Test: Musical Fidelity M8xi – High End Vollverstärker

Die Musical Fidelity M8-Serie will sich durch echte State-Of-The-Art-Technologie auszeichnen. Kann der omnipotente High End Vollverstärker M8xi diesem Anspruch gerecht werden?

Unser Musical Fidelity M8xi Test-Video

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Atlas der Musik

Die M8-Serie gehört neben der Nu-Vista-Reihe zu den Verstärker-Flaggschiffen von Musical Fidelity. Die Serie basiert auf jener Grundlagenforschung, die zu der Titan-Serie führte. Wir erinnern uns: Die Titan ist die wohl bekannteste Mono-Endstufe von Musical Fidelity. Sie kam 2008 auf den Markt und erreicht zum „Schnäppchenpreis“ von 30.000 US-Dollar eine Leistung von 1kW bei 8 Ohm.

15 Jahre später ist sie aufgrund ihrer wegweisenden Verstärkertechnologie in der HiFi-Szene eine absolute Legende. Die Musical Fidelity M8-Serie versteht sich in Bezug auf die Komponenten als direkter Nachfolger. Damit sind unsere Erwartungen an den nun vorliegenden britischen High-End-Vollverstärker natürlich entsprechend hoch. Doch vor dem Hören steht wie so oft der Aufbau.

Installation

Der Musical Fidelity M8xi ist eines auf keinen Fall: ein Leichtgewicht. Der Vollverstärker wartet mit einem Kampfgewicht von sagenhaften 46 Kilogramm auf. Wer regelmäßig Kraftsport betreibt oder von Natur aus ein Herkules ist, der kann dieses Gewicht sicherlich alleine stemmen. Wir sind weder das eine, noch das andere und tragen deshalb den M8xi zu zweit an seinen Platz in unserem Testraum.

Das hohe Gewicht hat seinen Grund. Die M8xi ist nicht als klassischer Vollverstärker gebaut, bei dem ein Netzteil und ein Transformator alles versorgt. Nein, der M8xi wurde im Dual-Mono-Design konstruiert. Das bedeutet: Der linke und der rechte Kanal des Endverstärkers werden von einem jeweils eigenen Transformator und eigenem Netzteil angetrieben.

So finden faktisch drei Geräte – ein Vorverstärker und zwei Mono-Endstufen im Gerät Platz. Dass diese nicht überhitzen, wird durch das 48 x 18 x 51 cm große Gehäuse und die wirklich ausladenden Kühlrippen gewährleistet. Sie geben dem Musical Fidelity M8xi Vollverstärker dieses mächtige und fundierte Auftreten. Klar, dass das für viel Gewicht sorgt – und dabei haben wir uns die Leistungsdaten noch nicht einmal angesehen, doch dazu später.

Anschlussfreudig

Nachdem wir den Musical Fidelity Verstärker auf seinen Platz gehievt haben, heißt es anschließen. Und da überrascht uns der M8xi. Wir finden nämlich sämtliche Anschlüsse im Übermaß. Es gibt zwei symmetrische Hochpegel-Eingänge via XLR. Dann sind da noch drei RCA-Anschlüsse für Tuner, CD etc. sowie ein RCA-Eingang, den wir nutzen können, um den M8xi direkt als Endstufe zu verwenden. Das ist zum Beispiel dann relevant, wenn er in einem Heimkino-System genutzt werden soll.

Auffällig auf der Rückseite sind die zwei Paar Lautsprecher-Anschlüsse. Wir dachten zunächst, damit lassen sich zwei separate Lautsprecher-Paare im Sinne eines A/B-Tests verbinden. Aber weit gefehlt! Die Anschlüsse sind tatsächlich für Bi-Wiring oder das gleichzeitige Betreiben von vier Lautsprechern gedacht. Ein Umschalten zwischen beiden Lautsprecher-Ausgängen ist nicht möglich.

Neben den analogen Eingängen sind auch digitale Schnittstellen vorhanden. Bei einem Class A bzw. Class AB-Verstärker ist das kein Standard. Deshalb freuen wir uns umso mehr. Unter anderen zählen wir zwei Coax Digital mit bis zu 24 Bit und 192 kHz sowie zwei optische Eingänge mit bis zu 24 Bit bei 96 kHz. Der ebenfalls vorhandene USB-B-Anschluss erlaubt bis zu 24 Bit bei 192 kHz.

