Die Premium Wireless 301 und 501 Aktivlautsprecher (kabellos) sowie das neue Connect Modul von Piega sehen bzw. hören wir uns in diesem Test an. Dabei sei jetzt schon verraten: Zumindest klanglich wird hier beste Schweizer Qualität abgeliefert.
Mit der Premium Wireless-Serie modernisiert Piega seine Premium-Serie. Nicht, dass die hervorragend klingenden Lautsprecher es nötig hätten, aber auch ein Hersteller wie Piega darf den Trend der Zeit nicht verschlafen. Gerade „Neu-HiFianer“ wollen sich nämlich in der Regel nicht mit Kabeln herumärgern oder klobige Vor- und Endverstärker kaufen, nur um ihre Lieblingsmusik in bester Klangqualität zu genießen. Nein, das Motto ist heute: auspacken, anschalten, fertig. Deshalb sind Aktivlautsprecher derart im Kommen und beliebt. Wenn sie dann noch kabellos arbeiten, umso besser.
Nun klingt das, als würde Piega Herstellern wie Sonos und Co. Konkurrenz machen wollen. Das ist aber nicht der Fall. Die Premium Wireless Reihe will in eine Lücke vorstoßen, die nicht für den Einsteiger gedacht ist. Wobei wir hier nicht davon sprechen, dass die Installation der Lautsprecher schwierig wäre – ganz im Gegenteil. Noch nie haben wir ein Wireless-System gehabt, was wir derart einfach in Betrieb nehmen konnten.
Einfacher geht es kaum
Um die Piega Premium Wireless Lautsprecher zu nutzen, müssen wir sie lediglich an die Steckdose klemmen. Dann sind auf der Rückseite noch zwei Schalter in die richtige Position zu stellen und fertig. Über den einen Schalter wählen wir, ob der entsprechende Lautsprecher sich links oder rechts vom Hörer befindet. Zum anderen Schalter kommen wir später im Test. Jedenfalls sind damit die Lautsprecher – egal ob Modell 501 und 301 – eingerichtet.
Der Piega Connect ist der Zuspieler für die eidgenössischen Lautsprecher. Er wird an eine Vorstufe, einen CD- oder Netzwerkplayer angeschlossen oder aber natürlich auch an den TV. Dafür hat er einen optischen und einen koaxialen digitalen Eingang. Ein analoger Cinch-Anschluss ist ebenso dabei. Zudem beherrscht der Piega Connect noch Bluetooth.
Auf der Rückseite haben wir noch einen Quellen-Wahlschalter. Der bestimmt aber nicht die Quelle an sich, sondern die Priorisierung. Wir wählen damit, ob das analoge, das koaxiale oder das optische Signal am wichtigsten ist. Steht der Schalter also auf „optisch“ und der CD-Player läuft über Cinch, schaltet der Connect automatisch auf den optischen Eingang, sobald dort ein Signal anliegt, zum Beispiel vom Streamer. Doch egal welchen Eingang wir priorisieren, Bluetooth hat immer Vorrang. Natürlich muss es vorher mit dem Gerät gekoppelt werden. Der entsprechende Pairing-Button befindet sich auf der Oberseite des Connect zwischen den Lautstärketasten.
Eigenes Mesh
Ist das Piega Connect Modul am Stromnetz, baut es automatisch mit den Aktivlautsprechern ein eigenes WLAN auf. Es nutzt also nicht das heimische Wifi, sondern errichtet ein separates Netz. Das ist wichtig, damit immer ein stabiles Signal übertragen werden kann. Und das klappt auch. Wir hatten im gesamten Testzeitraum keine Aussetzer der Boxen, weil der Signalfluss unterbrochen war. Über das WLAN-Mesh werden die digitalen Audiodaten mit einer maximalen Auflösung von 24 Bit bei einer Samplerate von 48 kHz oder 96 kHz gesendet. 48 kHz sind es in der blauen und weißen Gruppe und 96 kHz in der roten Gruppe. Was es mit den Gruppen auf sich hat?
