Test: NAD T777 V3 und CI 940 AV-Receiver AVR Review

Test: NAD T777 V3 AV-Receiver – Filmreifer Surround Sound

NAD wird nachgesagt, hervorragende Elektronik zu unverschämt günstigen Preisen feilzubieten. Wir haben für diesen Test den AV-Receiver NAD T777 V3 samt Vierkanal-Erweiterung NAD CI 940 auf den Prüfstand geholt und wollten wissen, ob die Kanadier diesem Ruf auch gerecht werden.

Es war wohl die Top-Meldung des letzten Jahres. Seit 2019 obliegt der deutschlandweite Vertrieb der Marken NAD und Bluesound der Vertriebsgesellschaft von Dali. NAD und Bluesound, ihres Zeichens Tochterunternehmen der nordamerikanischen Lenbrook Group, sind somit die ersten Hersteller, welche nun durch die deutsche Niederlassung des dänischen Unternehmens vertrieben werden. Zuvor oblag der deutschlandweite Vertrieb beider Firmen dem ebenfalls in Dänemark ansässigen Hersteller Dynaudio. Man möchte meinen, dass Dali mit der Übernahme von NAD und Bluesound ein wahrer Coup gelungen ist – beide Marken erfreuen sich großer Beliebtheit – nicht zuletzt bei unseren Lesern – und waren bereits häufig zu Gast in unseren Hörräumen. Sowohl Bluesound als auch NAD warten regelmäßig mit neuen Produkten auf und lassen die Zusammengehörigkeit auch vermehrt in der Geräteausstattung wiedererkennen. Doch nicht nur in NADs neuen Streaming-Geräten stößt man auf Bluesounds Bedienoberfläche BlueOS, auch Dali selbst profitiert beispielsweise bei der Ausstattung seines kabellosen Lautsprechers Callisto von dieser Kooperation. Für LikeHiFi.de haben wir uns jedoch für ein Testmuster entschieden, welches schon seit einigen Jahren in NADs Produktkatalog zu finden ist. Jedoch genoss der AV-Receiver T777 V3 wiederholte Verjüngungskuren und zieht durch eine Integration von BlueOS ebenfalls seinen Nutzen aus der Verwandtschaft zu Bluesound. Gemeinsam mit dem NAD T777 V3 wird heute also die Vierkanal-Endstufe CI 940 im Mittelpunkt stehen, anhand welcher der T777 sogar Atmos-Ensembles zu beschäftigen vermag. Doch dazu an anderer Stelle mehr.

Test: NAD T777 V3 AV-Receiver AVR Review Front
Für die schnelle Anbindung stellt NAD zusätzliche Anschlüsse an der Gehäusefront zur Verfügung

Skandinavischer Geist

Dass sich NAD auf dem europäischen Markt vor allem in der Betreuung durch nordeuropäische Unternehmen besonders wohl fühlt, kommt scheinbar nicht von ungefähr. So war der kreative Kopf NADs seit jeher der Norweger Bjørn Erik Edvardsen. Ihm ist es zu verdanken, dass NAD schon bald nach seiner Gründung im Jahr 1972 zu einem prominenten Akteur der HiFi-Szene aufsteigen sollte. Damals noch in London ansässig, machte sich das Unternehmen schnell den Ruf, bezahlbare HiFi-Verstärker von klanglich höchster Güte zu fertigen. So wurde der NAD 3020 im Jahr 1978 zum absoluten Bestseller, um nicht zu sagen dem Bestseller schlechthin. Noch nach zwanzig Jahren galt der 3020 als der meistverkaufte Stereo-Verstärker aller Zeiten. Im Jahr seiner Präsentation rief NAD für den 3020 schlappe 80 Pfund auf – Heutzutage läge der Preis also unter der 400 Euro-Marke. „Lächerlich günstig“ titelte damals das englische Magazin Stereophile. Der Kern von Edvardsens Arbeitsphilosophie liegt dabei im Verzicht auf jegliche unnötige Spielerei und ein schnörkellos-simplizistisches Design. So bringt es NAD seit jeher zustande, qualitativ anspruchsvollste Geräte zu sehr erschwinglichen Preisen zur Verfügung zu stellen.

