Test: Questyle Audio Golden Series CAS192D, CMA800P, CMA800R und Hifiman HE1000

Questyle Audio Golden Series CAS192D, CMA800P, CMA800R und Hifiman HE1000: Für unsere unermüdliche Suche nach dem ultimativen Kopfhörer-Klangerlebnis stellte uns Markus Nagler vom Vertrieb NT Global Distribution ein atemberaubendes Setup für einen Test zur Verfügung. Lesen Sie im ausführlichen Testbericht, warum dessen Komponenten zur „Creme de la Creme“ ihrer Genres zählen. 

Die noch relativ junge Marke Questyle trägt ihre Vision schon im Namen. Die Spezialisten rund um den Gründer und innovativen Tüftler Wang Fengshuo (Jason Wang) suchen kontinuierlich nach neuen Wegen um die Klangreproduktion digitaler, hochauflösender Audiodaten auf ein neues, höheres Level anzuheben.

Mit vielen patentierten Technologien und einer konsequenten Kompromisslosigkeit in Bezug auf Klangwiedergabe und -kontrolle, Qualität der verwendeten Bauteile und einer klaren, edlen Designsprache schaffen sie sich Alleinstellungsmerkmale und eine Vorreiterstellung im Bereich digitaler Musik-Player, Kopfhörerverstärker, Digital-Analog-Wandler (DAC) und drahtloser audiophiler Verstärkersysteme. Mit ihrer Goldserie setzen sie sich ein weiteres Mal von ihren Wettbewerbern ab und bieten Musikliebhabern, nicht nur optisch, ein Upgrade zu ihren silbernen Desktop-Komponenten. Die matt goldene Aluminium-Oberfläche ist vergleichbar mit dem Gehäuse eines iPhones. Der Vergleich kommt nicht von ungefähr, denn schließlich werden die Geräte beim selben Auftragshersteller Foxconn unter Einhaltung höchster Qualitätsstandards zusammengebaut.

Das Besondere bei der Golden Series von Questyle Audio ist die Verwendung von Vollkeramik-Platinen, die die Störsignale auf ein Minimum reduzieren
Das Besondere bei der Golden Series von Questyle Audio ist die Verwendung von Vollkeramik-Platinen, die die Störsignale auf ein Minimum reduzieren

Doch im Inneren findet die geniale Aufwertung gegenüber der etablierten Silber-Serie statt. Neben der handverlesenen Auswahl der besten international verfügbaren Systembausteine kommen in der Gold-Edition durchgängig Vollkeramik-Platinen zum Einsatz. Diese eliminieren Leckströme fast vollständig, was einen nicht zu verachtenden Störfaktor im System auf ein Minimum reduziert. Wir stellen unsere Testanordnung nach dem Tablet-PC, vom DAC über den Vorverstärker, den zwei Kopfhörerverstärkern im Dual-Mono-Betrieb bis hin zum Kopfhörer, chronologisch vor.

DAC: CAS192D Golden

Optisch überzeugt der DAC durch seine übersichtlichen Bedienelemente. Neben einem Power/Standby-Druckknopf befindet sich an der Vorderseite noch jeweils ein Taster zur Festlegung der Eingangsquelle, zur Auswahl der Digitalfilter und der Up-Sampling-Funktion. Das mittig positionierte, gut ablesbare LCD-Display informiert über alle gewählten Parameter von der Original-Sampling-Rate über die Up-Sampling-Rate bis hin zum zugeschalteten Digital-Filter und dessen Arbeitsmodus. „Gefüttert“ wird der CAS192D rückseitig wahlweise über USB-Typ 2, SPDIF oder Optical-In. Das gewandelte Signal verlässt den Wandler durch symmetrische XLR-Buchsen oder alternativ unsymmetrisch via RCA/Cinch. Unter technischen Gesichtspunkten betrachtet, liefert der CAS192D ein Argument, das laut Hersteller kein anderer DAC bisher liefern kann. Questyle Audios patentiertes Zauberwort heißt in dem Fall „True-Direct-Stream-Digital“ (TrueDSD). Im Gegensatz zu anderen Anbietern schafft es Questyle Audio, den DSD-Bitstrom direkt über USB vom Computer abzugreifen, ohne dass es mit Hilfe der Puls-Code-Modulation (PCM) transportiert werden muss. Der Wandler erkennt automatisch das eingespeiste Signal und schaltet im Fall von DSD-Daten alle digitalen Filter ab, um sie unverfälscht in analogen Klanggenuss zu konvertieren.

