Test: Genelec 6040BRMw – HiFi-Standlautsprecher (aktiv) mit Studioklang

Der 6040BRMw Lautsprecher des finnischen Herstellers Genelec sieht für den geneigten HiFi-Kundenkreis reichlich ungewöhnlich aus. Auf den ersten Blick scheint er ein Regallautsprecher zu sein, der fest mit seinem Standfuß verschmolzen ist. Jedoch wird das dem Lautsprecher nicht ganz gerecht. Er ist – wie für Genelec typisch – aktiver Natur und verstaut seine Elektronik im Sockel des Fußes. Was dieses eigentümliche Lautsprecher-Konzept zu bieten hat, wollen wir nachfolgend erkunden.

Finnische Flamboyanz

Das finnische Unternehmen Genelec wurde im Jahre 1978 in Helsinki gegründet und hat sich seitdem dank seiner hochqualitativen Studiomonitore und HiFi-Lautsprecher international einen beachtlichen Namen gemacht. Heutzutage ist Genelec vor allem für seine eigentümlich abgerundeten, aktiven Lautsprecher bekannt. Egal ob im Studio oder im Wohnzimmer, Genelec Lautsprecher haben ihre Fans in allen Bereichen gefunden.

Ein großer Faktor für deren Beliebtheit ist, dass man jedem Genelec HiFi-Modell seine Wurzeln in der Studioanwendung recht deutlich anmerkt. Ein linearer Frequenzgang und möglichst originalgetreue Wiedergabe der Signale sind Steckenpferde eines jeden Genelecs Speakers. Auch auf unseren Testkandidaten trifft dieses Qualitätsmerkmal vollends zu. Der Genelec 6040BRMw ist ein aktiver 2-Wege-HiFi-Standlautsprecher, der auch im Studioumfeld bestens zurecht kommt. 

Aussehen der 6040

Eigentlich hätte es der Genelec 6040BRMw Speaker bereits in unser Studio-Lautsprecher-Special im Spätsommer 2022 schaffen sollen. Leider verzögerte sich die Lieferung des Lautsprecherpaares um etliche Wochen, so dass die Deadline nicht mehr zu halten war.

Aber auch zum Fokusthema Raumklang und Akustik passen die 6040er hervorragend hinein, denn die Genelecs verfügen über ein schlaues Feature zur Raumeinmessung. Doch dazu später mehr.

Allein optisch ist der Genelec 6040BRMw etwas Besonderes, denn er ist kein typischer, quaderförmiger Lautsprecher, sondern vielmehr ein Regallautsprecher, der fest mit seinem Stativ verschmolzen ist. So bildet der Lautsprecher mit seinem Standfuß eine harmonische Einheit.

Das fließend abgerundete Design des Genelec 6040 entstammt der Feder des Finnen Harri Koskinen und macht den Lautsprecher zu einem minimalistischen Design-Statement. Der Lautsprecher ist aus recyceltem Aluminium gefertigt und verdient allein schon aus Gründen der Nachhaltigkeit unseren Respekt. An der Stelle sein ein Verweis auf unsere große „HiFi For Future“ Story aus dem Jahr 2020 erlaubt.

Rund und elegant

Aber zurück zum finnischen Probanden: Unser Genelec Testexemplar ist in mattem Weiß geschmückt, jedoch ist er auch in ebenso schlichtem Schwarz erhältlich. Äußerlich fügt sich der 6040BRMw sehr zurückhaltend ins Wohnambiente ein. Das Gehäuse ist elegant abgerundet und wird lediglich durch die Treiber auf der Vorderseite und durch vier Schrauben auf der Rückseite unterbrochen. 

Wer sich nun wundert, wo denn die Anschlüsse verstecken sind, sollte einmal einen Blick unter den Sockel wagen. Hier versteckt sich die gesamte Elektronik und die Anschlüsse sind von der Rückseite aus prima zu erreichen. Somit sind unauffällige Kabelwege wunderbar möglich – ein toller Pluspunkt des eigenwilligen Lautsprecherkonzeptes.

