Adam Audio A7V Aktivlautsprecher

Test: Adam Audio A7V – Kompakte Aktivlautsprecher / Studio-Monitore

Mit dem Adam Audio A7V haben die Berliner einen Aktivlautsprecher herausgebracht, der auf dem Erfolg ihres A7X aufbauen soll. Dieser neue Speaker soll mit Hilfe eigener Software Klanganpassungen erlauben, die problematische Raumakustik ausmerzen und auf eigene Vorlieben eingehen soll. Ob und wie das funktioniert, haben wir getestet.

Generationswechsel

In der Theorie stellt man sich einen Lautsprecher auf den Schreibtisch oder ins Studio und schon kann das Produzieren und Abmischen beginnen. In der Praxis macht einem aber oft der Raum, in dem man arbeitet, einen Strich durch die Rechnung. Nur wenige Räume entsprechen „dem perfekten Raum“, der für die ideale Musikwiedergabe nötig wäre. Reflexionen vom Tisch oder der Umgebung können den Klang ordentlich verfälschen und Details verschlingen.

Adam Audio bringt mit den neuen Lautsprechern der A-Serie eine Software mit auf den Markt, die Abhilfe schaffen soll. Das ist nicht nur für Studioumgebungen interessant, sondern auch am Schreibtisch, für Menschen, die produzieren, mixen oder einfach genießen wollen.

In diesen Fällen werden die meisten Menschen zu Nahfeldmonitoren greifen, weil sie ihren Klang nicht erst bei mehreren Metern Abstand entfalten, sondern quasi zum direkten “Davorsitzen” gemacht sind. Die Konkurrenz in diesem Bereich ist groß und noch größer das Anwendungsfeld. Aber Adam Audio hat mit dem A7X Aktivlautsprecher ja bereits ein preisgekröntes Exemplar auf dem Markt, sodass beste Voraussetzungen für den Nachfolger gegeben sind.

Auf den ersten Blick auffallend

Bei uns kommen im Test zwei Adam Audio A7V als Stereopaar zum Einsatz. Mit jeweils 8,7 kg und Abmessungen von 337 x 200 x 280 mm sind sie durchaus für den Einsatz auf dem Schreibtisch oder im Studio geeignet. Im Lieferumfang gibt es neben dem Studiolautsprecher nur einen Kaltgerätestecker.

Aber schon auf den ersten Blick fällt der gelbe, drehbare Waveguide des handgefertigtem X-ART-Hochtöners auf, der über dem 7”-Tieftöner aus mehrschichtigem Minerfalfaser-Werkstoff (MLM) sitzt. Der Lautsprecher hat ein schickes, kantiges Design, das nicht nur gut aussieht, sondern gleichzeitig noch gegen ungewollte Streuungseffekte wirken soll – besonders im Hochton-Bereich.

Zusammen mit den zwei Bassports auf der Unterseite erinnert die Front ein wenig an einen dieser Roboter mit Quadratschädel aus den 80ern und verbreitet damit angenehmen Retro-Charme. Damit die A7V von Adam Audio aber auch problemlos auf Lautsprecherstativen befestigt werden können, haben sie an der Unterseite vier M8-Schraubgewinde, die eine Montage sehr einfach ermöglichen.

Adam Audio hat sich viele Gedanken gemacht, was ein Nahfeldmonitor eigentlich wirklich braucht – und was nicht. Deswegen existieren auf der Rückseite nur zwei analoge Eingänge: Cinch und XLR (symmetrisch). Damit überlässt man die Digital-Analog-Wandlung dem dafür vorgesehenen Profi, um die höchstmögliche Soundqualität zu gewährleisten.

Zwischen den Anschlüssen kann per Knopfdruck gewechselt werden. Ein Ethernet-Port (ein entsprechendes Kabel wird leider nicht mitgeliefert) rundet die Anschlussmöglichkeiten ab und sitzt fast neben dem Level-Drehrad, mit welchem die Lautstärke des internen Verstärkers geregelt werden kann.

Der X-ART Hochtöner, sitzt hinter einem HPS-Waveguide aus speziellem Glasfaser. Darüber hinaus wurde das Modul komplett handgefertigt. Direkt unter dem X-ART-Hochtöner wurde der 7 Zoll-Tieftöner aus mehrschichtigem Mineralfaser-Werkstoff (MLM) passgenau eingesetzt.