Derlei Samplingraten und Bittiefen klingen für den einen oder anderen Digital-Freund sicher nicht sonderlich hoch. Allerdings kommt es bei D/A-Wandlern weniger auf diese Daten an, sondern mehr auf die bestmögliche Umwandlung der digitalen in analoge Signale an. Diesbezüglich leistet der Chipsatz des M8xi überragende Arbeit und beweist, dass nackte Zahlen gar nichts über den Klang aussagen.

Der M8xi weist mehr als ausreichend Ein- und Ausgänge auf. Die zwei mal zwei Lautsprecher-Anschlüsse sind für Bi-Wiring ausgelegt bzw. den Anschluss von vier Lautsprechern (Bild: Auerbach Verlag)

Leistungsmonster

Der Vorverstärker des Musical Fidelity M8xi arbeitet als Class A-Verstärker und verfügt über eine vollständig separate Stromversorgung. Damit die Signale beider Kanäle ab dem Eintritt in den Verstärker niederohmig bleiben können, sind die Anschlüsse direkt mit der Hauptplatine des Vorverstärkers verbunden.

Zudem konnte die Leistung der Ausgangsstufe bei gleicher Versorgungsspannung im Gegensatz zu den Vorgängern um ca. 10 % erhöht werden. Die auf Kraft und Durchsetzungsvermögen optimierte Schaltung ist der Grund dafür, dass der Verstärker insgesamt mehr „Wums“ hat. Denn tatsächlich sorgt der Vorverstärker für den kraftvollen Auftritt eines Vollverstärkers – hapert es hier, wird das die Endstufe niemals richten können.

Die beiden Mono-Blöcke der Endstufe nutzen als Endverstärker-Transistoren hochstabile bipolare Darlington-Paare vom Typ Sanken STD-03N und STD-03P. Damit diese zusammen ein perfektes Stereobild ergeben, werden sie in einem aufwändigen Prozess paarweise ausgewählt. Dass jeder Endverstärkerkanal einen eigenen Transformator hat, der dann wiederjeweils ein separates Netzteil ansteuert, hatten wir bereits erwähnt. Diese Mono-Endstufen arbeiten nach dem Class AB-Prinzip. Wobei wir hier schon verraten können, dass sie wie Class-A-Endstufen klanglich in Erscheinung treten.

Schwierige Lautsprecher

Die Ausgangsleistung des Musical Fidelity M8xi Verstärkers liegt bei 550 Watt pro Kanal an 8 Ohm, bei 4 Ohm sind es 870 Watt und bei 2 Ohm sogar 1.600 Watt. Dank der hohen Stromstärke, die der M8xi ausgeben kann, beherrscht er auch „schwierige“ Lautsprecher. Immerhin treibt er das Chassis nicht nur an, der Verstärker sollte den Impuls desselben bremsen können.

Denn die Ausschwingbewegung des Basschassis erzeugt Spannung durch Selbstinduktion in der Schwingspule, diese wird im Verstärker sozusagen kurzgeschlossen. Damit umzugehen, kann nun entweder durch einen hohen Dämpfungsfaktor im Verstärker realisiert werden oder durch hohe Stromstärke.

Zweiteres ist technisch aufwendig und teuer zu realisieren, aber Musical Fidelity hat sich beim M8xi für diesen Weg entschieden, um eben auch sehr, sehr anspruchsvolle Lautsprecher aus dem absoluten High-End-Bereich steuern zu können. Wir haben ihn etwa an den 90.000 Euro-Lautsprechern Wilson Audio Alexia V getestet. Und obwohl man hier glauben könnte, es brauche mindestens einen 20.000 Euro Verstärker für diese herausfordernden High-End-Schmuckstücke, beherrschte der M8xi sie absolut sicher.

Da sich drei Geräte – ein Vorverstärker und zwei Mono-Endstufen – in dem Gerät verbergen, muss für ausreichend Kühlung gesorgt werden (Bild: Auerbach Verlag)

Bedienung

Die Steuerung des Vollverstärkers erfolgt vor allem über die beiden großen, metallenen Drehregler an der Front. Es macht einfach Spaß, rechts die Lautstärke und links die Quelle anzuwählen. Wir fühlen, wie die Elektronik dahinter mitspielt und unsere Eingaben präzise übersetzt. Frontseitig mittig liegt das schwarz-weiß Display, welches Lautstärke und Quellen anzeigt.

