Piega Premium 701 Standlautsprecher

Test: Piega Premium 701 – Außer Rand und Bändchen

Die Schweizer Eidgenossen wurden bereits das ein oder andere Mal mit Auszeichnungen geehrt und kombinieren im Standlautsprecher Piega Premium 701 bewährte Konzepte mit der Neuauflage ihres Markenzeichens: dem Koax-Hochtonbändchen.

Unweit von Zürich befindet sich am Westufer des Zürichsees die beschauliche Kleinstadt Horgen. Dort ansässig ist das vor knapp dreißig Jahren gegründete Unternehmen Piega. 1986 von Leo Greiner und Kurt Scheuch ins Leben gerufen, zählt Piega heute zu den Top-Adressen des Schweizer Lautsprecherbaus. Mittlerweile zählt Piega 96 verschiedene Modelle zu seiner Produkthistorie, wobei sich zwei Charakterzüge der ersten Stunde auch auch heute noch in nahezu allen Schallwandlern wiederfinden: Das klare, puristische Design der kennzeichnenden nahtlosen Aluminiumgehäuse und Piegas hauseigener Bändchen-Hochtöner. Die bevorzugte Verwendung von Koax-Bändchen oder Air-Motion-Transformern im Gegensatz zu Schwingspulen ist auch bei Piega eine Grundsatzfrage. Denn nicht nur einem Schweizer Uhrwerk wohnt bekanntlich Präzision inne, sondern auch Piegas Koax-Bändchenchassis – dem Markenzeichen eines Speakers aus dem Hause Piega. Zuletzt stellte uns Piega dies in AUDIO TEST Ausgabe 04/17 unter Beweis. Der Coax 551 Standlautsprecher begeisterte durch seine schier brillante Höhenauflösung und die großartige Impulsfreude in den höheren Frequenzbändern. Deshalb gehen wir auch bei unserem aktuellen Testgerät, dem Standlautsprecher Piega Premium 701 von einer hochklassigen Darbietung aus, zumal das Hochton-Bändchen LDR 3056 einer umfassenden Optimierung unterzogen wurde. Aber dazu später mehr.

Piega Premium 701 Standlautsprecher Hochton-Bändchen
Piegas berühmtes Hochton-Bändchen LDR 3056 kommt beim Premium 701 erstmals in einer optimierten Neuauflage daher und sorgt für eine wunderbare Feinauflösung in den Höhen

Piega Premium 701

Zuerst wollen wir einen kurzen Blick auf die allgemeinen Eigenschaften des Standlautsprechers werfen. Der Premium 701 ist mit gerade mal 106 Zentimetern Höhe nicht gerade ein Hüne, jedoch höher als die übrigen drei Lautsprecher aus Piegas Premium-Serie. Diese besteht neben dem 701 übrigens aus einem weiteren Standlautsprecher (501), einem Kompaktlautsprecher (301) und einem Center-Speaker. Erweitert man das Ensemble noch um einen Subwoofer, wie etwa Piegas 500 Watt starken PS 2, formiert Piegas Premium-Reihe somit ein handfestes Sourround-System. Der „Große“ aus der Serie arbeitet im offenen Zwei-Wege-Prinzip. Das heißt, wir finden hinter der magnetischen Abdeckung neben dem LDR 3056 Koax-Bändchen zwei Tiefmitteltonchassis und eine Bassreflexöffnung. Die vorderseitige Anbringung des Bassreflexkanals hat hier übrigens den Vorteil, dass der Lautsprecher relativ unabhängig von dahinter liegenden Wänden positioniert werden kann. Somit ausbleibende Reflexionen im Tieftonbereich gewähren eine saubere Tiefenwiedergabe, Bässe sollten klar gezeichnet sein ohne zu verschwimmen. Eine Besonderheit findet sich bei den beiden 140 Millimeter fassenden MDS-Tiefmitteltönern. Denn nur einer der beiden ist tatsächlich mit der Wiedergabe von Mitten beauftragt. Der zweite Treiber fungiert lediglich im Frequenzkeller und macht den Premium 701 somit zum Zweieinhalb-Wege-Speaker. Der große Star des Piega Premium 701 ist jedoch natürlich das neu aufgepeppte Hochton-Bändchen LDR 3056. Im Vergleich zu seinem Vorgänger unterscheidet sich dieser auf den ersten Blick bereits wegen seiner Größe. Der LDR 2642 MKII, welcher übrigens weiterhin von Piega eingesetzt wird, ist etwa einen Zentimeter kleiner als der LDR 3056. Auch hat man das Mäanderförmige Spulenlayout optimiert, indem die Leiterbahnen einander nochmal näher gebracht wurden. Unglaubliche 0,075 Millimeter beträgt jetzt der Abstand zwischen den hauchdünnen Drähten, welche obendrein von stärkeren Neodymium-Magneten angetrieben werden, als dies noch beim LDR 2642 MKII der Fall war. Somit ist auch die verbaute Polplatte aus einem acht Millimeter Aluminium-Frästeil nicht bloße Effekthascherei sondern ein ob der stärkeren Kräfte notwendiger Materialeinsatz. Dass die Gesamtfläche der Membran gegenüber dem LDR 2642 MKII um etwa fünfzig Prozent gewachsen ist, hat übrigens auch den Vorteil, dass Verzerrungen weiter reduziert werden. Denn eine größere Fläche bedeutet geringeren Hub bei gleicher Belastung. Zudem wurde die Aufhängung des Bändchens neu konzipiert und verspricht auch durch die neue masselose Bedämpfung eine sehr flexible und leichtfüßige Wiedergabe.