Volle Anpassungsmöglichkeiten

Für die Anpassung an die Raumakustik gibt es auf der Rückseite einen 4-Kanal-Equalizer. Die einzelnen Kanäle lassen sich dabei per Tastendruck zwischen mehreren Modi wechseln. Außerdem kann per Knopfdruck zwischen zwei EQ-Voreinstellungen (Pure und UNR) sowie einem in der Adam Audio eigenen Software “A Control” frei anpassbarem Modi gewählt werden.

Letzteres ist eine Besonderheit der neuen Adam Audio A-Serie, denn per Ethernet können die Monitore einfach mit dem Router oder einem Switch verbunden werden. Damit lassen sie sich ins örtliche Netzwerk (LAN) integrieren und können dann in “A Control” gefunden werden. Diese erlaubt dem Nutzer, die Speaker zu benennen und frei einzustellen.

Dabei können verschiedene Profile angelegt und einzeln gespeichert werden. Das scheint für Stereo-Anwendungen vielleicht etwas übertrieben, ist aber im Studio bei der Produktion von Dolby Atmos Sounds nötig, da hier mit einer großen Anzahl von Monitoren gearbeitet wird. Adam Audio setzt zum Anfang auf eine schicke, aber noch etwas rudimentär wirkende Anwendung, die im Laufe der Zeit und mithilfe von Nutzerfeedback um genau die Funktionen erweitert werden soll, die den Kunden helfen sollen, ihre Ziele effizienter und effektiver zu erreichen.

Zum aktuellen Zeitpunkt lassen sich die Adam Audio Monitore im Netzwerk finden und zu einem Setup hinzufügen, die Lautsprecher dieses Setups einzeln anpassen und das gesamte Profil abspeichern. Die drei klanglichen Modifikationsmöglichkeiten der einzelnen Lautsprecher sind dabei entweder die gleichen, wie auf der Rückseite der A7V Monitore oder ein von Hand einstellbarer Modus. Dieser besteht aus sechs EQ-Bändern mit je fünf EQ-Typen, welche jeweils auf Type, Frequency, Gain und Q angepasst werden können.

Außerdem gibt es eine Delay- und Levelanpassung für jeden Lautsprecher individuell oder ein durch Sonarworks Software “SoundID” importierbares Preset, was per Mikrofon eingemessen werden kann. Bei Registrierung der A7V im MyAdam-Bereich auf der Hersteller-Website erhält man Zugang zu einer 60-tägigen Testlizenz für “SoundID Reference”.

Diese bietet den Funktionsumfang der Vollversion, inklusive der Möglichkeit, Kalibrierungsprofile zu exportieren. Dafür wird aber ein Einmessmikrofon benötigt. Das damit erstelle Profil kann in “A Control” importiert und auf den DSP der Lautsprecher übertragen werden, um so den Klang für die Umgebung zu optimieren.

Reden wir über Sound – Adam Audio A7V im Klangtest

Doch kommen wir nun zum Wichtigsten: Wie klingen die mit 1.400 Euro Paarpreis teuren 7-Zöller denn nun? Ihre Stärken liegen auf jeden Fall im Erzeugen einer überzeugenden Klangbühne. Sitzt man davor und schließt die Augen, fühlt es sich an, als säße die Band direkt vor einem im Hörraum. Die Bühne wirkt breiter als man es durch Position der Lautsprecher im Raum vermuten würde.

Die Separation von einzelnen Instrumenten ist fantastisch. Im Song „Take Five“ von Dave Brubeck dominiert das Saxophon, ohne dabei durch die Klavieranschläge beeinflusst zu werden. Das Becken klingt klar und die Snare scheppert, als säße man direkt vor der Bühne. Aber so ein Klang kann einem auch schon mal einen Song vermasseln, wenn man ihn nicht in hoher Qualität vorliegen hat. Man merkt einem solchen Werk die Komprimierung fast sofort an.

Auf der Rückseite sind zwei analoge Eingänge: Cinch und XLR (symmetrisch).