Direkt darunter ist der Infrarotempfänger für die Fernbedienung eingelassen. Zu der kommen wir gleich. Den Standby-Schalter finden wir unter dem linken Drehregler für die Eingangswahl. Auf der Rückseite ist leider keinen Netzschalter angebracht, aber der M8xi verbraucht im Standby auch weniger als 0,5 Watt. Das geht also in Ordnung.

Kommen wir zur Fernbedienung. Mit dieser lassen sich ebenfalls die CD-Spieler aus dem Hause Musical Fidelity steuern. Deshalb finden wir hier mehr Knöpfe als erwartet, denn die grauen Buttons sind für den CD-Player bestimmt. Was wir nicht verstehen ist das Fehlen des Power-Schalters. Ja, wer den Verstärker ausschalten möchte, muss schon vom Sessel aufstehen.

Weiterhin wirkt die Fernbedienung für einen 7.000-Euro-Amp etwas zu schlicht. Andererseits: Was hat man von einer schicken Fernbedienung, wenn der Hersteller als Ausgleich an den Bauteilen des Verstärkers spart? Da finden wir es besser das Maximum ins Gerät zu stecken und nicht in die Fernbedienung.

Die Fernbedienung wirkt rein optisch weniger passend zum Gerät, aber die Briten investieren alles in die Technik. Und das hört man dem M8xi an (Bild: Auerbach Verlag)

Kopfhörer?

Was wir ein wenig vermissen ist ein Kopfhöreranschluss. Wobei Musical Fidelity eine sehr puristische Ansicht hat: Es darf nichts in den Verstärker, was nicht unbedingt hinein muss. Und seien wir ehrlich, ein wahrer High-End-Kopfhörer-Fan würde ohnehin nie über einen Vollverstärker der Musik lauschen, sondern immer über einen eigens dafür angeschafften Kopfhörerverstärker.

Zudem gibt es weder einen Regler für die Balance noch Bass oder Höhen. Doch auch das ist auf die Musical Fidelity-Philosophie zurückzuführen. Der Verstärker darf auf keinen Fall in den Klang eingreifen, sondern soll ihn so reproduzieren, wie er abgemischt wurde. Selbst ein Balance-Regler würde ja schon den Sound verändern.

Regeln wir ihn beispielsweise 10 Prozent nach rechts, würden die rechts spielenden Instrumente lauter klingen, als eigentlich gewollt. Musical Fidelity möchte derlei Klang-Verzerrungen von vornherein ausschließen. That’s part of the philosophy!

Der Klang

Nun sind wir natürlich ungemein gespannt, wie der Musical Fidelity M8xi im Praxistest klingt. Da wir in dieser Ausgabe wirklich viele, aufsehenerregende und sehr anspruchsvolle Lautsprecher testen, können wir dem kraftvollen Vollverstärker eine Menge an „Versuchs-Objekten“ gönnen.

Da hätten wir zum Beispiel die Wilson Benesch Discovery 3Zero, die bisweilen eine echte Herausforderung für „einfache“ Vollverstärker darstellen. Sie wollen schon richtig versorgt werden, da sie sonst ihr volles Potenzial unmöglich entfalten können. Der M8xi sorgt exakt dafür. Er entlockt den Discovery 3Zero einen kraftvollen und dabei so detailreichen Sound, dass wir verblüfft auf dem Sofa sitzen bleiben.

Angeschlossen an die Raidho X2t Standlautsprecher wiederholt sich dieses Erlebnis. Der Bass ist einfach unglaublich – derart viel Kraft und Dynamik holt der Verstärker aus den Dänen. Doch damit nicht genug, verbunden mit den absoluten High-Endern dieser Ausgabe, den Wilson Audio Alexia V, erzeugt der M8xi in Zusammenspiel mit diesen Ausnahme-Lautsprechern ein vollendetes Klangbild.

Die Bühne ist wahnsinnig plastisch gestaltet, dass man die Vorteile einer Dual-Endstufe sprichwörtlich heraus hört. Dabei strotz der Sound mit lebendigen Details und wir sind erstaunt, was wir in absolut vertrauten Titeln noch an Kleinigkeiten neu hinzu entdecken. So erleben wir beispielsweise Strawinskys „Feuervogel“ auf eine gänzlich neue Art und Weise.

