Daft Punk Band RAM Album

Album des Monats: Daft Punk – Random Access Memories (2013, Columbia)

Es ist DAS Album des vergangenen Jahrzehnts – Daft Punk feiern mit „Random Access Memories“ ihr 10-jähriges Jubiläum. Trotz Auflösung der Band gibt es Neuigkeiten und die Veröffentlichung von noch nie gehörtem Audio-Material. Vorhang auf für eine neue Episode vom „Album des Monats“.

Das französische Duo, bestehend aus dem 48-jährigen Thomas Bangalter und dem 49-jährigen Guy-Manuel de Homem-Christo, bildete seit 1993 die Band Daft Punk. Bekannt durch ihren Hang zum Außerirdischem, ob in Klängen oder Selbstdarstellung, brachten Daft Punk ihre mysteriösen und robotisch klingenden Songs Ende der 1990er Jahre der irdischen Welt näher.

Daft Punk: Alberne Punkmusik

Den Bandnamen aus einer schlechten Rezension über eines ihrer ersten Werkeübernommen, versuchen Daft Punk mehrere Genres miteinander zu vermischen. Was damals noch als einzigartig galt, entfachte schnell einen großen Hype um die Franzosen. Bangalter und Homem-Christo ließen sich damals mit in die französische House-Musikbewegung (French House) reißen, versuchten dennoch ihre eigene Nische zu kreieren.

Durch den wilden Mix aus Funk, Disco, Synthie-Pop, Rock und Techno erreichten sie spätestens im Jahre 2001 weltweite Bekanntheit. Gerade einmal zwei veröffentlichte Alben brachten ihnen den Status eines der einflussreichsten Tanzmusik-Acts der Geschichte. Den Start bildete die erste Single von 1995 „Da Funk“ und das darauffolgende Debütalbum „Homework“ von 1997. „One More Time“ aus dem Jahr 2000 wurde zum weltweiten Hit. Ihren endgültig festen Platz in der Szeneerreichten sie mit dem nachfolgenden Album „Discovery“ aus 2001.

Die zwei mit den Roboter-Helmen

Seit 1999 ist Daft Punks unverkennbares Merkmal das Tragen von Roboter-Helmen. Sie gaben selten Interviews, waren aber dennoch sehr präsent in den Medien. Neben dem Produzieren von Songs, brachten sie eigene Filme heraus.

„Interstella 5555“ wurde vom japanischen Anime-Regisseur und Jugendidol Leiji Matsumoto geleitet und soll nach Berichten gänzlich aus eigener Tasche Daft Punks bezahlt worden sein. Das 60-minütige Anime-Musical wurde damals über das gesamte Album „Discovery“ verteilt und lief lediglich in ausgewählten Kinos in Frankreich, den USA und Japan.

Im Jahr 2006 folgte „Daft Punks Electroma“ der von Robotern handelt, die zu Menschen werden wollen. Das Besondere daran ist, das sder Avantgardefilm komplett ohne Dialoge auskommt.

Als hätte das nicht gereicht, wurde 2003 zusätzlich der „Daft Club“ gegründet. Während in der Zeit ein digitaler Krieg zwischen den Filesharing-Netzwerk Napster und der Musikindustrie tobte, entschied sich das Elektro-Popduo noch ein wenig Salz in die Wunde zu streuen. So boten sie für alle KäuferInnen von „Discovery“ kostenlosen Zugang zu Produktionen und Remixen an.

2010 konnte man Daft Punk erneut im Kino hören. Sie schufen damals den Soundtrack zum Film „Tron:Legacy“.

Gelebter Futurismus: Daft Punk sind in der Öffentlichkeit seit vielen Jahren nur mit Masken aufgetreten. (Bild: © Photo by David Black, Daft Life Ltd)

Positive Veränderungen

Im Gegensatz zum 2005 veröffentlichten dritten Studioalbum „Human After All“ setzte das Duo in „Random Access Memories“ auf Einflüsse von anderen MusikerInnen. Auch die Auswahl an technischen Geräten wurde minimiert. Daft Punk entschieden sich, von analoger Technik Abstand zu nehmen und sich in die digitale Welt zubewegen. Zum Einsatz kamen lediglich Drum Machines, ein modularer Synthesizer und ein Vintage-Vocoder.

Über die vierjährige Produktionszeit des Albums (von 2008 – 2012), luden Daft Punk verschiedenste Stars in diverse Studios ein. Kollaborationen mit Nile Rodgers (u.a. Chic, Sisters Sledge), Paul Williams und Giorgio Moroder sorgten für kultige 70er/80er Jahre-Sounds. Produziert wurden diese in namhaften Studios in Kalifornien, wie Henson, Conway und Capitol. Ziel war es einen neuen Sound für die 2010er Jahre zu gestalten, ohne den „Westküsten-Touch“ und dessen Leichtigkeit zu verlieren.

Im Mittelpunkt standen diesmal Live-Instrumente. So wandte sich das Duo ihre rVorliebe für Samples ab, was dem Album keineswegs schadete. Eher im Gegenteil –„Random Access Memories“ wurde am 17. Mai 2013 veröffentlicht und ist bis heute ihre Platte mit den höchsten Verkaufszahlen. Es ist zudem Daft Punks einziges Album, welches es an die Spitze der US-Billboard 200 schaffte und in zwanzig Ländern an der Spitze der Charts lag.

Die originale 180-Gramm-Vinyl-Auflage wurde von Fans über 62 Tausend Mal gesammelt und ist daher die meistgesammelte Platte in der Community. Bei den Grammy Awards 2014 wurde die Popularität des Albums erneut unter Beweis gestellt. Nominiert in Kategorie, wie bestes „Pop Duo“ oder „Album des Jahres“ belohnte man die Musiker mit fünf Trophäen.

