Test: Duevel Planets – Standlautsprecher (rundumabstrahlend)

Die Planets von Duevel sind rundumabstrahlende Lautsprecher in der Einstiegsklasse des deutschen Herstellers aus Bohmte in Niedersachsen. Wer jetzt behauptet, Rundumstrahler sind zu ungenau und klingen allgemein eher diffus, der irrt gewaltig!

Über Duevel

Firma:Duevel
Sitz:Bohmte
(Deutschland)
Gründungsjahr:1998
Design-Highlight:Sirius

Die Marke Duevel wurde von Anette und Markus Duevel in den 1990er Jahren ins Leben gerufen. 1997 kam der erste Prototyp eines rundabstrahlenden Hornlautsprechers, der „Jupiter “ heraus. Die heute noch erhältlichen Lautsprechermodelle „Bella Luna“ und „Venus“ erblickten 1998 bzw. 2000 das Licht der Welt. Der formschöne Sirius BE ist die aktuellste Entwicklung des Herstellers aus Bohmte in Niedersachsen.

Vom anderen Planeten

Der Test der Planets von Duevel war ein Wunsch meinerseits. Auf der einen Seiten passen die Standlautsprecher rein designtechnisch wunderbar in diese AUDIO TEST-Ausgabe. Auf der anderen Seite habe ich eine Vergangenheit mit Rundumstrahlern. Vor Jahren machte ich nämlich Bekanntschaft mit omnidirektionalen Lautsprechern und war schlichtweg begeistert. Es war bei der Präsentation eines Radiobeitrags für den Deutschlandfunk im privaten Rahmen. Die Autorin des Beitrages hatte ihre Freunde eingeladen, um gemeinsam das Werk anzuhören. Einer dieser Freunde – ein wirklich sehr erfahrener HiFi-Fan – brachte seine omnidirektionalen Lautsprecher mit, um den 45-minütigen Beitrag damit anzuhören.

Ich fand die Bauweise der Lautsprecher äußerst interessant und der Besitzer der Lautsprecher bat mich, doch einmal genau zwischen den Strahlern zu sitzen. Klar, diese Sitzposition ist bei den üblichen Direktstrahlern praktisch ausgeschlossen. Doch hier sorgte sie für echtes Staunen. Ich hörte tatsächlich Stimmen und Soundeffekte, die scheinbar von hinter ihm kamen und irgendwie wirkte es, als wäre der Klang eine Blase, die mich komplett umhüllte. Dieses Erlebnis blieb mir nachhaltig im Gedächtnis. Und jetzt, viele Jahre später, habe ich dank der „Design-Ausgabe“ der AUDIO TEST die Möglichkeit, nochmals in die faszinierende Welt der Rundumstrahler abzutauchen.

Was sind Rundumstrahler?

Dank dieser Kugeln werden die Schallwellen der beiden Chassis sehr gleichmäßig im Raum verteilt. (Bild: Auerbach Verlag)

Schlagen wir im HiFi-Lexikon nach, erfahren wir, dass omnidirektionale Lautsprecher auch Radialstrahler oder Rundumstrahler genannt werden. Zudem ist damit ein schallerzeugendes System gemeint, das seine Schallenergie kaum gerichtet abgibt. Im Idealfall erfolgt eine gleichmäßige, kugelförmige Abstrahlung des Klangs.

Rundumstrahler lassen sich auf verschiedene Arten realisieren. So können wir etwa viele Chassis in Kugelform anordnen. Das geschieht häufig bei Lautsprechern, die für Messungen der Raumakustik eingesetzt werden. In der Mehrzahl der Fälle werden aber Rundumstrahler viel einfacher realisiert. Es wird ein Diffusor, in der Regel ein Kegel, über einem nach oben strahlendem Lautsprecher montiert. An diesem Kegel brechen sich die Schallwellen und verteilen sich dann gleichmäßig im Raum. Natürlich müssen Kegel und Lautsprecherdurchmesser in ihrer Größe aufeinander abgestimmt werden.

