Test: NAD C700 – Streaming-Vollverstärker mit BluOS

Neu erfunden hat NAD das Rad mit dem Streaming-Verstärker C700 freilich nicht. Vieles kennen Sie und wir bereits. Warum sich das Probehören dennoch lohnt, lesen Sie im Folgenden Testbericht.

Genau fünfzig Jahre ist es nun her, dass mit NAD ein Unternehmen die Weltbühne betrat, um HiFi-Geschichte zu schreiben. Als im Jahre 1972 der Manager Marty Borish, lange Zeit Geschäftsführer von NAD, und der Toningenieur Bjorn Erik Edvardsen aufeinandertrafen und in London mit einem kleinen Team das Projekt „New Acoustic Dimension“ initiierten, haben sie sich wohl kaum träumen lassen, dass NAD innerhalb kürzester Zeit zu einer der einflussreichsten HiFi-Marken der Welt avancieren würde. Denn mittlerweile – ein halbes Jahrhundert nach der Firmengründung – ist NAD genau das: Ein Hersteller hochwertigster Audioelektronik, der von seinen Fans gefeiert und von seinen Wettbewerbern hoch geschätzt wird.

Global Player

Das große wirtschaftliche Potenzial dahinter wurde dabei schnell auch großen Anlegern klar. So gehört NAD nun seit einigen Jahren schon der Lenbrook Group an, wie auch Bluesound und PSB Speakers. Dass man bereits lange zu den Global Playern gehört, zeigen nicht nur die international hohen Verkaufszahlen NADs. Denn während NAD sich in Europa großer Beliebtheit erfreut, sitzt das Unternehmen selbst im kanadischen Pickering, unweit der Metropole Toronto.

Gefertigt werden die Produkte jedoch in Taiwan, nach den strengen Vorgaben aus Kanada. Zu Beginn oblag die Konstruktion der Produkte noch dem japanischen Unternehmen Foster Electronics. Auch der legendäre Vollverstärker 3020, welcher zwischen 1978 und 1982 hergestellt wurde, entstammt dieser kanadisch-japanischen Kollaboration. Spätestens mit diesem Modell sicherte sich NAD einen Ehrenplatz in den HiFi-Annalen, denn der 3020 ging seinerzeit als der meistverkaufte Verstärker in die HiFi-Geschichte ein.

Das war freilich lange Zeit vor der ersten AUDIO TEST Ausgabe. Aber auch wir begehen in unserer Beziehung zu NAD aktuell ein rundes Jubiläum! Es ist nunmehr zehn Jahre her, dass erstmals ein Gerät der kanadischen Edelschmiede unsere Testroutine durchlief. Das war seinerzeit der Netzwerkplayer C446, der aus dem Stand ein sehr gutes Ergebnis von 86 % einfuhr (AUDIO TEST Ausgabe 01/2012). Dies liegt schon ziemlich nah am Ergebnisdurchschnitt von 88 %, den sich NAD über die vergangenen zehn Jahre und insgesamt 23 Tests erarbeitet hat. Im Durchschnitt kosteten die Testgeräte, die uns der Hersteller zur Verfügung stellte, übrigens genau 1.725,89 Euro.

NAD C700

Auch das ist nah dran an der unverbindlichen Preisempfehlung, welche NAD für unser aktuelles Testmuster ausspricht. Für den NAD C700 ruft der Vertrieb einen Gegenwert von 1.599 Euro auf (Anm.d.Red: aktuell liegt der Verkaufspreis bei 1.749 Euro). Bereits auf den ersten Blick ein überaus attraktives Angebot, da der C700 als BluOS Streaming-Vollverstärker aufgesetzt und somit ohne weitere Peripherie – abgesehen von einem Lautsprecherpaar – einsetzbar ist.

Auch das kommuniziert der NAD C700 direkt bei der ersten Inaugenscheinnahme: Denn während die meisten Geräte mit einer ensembletauglichen normierten Rackbreite von 19 Zoll, also umgerechnet etwa 48 Zentimetern (cm) daherkommen, hat der NAD C 700 eine Breite von gerade mal 21,8 cm bei 9,6 cm Höhe und 26,6 cm Tiefe.

Den weitaus größten Teil der gläsernen Gehäusefrontseite nimmt dabei ein 12,7 cm weites Farbdisplay ein, an dessen Seite mit einem ausladenden Drehwahlschalter und zwei Drucktastern insgesamt nur drei Bedienelemente vorhanden sind. Kein Wunder, der Streaming-Amp wird vornehmlich via App angesteuert. Doch dazu später mehr. Erstmal wollen wir sehen, was der NAD C700 Streaming-Amp unter seiner kompakten Haube verbirgt.