Das Display beim DAC: CAS192D Golden versorgt den Hörer mit allen Informationen. Zum Beispiel mit welcher Datenrate die Musik gestreamt und welcher Filter verwendet wird
Das Display beim DAC: CAS192D Golden versorgt den Hörer mit allen Informationen. Zum Beispiel mit welcher Datenrate die Musik gestreamt und welcher Filter verwendet wird

CMA800P Golden

Jedes noch so gute Audiosystem braucht etwas Unterstützung durch ein gutes Fundament, um Bässe kontrolliert und kraftvoll wiederzugeben oder den letzten kleinen vermeintlichen Schleier von den Höhen zu nehmen. Hier kommt der CMA800P ins Spiel. Er sorgt mit seinen kanal-getrennten zwei Lautstärkereglern für eine optimal kontrollierte Basisverstärkung, ohne die DSD-Daten unnötig negativ zu beeinflussen. Die symmetrischen XLR-Ein- und Ausgänge ermöglichen die Verteilung der Audiosignale auf zwei Verstärker, die wir anschließend im Full-Balanced-Mono-Betrieb arbeiten lassen.

Der Vorverstärker CMA800P Golden glänzt wie seine Kollegen in einem Rose-Gold. Die Produktion findet bei Foxconn statt, die auch ein gleichfarbiges Smartphone herstellen
Der Vorverstärker CMA800P Golden glänzt wie seine Kollegen in einem Rose-Gold. Die Produktion findet bei Foxconn statt, die auch ein gleichfarbiges Smartphone herstellen

CMA800R Golden

Questyle verpasst seinem Topmodell selbstbewusst das Kürzel „R“, das für Referenz steht. Gerechtfertigt wird dieser Anspruch durch eine Aneinanderkettung bahnbrechender Innovationen. So ist der CMA800R weltweit der erste Kopfhörer-Verstärker, der „Full-Balanced-Mono“ verwenden kann. Pure Fakten, wie Verzerrungswerte von unter 0,00028% im Monobetrieb, eine Bandbreite von 650 Kilohertz (kHz) bei 114 Dezibel (dB) Signal-to-Noise-Ratio (SNR) sprechen schon auf dem Papier eine deutliche Sprache und verheißen einen Hörgenuss mit angenehm warmem, räumlichem und unverfälschtem Klang. Als revolutionär dürfte man auch Questyle Audios „Current-Mode-Amplification“ (CMA)-Verfahren bezeichnen.

Was ist Current-Mode-Amplification? Es bedeutet übersetzt Strom-Modus-Verstärkung. Dieses Verfahren findet bereits in der High-Speed-Kommunikation und im Video-Processing Anwendung. Questyle ist es nun gelungen, CMA weiter zu entwickeln, zu modifizieren und für den Audiobereich nutzbar zu machen. Doch wofür braucht man es und wie funktioniert es? Herkömmliche Amplifier verstärken die Signale im Spannungsmodus, was mit vielen Nachteilen wie Transient-Intermodulationsverzerrungen (TIMD) behaftet ist. Diese wirken sich meist durch einen harten, metallischen Klang aus. Um TIMD zu beseitigen, sind aufwändige Rückkopplungsschleifen nötig, die das Problem aber bisher nicht vollständig lösen konnten. Daher verabschiedet sich Questyle von der traditionellen Spannungsverstärkung und setzt auf sein patentiertes CMA-Verfahren. Hochwertige Transistoren werden hierbei als Verstärkungskomponenten durch zwischengeschaltete Kondensatoren unterstützt. In Verbindung mit einer „Negativ-Feedback-Schleife“ erreicht man eine deutlich schnellere Performance, größere Flankensteilheit, eine lineare Anhebung der Eingangsamplitude, sowie eine sehr hohe Bandbreite bei ultraniedriger Impedanz und extrem niedrigen Verzerrungen.

Das Glanzstück ist der CMA 800R, der nochmal die Perfektion des Klangbildes verstärkt und als eine der beiden Mono-Endstufen die Musik an den HE-1000 transferiert
Das Glanzstück ist der CMA 800R, der nochmal die Perfektion des Klangbildes verstärkt und als eine der beiden Mono-Endstufen die Musik an den HE1000 transferiert