NAD T777 V3

Auch der AV-Receiver T777 V3 folgt dieser Philosophie. Gemessen am immensen Funktionsumfang des Boliden erscheinen die von NAD aufgerufenen 2.799 Euro im Blick auf die Konkurrenz unfassbar günstig. Der erste Eindruck des T777 ist dabei auch geprägt von NADs gewohnter Bescheidenheit. Das Gehäuse ist in zeitlos zurückhaltendem Anthrazit gehalten und auch in keiner anderen Farbausführung erhältlich. Neben einer Handvoll diverser Drucktasten, einem Navigationskreuz und dem gewichtigen Lautstärkeregler finden wir an der Gehäusefront einen vergoldeten Kopfhörerausgang und einen üppig dimensionierten LCD-Bildschirm. Man kommt unweigerlich zu dem Schluss, dass hier bei der Entwicklung mehr Wert auf Funktionalität und Praktikabilität als auf modischen Chic gelegt wurde. Ein Blick ins Innere des T777 unterstreicht diesen Eindruck. Der technische Aufbau ist aufgeräumt und sehr durchdacht gestaltet. Zentral durch das gesamte Gehäuse verläuft ein massiver Kühlköper, welcher übrigens an der Unterseite des Geräts durch mehrere Ventilatoren unterstützt wird. Neben seiner Hauptaufgabe teilt das Kühlelement den Schaltungsaufbau in eine Netzteilsektion zu seiner linken und den Bereich zur Signalverarbeitung auf seiner rechten Seite.

Test: NAD T777 V3 AV-Receiver AVR Review Back Rear Anschlüsse
Üppig: die Ausstattung des T777. Ganz links sehen Sie das Modul zur Erweiterung durch die Mehrkanal-Endstufe CI 940

Mit Weitsicht

Die beiden Sektionen sind somit vorbildlich voneinander getrennt und laufen nicht Gefahr, sich untereinander in die Quere zu kommen. Der massive Ringkerntrafo ist übrigens zusätzlich an einem eigenen Gehäuse fixiert, was die störende Einflussnahme von Eigenresonanzen weiter mindert. Sehr vorausschauend ging man bei der Entwicklung des Signalprozessors vor. Denn dass der NAD T777 trotz seines Alters noch absolut zeitgemäß daherkommt, liegt vor allem an seinem anpassbaren Aufbau. An einer zentralen Platine sind alle Baugruppen als einzelne Module verbaut. Die von NAD als Modular Design Construction (MDC) beworbene Konstruktion stellt in der Tat eine Art Jungbrunnen dar. Denn der Endverbraucher kann einzelne Module kaufen und ohne Weiteres selbst einsetzen. Unser Testmuster ist bereits auf dem aktuellen Stand, könnte aber in Zukunft nach Belieben nachgerüstet werden, solange NAD entsprechende Module fertigt.

Test: NAD T777 V3 AV-Receiver AVR Review
Auch beim CI 940 trennt der Kühlkörper die Netzteilsektion von der Signalverarbeitung Der symmetrische Schaltungsaufbau ist bestens erkennbar Auf einen üppigen Ringkerntrafo wird hier verzichtet. Dafür kommen eine Handvoll Elkos zum Einsatz

Das nennen wir Kundenservice! In den vergangenen Jahren erhielt der T777 immer wieder verschiedene Upgrades. Daher verfügt er heute über einen hochwertigen Video-Chipsatz namens VM 300. Bewegtbild in 4K Ultra HD kann der T777 somit problemlos durchschleifen. Hierfür stehen ihm ganze sechs HDMI 2.0-Inputs und zwei Ausgänge zur Verfügung. Somit sollten sich in der Regel alle Geräte, vom Blu-Ray-Player zur Spielkonsole unterbringen lassen. Aber auch die Analog-Sektion des T777 ist sehr üppig ausgestattet. Sechs analoge Audioeingänge zählen wir an der Rückseite des Receivers, zusätzlich zu den acht Eingängen für eine analoge 7.1-Zuspielung. Für jeden dieser Kanäle verfügt der T777 zusätzlich über Pre-Outs. Zudem vermag der Receiver insgesamt vier Zonen zu bespielen, kommt er als Multiroom-Server zum Einsatz, was dank BlueOS möglich ist. Die jüngste Baugruppe unseres Testmusters stellt übrigens das ganz außen befindliche Dolby Atmos-Modul AM 230 dar. Dieses dient zum einen der Zuspielung digitaler Audiosignale via Koaxial und Toslink und zum anderen als Schnittstelle zu unserem zweiten Testkandidaten dieses Berichts.