Ein Vorteil von Rundumstrahlern ist, dass sie einen weiten Sweetspot haben. Zudem lassen sie sich sehr flexibel im Raum aufstellen und klingen an fast jeder Position sehr gut. Allerdings eigenen sie sich nicht als Regallautsprecher, da die Regalwände die Schallabstrahlung behindern bzw. die Schallwellen zu früh reflektieren. Es empfiehlt sich daher immer Radialstrahler frei im Raum zu positionieren. Oft meinen HiFi-Fans, dass bei Rundumstrahlern die Ortbarkeit der Schallereignisse verwaschen ist. Doch gute Rundumstrahler haben eine hervorragende Ortbarkeit. Das beweisen etwa die Duevel Planets, um die wir uns im nun folgenden Test kümmern werden.

Aufbau der Duevel Planets

Der Mittelhochtöner und der Tieftöner strahlen nach oben ab. Keine ungewöhnliche Bauweise bei Radialstrahlern, denn der Rundum-Effekt wird durch den Diffusor – hier die Kugeln – erzeugt. (Bild: Auerbach Verlag)

Die Duevel Planets sehen für Außenstehende in etwa so aus, als ob ein Regallautsprecher auf den Rücken gelegt und dieser dann einfach in die Höhe gezogen wurde. So finden wir auf der Oberseite den Tieftöner sowie den Mittelhochtöner. Der Bassreflexausgang ist auf den Boden ausgerichtet. Damit der Bass dort nicht verendet, stehen die Lautsprecher auf entsprechend hohen Füßen. Ferner werden die Mitten und Höhen dank der über ihnen schwebenden Kugeln bestmöglich im Raum verteilt. Diese Diffusoren bestehen aus Metall und orientieren sich größentechnisch am Durchmesser der Klangmembran des jeweiligen Lautsprechers. Kurz gesagt: die kleine Kugel schwebt über dem Mittelhochtöner und die große über dem Tieftöner. Natürlich schweben die Kugeln nicht wirklich. Sie sind an einem Bügel angeschweißt, der zwar sehr filigran wirkt, aber extrem stabil ist und sehr fest im Gehäuse sitzt. Aus Versehen oder gar mit Absicht die Kugeln zu verrücken, ist damit ausgeschlossen.

Das Gehäuse besteht aus stabilen MDF-Platten und ist in verschiedenen Farben erhältlich. Unser Testmodell kommt passend zum Design-Special in der auffälligen “red glossy” Ausführung zu uns in die Redaktion. Das Design ist sehr eigenwillig und ungewöhnlich für einen klassischen HiFi-Lautsprecher. Das sorgte auch bei unseren Redaktions-Kollegen für teils kontroverse Diskussionen. Schönheit liegt halt immer im Auge des Betrachters. Auf jeden Fall sorgen die Lautsprecher von Duevel für Gesprächsstoff – ja, sie polarisieren sogar!

Die Füße entkoppeln die Lautsprecher sehr effektiv vom Boden und lassen dem Bass genug Raum, so dass er unter dem Lautsprecher hervorquellen kann. Der Lautsprecheranschluss ist ebenfalls in den Boden eingelassen. Wenn man also das Anschlusskabel geschickt unter dem Teppich verlegt, dann sollte es gar nicht zu sehen sein.

Technische Daten

Die Lautsprecher arbeiten als 2-Wege-System mit Bassreflex. Der Mittelhochtöner nutzt eine PE-Membran mit 25 Millimeter Durchmesser. Der Tieftöner verwendet eine Kevlar Membran mit Gummisicke und Gusskorb und hat einen Durchmesser von 150 Millimetern. Die Impedanz liegt bei 4 Ohm und die Empfindlichkeit bei 85 dB. Die Belastbarkeit (RMS) gibt der Hersteller mit 50 Watt an. Wem das zu wenig scheint, der irrt. Die Planets können wirklich sehr laut aufspielen. Auch wenn wir sie nicht als Partylautsprecher sehen, sondern als wohltemperierte Klangkünstler.

