Test: AKG K371-BT – Over-Ear Studiokopfhörer mit Bluetooth

Test: AKG K371-BT – Over-Ear Studiokopfhörer mit Bluetooth

AKG zählt zweifelsohne zu den renommiertesten Namen der Elektroakustik. Seit ein Paar Jahren verschiebt sich der Fokus des Unternehmens jedoch zusehends vom Pro-Audio in Richtung Lifestyle. Eine mögliche Zwischenlösung soll der geschlossene Over-Ear Kopfhörer AKG K371-BT darstellen. Wir haben das Modell getestet.

Der Auswanderer

Wolfgang Amadeus Mozart. Gustav Mahler. György Ligeti. Herbert von Karajan. Udo Jürgens. Falco. Die Liste österreichischer Musiklegenden ist Lang. Und neben herausragenden Komponisten, Musikern und Dirigenten gehören außerdem der Walzer, die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland (ursprünglich vom Österreicher Joseph Haydn als Hymne für Kaiser Franz II. komponiert) und dieser zugeordnet gleich eine ganze musikhistorische Epoche zu den musikalisch bedeutsamsten Exporten des einstigen Weltreichs.

Und auch in Puncto Elektroakustik haben die Österreicher mit dem Traditionsunternehmen AKG vor allem in der Studioanwendung eine der am meisten nachgefragten Klangschmieden hervorgebracht. Immerhin fertigt die einstige „Akustische- und Kino-Geräte GmbH“ bereits seit nunmehr 73 Jahren hochwertige Mikrofone und Kopfhörer.

Diese fanden früh in Radiostationen, Jazzclubs und Theatern Verwendung, bis in den frühen 1950er Jahren schließlich der ganz große Durchbruch mit der Veröffentlichung des ersten dynamischen Gesangsmikrofons mit Kunststoffmembrantechnologie und Cardioid-Charakteristik gelang. Nach wie vor gehören AKG-Mikrofone wie etwa die Kondensatormikrofone C 241 und AKG C 414 oder Kopfhörer wie der AKG K-240 zu den absoluten Kultgeräten im Recording-Bereich.

Berg- und Talfahrt

Dennoch war die Geschichte AKGs auch immer wieder von Höhen und Tiefen durchzogen. Verschiedene Unternehmen fungierten bereits als Eigentümer des Traditionsunternehmens. So wurde AKG in den 1970ern Teil des niederländischen Elektronik-Riesen Philips, der ihn die Holdinggesellschaft des Unternehmers Josef Taus weiterverkaufte. In dieser Epoche oblag AKG sogar der Österreich-Vertrieb verschiedener HiFi-Marken wie etwa Revox oder Magnat!

Das wohl aufregendste Kapitel der Firmengeschichte AKGs beschreibt wohl die 1990er Jahre, als AKG-Produkte Teil eines Forschungsprojekts im Weltraum waren und das Unternehmen dennoch knapp vor dem Konkurs stand. Gerettet wurde das Unternehmen von niemand geringerem als Sidney Harman, Gründer der Harman Gruppe.

Als Harman 2016 schließlich vom Tech-Giganten Samsung geschluckt wurde, wurde schließlich auch der letzte noch in Wien verbliebene Standort AKGs geschlossen. Einige der dadurch auf den Markt gespülten Ingenieure gründeten daraufhin das Unternehmen ( likehifi.de berichtete) und widmeten sich dem Vorhaben, Österreich als Standort qualitativ hochwertiger Fertigung elektroakustischer Gerätschaften am Leben zu halten.

Eingeklappt kommt der AKG K371-BT sehr platzsparend daher und fi ndet beispielsweise in der im Lieferumfang enthaltenen Transporttasche Platz. (Bild: AKG)

Tuned by AKG

AKG selbst spielt zumindest im Pro-Audio-Segment lange keine Vorreiterrolle mehr. Zwar wird zum Beispiel das Mikrofon AKG C414 noch immer gefertigt. Aber das war’s eigentlich auch schon. Unter Harman und vor allem jetzt unter Samsung steht AKG vor allem mit seinem Namen und seiner beeindruckenden Geschichte für brauchbare Elektronik im Einstiegsbereich.