NAD C700 Anschlüsse
Rot und blau sind als Farbkombi bei Lautsprecheranschlüssen zwar etwas ungewöhnlich, vor allem, wenn man weiße und schwarze Kabel- enden hat. Abgesehen von dieser absolut nichtigen Kleinigkeit ist sonst nichts weiter zu bemängeln am rückseitigen Anschlussterminal.

Analog meets Digital

Zum einen sind das zwei Hybrid Digital UcD-Endstufen, dank derer der NAD C700 eine Ausgangsleistung von satten 80 Watt pro Kanal bereitstellen kann. Den Klirrfaktor gibt der Hersteller mit weniger als 0,04 % an und auch der Signal-Rausch-Abstand von über 84 Dezibel ist durchaus vorzeigbar. Der Amp kann das Signal von 20 Hertz bis 20 Kilohertz an ein Lautsprecherpaar ausgeben, Bi-Wiring ist dabei nicht möglich.

Auch eingangsseitig belässt es NAD bei einer überschaubaren Anzahl obligatorischer Anschlüsse. So können zwei analoge Quellen via Cinch, sowie zwei digitale Quellen via Koaxial- und optischem Eingang eingepflegt werden. Außerdem verfügt der NAD C700 über einen HDMI eARC-Anschluss für die Verbindung mit einem TV-Gerät und einen Subwoofer-Ausgang.

Die rudimentären Anschlussmöglichkeiten des Streaming-Verstärkers sind dennoch mehr als genug, wenn man bedenkt, dass man es hier schließlich mit einem Netzwerkplayer zu tun hat, dessen Kernkompetenz die Verarbeitung digitaler Informationen ist. Hierfür hat NAD dem C 700 einen DAC spendiert, der zum einen alle möglichen Formate von AIFF über MQA bis WAV bei einer Abtastrate von bis zu 192 kHz zu 24 Bit wiederzugeben vermag und zum anderen natürlich kabellose Einbindungen via Bluetooth oder BluOS ermöglicht.

BluOS begegnete uns bereits das ein oder andere Mal, wie treue Leserinnen und Leser der AUDIO TEST und Likehifi.de wissen. Ob bei NAD selbst oder beim Schwesterunternehmen Bluesound: BluOS hat sich immer wieder als zuverlässiges und intuitiv bedienbares System unter Beweis zu stellen gewusst. Auch eine Einbindung ins Multiroom-System lässt sich via BluOS ohne Weiteres vornehmen. Doch darauf können wir in diesem Test aus Platzgründen nicht en dé­tail eingehen.

NAD C700 Front
High Performer indeed: Das hochauflösende Display des C700 gibt neben der tollen musikalischen Performanz des Amps noch etwas fürs Auge mit.

Setup

Die Installation des NAD C700 Verstärkers geht denkbar einfach vonstatten. Ist das Gerät entpackt, muss es lediglich an Netzstrom und Netzwerk angeschlossen und mit den Speakern verbunden werden. Schon kann es losgehen. Für diesen Test konsultieren wir als Schallwandler ein Paar Standlautsprecher Typ S5t aus dem Hause Perlisten, deren ausführlichen Testbericht Sie sich bereits in der vergangenen Ausgabe der AUDIO TEST zu Gemüte führen konnten ( hier zum Nachlesen).

Als weltweit erstes Magazin durften wir die Speaker damals unter die Lupe nehmen und die gesamte Redaktion teilt den Eindruck der Kollegen Kirsche und Mächler, die sich auf ganzer Linie beeindruckt zeigten. Also haben wir schon mal ausgezeichnete Spielgefährten für den NAD Verstärker.

Sowie wir den NAD C700 einschalten, erscheint er auch schon in der BluOS-App auf dem iPad, worauf wir die Software schon für vorangegangene Tests installiert hatten. Erhältlich ist sie in den gängigen App-Stores natürlich unentgeltlich. Zwar legt NAD dem C 700 eine Fernbedienung bei, jedoch können wir jetzt schon verraten, dass wir diese nicht benötigen werden.

Die App gibt uns nicht nur Zugriff auf die Hardware-Einstellungen wie Lautstärke und Quellenwahl, sondern lässt uns außerdem auf Streaming-Clients und Netzwerkbibliotheken zugreifen. Nur gewisse Systemeinstellungen lassen sich doch besser am Gerät selbst vornehmen. So können dort etwa Crossover des Subwoofers eingestellt und Pegelgrenzen festgelegt werden.

Außerdem können Quellen (und bei Multiroom-Betrieb auch der C 700 selbst) benannt werden. Für die digitalen Signal-Inputs kann außerdem ein automatisches Aufwachen aus dem Standby eingestellt werden, sodass das Gerät bei Signalfluss selbstständig den Betrieb aufnimmt.