Der Anschluss ist im Fuß untergebracht und sollte am besten mittels Klemme genutzt werden, denn dann rutscht das Kabel beim Umstellen der Lautsprecher nicht heraus. (Bild: Auerbach Verlag)

Aufstellort

Dank der omnidirektionalen Abstrahlung sind die Duevel Planets recht unkompliziert bei der Wahl des Aufstellortes. Wie geschrieben, geht der Bass nach unten ab, deshalb können sie auch näher an der Wand stehen. Doch richtig luftigen Sound bekommen wir nur, wenn wir sie frei im Raum platzieren. Wer Wert auf eine klar zu fokussierende Phantommitte legt, der sollte die Lautsprecher so drehen, dass die Mittelhochtöner, also die kleine Kugel, Richtung Sitzplatz zeigt. Wenn man noch mehr Weite im Klang erreichen möchte, dann dreht man die Tieftöner in diese Richtung. Generell macht es Spaß, verschiedene Ausrichtungen mit den Duevel Planets zu testen. Da kommt es immer wieder zu neuen Höreindrücken – sehr faszinierend. Und ein Tipp von uns: Klemmen Sie das Kabel an die Anschlüsse, denn dann können sie unproblematisch verschiedene Aufstellorte austesten. Bananenstecker rutschen bei der Umstellprozedur leicht aus den Anschlüssen.

Klang beim Film

Fans der britischen Crime-Serie „Luther“ haben lange auf einen Film mit Idris Elba als Detektiv John Luther gewartet. Netflix hat in diesem Frühjahr dem Warten ein Ende bereitet und einen abendfüllenden Film herausgebracht: „Luther. The Fallen Sun“. Darin bereitet ein Serien-Erpresser und Killer einen wahnwitzigen Coup im Internet vor, aber schauen Sie selbst. Der Film ist nichts für zarte Gemüter, doch er ist bestens dazu geeignet, um Lautsprecher zu testen. Es gibt nämlich eine permanent bedrohliche Stimmung, die entsprechend akustisch dargestellt wird. Tiefe Bässe, Streicher, Bläser und Synthesizer gemischt mit verzerrten Stimmen sorgen für eine beunruhigende Atmosphäre. Super klar, sehr luftig und ungeheuer detailreich bringen die Planets von Duevel diesen Sound zu Gehör. Dabei nutzen wir sie im ersten Durchlauf im klassischen Stereodreieck.

Auch wenn keine Musikuntermalung zu hören ist, freuen wir uns über die wunderbare Stimmwiedergabe, die aus dem TV in der Mitte zu kommen scheint. Die Geräusche der Großstadt London, der Regen, die Menschen und Autos, alles ist toll zu orten und immer auf dem Punkt. Dazu kommt die Detailzeichnung, welche sich nur als exzellent beschreiben lässt. Und natürlich der Bass, der uns wohlig einhüllt und richtig kraftvoll daherkommt.

Mehr als Stereodreieck

Doch wir wissen ja, dass Rundumstrahler noch mehr können als nur Stereodreieck. Wir setzen uns deshalb genau zwischen die Planets. Jetzt wird es fast schon unheimlich. John Luther spricht direkt vor uns. Um uns herum ist der Obstmarkt akustisch exzellent wahrnehmbar, über den der Protagonist gerade schlendert. Bei der Verfolgungsjagd des wahnsinnigen Mörders setzt der Soundtrack ein und wir baden sprichwörtlich im Klang. Der Bass ist so intensiv und dabei doch ortbar und ehrlich – wir sind begeistert! Der Regen prasselt um uns herum und wir benötigen keine zusätzlichen Surround-Lautsprecher, um Surroundsound zu erleben. Auch bei anderen Filmen – selbst älteren Kalibers wie „Alien“ – kommt es zu diesem fantastischen Klangerlebnis, bei welchem wir dem Sound nicht nur zuhören, sondern mittendrin sind.