So bewirbt Samsung die Headsets seiner Smartphones mit dem Slogan „Tuned by AKG“. Daher freuen wir uns natürlich, mit dem neuen Over-Ear Bluetooth-Kopfhörer K371-BT endlich mal wieder ein AKG-Produkt testen zu dürfen, sind allerdings auch weit davon entfernt vor Vorfreude hysterisch zu werden.

Denn mit einem Blick auf unsere Teststatistik stellen wir fest, dass Geräte aus dem Hause AKG zwischen 2012 und der Übernahme Harmans durch Samsung 2016 mit Testergebnissen zwischen 87 und 91 Prozent noch durchaus beachtliche Urteile einfuhren und dann 2017 mit dem N40 sogleich einen „Absturz“ auf 82 Prozent einfuhren. Freilich wollen wir uns davon nicht beeinflussen lassen, aber interessant ist es allemal.

AKG K371-BT

Sowie wir unser Testmuster des neuen AKG K371-BT Over-Ears aus seiner Transportschachtel entnehmen, sind wir zunächst nicht schlecht beeindruckt ob der soliden Verarbeitung des Kopfhörers, die durchaus auf Langlebigkeit schließen lässt. Der Bügel ist aus festem Kunststoff gefertigt und mit einem eleganten Mechanismus zum Einfalten der Ohrmuscheln versehen. Dieser Mechanismus dient auch der Größenverstellung des Kopfhörers und gefällt besonders, da er nicht stufenlos funktioniert, sondern bei Bedarf in einer bestimmten Bügelstellung einrasten kann.

Der AKG K371-BT ist zwar als geschlossener Over Ear-Kopfhörer konzipiert, dennoch sind die Ohrschalen alles andere als ausladend, sodass das Gerät vor allem für unterwegs einen zeitgemäßen stylischen Look behält. Im Studio ist man ja meist eh allein, da kommt es weniger aufs Äußere an.

Jedoch preist AKG den Bluetooth Kopfhörer damit an, auch in professioneller Anwendung höchsten Ansprüchen zu genügen. Dies kommuniziert auch der 5-Pol-Output des AKG Kopfhörers, über welchen sich das Bluetooth-Headset in einen passiven Kopfhörer verwandeln lässt. Ausgestattet ist der AKG K371-BT Kopfhörer, wie auch sein rein passives Äquivalent, mit einem 50 Millimeter (mm) messenden Breitbänder, welcher laut Hersteller bei einer Impedanz von 32 Ohm auf einen Frequenzgang von 5 bis 40 000 Hz kommt.

Passivbetrieb

Wir untersuchen den AKG K371-BT zunächst im passiven Betrieb und konsultieren ihn zugleich im Studiobetrieb, wo er von einem MH-8 Kopfhörerverstärker aus dem Hause Tascam angetrieben wird. Wir widmen uns zu erst einem eher rohen Schlagzeug-Mix und sind überrascht, wie luftig und geräumig der 371-BT für einen geschlossenen Kopfhörer klingt.

Klar kommt er nicht ganz auf die weite Resonanz wie ein offenes System, aber dennoch klingt der Mix weit und ungedrungen. Auch, wenn wir ins gesamte Playback wechseln, bleibt dieser Eindruck bestehen. Das Stereobild ist relativ weitläufig und vor allem ist der Sound aber exzellent abgestimmt. Der Sound ist erwachsen und ehrlich.

Wie es sich für einen Studiokopfhörer gehört, sieht der AKG konsequent von Überbetonungen oder Weichzeichnungen ab. Wir wollen ein fertiges Master hören und entscheiden uns hier zu Gunsten der Nachvollziehbarkeit für einen der prominentesten österreichischen „Zeitgenossen“: Falco mit „Rock Me Amadeus“.

Auch hier kommt der AKG K371-BT äußerst satt und mit muskulösem Bassfundament daher, während Synths, Gitarre und Vocals gleichzeitig ordentlich Spielraum behalten. Der Sound ist offen und gleichzeitig druckvoll. Gerade die verspielten rhythmischen Elemente kommen mit viel Beinfreiheit sehr gut zur Geltung.