Piega Premium 701 Standlautsprecher Tiefmitteltöner
Die beiden 14 cm MDF-Tiefmitteltöner teilen sich vor allem die Basswiedergabe – nur einer der beiden spielt bis in die oberen Mitten auf

In der Praxis

Der Empfehlung des Herstellers folgend, lassen wir das uns zum Testen bereitgestellte Stereopaar Premium 701 von Piega erst einmal knapp einhundertfünfzig Stunden einspielen. Tag und Nacht kommen die beiden Lautsprecher erstmal Touren, bevor wir sie zum eigentlichen Praxistest in unser Hörlabor umziehen lassen. Dort fügen sich die beiden wunderbar ins Interieur. Neben der von uns getesteten Ausführung mit Aluminium-Gehäuse vertreibt Piega die Speaker der Premium-Reihe übrigens auch in schwarz und weiß – zeitlos und mit jedweden weiteren Komponenten problemlos kombinierbar. Vor allem durch die nahtlose Verarbeitung des Gehäuses und die magnetisch gehaltene Frontabdeckung kommt der Lautsprecher mit einer beispiellosen Eleganz daher. Wir koppeln unser Stereopaar mit unserem Referenzverstärker von Rotel und geben uns über den Netzwerkplayer CXN Silver von Cambridge Audio erstmal den King of Pop auf die Ohren. Michael Jackson mit „Smooth Criminal“ erklingt aus den beiden Standlautsprechern. Das Stück lebt von knackigen Impulsen und fundierten Bässen. Hier darf man gerne etwas dicker auftragen, damit sich die treibende Energie des Titels zur Gänze entfalten kann. Das scheint offenbar auch Piegas Premium 701 so zu empfinden, denn die doch eher grazile Klangsäule von gerade mal 106 Zentimetern Höhe und 18 Zentimetern Breite verblüfft erstmal mit ordentlich Hubraum. Ganz schön kräftig drückt uns das eingängige Bassriff entgegen, der Beat kommt mit ordentlich Knack daher. Dabei schaffen die beiden Schweizer eine schöne Räumlichkeit – Alles erklingt sehr definiert und dennoch wunderbar luftig. Das Einspielen hat sich offensichtlich gelohnt, denn auch bei hoher Lautstärke klingen die Speaker noch sehr entspannt und selbstbewusst. Versuchen wir uns an etwas klassischen, um Piegas berühmtes Koax-Bändchen auf die Probe zu stellen. Gabriel Faurés „Cantique de Jean Racine“ soll es sein. Wie zu erwarten war, spielt Piegas Premium 701 sehr brillant und feinauflösend auf. Die Streicher sind fein nuanciert und der Chor erklingt glasklar. In Sachen Höhenwiedergabe macht dem Stereopaar also so schnell niemand was vor. Außerdem erklingt das Stück sehr dynamisch – Crescendi werden sehr liebevoll zum Besten gegeben. Zugleich ist auch hier jede Stimmgruppe sehr präzise im Panorama zu verorten. Die Musik klingt überaus hell und warm, nichts läuft Gefahr die überaus ausgewogene Wiedergabe der beiden Speaker aus dem Gleichgewicht zu bringen. Es macht schlichtweg Freude, den beiden Piega Premium 701 Standlautsprechern zu lauschen. Dank des neu aufgeleten Hochtonbändchens LDR 3056 kommen wir hier voll auf unsere Kosten und genießen eine sehr musikalische und detailreiche Performance. Piega stellt hier wieder einmal seine Qualitäten im Hinblick auf eine homogene Wiedergabe unter Beweis und besticht vor allem durch seine glockenklaren Höhen.

Piega Premium 701 Standlautsprecher Spikes
Massive Spikes sorgen für eine gute Entkopplung des Speakers von Schwingungen und leichte Eruptionen des Untergrunds

Weitere Informationen über den deutschen Piega-Vertrieb In-akustik: www.in-akustik.de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien erstmalig in der Printausgabe von AUDIO TEST Ausgabe 4/2018.

Fazit
Piega setzt Standlautsprecher Premium 701 wiedermal ein Ausrufezeichen hinter das Klischee der Schweizer Präzision. Formschön und zeitlos im Design und musikalisch genau auf den Punkt gibt sich das neue Vorzeigemodell aus Piegas Premium-Serie. Die Neuauflage von Piegas berühmten Koax-Bändchen LDR 3056 erweist sich als sehr gelungen und verhilft dem Premium 701 Standlautsprecher zu einer sehr natürlichen und Facettenreichen Performance. Vor allem Freunde der klassischen Musik sollten diesem Lautsprecher eine Probesession widmen!
Wiedergabequalität
86
Ausstattung/Verarbeitung
100
Benutzerfreundlichkeit
70
Preis/Leistung
90
Leserwertung79 Bewertungen
34
Vorteile
sehr natürliche Wiedergabe
gute Räumlichkeit
nahtloses Gehäuse aus Aluminium
Nachteile
keine
87

Bildquellen:

  • Piega Premium 701 Bändchen-Hochtöner: Bild: Auerbach Verlag
  • Piega Premium 701 Tief-Mitteltöner: Bild: Auerbach Verlag
  • Piega Premium 701 Anschlussterminal: Bild: Auerbach Verlag
  • Piega Premium 701 Standlautsprecher: Bild: Auerbach Verlag