Musik

Wir gehen wieder zurück auf unseren Sitzplatz im Stereo-Dreieck und rufen „Come Away With Me”, den Klassiker von Norah Jones auf. Sofort nach dem Start des Songs manifestiert sich Norah Jones’ Stimme direkt vor uns. Eine Gitarre erklingt links und die andere rechts und das Klavier direkt hinter der Jazz-Sängerin. Es ist schon fantastisch, wie plastisch das alles zu sehen – nein, zu hören ist. Auch die tieferen Töne werden perfekt melodisch abgestimmt und mit viel Gefühl in unseren Testraum gezaubert. Sitzen wir zwischen den Lautsprechern, dann haben wir tatsächlich das Gefühl mit Norah Jones auf der Bühne zu sein. Absolut bezaubernd.

Natürlich bleiben wir nicht bei Norah Jones, sondern laden Michael Jackson mit „Thriller“ in der 360-Grad-Version zu uns ein. Auch Strawinsky schaut vorbei, einige Electro-DJs und viele Interpreten mehr. Immer überzeugen uns die Duevel Planets vollends. Vor allem wenn wir uns überlegen, dass diese Lautsprecher mit einer „einfachen“ mechanischen Lösung mehr Klangfülle erzeugen als Apple, Sonos und Co. mit ihren hochgetunten Hightech-Lautsprechern. Danke Duevel, dass ihr uns dieses fantastische Klangerlebnis ermöglicht habt. Ein echter Geheimtipp!

Preis und Verfügbarkeit

Die Duevel Planets Standlautsprecher sind für 1.100 Euro das Paar beim autorisierten Fachhändler erhältlich.

Webseite: www.duevel.com/Planets

Ausstattung Marke Produktname

Allgemein
GeräteklasseStandlautsprecher
HerstellerDuevel
ModellPlanets
Preis (UVP)1.100 Euro (Paar)
PreiskategorieEinstiegsklasse
Maße (B/H/T)26 x 84 x 160 cm
Gewicht11 kg (pro Stück)
Informationenhttps://www.duevel.com/Plan
Technische Daten*
Arbeitsweisepassiv
Bauform2-Wege-Lautsprecher (Bassreflex)
Leistung50 Watt (RMS)
Verbindung zur QuelleKabel
Raumempfehlungvon 15 m² bis 30 m²
individuelle Klangeinst.nein
Eingänge1 x Bannane/Klemme

*Herstellerangaben

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 04/2023

▶ Lesen Sie hier: Test: German Physiks Unlimited MK II Standlautsprecher – Lang lebe der Klang!

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Fazit
Was Apple HomePods oder Amazons Echo Dots mit viel Technik und Aufwand halbwegs gut hinbekommen, das vollenden die Planets von Duevel mit Eleganz und Einfachheit: Raumklang. Dabei lassen die omnidirektionalen Lautsprecher den Sound wahrhaft lebendig werden. Die Ortbarkeit bleibt extrem gut erhalten und ihre Detailzeichnung bezaubert. Wer ehrlichen Raumklang mit nur zwei Lautsprechern zu einem fast unverschämt günstigen Preis realisieren will, der kommt um die Duevel Planets nicht herum.
Wiedergabequalität
97
Ausstattung/Verarbeitung
80
Benutzerfreundlichkeit
80
Preis/Leistung
100
Leserwertung0 Bewertungen
0
Vorteile
aufstellungsunkritisch
brillante Räumlichkeit
wunderbar musikalischer und detailreicher Sound
Nachteile
keine
94
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • Duevel_Planets_Lautsprecher_Test_01: Auerbach Verlag