Vincent SV-237MKII Vollverstärker

Test: Vincent SV-237MKII – Hybrid Stereo-Vollverstärker (Class-A)

Mit dem neuen Vincent Verstärker haben wir diesmal ein echtes Sahnestückchen im Programm. Der SV-237MKII vereint in sich nur das Beste aus Transistor- und Röhrentechnologie. Herzlich willkommen im Testlabor.   

250 Watt hybride Kraft 

Für uns von der AUDIO TEST und Likehifi.de ist es immer eine besondere Freude, wenn wir echten High-End-Produkten im Testalltag begegnen dürfen. Wobei das Wort Alltag für den Vincent SV-237MKII wirklich unzutreffend wirkt. Haben wir es doch mit dem Besten zu tun, was die Verbindung aus Röhren- und Transistoren-Technologie zu bieten hat. Doch bevor wir unser Loblied auf Optik und Technik des SV-237 MKII anstimmen, verschaffen wir uns noch schnell einen Blick auf die Historie von Vincent Audio.   

Unternehmensgeschichte 

Die Marke Vincent wurde im Jahr 1995 von der Sintron Distribution GmbH im badischen Iffezheim ins Leben gerufen. Mit deutschem Know-How, Gründlichkeit und musikalischem Verve wird von Sintron die Serienfertigung von Mono-Endstufen, Kopfhörer-Verstärkern, DA-Wandlern und Powerfiltern vorangetrieben.

Die Verwendung von hochwertigen Bauteilen und stets überdurchschnittlich verarbeiteten Gehäusen verspricht dabei einen hohen „inneren Wert“ der Marke – wie sich der Hersteller selbst auf der Website vernehmen lässt. Die Produktentwicklung findet ebenfalls in Deutschland statt – die Fertigung der Premium-Produkte liegt wiederum in Asien. Das nennt man dann Globalisierung.

Test: Vincent SV-237MKII – Hybrid Stereo-Vollverstärker
In der In der Eingangsstufe thront eine ECC83S Röhre. Für die Endstufe wurdenJFET- Transistoren vom Typ 2SK170 in einem Kaskade-Differenzverstärker verbaut

Produktphilosophie

In Sachen Produktphilosophie fährt Vincent im Verstärker-Segment konsequent zweigleisig. Ein Standbein im heiß umkämpften Markt sind die bewehrten Transistor-Produkte, die sich vorrangig durch ein präzises, luftiges und nicht zuletzt dynamisches Klangbild auszeichnen. Vereinigt im ausladenden Vincent-Portfolio unter der Produktlinie »solidLine«.

Test: Vincent SV-237MKII – Hybrid Stereo-Vollverstärker
Mit dem SV-237MKII betritt Vincent technologisches Neuland: Für die Premiere des Bluetooth-Kanals gehört eine leistungs starke Antenne natürlich mit zum Lieferumfang

Dem gegenüber steht die Hybrid-Technik der »tubeLine«. Hierzu gehören Verstärker, die additiv mit Röhren teilbestückt werden. Selbstredend um dem Klangbild die typische Klangcharakteristik eines Röhren-Verstärkers zu verleihen. Bekanntermaßen zeichnet sich der klassische Tube-Sound durch seinen ganz eigenen Charme, respektive eine spürbare Wärme, Luftigkeit und Dynamik aus.

Am Ende des Signalwegs der Vincent tubeLine stehen jedoch Transistoren. Durch diese technische Synergie werden Leistungen erreicht, mit denen auch kritische Boxen souverän angetrieben werden können, so Vincent Audio.

Auspacken und loslegen

Schon beim sogenannten Unboxing präsentiert sich der Vincent SV-237 MKII Vollverstärker als eine echte Wucht. Das liegt nicht nur an den 20,4 Kilogramm Kampfgewicht, die der 250W Hybride auf die Waage bringt. Vielmehr wurde für die dritte Auflage des Erfolgsmodells das Design komplett überarbeitet. Alles wirkt formschön, massiv und wie aus einem Guss gefertigt.

Der ganzen Konstruktion haftet ein Hauch von Modernität an, gepaart mit schlichter Eleganz. Analog dazu kann der SV-237 in den Farbvarianten Silber und Schwarz konfiguriert werden. Wir wurden im Verlag mit der schwarzen MKII-Ausgabe bedacht, die wir durchaus recht ansprechend finden.

Darüber hinaus wurde der Vincent SV-237MKII mit einem stabilen Stahlblech-Korpus konstruiert. Die Seiten bilden zwei durchgängige Kühlrippen-Areale, die aus einem Aluminiumblock gefräst wurden. Eine acht Millimeter-Platte aus fein gebürstetem Aluminium ziert das massive Gehäuse frontseitig.