Die Mechanik zur Verstellung der Größe und zum Einklappen der Ohrschalen ist intelligent gelöst und überaus ansprechend ausgestaltet. (Bild: AKG)

Wireless Betrieb

Im kabellosen Aktivbetrieb via Bluetooth klingt das Stereobild schon deutlich gedrungener, was für Bluetooth-Kopfhörer jedoch alles andere als untypisch ist. Dafür behält der Kopfhörer sein sehr gutes dynamisches Spektrum und die gelungene Abstimmung bei.

Pluspunkte in Sachen User Experience gibt es für die bequeme Steuerung des AKG Kopfhörers über das in die linke Ohrschale eingearbeitete Touchpanel. Ein Fingerdruck pausiert die Wiedergabe, Wischbewegungen navigieren schrittweise vor und zurück. Zwar hat AKG dieses Prinzip nicht erfunden (erinnern wir uns beispielsweise an Sennheisers PXC 550), jedoch funktioniert die Bedienung des K371-BT sehr intuitiv und vor allem zuverlässig.

Kein Noise Cancelling

Was wir in Anbetracht der dieser Tage überaus lebendigen Konkurrenz etwas vermissen, ist aktives Noise Cancelling. Dies ist natürlich nicht nur im kabellosen Betrieb äußerst nützlich, sondern kann auch bei Studioanwendung hilfreich sein, wenn man etwa beim Aufnehmen eher lauten Materials, wie etwa einer E-Gitarre, wirklich nur das von den Mikrofonen eingefangene Signal hören möchte.

Das in den Kopfhörer implementierte Mikrofon lässt jedoch keine Wünsche offen. Ein freihändiges Telefonat mit dem K371-BT bleibt auch in der Öffentlichkeit verständlich, wenn es jetzt nicht gerade eine S-Bahn-Station ist.

Vor allem für jene, die auf der Suche nach einer preiswerten Hybridlösung für unterwegs und Home-Recording sind, ist der AKG K371-BT Bluetooth-Kopfhörer durchaus eine Empfehlung.

Preis und Verfügbarkeit

Den geschlossenen Over-Ear Studiokopfhörer mit Bluetooth AKG K371-BT gibt es zum Preis von knapp 200 Euro (UVP) im Fachhandel oder direkt bei AKG zu kaufen.

Webseite: www.akg.com

Ausstattung

Allgemein
GeräteklasseKopfhörer (Over-Ear)
HerstellerAKG
ModellK371-BT
Preis (UVP)ca. 200 Euro
PreiskategorieEinstiegsklasse
Maße (B/H/T)k.A.
Gewicht255 g
Informationenwww.akg.com
Technische Daten*
Arbeitsweisehybrid
BauformOver-Ear, geschlossen
Frequenzverlauf5 Hz – 40 kHz
Empfindlichkeitk.A.
Verbindung zum KopfhörerKabel oder Bluetooth
Stromverbrauchk.A.
Anschlüsse5-Pol
Noise-Cancellingnein
OhrpolsterSchaumstoff, Kunstleder

*Herstellerangaben

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 07/2020

▶ Lesen Sie hier: AKG K812: Das ultimative Abhörwerkzeug

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Fazit
Mit dem K371-BT wird AKG nun keine allzu großen Wellen schlagen. Jedoch stellt der Kopfhörer eine durchaus kompetente Zwischenlösung dar für alle, die daheim eine ansprechende passive Performance und unterwegs einen klangvollen Begleiter suchen. Und das für unter 200 Euro UVP.
Wiedergabequalität
73
Ausstattung/Verarbeitung
70
Benutzerfreundlichkeit
90
Preis/Leistung
90
Leserwertung0 Bewertungen
0
Vorteile
im Passivbetrieb sehr gute Performance
recht preiswert
Nachteile
kein aktives Noise-Cancelling
76
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • AKG-371-BT_Test_Review_01: AKG (alle)