Gruppenarbeit
Die weiße Gruppe ist werksseitig eingestellt. Über einen Button am Connect und dem Lautsprecher können wir aber auch die rote oder blaue Gruppe wählen. Es lassen sich also drei unabhängige Gruppen „aufmachen“ (blau, rot, weiß). So kann im Wohnzimmer die Musik der blauen Gruppe laufen und im Büro, die der weißen.
Leider braucht jede Gruppe ihren eigenen Piega Connect, der ihr die Audiosignale liefert. Mit einem Connect Modul eine weiße und parallel eine rote Gruppe zu betreiben, geht leider nicht. Doch auch wenn das jetzt wirr klingt: Im Endeffekt müssen wir nur Lautsprecher und den Connect ans Stromnetz anschließen, den Connect mit einem Audiosignal versorgen und das war es. So einfach ist es wirklich.
Kleine Manöverkritik
Soweit so gut. Stellt sich nur in diesem Moment die Frage: Was will Piega mit den Premium Wireless Lautsprechern eigentlich? Im Endeffekt ersetzt der Connect das Kabel vom Verstärker zum Lautsprecher, mehr nicht. Gut, wer zu Hause einen Fernseher hat und noch einen alten CD-Player, aber keinen Verstärker, der kann beides an den kleinen schwarzen Kasten anschließen: Einmal TV per digital und CD-Player analog. Dann legt man sich ein Paar Piega Premium Wireless Lautsprecher zu und hat eine wohlklingende Anlage. Wobei es da schon das nächste Problem gibt: Die Lautstärke lässt sich nicht an den Lautsprechern regeln, sondern nur am Connect. Und der hat weder App noch Fernbedienung. Wer laut oder leiser machen will, muss also seinen Hintern von der Couch erheben und zum Connect laufen.
Piega kann darauf erwidern: Das System hat einen Schalter, der die Lautstärkeregelung dem Zuspieler überlässt. Das heißt, machen wir den Fernseher leiser, dann werden auch die Boxen leiser und eine Fernbedienung für den TV hat jeder. Aber wenn wir die Lautstärkeregelung am Connect deaktivieren, laufen die Lautsprecher auf maximaler Lautstärke. Schalten wir den TV (digital) aus und werfen den CD-Player an, der am analogen Eingang hängt, dann haut es uns das Trommelfell raus. Wir müssen erst den Schalter am Connect betätigen, dass wir dort die Lautstärke wieder regeln können. Puh – klingt anstrengend.
Weniger gefällt uns, dass der Connect in einem Kunststoffgehäuse steckt. Für 500 Euro hätten wir ein ein klein wenig mehr Stil erwartet, zumal sich Piega sonst bei Materialien und Design wahrlich nicht lumpen lässt.
Wofür das Connect Modul?
Offiziell vermarktet Piega den Connect als Schnittstelle zwischen den Wireless-Lautsprechern und einer bestehenden HiFi-Anlage oder einem MultiroomSystem. Wer also zu Hause schon Multiroom betreibt und gern ein paar Piega dazustellen will, der ist damit gut beraten. Und solange der Zuspieler die Lautstärke steuert und nicht der Connect, lässt sich das Ganze auch ganz bequem bedienen. Eine separate Vorstufe mit Lautstärkeregelung ist enorm hilfreich.
Ernüchtern müssen wir alle, die hofften, mit den Piega Premium Wireless plus Connect ein kabelloses Lautsprecher-Multiroomsystem zu errichten. Dafür bräuchte es beispielsweise eine App zur komfortablen Steuerung. So ist die Kombination aus Connect und Premium-Serie wirklich nur eine Möglichkeit, ein bestehendes HiFi-System, um kabellose Aktivlautsprecher zu ergänzen. Wobei kabellos hier nur für die Zuleitung der Signale gilt, denn die Lautsprecher brauchen einen Stromanschluss. Steckdosen müssen also da sein.
Piega Premium Wireless 501 Standlautsprecher
Der Premium Wireless 501 ist das Sandwichkind der Lautsprecher-Familie. Er ist nicht ganz so groß wie der 701 aber auch nicht so klein wie der 301. Und so schafft er es, mit seinen 1 Metern Höhe als waschechter Standlautsprecher durchzugehen.