Bis heute hat „Random Access Memories“ Relevanz. 2020 setzte der Rolling Stone das Album auf Platz 295 seiner Liste der „500 größten Alben aller Zeiten“. Auch in audiophilen Kreisen genießt das Daft Punk Album große Beliebtheit als Referenzplatte, was nicht zuletzt am erstklassigen Mastering und der tollen Pressung liegt.

Prägende Einflüsse

Nach ihrer „Alive“ Tour 2008, begannen Daft Punk mit Demo Recordings für ein neues Album. Dabei fiel ihnen auf, dass sie nicht das Durchhaltevermögen haben, um Instrumente länger spielen zu können. Durch diese Feststellung suchten sie nach Personen, die das Zeug dazu haben.

„Wir wollten das tun, was wir früher mit Maschinen und Probenehmern gemacht haben, aber mit Menschen.“ beschrieb Thomas Bangalter den Schaffungsprozess des Albums in einem Interview mit dem Rolling Stone zur Ausgabe „Exklusiv: Daft Punk enthüllt Geheimnisse des neuen Albums.“ (13. April 2013).

Hinter Daft Punk verbergen sich die beiden französischen Producer Thomas Bangalter und Guy-Manuel de Homem-Christo. (Bild: © Photo by David Black, Daft Life Ltd)

Um dies zu erreichen, ließen sie Chilly Gonzales in einer eintägigen Session die Tasten des Klaviers rauf und runter spielen. Ohne zu wissen, wie das Endprodukt einmal klingen wird, verließ er das Studio. Daft Punk schnappten sich das Bested araus und schufen den Song „Within“.

Auch der Name Giorgio Moroder dürfte Ihnen etwas sagen. Moroder arbeitete als Songwriter und Plattenproduzent in den 1970er Jahren, mitunter auch in München, an Platten wie „Bad Girls“ von Donna Summer und machte sie zur Stimme der damaligen Disco-Ära. Daft Punk widmeten ihm einen Song im Album. „Giorgio by Moroder“ handelt vom Leben des Italieners und enthält einen fast zwei minütigen Monolog über sein Leben, eingesprochen von ihm persönlich.

„Get Lucky“

Mit weiteren namhaften Vertretern der Electro-Szene wie DJ Falcon, Todd Edwards, Panda Bear und vielen anderen taten Daft Punk, was sie am besten konnten – Genre kombinieren. In der LP stießen Pop Elemente mit progressivem Rock und Disco aufeinander. Die Lead Single „Get Lucky“ erreichte in über dreißig Ländern Platz eins der Charts und gilt als eine der meistverkauften digitalen Singles jeher. Zusammen mit Nile Rodgers und dem amerikanischen Multitalent Pharrell Williams komponierten sie das Stück. Des Weiteren stammt auch „Lose Yourself to Dance“ mit aus der Feder Nile Rodgers.

Daft Punk: Eine Auflösung mit Zuversicht

Seit dem 22. Februar 2021 ist bekannt, dass Daft Punk sich aufgelöst haben. Die Gründe gaben sie damals in einem Video bekannt. Für Bangalter und Homem-Christo sollte die Reise mit Daft Punk lieber zu Ende sein, als dass sie verdorben wird. Die Ausmaße, die elektronische Musik durch den Einfluss von künstlicher Intelligenz noch nehmen wird, seien nicht einzuschätzen und das beängstige Bangalter. (Interview mit Visions Magazin, April 2023).

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Daft Punks Erklärung zur Auflösung der Band.

Doch Daft Punk Fans haben aktuell auch Grund zur Freude! Zum 10-jährigen Jubiläum des Erfolgs-Albums kam am 12. Mai 2023 eine Neuauflage von „Random Access Memories“ mit 35 minütigen, ungehörten Audiomaterial heraus. Neun weitere Tracks sind enthalten und in zwei Discs unterteilt.

Das Duo will damit den damaligen kreativen Prozess aufgreifen und intime Demos und Outtakes mit ihren Fans teilen. Es kursieren zudem Gerüchte um eine baldige Wiedervereinigung und neue Daft-Punk-Alben. Bisher gingen sie seit der Bandauflösung musikalisch getrennte Wege.

Thomas Bangalter veröffentlichte erst kürzlich sein neues Album „Mythologies“, indem er klaren Abstand von elektronischer Musik nimmt. Ob die Gerüchte über die Reunion von Daft Punk wahr werden, steht noch in den Sternen. Fürs Erste freuen wir uns über die 10th Anniversary Edition vom Erfolgsalbum und tauchen noch einmal ein in die fantastische Klangwelt von „Random Access Memories“.

Die Erstpressung des Albums aus dem Jahr 2013 erzielt auf Discogs einen durchschnittlichen Verkaufswert von 43,50 Euro – Tendenz steigend. Neuwertige Nachpressungen sind bereits ab 30 Euro erhältlich. (Bild: Auerbach Verlag)

Daft Punk – Random Access Memories – Tracklist

  1. Give Life Back to Music
  2. The Game of Love
  3. Giorgio by Moroder
  4. Within
  5. Instant Crush
  6. Lose Yourself To Dance
  7. Touch
  8. Get Lucky
  9. Beyond
  10. Motherboard
  11. Fragments of Time
  12. Doin’ it right
  13. Contact

Erscheinungsdatum: 17. Mai 2013

Label: Columbia Records

Spielzeit: 74:39 Minuten

Formate: CD, LP, MC, Digital (Download, Streaming)

Webseite: www.daftpunk.com

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Bildquellen:

  • Daft_Punk_Band_RAM_Album: © Photo by David Black, Daft Life Ltd