Test: Vincent SV-237MKII – Hybrid Stereo-Vollverstärker
Wie es sich für einen Meister seiner Zunft gehört, ist mit dem Vincent SV-237MKII selbstverständlich A & B-Wiring möglich. Zude m stehen 3 × Stereo RCA-Eingänge, 1 × Koaxial-Eingang sowie 1 × Bluetooth-Kanal für musikalische Verbindungen zur Verfügung

Auffällig im Gesamtdesign ist vor allem das Moment der Reduktion – gerade im Verhältnis zum Vorgängermodell. So umgibt alle drehbaren Bedienelemente des SV-237MKII eine geschmackvolle, kreisrunde Vertiefung. Ein schlichter sowie eleganter Schachzug. Denn beim Vincent SV-237 MK waren die Regler noch von einer auffälligen Chromplatte umgeben.

Was die Homogenität des Designs doch beeinflusste. Beiden Modellen gleich ist, dass die Regler für Bass, Höhen und Input einen ganz ausgezeichneten Dreh-Widerstand besitzen. Analog dazu zeugt die Laufruhe des fein motorisierten Volume-Reglers von einer besonders hochwertigen Verarbeitung und sehr viel Liebe zum Detail.

Mittig befindet sich der An- und Ausschalter in Form eines schwarzen Druckknopfes. Umgeben ist er von einer Einkerbung mit einer LED-Leiste zur Anzeige der ausgewählten Inputs. Eingefasst durch einen kleineren Loudness-Druckschalter rechtsseitig sowie einen Tone-Bypass-Druckschalter links.

Hinsichtlich der Inputs wurde im Vergleich zum Vorgängermodell SV-237 MK ein Kanal eingespart. Das heißt in der Sache steht uns eine optischer und ein elektrischer S/PDIF-Input sowie drei Line-Eingänge zur Verfügung. Dafür gibt es zum ersten Mal neben den zwei digitalen Eingängen auch eine Bluetooth-Schnittstelle für den zeitgemäßen Wireless Betrieb.

Es scheint fast so, als hätte sich Vincent bisher dem unter Audiophilen aus Klanggründen verpönten Bluetooth ganz bis zuletzt verwehrt.

Sound als Designkonzept 

So nimmt es nicht Wunder, dass sich Vincent bei der Konstruktion des SV-237 MK II einer Menge klassischer audiophiler Features bedient hat. Wie zum Beispiel einer Loudness-Taste. Die Loudness-Funktion, zu Deutsch gehörrichtige Lautstärke-Entzerrung, hebt kongruent zum Lautstärkepegel Bässe und Höhen an. Wir haben sie redaktionsintern liebevoll und frei von Häme die „Wannentaste“ getauft.

Aber lassen wir den Spaß beiseite, denn so ein dezidierter Frequenzboost ist im höchsten Maße sinnvoll. Bekanntermaßen nimmt das menschliche Gehör mit abnehmendem Pegel gerade die tieferen Frequenzen sehr viel schlechter wahr. Besonders lobenswert finden wir den Bypass-Schalter für den Höhen- und Bassregler. Einen Balance-Regler gibt es leider nicht. Da heißt es die Lautsprecher gekonnt im Zimmer aufstellen. 

Ist der Bypass einmal aktiviert, wird die Höhen- und Bassregler-Sektion komplett im Signalweg umgangen. Frei nach dem Motto: Je kürzer der Weg, desto besser der Klang. Der audiophile 6,3 Millimeter Klinken-Kopfhörer-Anschluss hat zudem eine ausreichende Ausgangsleistung für Modelle mit einer Impedanz von 32 bis 600 Ohm.

Praktisch finden wir, dass beim Kopfhörer-Betrieb die Lautsprecher vom Gerät automatisch abgeschaltet werden. Für diese befinden sich rückseitig jeweils vier Schraubklemmen pro Kanal für den Bi-Wiring-Betrieb.

Neben den unsymmetrischen Inputs hat der SV-237 MK II noch einen Rec-Out für externe Rekorder. Der zusätzliche Pre-Out gibt ein vorverstärktes Signal an den Subwoofer oder wahlweise an zwei zusätzliche Endstufen für den Betrieb großkalibrigerer Lautsprechersysteme aus.

Röhren und Transistoren

Wie es sich für die Vincent tubeLine gehört, glimmt auch beim SV-237 MKII mittig und formschön gläsern exponiert die Triode des Eingangs-Verstärkers. Das ikonische Schaufenster ins geschmackvolle Innenleben ist für die Extra-Portion Retro-Charme zusätzlich mit LEDs illuminiert. Wir sagen es frei heraus: Das ist einfach nur todschick anzusehen meine Damen und Herren. Bis die Röhren ausreichend vorgeglüht sind, ziert den Volume-Regler eine rote Diode, die beizeiten grün leuchtet.

Test: Vincent SV-237MKII – Hybrid Stereo-Vollverstärker
Die Fernbedienung aus gebürstetem Aluminum ist aufs Wesentliche reduziert

Die einzigartige Schaltung stammt vom Diplom-Ingenieur Frank Blöhbaum. In der Vorstufensektion wurden zwei 6N1P NOS-Röhren verbaut, die durch ihre hohe Ansteuerungsfähigkeit dem Klangbild einen gehörigen Schuss Natürlichkeit, Musikalität und Wärme verleihen. In der Eingangsstufe thront die eben erwähnte ECC83S Röhre im Schaufenster des Hybriden. 

