Test AudioQuest Niagara 5000 Netzfilter Stromfilter Power Conditioner Review Testbericht

Test: AudioQuest Niagara 5000 Netzfilter – Kein Rauschen am Wasserfall

Bevor es zu Verwirrungen kommt: Nein, beim Niagara 5000 handelt es sich nicht um eine neue Nascar-Serie. Dafür um den neuesten Spross aus AudioQuests Niagara-Serie. Und dieser Netzfilter ist gekommen, um endlich aufzuräumen im heimischen Stromnetz.

AudioQuest sollte den meisten Lesern hoffentlich inzwischen ein bekannter Name sein, zumal die Firma mittlerweile einer der führenden Hersteller in Sachen High-End Zubehör ist. So finden sich neben diversen hochkarätigen Kabeln zur Übertragung analoger Signale auch hochwertige Lösungen für digitale Schnittstellen, die DACs der Dragonfly-Serie, allerhand andere pfiffigen Helferlein und nicht zuletzt auch ein breites Angebot an Stromkabeln im Sortiment des Herstellers. Mit den Produkten der Niagara Serie dringt der Hersteller in das Segment der Spannungsaufbereitung vor und das anscheinend mit der von AudioQuest gewohnt hohen Qualität. Denn die Resonanz ist überwältigend positiv. So sehr sogar, dass die Nachfrage nach Testgeräten des AudioQuest Niagara 5000 Modells kurzzeitig die werksseitige Verfügbarkeit überstieg. Und nachdem auch unser Kollege Johannes Strom schon dem 1000er Modell in seinem Testbericht viel Gutes abgewinnen konnte (► lesen Sie hier unseren Test), sind wir natürlich umso mehr gespannt, was der Niagara 5000 so zu bieten hat.

Wieso das Ganze?

Das ist eine Frage, die sich vielleicht trotzdem immer noch die Eine, oder der Andere an diesem Punkt stellen mag. Bei AudioQuest geht man bei dem Thema Spannungsaufbereitung von folgender Prämisse aus. Das Stromnetz, das wir tagtäglich benutzen, ist in der grauen Vorzeit der Elektrik – vor über 100 Jahren – konzipiert worden. Und die Art der damals mit Spannung zu versorgenden Gerätschaften unterscheidet sich in erheblichem Maße von heutigen Ansprüchen. Glühbirnen und Elektromotoren stellen nun mal andere Anforderungen als hochwertige Audiosysteme. Moderne Verstärker benötigen auch bei moderaten Wiedergabepegeln teils kurzfristig enorme Spitzenspannungen um dynamisch akkurat zu arbeiten. Und darüber hinaus hat auch die Dichte an Radiofrequenzen und anderen Störquellen, die ins Stromnetz einstreuen, extrem zugenommen. Nur am Stromnetz selber hat sich letztlich nichts getan. Dieser einseitige Fortschritt hat nun Probleme wie unterversorgte Geräte und allerhand Störspannungen im Signalweg zur Folge. Gerade eingestreutes Rauschen kann sich negativ auf die Hörerfahrung auswirken, wenn es etwa die Obertöne im Nutzsignal maskiert.

Test AudioQuest Niagara 5000 Netzfilter Stromfilter Power Conditioner Review Testbericht
Wenn der Überspannungsschutz des Niagara 5000 anspringt, ist das an der roten LED auf der Frontseite eindeutig zu erkennen

Saubere Verarbeitung

Nun gibt es natürlich diverse Power Conditioner am Markt, die sich der Thematik annehmen. Einen Vorteil den die Niagara Serie aber von vorneherein vorweisen kann, ist der Mensch, der sie entwickelt hat. Garth Powell ist bei AudioQuest der Director of Power Engineering. Bevor er jedoch diesen Titel inne hatte, war er lange Jahre für die amerikanische Marke Furman tätig. Für diejenigen, denen das jetzt nichts sagen sollte, sei hier angemerkt, dass sich ein Furman Power Conditioner in eigentlich fast jedem professionellen Audio-Rack im Live-Bereich und in unzähligen Studios befi ndet. Und die kumulierte Erfahrung dieses Veteranen der Spannungsaufbereitung ist nun in die Niagara-Serie geflossen. Soweit, so gut. Aber nun wollen wir den AudioQuest Niagara 5000 selbst genauer unter die Lupe nehmen. Schick aussehen tut er schon mal, ohne Frage. Das charaktervolle Design der verchromten Front erinnert halb an den Kühlergrill eines amerikanischen Musclecars und halb an einen Zylonen aus „Kampfstern Galactica“. Zum Glück ist der Niagara uns Menschen jedoch wohlgesonnen. Der Rest des Gehäuses aus Stahlblech ist unauffällig mattschwarz lackiert.