HE1000

Hifiman lässt nach sieben Jahren Entwicklungszeit mit dem HE1000 sein Topmodell vom Stapel und trumpft mit einer technischen Superlative in der Kategorie der magnetostatischen Kopfhörer auf. Mit modernster Technik, gepaart mit edlen Materialien und überzeugendem Design, möchte Dr. Fang Bian und sein Team hohe Maßstäbe in der Luxusklasse setzen. Schon der erste Kontakt mit dem HE1000 aus der chinesisch-amerikanischen Edel-HiFi-Schmiede Hifiman macht deutlich: hier kommt ein Schallwandler für Genießer mit höchsten Ansprüchen. Die sehr groß dimensionierten Hörmuscheln lassen keinen Zweifel daran, dass es sich um einen „Over-Ear“-Kopfhörer (circum-aural) handelt, bei dem die Ohren vollständig umschlossen werden. Große Lüftungsgitter an der Rückseite, vom Hersteller „Window Shade“ genannt, zeugen von einer offenen Bauart. Bevor wir uns weiter in die technischen Feinheiten vertiefen, widmen wir uns den optischen und haptischen Eindrücken.

Fühlen und Sehen

Geliefert wird der Luxus-Magnetostat in einer mit braunem Leder überzogenen Kunststoffbox mit metallisch-silbernem Deckel. Ein dezent eingeprägtes Logo mit zugehörigem Schriftzug des Herstellers verraten die Herkunft und runden den edlen ersten Eindruck ab. Innen erwartet uns eine formschlüssige Hartschaumverkleidung, in der das Schmuckstück eingebettet ist.

Weiterhin finden wir mittig drei schwarze stoffummantelte Kabel mit unterschiedlichen Anschlussmöglichkeiten. Die Stecker sind vergoldet und wirken hochwertig.

Das Design des Kopfhörers kann man als eigenständig und zeitlos beschreiben. Ein fast eckiger Metallbügel verbindet die riesigen Hörmuscheln, die ebenfalls in Metall eingefasst sind und durch die Kombination mit braunem Echtholzfurnier ein optisches Highlight bilden.

Für den Tragekomfort spendiert Hifiman dem HE1000 ein superweiches gelochtes Echtleder-Kopfband, welches sich siebenstufig in der Höhe verstellen lässt. Die Polster der Hörmuscheln sind dem menschlichen Ohr angepasst. Das bedeutet, dass der Materialmix aus weichem schwarzen Leder und Samt im hinteren Teil stärker ausgeprägt ist als vorn.

Der Hifiman HE-1000 bietet selbst bei langem Musikkonsum unbeschwerten Hörgenuss. Der Materialmix aus Metall, edlem Leder und Holzfurnier machen den Magnetostaten auch optisch zu einem Highlight
Der Hifiman HE1000 bietet selbst bei langem Musikkonsum unbeschwerten Hörgenuss. Der Materialmix aus Metall, edlem Leder und Holzfurnier machen den Magnetostaten auch optisch zu einem Highlight

Technische Besonderheiten

Beim Blick durch das äußere Gitter sehen wir hinter einer Reihe Magneten ein Paar spiralförmig angeordnete Leiterbahnen auf einem Hauch von „Nichts“. Dieses „Nichts“ ist die angesprochene Superlative.

Es handelt sich um eine extrem dünne Membranfolie im Nanometerbereich. Dies entspricht einer Stärke von ca. einem tausendstel Millimeter und wäre, von der Seite betrachtet, für das menschliche Auge nicht sichtbar. Der Vorteil liegt im geringen Gewicht der Membran. Sie weist eine erstaunliche Zugfestigkeit auf und lässt ein schnelles Ansprechverhalten erahnen. Wird nun durch die Leiterbahnen das Tonsignal eingespeist, schwingt diese zwischen den äußeren und den asymmetrisch angeordneten kleineren inneren Magneten. Diese Anordnung ermöglicht es dem HE1000, die Schallwellen nahezu Interferenz frei abzustrahlen. Soweit zur Theorie. Nun wollen wir natürlich auch wissen, was der HE1000 im Praxistest zu leisten vermag.

Markus Nagler von NT Global Disbribution (Vertrieb für Questyle Audio) präsentiert uns die unglaubliche Kette, die den Magnetosten HE-1000 zum Brillieren bringt
Markus Nagler von NT Global Distribution (Vertrieb für u.a. Questyle Audio) präsentiert uns die unglaubliche Kette, die den Magnetostaten HE1000 zum Brillieren bringt

Das „Goldene Orchester“

Im Hörraum beweist der Hifiman, dass 480 Gramm an Gewicht dank der weichen Ohrpolster und des hervorragend sitzenden Kopfbandes kein Hindernis für stundenlangen Hörgenuss sein müssen. Trotz des geringen Anpressdruckes des Bügels werden die Ohren vollständig umschlossen und der Kopfhörer sitzt stabil und fest.

