Test: Audio Research DAC 9

Wenn etwas die Aufschrift Audio Research trägt, weiß man, dass es sich voll und ganz um ein High-End Produkt handelt. Und mit dem D/A-Wandler DAC 9 aus der neuen Foundation Serie des amerikanischen Herstellers kommen wir in den Genuss ein genau solches zu testen!

High-End Fundament

Die Firma Audio Research aus Plymouth im Bundesstaat Minnesota wurde schon im Jahre 1970 gegründet. Damit ist die Firma nach eigener Aussage eine der ältesten kontinuierlich aktiven High-End Audio Hersteller Amerikas. Schon in den 1950er Jahren begann der Gründer William Z. Johnson mit der Konstruktion von Spezialanfertigungen von Audio-Elektronik. Das allein ist schon beeindruckend genug. Aber darüber hinaus trug die Firma maßgeblich zur Wiederbelebung der Röhrentechnologie in der HiFi-Technik bei und wird von manchen sogar als einer der prägenden Einflüsse für das generelle Konzept von „High-End“-Audioprodukten gesehen.

Aber abseits von solchen Überlegungen kann man ohne Zweifel sagen, dass die komplett in den USA gefertigten Gerätschaften von Audio Research in der absoluten Oberliga spielen. Nicht umsonst lösten die Produkte der Reference-Serie bei Erscheinung vielerorts pure Stürme der Begeisterung aus. Foundation klingt da vom Namen her natürlich um einiges geerdeter als Reference. Und tatsächlich ist die Foundation-Serie preislich niedriger angesetzt, obwohl das gleiche Entwicklerteam dahintersteckt. Zur Luxusklasse gehört sie allemal immer noch. Wir sind mehr als gespannt und nehmen den DAC 9 genauer unter die Lupe.

Die Rückseite des DAC 9 ist mit allen Anschlüssen bestückt, die man brauchen kann. Und noch mit ein, zwei mehr…

Kolossale Erscheinung

Andere Hersteller verpacken dezidierte DACs oftmals in recht schlanke Gehäuse. Damit fängt man bei Audio Research gar nicht erst an. Mit einer Grundfläche von 48 auf 35 Zentimetern (cm) und einer Höhe von knapp unter 14 cm ist der DAC 9 in seiner Erscheinung mindestens so imposant wie mancher Vollverstärker. Dafür mit nur 6,3 Kilogramm jedoch erstaunlich leicht. Das liegt wohl nicht zuletzt an dem großzügig perforierten Gehäuse. Das wirkt minimal weniger stabil als ein solides Chassis. Aber dabei geht es ganz bestimmt nicht um schnöde Sparmaßnahmen, sondern darum einen optimalen Luftfluss zu gewährleisten. Denn wie für Audio Research typisch, arbeiten auch hier zwei Röhren vom Typ 6H30 in der Ausgangsstufe des edlen DACs und die werden natürlich heiß. Die Frontblende ist dennoch massiv und gibt mit dem grünen Display und den markanten Drucktastern ohne jede Frage die Identität des Herstellers Preis, selbst wenn man das Logo ignoriert.

Die Verarbeitung ist schlichtweg hochwertig und im wahrsten Sinne des Wortes makellos. Punkt. Apropos, auch in Sachen Konnektivität lässt unser Testproband keine Wünsche offen. Neben einem einem koaxialen Eingang im Cinch-Format und einem optischen Input finden sich auch ein professioneller AES/EBU-Eingang via XLR-Steckverbindung und ein weiterer koaxialer Eingang über eine BNC-Buchse. Das sollte eigentlich alle Bedürfnisse an Verbindungsmöglichkeiten befriedigen. Wobei Moment… USB? Ist natürlich auch mit an Board. Besitzer eines Macs können letzteres direkt zur Wiedergabe nutzen, Windows User müssen noch wie ausführlich im Manual beschrieben die entsprechenden Treiber von der Webseite des Herstellers herunterladen und installieren. Ausgangsseitig stehen sowohl XLR-Verbindungen, wie auch Cinch-Buchsen bereit, um den Boliden an Folgegeräte anzuschließen.

Die beiden Röhren vom Typ 6H30 müssen vor der ersten Inbetriebnahme noch nstalliert werden.
Audio Research setzt hier an diversen Stellen auf bullige Elektrolytkondensatoren.
Alle Inputs sind galvanisch von einender getrennt um Einstreuungen zu vermeiden.