An Bedienungselementen findet sich erwartungsgemäß nicht allzu viel. Frontseitig finden sich lediglich ein massiver Power-Schalter und zwei Status-LEDs. Die blaue LED rechts signalisiert dabei den Betriebsstatus des Niagara, während die rote LED links Aufschluss über die Aktivität des Überspannungsschutzes gibt. Auf der Rückseite finden sich, neben der Kaltgerätebuchse zum Anschluss des Niagaras an das heimische Stromnetz, die 12 Schuko-Dosen zum Anschluss der zu versorgenden Gerätschaften. AudioQuest weist im Handbuch darauf hin, dass die Steckverbindungen anfangs einen extrem festen Sitz aufweisen, um eine optimale Verbindung zu gewährleisten. So sehr wohl, dass dazu geraten wird, notfalls mit einem billigen Stecker etwas Dehnungsarbeit zu leisten. Wir hatten in dieser Hinsicht jedoch absolut keine Probleme, aber das wird wohl dem Fakt geschuldet sein, dass wir natürlich ein Demogerät und kein taufrisches Exemplar direkt aus dem Werk bekommen haben.

Test AudioQuest Niagara 5000 Netzfilter Stromfilter Power Conditioner Review Testbericht
Die Verbindungskabel wurden innerhalb des Niagara 5000 so verlegt, dass sie eine möglichst geringe Anfälligkeit gegenüber Einstreuungen durch Radiofrequenzen aufweisen. Bei den Schuko-Anschlüssen setzt AudioQuest auf versilberte Kontakte aus extrem reinen Kupfer

Saubere Spannung

Was sofort auffällt, wenn man die Anschlüsse des Niagara 5000 betrachtet, ist, dass diese in zwei Sektionen mit einmal vier und einmal mit acht Schuko-Dosen aufgeteilt sind. Die ersten vier Anschlüsse sind dabei als High Current/Low Z Power beschriftet. Grob übersetzt, handelt es sich um Hochstromanschlüsse mit niedriger Ausgangsimpedanz. Diese Ausgänge arbeiten mit AudioQuests Transient Power Correction Technology, die in der Lage ist für 20 Millisekunden bis zu 80 Ampere (A) an Strom zur Verfügung zu stellen. Entsprechend sind diese Ausgänge zum Anschluss von Vollverstärkern, Endstufen und aktiven Lautsprechern gedacht, um sicherzustellen, dass diese auch bei den größten Dynamiksprüngen im Klangmaterial Transienten akkurat reproduzieren können.

Über den neben den Low Z Power Ausgängen aufgelegten Kippschalter kann die Schaltung der Transient Power Correction in einen Standby geschaltet werden. Standardmäßig sollte dieser Schalter immer in der Stellung Engaged verweilen, denn der Niagara erkennt im Normalfall automatisch, wenn sich an der ersten Bank angeschlossene Geräte im Standby-Modus befi nden und deaktiviert selbständig die Power Correction um Strom zu sparen. Nur wenn etwa der angeschlossene Verstärker keinen Standby-Modus besitzt, oder in diesem einen untypisch hohen Stromverbrauch aufweist, ist es sinnvoll diese manuelle Abschaltung des Schaltkreises zu nutzen. Kommen wir nun zu den restlichen acht Anschlüssen. Diese sind für Geräte gedacht, bei denen es nicht auf schnell bereitgestellten, hohen Stromfluss, sondern eine möglichst störungsfreie und stabile Spannungsversorgung ankommt. Vom Plattenspieler bis zu Netzwerkstreamer kommt hier alles in Frage.

AudioQuest setzt bei diesen von den übrigen Anschlüssen isolierten Ausgängen gleich zwei Technologien zur Unterdrückung von Störspannungen ein. Das patentierte Ground Noise Dissipation System arbeitet mit sechs diskreten Schaltkreisen um über die Erde der Wechselstromverbindung einstreuende Radiofrequenzen zu isolieren und abzuleiten. In Kombination mit AudioQuests Ultra-Linear Common Mode Filtern zur Gleichtaktrauschunterdrückung, werden hier minimale Verzerrungen und eine größtmögliche Aufl ösung erreicht. Und als ob das alles nicht genug wäre, schützt unser Testproband auch noch die wertvolle Anlage vor gefährlichen Spannungsspitzen. Und das gleich auf zweierlei Weise. Einerseits unterbricht der AudioQuest Niagara 5000 mit einer Reaktionszeit von einer viertel Sekunde die Stromzufuhr, falls die Netzspannung 275 Volt (V) übersteigen sollte und schließt den Stromkreis erst wieder, sobald eine sichere Spannung erkannt wird.

Und sollte es mal nicht um Schwankungen des Netzes selber gehen, sondern um Extremfälle, wie einen einschlagenden Blitz, kann der Niagara Überspannungen bis zu 6 000 V und 3 000 A zeitweise abfangen. Alles was darüber liegt, würde sowieso die Hausverkabelung inklusive Wand in Brand stecken. Eine weitere Besonderheit der sogennanten Surge Protection ist, dass diese sich nicht selbst zerstört um die Überspannung abzufangen. Viel andere Schaltungen die diese Funktion erfüllen, tun dies jedoch. Das wäre weniger fatal, wenn nicht viele Hersteller solche Schutzschaltungen verbauen wurden, ohne deren Status erkenntlich zu machen. So kann die Schaltung theoretisch nach einem Blitzschlag außer Funktion sein, ohne dass man es bemerkt Nicht so beim Niagara!