NAD CI 940

Die Vierfach-Endstufe CI 940 stammt ebenfalls noch aus der Feder des leider im letzten Jahr verstorbenen Bjørn Erik Edvardsen. Der rackformatige Endverstärker ist ebenfalls zurückhaltend schlicht gehalten und setzt mehr auf Performance als auf Aussehen. Auf vier Kanäle bringt der CI 940 jeweils 35 Watt Leistung auf. Dies mag nicht sehr vielversprechend klingen. Erinnern wir uns jedoch daran, dass die Endstufe lediglich mit dem Antrieb der Atmos-Lautsprecher beauftragt werden soll. Hierfür ist diese Power wohl mehr als ausreichend. Der Schaltungsaufbau des CI 940 ist ähnlich gewissenhaft vollzogen wie beim T777. Die Netzteilsektion ist von der Hauptplatine durch einen massiven Kühlkörper getrennt, an welchem auch zwei der vier Transistoren fixiert sind. Die übrigen zwei Verstärker sind gegenüberliegend an einem zweiten Kühlkörper angebracht. Wir blicken also auf einen sehr sorgfältig symmetrisch gehaltenen Schaltungsaufbau. Die Bauteile zur Stromaufbereitung des CI 940 fallen weitaus zurückhaltender aus als beim T777. Auf einen ähnlich leistungsstarken Ringkerntrafo kann beim CI 940 ob seines überschaubareren Funktionsumfangs auch getrost verzichtet werden. Für eine einfache Integration in die Heimkino-Gerätekette lässt sich bei der Endstufe ein DC-Trigger aktivieren. So erkennt der Verstärker eingehenden Signalfluss im Standby-Modus und schaltet sich automatisch ein. Der hierfür verbaute Sensor basiert dabei auf einem komplexen Schaltkreis, welcher in der Lage ist, zwischen für den Verstärker relevantem Tonsignal und eventuellen Einstreuungen anderer Geräte zu unterscheiden. Und wieder klingelt es auf dem Konto „Benutzerfreundlichkeit“. Bei der Anbindung an den NAD T777, beziehungsweise die entsprechenden Lautsprecher muss jedoch noch selbst Hand angelegt werden. Und tatsächlich bedarf es hier ein gutes bisschen Fingerspitzengefühl. Denn während die Verbindung mit dem AM 230-Modul noch unkompliziert via Cinch vonstatten geht, erfolgt die Lautsprecherkopplung über Phönixstecker. Bei dieser an sich praktischen Steck-Verbindung, die vor allem für Festverkabelungen gedacht ist, sollte man beachten, dass sie dünnere Kabeldurchmesser bevorzugt, da die Schraubklemmen des Adapters etwas klein ausfallen. In unserem Falle heißt es also erst einmal Adern knipsen, bevor wir Dalis Atmos-Lautsprecher Fazon mit dem CI 940 verbunden bekommen.