Da uns der Hifiman drei unterschiedliche Kabel zur Verfügung stellt, wählen wir zu erst eine portable Tonquelle mit 3,5-Millimeter(mm)-Klinkenanschluss. Der HE1000 gibt wieder, was ihm angeboten wird, aber aufgrund der relativ geringen Leistungsfähigkeit der Quelle ist das Ergebnis eher zurückhaltend.

Wir wollen mehr! Also schnell die Kabel auf XLR gewechselt und an unsere goldene High-End Luxus-Kette von Questyle Audio angedockt. Jetzt geht es richtig los!

Im Player (Foobar 2000) liegt zunächst das Album „Delta Machine“ der britischen Kultband Depeche Mode. Das Goldene Orchester von Questyle Audio feuert seine Klangsignale schnell und präzise auf den Magnetostaten. Trockene Bässe, monotone und dumpfe Rhythmen im Dialog mit bizarren, synthetischen Klängen – die Kombination schafft nicht jeder Kopfhörer so gut wie der Hifiman. Die unverwechselbare Stimme des Sängers Dave Gahan dringt nun an unser Ohr. Er singt „Welcome To My World“, als spräche er für den HE1000 und seine goldenen Zuspieler. Es herrscht eine Atmosphäre, die beeindruckt. Das ausgewogene Klangspektrum – warm, mit einer natürlichen mittleren Räumlichkeit – dringt aus den Membranen. Die Bässe sind präsent aber nicht dominant und geben Raum für die Mitten, die klar und deutlich jede feinste Nuance wiedergeben. Selbst nach oben scheint es keine hörbaren Grenzen zu geben. Einige Titel später wechseln wir nun zu natürlich erzeugten Klängen. Klassische Instrumente, Chorgesang, hervorragende Solisten stehen auf dem Programm der nächsten Aufnahme in DSD-Format. Nun kann der CAS 192 D seine Stärke demonstrieren. Das Johann Strauß Orchester Leipzig gibt zusammen mit dem gleichnamigen Chor einen Live-Mitschnitt ihres Projektes „Glanzlichter der Operette“ zum Besten. Nach einem wunderbar nah klingenden Applaus setzen die Musiker ihre Instrumente an. Sanfte Streicherklänge, ein paar Bläser, ein Klavier – drei Reihen weiter hüstelt ein Zuhörer. In diesem Moment liefern sich die Sopranistin Anne Görner und der Bariton Daniel Blumenschein eine Mischung aus Gesangsduell und -duett. Gänsehaut! Die detailgetreue Wiedergabe des Magnetostaten ist faszinierend. Der HE1000 lässt uns dieses Konzert nicht nur hören, er lässt es uns erleben. Wir sind dabei. Wie könnte man diese Kompetenzkette aus Referenz-Desktop-Komponenten und Luxus-Kopfhörer nun noch herausfordern?

Geht es noch besser? Zum Beispiel mit einem Open-Air Konzert, mit Gitarren, Pyro-Show, schnellen

Drums und klassischem Orchester? Die Antwort lautet: Metallica zusammen mit dem San Francisco Symphony Orchestra. Wieder gibt der Hifiman alles scheinbar unbeeindruckt wieder. Egal ob schnelle Gitarrenriffs oder wild kreischende Geigen, wir dürfen einfach nur genießen und der Perfektion der Wiedergabe lauschen. Selbst die Pyro-Effekte sieht man vor seinem geistigen Auge entstehen. Erst als Lars Ulrich zu seinem Highspeed-Drum-Einlagen im Titel „One“ ansetzt, gibt uns der Kopfhörer im Bassbereich dezent zu verstehen: „Mein lieber Freund – Das ist jetzt aber ganz schön schnell!“ Aber gut. Er hat ja recht.

Somit resümieren wir abschließend bei unserem Test: Egal welches Musikgenre wir dem HE1000 anbieten, der Hifiman gibt es, dank der hervorragenden Vorarbeit unseres „Goldenen Orchesters“ von Questyle Audio, souverän in einer angenehmen natürlichen Räumlichkeit wieder. Die eingangs erwähnte Entwicklungszeit von knapp sieben Jahren hat sich definitiv ausgezahlt.

Weitere Infos finden Sie auf der Homepage vom deutschen Questyle Audio Vertrieb NT Global.

Fazit
Wiedergabequalität
96
Ausstattung/Verarbeitung
99
Benutzerfreundlichkeit
96
Preis/Leistung
93
Leserwertung14 Bewertungen
44
96

Bildquellen:

  • img_40591: Bild: Auerbach Verlag
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