produkte?

Gerade Lautsprecher sind besonders rohstoffintensive Produkte, die aufgrund ihrer beachtlichen Größe und ihres hohen Gewichts obendrein recht hohe Transportkosten verursachen. Insofern haben uns die jüngsten Preissteigerungen spürbar getroffen.

Ebenfalls ein Kostentreiber, gerade beim Lautsprecherbau, sind die Preise fürs Holz. Im März 2019 kosteten 2,36 Kubikmeter des Rohstoffs an den internationalen Märkten 370 US-Dollar im März 2022 sind es 1.450 US-Dollar (Quelle: Finanzen.net).

Ist aus Ihrer Sicht inflations- bzw. pandemiebedingt mit höheren Preisen zu rechnen?

Ja, wie gesagt: Wir waren gerade erst gezwungen, unsere Verkaufspreise zu korrigieren. Wir hoffen, dass sich die Lage auf den Rohstoff-, Energie- und Transportmärkten wieder beruhigt.

Wie hoch könnte ein Preisanstieg für Nubert Lautsprecher ausfallen?

Bei uns glücklicherweise nur wenige Prozentpunkte: Die Preise unserer von asiatischen Fertigungspartnern hergestellten Produkte werden zum 1. März um drei bis fünf Prozent nach oben korrigiert, also deutlich unter den aktuellen Maßnahmen anderer Marktteilnehmer. Die Preise unserer Nubert Lautsprecher Produkte Made in Germany und Made in Europe bleiben gewohnt günstig.

Könnte damit HiFi für den Kunden neben der Erfüllung persönlicher Bedürfnisse und Wünsche auch eine kluge Geldanlage sein?

Wer in Sinnesfreuden investiert, sei es Klanggenuss oder eine gute Flasche Wein investiert, legt sein Geld immer richtig an! Eine gute Stereoanlage wirft somit reichlich Zinsen ab!

Während der Corona-Zeit galt der Fokus wieder den eigenen vier Wänden. So wurde viel Geld in Genussmittel wie Wein und eben auch Unterhaltungselektronik/HiFi investiert.

Vermissen Sie den Kontakt zum Kunden auf Messen?

Auf jeden Fall! Wir haben letztes Jahr unseren ersten Live-Stream im Internet gesendet, um aktuelle Neuheiten zu präsentiere. Die Veranstaltung war ein großer Erfolg und hat uns mächtig Spaß gemacht – aber wir können es kaum abwarten, unseren Kundinnen und Kunden wieder persönlich auf Messen zu begrüßen. Hoffentlich können wir in diesem Jahr wieder unsere legendäre Nubert Hausmesse, den nuDay veranstalten.

Die MDHT, NDHT, DHT und die HIGH END wollen mit Einschränkungen wieder in diesem Jahr für die Kunden die Möglichkeit schaffen, HiFi vor Ort zu erleben ( siehe Interview). Kann das 2022 angesichts hoher Infektionszahlen „schon wieder“ gelingen?

Wir hoffen es sehr!

Herr Bühler, vielen Dank für das Gespräch.

Webseite: www.nubert.de

*Anmerkung: Zum Zeitpunkt des Interviews war eine friedliche Lösung des Ukraine-Konflikts noch in Reichweite. Der fürchterliche Krieg in der Ukraine und die daraus resultierenden Folgen sind daher hier nicht thematisiert worden. Dieses Interview erschien vorab in gedruckter Form in einem großen Leitartikel zum Thema „Corona, Inflation und die HiFi-Branche“ in AUDIO TEST Ausgabe 03/22.

▶ Lesen Sie hier: Test der Nubert nuBoxx B-70 (3-Wege-Standlautsprecher)

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Bildquellen:

  • Hifi-und-Corona-Seite-18: Auerbach Verlag
  • Holzpreise-Seite-16: Grecaud Paul/stock.adobe.com
  • Corona-und-Hifi-zu-Hause-Seite-20: Kzenon/stock.adobe.com
  • Interview-Martin-Buehler-Nubert-electronic-GmbH: Auerbach Verlag / Deemerwha studio/stock.adobe.com / Tryfonov/stock.adobe.com / ake1150/stock-adobe.com / Grecaud Paul/stock.adobe.com / Nubert