Etwas verwirrend sind die Angaben auf der Piega-Webseite zu den Features des Lautsprechers. Dort steht, er würde über eine integrierte Bluetooth-Schnittstelle verfügen. Wenn das so ist, dann hat sie Piega sehr gut versteckt, denn ein Pairing-Button oder Ähnliches haben wir an den Mittelgroßen nicht gefunden.
Wahrscheinlich ist gemeint, dass sich die 501 per Connect kabellos per WLAN betreiben lassen. Machen wir weiter mit der Bestückung der Klangkünstler, denn es gibt natürlich auch viel Positives zu berichten.
Bändchen trifft MDS
Die 2 1/2-Wege-System-Säulenlautsprecher sind mit einem LDR 2642 MKII Bändchen-Hochtöner sowie zwei 120-Millimeter Mitteltieftönern bestückt. Damit realisiert der 501 einen Frequenzgang von 38 bis 35 000 Hz.
Wie bei Piega üblich, ist alles in einem Aluminiumgehäuse untergebracht. Darin werkeln, neben den bereits erwähnten Lautsprechern, ein WLAN-Modul sowie die DA-Wandler-Einheit nebst DSP und ein Verstärker. Der gibt den 501 Standlautsprechern eine Leistung von 180 Watt. Nutzen wir die 501 im Paar haben wir also ausreichend Kraft, um selbst größere Säle zu beschallen. Auf der Rückseite finden wir das Anschlusspaneel. Neben den bereits erwähnten Gruppenschalter und den Schalter für die Lautsprecher-Position (links- oder rechtsstehend, mono) finden wir hier die Möglichkeit, den Klang je nach Stellplatz zu beeinflussen.
Stehen sie frei im Raum, dann ist die Stellung „neutral“ die richtige Wahl. Befinden sie sich nahe der Wand, so wählen wir „wall“ und beim Stehen in der Ecke ist es „corner“. Sehr einfach und selbst für HiFi-Laien zu verstehen. Ebenfalls offenbart die Rückseite, dass die 501 mit Kabel befeuert werden können.
Ja, wer auf den Piega Connect verzichten will, der kann direkt vom Vorverstärker per Cinch zu den Standlautsprechern vordringen. An diesem anlogen Eingang wird die Musik mit 24 Bit bei 192 kHz abgegriffen. Ja, richtig gelesen! Die Piega wandeln das analoge Signal in ein digitales, um es dann zu verstärken und auszugeben. Klingt unnötig kompliziert, aber wir sind sicher, die Schweizer haben ihre Gründe für dieses Vorgehen.
Ebenfalls schwer verständlich ist die Entscheidung von Piega, auf einen Netzschalter zu verzichten. Gut, im Standby verbrauchen die Lautsprecher gerade einmal 1 Watt bzw. 500 mW, doch wie sagt der Volksmund: Kleinvieh macht auch Mist. Gerade wenn es in den Urlaub geht, sollten die Lautsprecher auch Ferien machen dürfen – also rein stromtechnisch gesehen. Stecker ziehen ist die einzige Option.
Kraftvoll und präzise
Wir hören zunächst etwas Leichtes für den Anfang: ein paar Singer-Songwriter. Sehr deutlich und unheimlich präzise setzen die Piega Premium Wireless 501 Lautsprecher diese in Szene. Je nachdem ob wir einer Liveaufnahme oder einem Studio-Track zuhören, sitzen wir mal im Publikum oder mit im Tonstudio. Auch wenn die Rhythmen flotter werden bzw. so richtig tanzbar, zaubern die Piega wirklich souverän alles mit Leichtigkeit in unsere Ohren.