Innere Werte

Auch in Sachen Spezifikationen ist beim DAC 9 alles, wie man auf Englisch sagt, „top notch“. Der Luxuswandler arbeitet mit Auflösungen bis 24 Bit und Samplingraten bis zu 348 Kilohertz (kHz). Dabei werden für 44,1 kHz und 48 kHz und deren jeweilige Vielfache zwei separate Oszillatoren zur Taktgenerierung genutzt. Die Jitterwerte liegen dabei bei weniger als 10 Pikosekunden (pS). Der Frequenzgang ist von 20 Hertz (Hz) bis 20 kHz mit einem Toleranzbereich von unglaublichen ± 0,15 Dezibel angegeben. Das liegt weit unter den gewöhnlichen Angaben von Toleranzbereichen und auch unter dem durchschnittlichen Auflösungsvermögen des menschlichen Gehörs von etwa einem Dezibel (dB). Für den Hörbereich kann man also einmal wirklich von einer linearen Wiedergabe sprechen. Und mit einem Geräusch-Spannungs-Abstand von über 114 dB muss sich auch der abbildbare Dynamikumfang nicht vor den anderen Werten verstecken.

Darüber hinaus bietet der DAC 9 auch noch einige pfiffige Funktionen. So kann kann man zwischen den beiden Filteralgorithmen Slow und Fast wechseln die einem so zwei unterschiedliche Klangfarben bereitstellen sollen. Die Umkehr der Polarität des gesamten Signals ist über die Invert-Funktion möglich. Das ändert so direkt erst mal nichts am Sound kann aber in größeren Setups mit mehr Kanälen sehr praktisch sein. Und zu guter Letzt ist unser distinguierter Digital/ Analog-Übersetzter auch noch in der Lage die Samplingrate von eingangsseitigen Signalen durch hier sogenanntes Upsampling, also die Interpolation von Zwischenwerten, zu erhöhen. Lauschen wir doch wie sich das alles in der Praxis schlägt.

Die Front des Luxuswandlers kann voll und ganz mit dem typischen Audio Research Look irgendwo zwischen edel und wissenschaftlich überzeugen

Feinste Auflösung

Hin und wieder stolpert man über ein Testgerät das den persönlichen Maßstab nach oben verschiebt. Der DAC 9 ist eine solche Offenbarung. Man meint auch die letzten Details der Tiefenstaffelung und Räumlichkeit genau wahrzunehmen. Auch solche, die man in wohlbekannten Aufnahmen vorher gar nicht gehört hat. Die Impulstreue ist über jeden Zweifel erhaben und trägt zu dem sagenhaft natürlichen Wiedergabeverhalten des Luxuswandlers bei. Als ob der sprichwörtliche Schleier gelüftet worden wäre. Absolut klar aber nicht charakterlos könnte man das Klangbild wohl beschreiben.

Als Hörbeispiel kommt „Tranquil Fjørd“ vom gleichnamigen Album des norwegischen Gitarristen Gisle Torvik zum Einsatz. Der Kontrabass schnurrt sogleich wundervoll warm, mit dem so typischen Anschlagsklick, aus unseren Referenzlautsprechern. Dabei weiß vor allem die präzise erklingende Artikulation zu gefallen. Genauso wie die unfassbar lebensecht erklingenden Besenstriche und -schläge auf der Snare. Als ob man vor den Drumkit stehen würde. Und der wunderbar jazzige Gitarrensound muss natürlich auch erwähnt werden. Obwohl hier der DAC 9 knallhart die eine oder andere leicht dröhnende Note im Spiel offenbart. Der Wechsel zwischen den beiden Filtermodi bringt subtile Unterschiede mit sich. Im der Fast-Einstellung sind ein Quäntchen mehr und auch feinere Höhen zu vernehmen, während der Slow-Modus mit sonoren Tiefmitten zu überzeugen weiß. Was da jetzt besser ist, bleibt letztlich auch Geschmackssache und hängt stark vom Material ab. Letzteres gilt auch für das Upsampling. Hier lässt sich abermals ein „Mü“ mehr Klarheit, Plastizität und wenn man so will auch Härte herauskitzeln. Den dramatischsten Effekt erhält man hier natürlich bei Dateien mit 44,1 oder 48 kHz Samplingrate, aber auch abseits davon variiert der Effekt stark in Abhängigkeit davon, was die Aufnahme zu bieten hat. Diese Optionen sind definitiv mehr als Spielerei und liefern auch gerade in verschiedenen Kombinationen untereinander sehr interessante Resultate und laden zum experimentieren ein.

 

weitere Infos unter: www.audioresearch.com

Fazit
Wiedergabequalität
97
Ausstattung/Verarbeitung
99
Benutzerfreundlichkeit
91
Preis/Leistung
98
Leserwertung26 Bewertungen
56
Vorteile
Räumlichkeit
feinste Auflösung
Nachteile
keine
97

Bildquellen:

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