TV-Ton

Da wir auch digitale Quellen ohne Probleme mit dem M8xi verbinden können, speisen wir Fernsehton über ein optisches Kabel ein. Wir klicken uns durch diverse Filme und Serien. Hier sind wir wieder von der tollen Kanaltrennung berauscht und der Kraft, mit welcher der Vollverstärker etwa Explosionen und Bombast-Soundtrack unseren Testraum vibrieren lässt. Dann wechselt die Stimmung im Film und der Musical Fidelity zaubert zarteste Töne in all ihrer Feinheit in den Raum. Das ist ein wahrhaftes Erlebnis.

Jetzt fragen wir uns abschließend: Wie wird sich der M8xi an Lautsprechern schlagen, die nicht über 10.000 Euro das Paar kosten? Da kommen uns die nuVero 170, die derzeit größten Nubert-Passivlautsprecher, gerade recht. Deren Klang kennen wir in- und auswendig. Und was sollen wir sagen?! Zusammen mit dem Musical Fidelity Verstärker tun sich in unserem Hörraum noch einmal ganz neue Klangwelten auf.

Was der britische Amp aus den schwäbischen Standlautsprechern herausholt, ist schwer in Worte zu fassen. Sie klingen noch voller, noch kräftiger und dynamischer und zeichnen den Sound korrekt akzentuiert und einfach sehr, sehr lebendig. Wieder einmal merken wir, was ein wirklich hochklassiger Stereo-Verstärker zu Leisten im Stande ist. Mit dem Musical Fidelity M8xi lassen sich selbst wohlbekannte Lautsprecher ganz unerwartet und großartig bespielen. Danke für dieses Meisterstück der Verstärkerkunst!

Preis und Verfügbarkeit

Der M8xi von Musical Fidelity ist im Fachhandel zum Preis von 6.999 Euro erhältlich. Für den Vertrieb in Deutschland ist Reichmann Audiosysteme verantwortlich.

Webseite: www.reichmann-audiosysteme.de

Ausstattung Musical Fidelity Stereovollverstärker

Allgemein
GeräteklasseStereovollverstärker
HerstellerMusical Fidelity
ModellM8xi
Preis (UVP)6.999 Euro
PreiskategorieOberklasse
Maße (B/H/T)48 x 18 x 51 cm
Gewicht46 kg
Informationenwww.musicalfidelity.com
Technische Daten*
Leistung lt. Hersteller550 W pro Kanal (8 Ohm),
870 W (4 Ohm),
1.600 W (2 Ohm)
StromversorgungStand-by: < 0,5 Watt
Betrieb: max. 2000 Watt
Eingänge2x XLR symmetrisch Hochpegel,
3x RCA/Cinch analog ,
1x RCA/Cinch analog (Endstufe),
2x RCA / Coax digital ,
2x Toslink / Opto digital, 1x USB B
Ausgänge2 Paar Lautsprecherklemmen Banane,
1x RCA/Cinch Fixpegel (TAPE OUT),
1x RCA/Cinch variabler Pegel (PRE OUT),
1x XLR symmetrisch (PRE OUT),
1x RCA / Coax digital, 1x Toslink / Opto digital,
Trigger (3,5 mm)

*Herstellerangaben

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 04/2023

▶ Lesen Sie hier: Test: Musical Fidelity M2si Vollverstärker – Fokus aufs Wesentliche

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Fazit
Der M8xi von Musical Fidelity holt das Maximum aus jedem Lautsprecher. Dabei ist es egal, ob wir 10-fach teurere Schwallwandler mit ihm verbinden oder preiswertere Modelle. Die Kraft dieses Verstärkers, seine Dynamik und die hervorragende Bühne, auf welcher er feinste Details zeichnet – all das macht Musikhören mit ihm zu einem wahren Erlebnis. Wer die Möglichkeit bekommt, diesen Ausnahmeverstärker zu erleben, sollte sie unbedingt nutzen. Sie werden garantiert erleben, wie der M8xi die Musik trägt, wie einst der Titan Atlas die Erde.
Wiedergabequalität
99
Ausstattung/Verarbeitung
95
Benutzerfreundlichkeit
75
Preis/Leistung
100
Leserwertung17 Bewertungen
37
Vorteile
bestmögliche Stereobühne
sehr kraftvoll
beherrscht auch sehr anspruchsvolle Lautsprecher
Nachteile
Fernbedienung wirkt zu schlicht
96
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • Musical_Fidelity_M8xi_Verstaerker_Test_01: Auerbach Verlag