Alle Performance-relevanten Einstellungen lassen sich schließlich in der App vornehmen. Diese umfassen etwa einen rudimentären Equalizer. Aber auch die Bluetooth-Kopplung läuft über die BluOS Controller App. Das Besondere hier ist, dass sich nicht nur Signalquellen wie Smartphones, Laptops oder Tablets als Quelle koppeln lassen, sondern auch Bluetooth-Kopfhörer. Das Bluetooth-Modul des DACs funktioniert nämlich bidirektional und kann sowohl Signale aufnehmen, als auch ausgeben.

NAD C700 Front

NAD C700 in Aktion

Sobald wir den ersten Titel via Tidal HiFi Plus streamen, sind wir schon mal begeistert von der tollen optischen Aufmachung des NAD C 700. Dessen ausladendes und sehr hochauflösendes Display darf nämlich nun seine Wirkung entfachen und uns das toll gestaltete Albumcover des Künstlers Miles Johnston präsentiert, welches die im vergangenen Jahr erschienene Platte „Friends That Break Your Heart“ des britischen Universalgenies James Blake ziert. Denn dieses Album ziehen wir als erstes für unseren Hörtest zurate und das selbstverständlich in höchster Master-Qualität.

Das Album beginnt mit einem harmonisch klassisch durchkadenzierten Synth-Arpeggio als Eröffnung des Titels „Famous Last Words“. Pünktlich nach vier Repliken setzen dann Kick und Percussions ein, gerahmt von Blakes unverkennbarer Stimme und dem ebenso typischen Subbass. Wir sind hier mal gleich in die Vollen gegangen und hören auf einer Pegelauslastung von 70 %.

Prozent deshalb, weil wir in den Systemeinstellungen des C700 zwischen dB-Anzeige und Prozentanzeige für die Lautstärke wählen dürfen. Und zusammen mit den Perlisten S5t macht der Netzwerkverstärker ganz schön Alarm. Aber gibt sich trotz der hohen Lautstärke absolut unbeeindruckt. Sauber und leichtfüßig transportiert das Setup den Sound, selbst als wir uns langsam an die 85 % Auslastung herantasten, wo wir dann schließlich aufgeben und wieder abdrehen müssen.  

Das wirklich herausragend produzierte Album von James Blake beschert uns auf dem C700 Streamingverstärker von NAD eine knappe Dreiviertelstunde pure Hörfreude, in welcher wir die Technik vor uns komplett vergessen. Besser kann es für eine HiFi-Kette eigentlich kaum laufen.

Ebenfalls herausragend produziert und der Meinung des Autors nach noch raffinierter komponiert ist das Album „Stolen From Strangers“ des Japanischen Komponisten Jun Miyake. Dessen Musik klingt über den C700 auf Tidal gestreamt so gestochen scharf, dass nur eine Live-Erfahrung die Performance an Plastizität übertreffen kann.

Die feinen Transienten in Streichern, Percussions und Stimme sind so brillant, dass selbst die feinsten Texturen zu Tage treten, die sonst nur von deutlich teureren Analog-Anlagen wiedergegeben werden können. Doch NAD schlägt hier gleich zwei Fliegen mit einem Streich. Zum einen stellen die Kanadier mit dem C 700 unter Beweis, dass hervorragende Elektronik nicht immer exorbitant teuer sein muss. Zum anderen unterstreichen sie noch einmal, dass die Vorherrschaft der rein analogen HiFi-Türme ein für allemal für beendet zu erklären ist. Basta! Ganz große Klasse, NAD! ■ Text: Artur Evers

Preis und Verfügbarkeit

Den NAD C700 Streaming-Vollverstärker mit BluOS gibt es zum Preis von 1.749 Euro (UVP) im Fachhandel zu kaufen.

Webseite: www.nad.de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 07/2022

▶ Lesen Sie hier: Test: NAD C 298 Stereo-Endstufe & NAD C 658 Streaming-Vorverstärker

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Fazit
Der C 700 von NAD gibt sich nicht nur überaus funktionsreich und benutzerfreundlich, sondern in erster Linie vor allem musikalisch. Gerade als preiswerter Ersatz für eine komponentenreiche Gerätekette erweist sich der C 700 als äußerst klangstarke Option. Die exzellente Gerätekonzeption trifft hier auf tolles Design und sehr gute Verarbeitung.
Wiedergabequalität
92
Ausstattung/Verarbeitung
85
Benutzerfreundlichkeit
80
Preis/Leistung
90
Leserwertung73 Bewertungen
51
Vorteile
modernes Design
toller Sound
großer Funktionsumfang
Nachteile
keine
89
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • NAD C700: Auerbach Verlag