Ein ungünstiger Nebeneffekt ist jedoch, dass die Anschlüsse schlecht sichtbar sind und man beim Anschließen das Handbuch zurate ziehen sollte, um nicht die falsche Buchse zu verkabeln. In Sachen Ein- und Ausgänge vertraut der Genelec 6040 auf XLR, hier merkt man einmal mehr sehr deutlich die Verwandtschaft des Lautsprechers zu seinen Familienmitgliedern aus dem Studiomonitor-Bereich.

Der Genelec 6040er besitzt einen analogen und einen digitalen XLR-Eingang für das AES/EBU-Format. Darüber hinaus verfügt er über einen Digital Thru-Output, um Peripherie einzubinden sowie zwei RJ45-Netzwerkanschlüsse, die für die GLM-Raumeinmessung gebraucht werden. Doch dazu später mehr. 

2-Wege System

Für die Schallwandlung sind zwei Treiber zuständig. Zum einen ein 165 mm großer Konus-Tieftöner und zum anderen ein 19 mm großer Kalotten-Hochtöner aus Metall. Diese werden von 150 W Class-D-Verstärkern separat angetrieben. Die Verstärker sind direkt mit den Treibern verbunden, womit eine maximale Effizienz bei minimaler Verzerrung ermöglicht werden soll.

Die Frequenzweiche des 6040BRMw ist ebenfalls aktiv. Die Treiber sind magnetisch abgeschirmt, wodurch sie ungestörter die Signale in Schall wandeln können. Zusammen sind sie in der Lage einen Frequenzbereich von 43 Hz bis 20 kHz mit einer erstaunlichen Linearität abzudecken.

Zum Frequenzgang und Abstrahlungsverhalten des Genelec Aktivlautsprechers sind in der zugehörigen Bedienungsanleitung sehr aussagekräftige Diagramme und Messungen abgebildet, die eindrucksvoll davon zeugen, dass der Hersteller von seinem Produkt überzeugt ist. 

Raumeinmessung mit den Genelec Lautsprechern

Der Genelec 6040BRMw Aktivlautsprecher verfügt über SAM, kurz für Smart Active Monitoring. Dies ist eine automatische Raumeinmessung, die mit der Genelec Loudspeaker Manager-Software eingerichtet wird. Diese Anpassung soll sogar für akustisch schwierige Räume geeignet sein und ganz automatisch eine lineare Wiedergabe ermöglichen. Wobei dies bei sehr ungünstigen Räumen sehr häufig mit verstärkten Phasenproblemen einhergeht.

Für das SAM-Feature liegt dem 6040BRMw ein kleiner Karton mitsamt schwarzem Terminal und Mikrofon dabei. An dieses Terminal wird sowohl das Mikrofon eingesteckt, als auch ein Computer per USB verbunden. Darüber hinaus wird ein Netzwerkkabel zu einem der beiden Genelec Speakern gezogen und in die dafür vorhergesehene Buchse gesteckt.

Von der anderen Buchse aus wird der zweite Lautsprecher mit einem weiteren Netzwerkkabel verbunden. Nun muss nur noch die GLM-Software von der Genelec-Website heruntergeladen werden und das Mikrofon mittels Stativ auf der Hörposition gebracht werden – schon kann es losgehen.

Kalibrierung starten

In der Software wählen wir mittels Drag-n-Drop die Anordnung der Lautsprecher aus, drücken auf „Kalibrierung starten“ und es erklingen ein paar Sweeps durch den Frequenzgang. Anschließend sind die Lautsprecher kalibriert und wir können in der Software die angepasste Frequenzkurve nachvollziehen und auch wieder deaktivieren. In unserem Test passt das SAM den Frequenzgang nicht dramatisch an. Dennoch ist der Tieftonbereich nun hörbar sauberer und etwas präziser. 

