Elac Miracord 70

Test: Elac Miracord 70 – Kleiner Bruder, großer Klang

Der Elac Miracord 70 wird spielfertig und justiert ausgeliefert. Dementsprechend hängt ab Werk am Tonarm ein AT95E-MMSystem von Audio-Technica, welches im Einsteigerbereich solide Dienste leistet. Die Ausgangsspannung liegt bei 3,5 mV und der empfohlene Abschlusswiederstand 47 Kiloohm. Der Miracord 70 sollte also in jedem üblichen Phonoverstärker einen kompatiblen Spielpartner finden. Bei einem Frequenzgang von 20 Hertz bis 20 Kilohertz kann man zunächst nichts aussetzen. Voraussichtlich möchte man hier jedoch am ehesten mit Alternativen experimentieren. Von Seiten des Tellers geht dieser Wunsch zunächst nicht aus. Preis-Leistung stimmen einfach zu sehr. Ausgangsseitig kommt der Elac Miracord 70 mit vergoldeten Cinchbuchsen und einer vergoldeten Masseschraube daher, wofür wir sehr dankbar sind und was durchaus der Preisklasse entspricht. Aber kommen wir endlich zum spannendsten Punkt eines jeden Tests. Der Klangerfahrung.

Elac Miracord 70 Tonabnehmer
Das vorkonfektionierte Tonabnehmersystem ist ein AT95E von Audio-Technica. Ein solider Einstieg, der schnell Lust auf mehr macht

Klang

Wir beginnen sanft mit „Deborahs Theme“ aus „Once Upon A Time“ von Ennio Morricones Vinyl „Jubilee“. Mit Leichtigkeit bringt der Elac Miracord 70 die Orchesterfülle auf die Bühne. Warm und rund erklingen die träumerisch- melancholischen Schwebungen des typischen Morricone. Die Langsamkeit der Musik lädt geradezu dazu ein, sich mit den Räumen dazwischen zu beschäftigen. Gleichlaufschwankungen sind dabei jedoch keine zu hören. Norah Jones Standard-Platte „Come Away With Me“ darf in einem großen Vinyl-Hörtest auch nicht fehlen. Samtig und zart erklingt ihre Stimme. Dan Riesers Schlagzeug ergänzt sie im hochfrequenten Spektrum wunderbar konturiert, der Miracord macht ab Start in Sachen Räumlichkeit Boden gut. Bei Gregory Porters „Be Good“ erwartete uns eine grandiose Kanaltrennung der Bläsergruppen bei gleichzeitiger Ruhe und Griffigkeit des zentralen Kontrabassthemas. Abermals überzeugte die ergreifende Räumlichkeit, die bei Augenschließen entführt in einen warmen, großen Konzertraum, der dem Grammy-Gewinner eine gerechte Bühne bietet. Bei „Painted On Canvas“ vom selben Album wirkt die Hi-Hat sehr sauber aufgelöst, die Ride-Becken deutlich glockig und fein ziseliert. Die Räume öffnen sich nach hinten weg, das Stereopanorma wirkt sauber und transparent aufgelöst. So langsam nehmen wir Fahrt auf und auch der Elac scheint sich nach drei Platten gut warm gespielt zu haben. Ob es was mit der Temperatur des Glas-Tellers zu tun haben könnte? Wie dem auch sei. Wir hören in Thomas Aziers Album „Rouge“ hinein. Auf der B-Seite darf der Miracord dann am Titel „Starling“, durch die Zeichnung von sauberen Synthesizer-Arpeggios die kreisend von einem Oszillator durch das Panorama fliegen, beweisen, dass er auch extreme Stereobilder gut abbilden kann. Pop steht dem 70 allgemein sehr gut. Im Schlusssong „Babylon“ werden wir mit einem Raum-Effekt auf der Stimme und einem sehr atmosphärisch gezeichneten Piano belohnt. Aziers Stimme wandert dabei durch mehrere Tiefen-Ebenen. Die Güte der Wiedergabe kann an dieser Stelle gut durch die Anzahl der wahrgenommenen Ebenen „gemessen“ werden. Der Miracord 70 meistert das wirklich gut und akustische und räumliche Elemente wie Piano und Gitarre erklingen wohl und natürlich über den Elac Miracord 70. Für große Klassik und zeitgenössischen Jazz wäre er dennoch noch eher unsere Wahl, vor allem durch die Transiententreue und Räumlichkeit. Nur für Clubmusik und elektronische Musik könnte der Miracord 70 etwas zu puristisch und offen und zu wenig schmutzig und fett sein. Aber man kann schließlich nicht alles haben, erst recht nicht als kleiner Bruder. Alles in allem aber ein sehr würdiger kleiner Bruder des Elac Miracord 90. Das Warten hat sich gelohnt! Elac schließt erfolgreich an seine Vinyl-Geschichte an. Wer einen günstigen und dennoch flexiblen Einstieg in die Oberklasse sucht, wird hier fündig werden.

Elac Miracord 70 Kabel
Die mitgelieferten Kabel sind solide ausgeführt und machen einen vertrauensvollen Eindruck. Auch hier gibt es Qualität aus Kiel

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Fazit
Der kleine Bruder Elac Miracord 70 ist auf dem besten Weg ein erwachsener High End-Player zu sein. Für anspruchsvolle Einsteiger auf jeden Fall ein Tipp! Das puristische Design unterstreicht die Klangerfahrung. Besonders Klassik- und Jazzfans werden ihre Freude mit dem 70 haben. Für alle anderen gibt es ja noch den Miracord 90.
Wiedergabequalität
90
Ausstattung/Verarbeitung
81
Benutzerfreundlichkeit
87
Preis/Leistung
86
Leserwertung16 Bewertungen
57
Vorteile
gute Räumlichkeit
natürlicher Klang
Nachteile
ab Werk nur MM-System
86

Bildquellen:

  • Elac Miracord 70 Rückseite: Bildrechte beim Autor
  • Elac Miracord 70 Tonarmlager: Bildrechte beim Autor
  • Elac Miracord 70: Bildrechte beim Autor