Wir können sagen: Beim Klang bekleckern sich die 501 mit viel Ruhm. Ja, wirklich! Sie klingen größer als sie aussehen und überzeugen mit einem präzisen und detailreichen Klang. Die Signale sind toll zu orten und die Räumlichkeit des Sounds wird perfekt abgebildet. Im Bassbereich legen sie eine saubere Performance aufs Parkett. Selbst die extrem schnell wechselnden tiefen Töne unseres Test-Bass-Tracks bringen die Piega Premium Wireless 501 nicht ins Schwitzen. Sie klingen kräftig und immer auf den Punkt. In den Mitten und Höhen sind die Piega sowieso über jeden Zweifel erhaben. Nein, hier finden wir absolut keine Schwächen!
Was allerdings auffällt, ist, dass die magnetisch haftenden Abdeckungen bei einigen Testliedern zu Resonanzen neigen und kurz aufsurren. Es genügt dann, die Gitter ein wenig zu verschieben und dann sollte es nicht mehr passieren. Oder wir lassen die Abdeckung einfach ganz weg. So sehen die Klangmeister aus der Schweiz aus unserer Sicht auch viel besser aus.
Piega Premium Wireless 301 Regallautsprecher
Die Kleinsten der Premium Wireless-Reihe sind echte Regallautsprecher. Sie arbeiten im 2-Wege-System und besitzen dasselbe Bändchen als Hochtöner wie die 501. Interessanterweise haben sie nicht, wie man vermuten könnte, einen 120-Millimeter-Tief-Mitteltöner.
Nein, hier setzt Piega einen 140 Millimeter messenden MDS ein. Somit unterscheidet sich der Frequenzgang der Piega Premium Wireless 301 kaum von dem der 501, denn er liegt zwischen 39 und 35 000 Hz. Der integrierte Verstärker schafft 100 Watt. Die Anschlüsse und Einstellmöglichkeiten auf der Rückseite entsprechen denen der 501. Überhaupt gibt es wenig Unterschiede zu den oben erwähnten Standboxen.
Kleine Meister
Mit den kompakten Aktivlautsprechern Piega Premium Wireless 301 hören wir uns ebenfalls unterschiedliche Genres an. Pop, Rock, Klassik und ganz viel Jazz und selbst den gefürchteten Test-Bass-Track müssen sie wiedergeben. Und hier überraschen uns die smarten Regallautsprecher. Sie meistern ihn nicht nur mit Bravour, ja der klangliche Abstand zu den 501 ist in den tiefen Tönen weniger ausgeprägt als erwartet. Der Lautsprecher ist so klug abgestimmt, dass wir wirklich nur einen Hauch weniger Volumen von den 301 bekommen. Das bedeutet, die Kleinen klingen im Bassbereich fast so gut wie die Standlautsprecher!
Auch bei den Höhen setzt sich dieser Eindruck fort. In den Mitten sind sie sogar kontaktfreudiger und arbeiten diese etwas mehr heraus als ihre großen Geschwister. Deshalb sehen wir sie sehr gut im Bereich Heimkino einsetzbar. Wer hier auf kraftvolle Bässe und sehr gut verständliche Stimmen Wert legt, aber keinen Platz für Subwoofer, Centerspeaker und großen Verstärker hat, der kann mit den Piega Premium Wireless 301 nichts verkehrt machen.
Das soll nicht heißen, dass der geneigte HiFi-Freund einen Bogen um sie machen soll – im Gegenteil! Denn die Premium Wireless 301 klingen vielleicht 5 Prozent weniger voluminös wie die größeren 501 Standlautsprecher, kosten aber dafür einen Tausender weniger. Mit den Regallautsprechern Premium Wireless 301 hat Piega deshalb wirklich ein echtes Glanzstück abgeliefert.
Weitere Informationen: piega.ch
Anmerkung: Dieser Testbericht erschien erstmalig in der Printausgabe von AUDIO TEST Ausgabe 2/2020.
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Bildquellen:
- Piega Connect: Auerbach Verlag
- Piega Connect: Auerbach Verlag
- Premium Wireless 501 Rückseite: Auerbach Verlag
- Bändchenhochtöner LDR 2642 MKII: Auerbach Verlag
- Premium Wireles 301: Auerbach Verlag
- Piega Premium Wireless 301, 501 und Connect: Auerbach Verlag