Genelec 6040 im Klangtest

Den Anfang unseres Klangtests macht Michael Kiwanuka mit dem Titel „You Ain‘t The Problem“ aus 2019. Bei diesem souligen Folk-Song macht der Genelec 6040 Speaker vom ersten Ton an eine gute Figur. Das harsche Schlagzeug und die angezerrte Stimme Kiwanukas übersetzt der Lautsprecher sehr ausdrucksstark und knackig. Auch der Bass spielt äußerst präsent und feinsinnig aus den doch recht kleinen Aktivlautsprechern.

Im Zusammenspiel erzeugen die beiden 6040BRMw eine überraschende Wucht, die einen beim Hören förmlich mitreißt. Auch bei hohen Lautstärken bleibt die Wiedergabe sehr sauber und der Frequenzgang der Lautsprecher ist wirklich sehr flach, wodurch jede Einzelheit des Signals auch so in den Raum transportiert wird, wie es auf der Aufnahme verewigt wurde. So etwa beim nächsten Titel, den wir durch die Genelec Lautsprecher hören.

Bei „Bone“ von der australischen Rockband King Gizzard & The Lizard Wizard zeigt sich, wie groß die Genelec klingen können. Die gesamte Stereobreite der kompakten Aktiv-Lautsprecher wird von dem Titel gefragt, da teils dramatische Verteilungen der einzelnen Elemente im Panorama geschehen. Das Zusammenspiel aus Schlagzeug, Blasinstrumenten und Gitarren sprudelt förmlich aus den 6040BRMw und der Titel wirkt besonders aufgeweckt und energetisch.

Zu den knackigen Transienten des Genelecs gesellt sich hier auch die sehr musikalische Wiedergabe aller Frequenzbereiche dazu. Kein Element, kein Ton geht unter oder ist überrepräsentiert.

Eine ähnlich beeindruckende Performance weiß der 6040er auch bei Dua Lipas „Pretty Please“ zu leisten. Der moderne Pop-Klassiker besticht mit groovigem Bass und knackiger Percussion. Allgemein ist das Arrangement eher zurückhaltend als andere Pop-Hits eines ähnlichen Kalibers.

Doch genau bei solchen Titeln ist eine kompetente Wiedergabe umso gefragter. Die Genelec 6040BRMw klingen hinreißend klar und sauber, wodurch die trockene Bassline und der komprimierte Gesang besonders energetisch und geschmackvoll durch den Raum fegt. 

Am Genelec 6040BRMw gibt es wirklich wenig auszusetzen. Wenngleich die Klangcharakteristik gewiss Geschmackssache ist und nicht jedem Hörer zusagt, gefällt uns diese beinahe studiomonitorartige Trockenheit der Wiedergabe. Das besondere Design der Genelecs ist zudem eine erfrischende Abwechslung zum Einheitsbrei anderer Lautsprecherdesigner. Doch auch hier werden die 6040er mit Sicherheit am HiFi-Stammtisch polarisieren. 

Die Tatsache, dass der Lautsprecher ausschließlich über symmetrische XLR-Ein- bzw. Ausgänge verfügt, hat zur Folge, dass auch Vorstufen genutzt werden müssen, die über analoge XLR-Ausgänge oder AES/EBU-Schnittstellen verfügen.

Wer die Anschaffung derartiger Peripherie nicht scheut, dem steht mit dem Genelec 6040BRMW ein äußerst kompetenter Lautsprecher zur Verfügung, der in allen Bereichen zu verzaubern weiß – ob nun im Wohnzimmer oder dem Studio.

Preis und Verfügbarkeit

Die Genelec 6040BRMw Aktivlautsprecher gibt es zum Preis von 7.302 Euro (Paarpreis, UVP) im Fachhandel zu kaufen. Für den Vertrieb in Deutschland ist Audio Pro aus Heilbronn verantwortlich.

Webseite: www.audiopro.de

Ausstattung

*Herstellerangaben

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 02/2023

▶ Lesen Sie hier: Test: Genelec 8351 Aktivlautsprecher: Nicht nur für Profis

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