Für die Endstufe wurden rauscharme JFET-Transistoren vom Typ 2SK170 in einem Kaskade-Differenzverstärker verbaut. Die röhrenähnliche Übertragungscharakteristik zeichnet dafür verantwortlich, dass die charakteristische Wärme des Klangbildes weitestgehend erhalten bleibt. Der komplementäre Leistungsverstärker wurde zudem mit Bipolar Transistoren ausgestattet.

Nunmehr zwei Hochleistungstransistoren-Paare vom Typ SA1386A und 2SC3519A werden pro Kanal angesteuert – bei einer Maximalleistung von 250 Watt zu Vier Ohm. Bei Zimmerlautstärke arbeitet der Premium-Verstärker indessen im besonders verzerrungsarmen Class-A-Betrieb und dementsprechenden erst bei hohen Pegeln im ressourcenintensiven AB-Betrieb.

Klangbild und Musikalität

Es ist immer ein bisschen schwierig, den Sound eines Verstärkers zu beschreiben. Immerhin hängt der Höreindruck maßgeblich von allen Komponenten der Signalkette ab. Darüber hinaus wird das wahrgenommene Klangbild im nicht ganz unerheblichen Maß von den verwendeten Lautsprechern bestimmt.

Was das angeht, sind wir mit unseren Nubert nuVero 170 Referenzlautsprechern bestens versorgt. Als Zuspieler nutzen wir heute den Lumin T3 Netzwerkplayer und wahlweise den CXN Silver von Cambridge Audio. Erwartungsgemäß beschert uns dieses überaus audiophile Genusspaket musikalische Wonnen und strahlende Momente audiophilen Glücks.

Sowohl in der Kombination mit dem T3 als auch mit dem CXN haben wir für den Vincent SV-237MKII Vollverstärker nur Bestnoten zu vergeben. Besonders die Kombination der Hochspannungs-Röhren-Trias der Vorstufe und die röhrenähnliche Übertragungscharakteristik, nebst Hochleistungs-Transistoren der Endstufe bescheren uns eine optimale Verbindung von Luftigkeit und Weite sowie von Dynamik und Wärme im Sound.

Auch der Bluetooth-Wireless-Kanal kann sich sehen, nein hören lassen. Sicherlich bemerken wir einen klaren Leistungsabfall gegenüber der Zuspielung über den Netzwerkplayer und vor allem gegenüber klassischen Medien wie CD oder SCD – einen Phono-Eingang vermissen wir, wobei wahre Vinylfans sowieso einen Vorverstärker für die Signaleinspeisung nutzen werden.

Insgesamt fügt sich die mehr als solide Performance des Bluetooth-Kanal in den überragenden Gesamteindruck des Premium Verstärkers bestens ein. Bravo! 

Preis und Verfügbarkeit

Der Vincent SV-237MKII Stereovollverstärker ist im autorisierten HiFi Fachhandel erhältlich. Der Preis liegt bei 2.499 Euro (UVP).

Datenblatt Vincent SV-237MKII:

Allgemein
GeräteklasseSterovollverstärker
HerstellerVincent
ModellSV-237MKII
Preis (UVP)2.499 Euro
PreiskategorieMittelklasse
Maße (B/H/T)43 x 15 x 43,5 cm     
Gewicht20,4 kg
Informationenwww.vincent-tac.de
Technische Daten*
Leistung lt. Hersteller250 W
SchaltungHybrid (Röhre-Transistor)
StromverbrauchBetrieb: max. 563 Watt
Eingänge3 x Stereo RCA, 1 x Optisch, 1 x Coaxial, 1 x Bluetooth
Ausgänge1 x Stereo Pre Out, 1x Stereo Rec Out, 4 x 2 Lautsprecherklemmen, 2 x 3,5 mm Klinkenbuchse (Power Control)

Webseite: www.vincent-tac.de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 05/2023

▶ Lesen Sie hier: Test: Vincent KHV-200 Hybrid Kopfhörerverstärker (Tubeline)

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Fazit
Der Vincent SV-237 MKII vereint in sich das Beste aus zwei Welten. Eine spannungsgeladene Röhren-Trias der Vorstufe trifft auf ein ausgeklügeltes Hochleistungstransistoren-Arrangement. Dabei sticht das Klangbild des MKII aus dem verwaschen Einheitsbrei des massentauglichen Röhren-Sounds durch ein durchweg hochauflösendes Soundbild klar heraus. Stimmungsvoll, harmonisch, dynamisch und intensiv, lässt sich die Perfomance des Vincent-Hybriden charakterisieren. Ein Hybrid-Verstärker, den Sie unbedingt gehört haben müssen.
Wiedergabequalität
96
Ausstattung/Verarbeitung
88
Benutzerfreundlichkeit
90
Preis/Leistung
90
Leserwertung3 Bewertungen
97
Vorteile
überragender, hochauflösender Sound
Vorverstärker Ausgang
Loudness-Taste
Nachteile
kein Balance-Regler
kein Phono-Eingang
92
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • Der Vincent SV-237MKII Vollverstärker im Test: Auerbach Verlag (alle)