Im Allgemeinen wirkt das Klangbild eher wärmer, aber präzise. Besonders Schlaginstrumente machen einen realistischen Eindruck, weil die scheppernden Töne eines Beckens und einer Snare sich gekonnt voneinander abheben. Die Höhen wirken präzise, ohne dabei zu scharf ins Ohr zu dringen, wie man es vielleicht von unangenehmen S-Lauten kennt.

Das verdankt man dem X-ART Hochtöner, der hinter dem HPS-Waveguide aus einem speziellen Glasfaser-Verbundstoff sitzt. Dieser ist drehbar, sodass auch eine liegende Position des Monitors problemlos möglich ist. Aber auch die Bässe lassen sich nicht lumpen.

Natürlich kann man von Sieben-Zöllern keine Wunder erwarten, aber im Song “Limit To Your Love” von James Blake könnte sich schon mal ein Nachbar über das Wummern beschweren — so sehr hämmert der Bass durch den Raum. Die Verstärkerleistung liegt bei 110 W für den Tieftöner und 20 W für den Hochtöner, bei einer maximalen Leistungsaufnahme von 300 W – das ist schon sehr ordentlich.

Doch reisen wir weiter in Richtung elektronischer Musik. Hier fällt uns auf, wie unterschiedlich Musikstücke mit Bass umgehen. Während die Höhen durchgehend ähnlich und präzise sind, ist die Basswiedergabe bei unterschiedlichen Musikstücken sehr verschieden. Manche Künstler lieben das Brummen, während andere allein rhythmische Bässe zur Untermalung der Melodie benutzen.

Besonders Stimmen schaffen die A7V gekonnt hervorzuheben, sodass man sich doch immer wieder beim Mitsingen und -summen erwischt. Letzteres fällt auch im Pop und Blues auf. Einzig Klavierlaute wirken etwas flach und haben nicht die gleiche Tiefe wie Violinen oder die Vocals. ■ Text: Valentin Möller

Preis und Verfügbarkeit

Die Adam Audio A7V 2-Wege Nahfeldmonitore gibt es zum Paarpreis von 1.400 Euro (UVP) im Audio Fachhandel zu kaufen.

Webseite: www.adam-audio.com

Ausstattung Adam Audio A7V

Allgemein
GeräteklasseKompaktlautsprecher (aktiv)
HerstellerAdam Audio
ModellA7V
Preis (UVP)1.400 (Paar)
PreiskategorieMittelklasse
Maße (B/H/T)33,7 × 20 × 28 cm
Gewicht8,7 kg (pro Stück)
Informationenwww.adam-audio.com
Technische Daten*
Arbeitsweiseaktiv
Bauform2-Wegebox
Frequenzverlauf42 Hz – 45 kHz
Leistung20 – 110 W
Verbindung zur QuelleAnalog-In
Raumempfehlung30 m²
individuelle Klangeinst.ja
Eingänge1 × XLR, 1 × Cinch, 1 × LAN

*Herstellerangaben

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 02/2023

▶ Lesen Sie hier: Test: Adam Audio S3V Aktiver Studio-Lautsprecher (Monitor)

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Fazit
Adam Audio liefert mit den A7V wieder ein rundes Paket ab. Die Möglichkeit, den Klang mithilfe der Sonarworks-Integration so anzupassen, sodass dieser zur Umgebung und dem eigenen Geschmack passt, ist ein starkes Feature. Aber auch ohne diese Zusatz-Software zur Optimierung bieten die A7V viele Möglichkeiten, den Klang individuell anzupassen und liefern schon im Auslieferungszustand ein sehr starkes Klangbild ab. Großes Lob von uns und „weiter so“ nach Berlin!
Wiedergabequalität
93
Ausstattung/Verarbeitung
80
Benutzerfreundlichkeit
80
Preis/Leistung
90
Leserwertung3 Bewertungen
89
Vorteile
liegend oder stehend aufstellbar
kraftvoller, wohldosierter Bass & hohe Stimmverständlichkeit
viele Klanganpassungsmöglichkeiten
Nachteile
Mitten und Höhen manchmal überlappend (Room Adaption korrigiert das)
90
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • Adam Audio A7V Aktivlautsprecher Test 01: Auerbach Verlag (alle)