Endlich mal ein Vollverstärker, der nicht dem Motto „Höher, schneller, weiter“ folgt, sondern eher in der Kategorie „Weniger ist mehr“ zu finden ist.
Geräte der japanischen Firma Rotel sorgen bei uns immer für ein gewisses Aufhorchen. Nicht nur, weil das 1961 gegründete Unternehmen seit den 80er Jahren Teil der Bowers & Wilkins Group ist, und eingefleischte HiFi-Freunde wissen, was das bedeutet, sondern vor allem, weil wir seit langem einen Rotel RA-1592 als Quasi-Referenz in unseren Redaktionsräumen stehen haben. Ein Verstärker, der uns schon seit Jahren treue Dienste leistet, der vor allem in Funktionsumfang und Ausstattung punktet, aber dabei auch die klanglichen Qualitäten niemals vernachlässigt. Kurz: Ein echtes Arbeitstier, ohne Grobschlechtigkeiten.
Rotel A10 Stereo-Verstärker
Mit dem A10 von Rotel haben wir uns nun den so ziemlich kleinsten Vollverstärker der Japaner eingeladen, der ein ganz anderes Konzept verfolgt. So findet man an diesem durchaus erschwinglichem Modell keinerlei Displays, keine Digitaleingänge, kein Netzwerk, kein Bluetooth, ja noch nicht mal eine Fernbedienung ist beigelegt. Ist das noch zeitgemäß? Und ob! Der A10 hat ganz andere Vorzüge. So will man mit diesem Modell vor allem Menschen ansprechen, für die eine extreme Ausgangsleistung und kabellose Konnektivität eher sekundär sind. Dafür steht die Fidelität im Verhältnis zum Preis an erster Stelle. Der A10 ist ein Verstärker für Puristen, die auf der Suche nach High End-Sound sind, aber unter Umständen kein High End-Portmonee haben. Gerade mal 479 Euro werden aufgerufen, für einen soliden Spielpartner der A/B-Klasse. Die 40 Watt Musikleistung mögen auf den ersten Blick unterdimensioniert erscheinen, sind sie aber bei Weitem nicht. Selbst unsere Dynaudio Contour 30 hat der A10 mühelos angetrieben. Standlautsprecher, die in etwa das 6-fache des Verstärkers kosten und entsprechend dimensioniert sind. Zu keiner Zeit jedoch hatten wir das Gefühl, dass die Kette ungerecht balanciert wäre.
Analog only
Neben einem CD, einem Tuner und zwei Aux-Eingängen bietet der Rotel A10 auch noch eine Tape-Schleife für Bandmschinen oder Kassetten-Liebhaber und einen Phono-Eingang, der 47 kOhm MM-Tonabnehmer verarbeiten kann. Ausgangsseitig gibt es einen Line-Level Pre-Out für den Anschluss einer externen End- stufe und die Möglichkeit zwei Lautsprecherpaare anzutreiben. Bei 4 Ohm Impedanz kann der A10 wahlweise im A- oder B-Betrieb laufen, bei 8 Ohm Schallwandlern wird auch Bi-Amping zu Option. Hier zeigen sich dann also tatsächlich die Grenzen der Leistung, aber wer unseren Workshop im Heft über die Notwendigkeit extremer Leistung gelesen hat, wird einsehen, dass der A10 für alle üblichen Anforderungen mehr als ausreichend ausgestattet ist. Mehr noch. Dank der hochwertigen Schaltungsgestaltung und der proprietären Bauteile, die alles andere als von der Stange sind, zaubert der A10 aus seinen 220 Watt Leistungsaufnahme ein beachtliches Klangbild, das sich auch vor den schweren Geschützen nicht verstecken muss. Zuvorderst ist dafür vermutlich das präzise verarbeitete Netzteil verantwortlich, welches sich nicht einfach eines schnöden Ringkerntrafos aus China bedient, sondern exklusiv und mit viel Hingabe im eigenen Haus hergestellt wird. Auch ein Großteil der verwendeten Elkos sind Eigenentwicklungen, die das Prädikat „besonders hochwertig“ verdienen. Die kritischen Bauteile werden durch edle Sanken-Transitoren komplettiert, die sich in fidelen Kreisen aufgrund ihrer Schnelligkeit zu recht einen Namen gemacht haben.
Konsequent
Frontseitig kommt der Rotel A10 Verstärker genau so minimalistisch und doch wertig daher, wie in seiner Schaltung. Die Potis und Switches sind von schwerer und langlebiger Qualität. Bass und Treble lassen sich, wie es sich für einen Puristen gehört, komplett ausschalten. Ein echtes Highlight ist der dedizierte Switch für die Hinterbandkontrolle. So wird der Tape-Eingang nicht einfach als Quelle behandelt, sondern als separater Eingang, neben den üblichen Inputs, was ein echtes Umschalten zwischen Original- und Tape-Signal in der Aufnahmesituation ermöglicht. Eine heimliche Hommage an das Tonband-Zeitalter. Aber so ein kleines bisschen Neuzeit-Kompatibilität ist dann natürlich doch in en Rotel A10 eingeflossen. So findet sich der Einfachheit halber ein 3,5 Millimeter Klinken-Eingang an der Front, über den zum Beispiel ein mobiler Player oder ein Laptop angeschlossen werden kann, ohne die Festverkabelung des A10 zu verändern oder hinter das Gerät kriechen zu müssen. Ein Kopfhörerausgang rundet das Paket ab.
Klang vom Rotel Verstärker
Mehr Infos unter https://www.rotel.com/de/
Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in der Printausgabe von AUDIO TEST 02/2019.
► Lesen Sie hier: Die besten Verstärker des Jahres 2020
+++ Die neue AUDIO TEST Ausgabe ab 19. Februar 2021 überall am Kiosk oder ganz einfach und bequem nach Hause liefern lassen: ► www.heftkaufen.de/audio-test
Oder gleich ein Probe-Abo über die kommenden 4 Ausgaben (März, Mai, Juni, August) abschließen: ► www.heftkaufen.de/schnupperabo-audio-test +++
Bildquellen:
- MG_7612: Bildrechte beim Autor
- MG_7615: Bildrechte beim Autor
- MG_7614: Bildrechte beim Autor
- MG_7609: Bildrechte beim Autor
- Rotel A10 Vollverstärker Front: Bildrechte beim Autor