Test: NAD T777 V3 und CI 940 BluOs Dirac
Das Zubehör zur Raumeinmessung via BluOS und DIRAC ist im Lieferumfang enthalten. Lediglich ein Stativ für das Messmikrofon wird zusätzlich benötigt

Handling

Sind alle Lautsprecher auf Position und die entsprechenden Kabelwege gezogen, kann sich an die Einrichtung des Setups gemacht werden. Hier gefällt die äußerst benutzerfreundlich ausgeführte Menüführung des T777. Eine Navigation durch die einzelnen Menüpunkte verläuft dank der übersichtlichen Fernbedienung sehr intuitiv. Neben der Möglichkeit, die Pegel der einzelnen Kanäle individuell anzupassen, offeriert NAD die Möglichkeit, via DIRAC eine präzise Einmessung der einzelnen Lautsprecher vorzunehmen. Ein entsprechendes Messmikrofon ist im Lieferumfang natürlich enthalten. Zusätzlich wird lediglich ein Computer oder Tablet benötigt. DIRACs Mess-Software ist kostenfrei erhältlich und führt den Nutzer Schritt für Schritt durch den Messprozess. Dieser kann je nach Anzahl der zu messenden Lautsprecher durchaus etwas Zeit in Anspruch nehmen. Jedoch lohnt sich das Endergebnis allemal, wie wir in unserem Highlight-Test auf Seite 90 erläutern werden. Die Konfigurationen, welche über DIRAC vorgenommen wurden, werden übrigens direkt auf dem Gerät gespeichert, was das Umschalten zwischen verschiedenen Konfigurationen schnell und einfach gestaltet. Ebenfalls zugunsten der Benutzerfreundlichkeit fällt die Möglichkeit der Ansteuerung des T777 über die BlueOS Controller App aus. Hier lässt sich über Smartphone, Tablet oder Laptop kabellos Musik von einer lokalen Musikbibliothek auf den Server streamen. Auch die Verwendung gängiger Streaming-Plattformen wie Spotify, Tidal oder Deezer ist hier natürlich gegeben. Außerdem lässt sich hier ein eventuelles Multiroom-System problemlos bedienen. Nach hinreichender Untersuchung lässt sich den beiden Geräten NAD T777 V3 und CI 940 somit in den Kategorien Benutzerfreundlichkeit und technische Verarbeitung kompromisslose Hochwertigkeit attestieren.

Webseite: www.nad.de

Anmerkung: Die dargestellte Gesamtwertung bezieht sich auf den Test vom AV-Receiver NAD T777 V3.

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien erstmalig in der Printausgabe von AUDIO TEST Ausgabe 6/2019.

► Lesen Sie hier unseren Test vom NAD M10 Streaming-Verstärker

AUDIO TEST Magazin Ausgabe 8/20 Heft HiFi Kaufen Plattenspieler Vinyl Test

+++ Aufgepasst: Großes Plattenspieler-Spezial in der neuen AUDIO TEST Ausgabe! Ab 6. November überall am Kiosk oder ganz einfach und bequem nach Hause liefern lassen: ► www.heftkaufen.de/audio-test

Oder gleich ein Probe-Abo über die kommenden 4 Ausgaben (Dez., Feb., März, Mai) abschließen: ► www.heftkaufen.de/schnupperabo-audio-test +++

Fazit
Mit dem AV-Receiver T777 V3 wird NAD seinem Ruf, hochklassige Elektronik zu erschwinglichen Preisen anzubieten, absolut gerecht. Vom cleveren Schaltungsaufbau, über die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten bis hin zur extremen Benutzer- freundlichkeit überzeugt der Bolide auf ganzer Linie. Dass auch klanglich kein Grund zu Beanstandungen gegeben wird, erscheint hier wie eine selbstverständliche Randnotiz.
Wiedergabequalität
97
Ausstattung/Verarbeitung
85
Benutzerfreundlichkeit
100
Preis-/Leistungsverhältnis
90
Leserwertung1 Bewertung
83
Vorteile
vielseitig einsetzbar
zukunftsfähig dank MDC
herausragendes Preis-/Leistungsverhältnis
Nachteile
keine
94
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • Test: NAD T777 V3 und CI 940: Auerbach Verlag
  • Test: NAD T777 V3 und CI 940: Auerbach Verlag
  • Test: NAD T777 V3 und CI 940: Auerbach Verlag
  • Test: NAD T777 V3 und CI 940: Auerbach Verlag
  • AUDIO TEST Ausgabe 8/20: Auerbach Verlag
  • Test: NAD T777 V3 und CI 940: Auerbach Verlag