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Mit seinen zwölf Schuko-Dosen ist unser Testproband auch für umfangreichere Setups mehr als nur ausreichend dimensioniert

Saubere Wiedergabe

Doch kommen wir schließlich zu der Frage, die den meisten Lesern an diesem Punkt wohl auf der Seele brennt. Und die Antwort ist ein eindeutiges: Ja. Ohne Wenn und Aber ist eine deutliche Klangverbesserung wahrzunehmen, sobald der eigene Gerätefuhrpark über den Niagara 5000 betrieben wird. Trotz, zugegeben anfänglicher Skepsis unsererseits, sprechen die klanglichen Resultate für sich. Um sicherzugehen die Performance des Niagaras nicht durch minderwertige Kabelverbindungen zu kompromittieren, haben wir die freundlicherweise von AudioQuest zu Testzwecken mitgelieferten Stromkabel der Dragon-, Thunderund Tornado-Serie beim Test sowohl zum Anschluss direkt an das Hausnetz, als auch am Niagara verwendet. Das Erste, was im Betrieb sofort auffiel, war, dass das sowieso schon nur minimale Grundrauschen unseres Referenzsystems im Leerlauf vollkommen verschwand. Die Wiedergabe wirkt direkt stabiler und kräftiger. Das liegt wohl vor allem daran, dass die Transienten tatsächlich deutlich akkurater abgebildet werden. Die Höhen erklingen luftiger und offener und generell gewinnt das Klangbild an Durchsichtigkeit. Elemente im Stereopanorama werden auffallend schärfer umrissen. So sehr, dass diese im Vergleich ohne den AudioQuest Niagara 5000 etwas verwaschen erscheinen. Auch die Räumlichkeit der Wiedergabe und die Tiefenstaffelung im Mix nehmen zu und befeuern so abermals einen plastischeren Höreindruck.

Als Hörbeispiel ziehen wir diesmal den Song „A Candle’s Fire“ von Beiruts Album „The Rip Tide“ heran. Hört man das Stück zunächst ohne Spannungsaufbereitung, weiß die Aufnahme offen gestanden durchaus erst mal zu gefallen. Spätestens jedoch, wenn man nach einem Durchlauf mit dem Niagara wieder zurückkehrt, wirkt die Wiedergabe flach und leblos. Mit dem magischen Kasten wacht die Wiedergabe dann sofort wieder auf. Die Drums wirken natürlich und lebendig und in einen schicken Raumklang gekleidet. Beim Schifferklavier hat man plötzlich das Gefühl förmlich den Luftstrom im Instrument zu spüren. Die Bläser spielen voller und kräftiger auf als zuvor und das Vibrato in Zach Condons Stimme bekommt eine haptische Qualität, die vorher einfach nicht da war. Letztlich kann man die Hörerfahrung mit dem Niagara wohl am Besten damit beschreiben, dass man irgendwie einfacher und unangestrengter Hören kann als zuvor. Wo man sonst verkrampft auf Feinheiten lauscht, sind mit dem Niagara sämtliche Details ganz klar und vor allem leicht zu vernehmen. Und das liegt nicht daran, dass AudioQuest hier einen schönfärbenden Klangformer gebaut hat, sondern schlichtweg daran, dass am AudioQuest Niagara 5000 die eigene Anlage endlich zeigen kann, was wirklich in ihr steckt.

Weitere Infos unter: www.audioquest.com

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien erstmalig in der Printausgabe von AUDIO TEST Ausgabe 6/2018.

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Fazit
Mit dem Niagara 5000 ist AudioQuest ein schlichtweg exzellentes Beispiel dafür gelungen, wie man Spannungsaufbereitung richtig macht. Zumal nach wie vor gilt „Hearing is Believing“ muss sich hier wohl auch der letzte Skeptiker geschlagen geben. Wer zu Hause ein eher umfangreicheres Setup hat und immer schon mal wissen wollte, wie gut das eigentlich klingen kann, sollte in Erwägung ziehen hier zuzugreifen. Wenn nicht der 5000, dann aber mindestens das 1000er-Modell.
Wiedergabequalität
94
Ausstattung/Verarbeitung
95
Benutzerfreundlichkeit
97
Preis/Leistung
85
Leserwertung54 Bewertungen
41
Vorteile
klare Wiedergabe
Transienten
Nachteile
keine
94

Bildquellen:

  • IMG_0200: Auerbach Verlag
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  • AUDIO TEST 3/20: Auerbach Verlag
  • AudioQuest Niagara 5000: Auerbach Verlag