Test: InLine AmpUSB – Warm, wärmer, Röhrenverstärker

InLine AmpUSB: Einen der günstigen DAC-Röhrenverstärker haben wir in dieser Ausgabe getestet. Konnte er uns überzeugen?

Ganz viele der HiFi-Experten und Musikliebhaber schwören auf das warme Klangbild eines Röhrenverstärkers. Die Entwicklung begann in den 1950er Jahren mit dem englischen Mullard 5–10, einem Mono-HiFi-Verstärker. Hier wurden Röhren des Typs EF86 und EF80 verbaut. Erstere wurde vom deutschen Röhrenhersteller Valvo, einem Tochterunternehmen von Philips, entwickelt. Sie wird heute noch gebaut und eingesetzt. Einige Jahre später zog zwar die Halbleiter-Technik in die Elektronik ein, aber es dauerte einige Jahre bis sie das klangliche Niveau von Röhrenverstärkern erreichte und sie ablöste. Erst Mitte der 90er Jahre gewannen die Audio-Röhrenverstärker wieder an Akzeptanz, die bis heute anhält.

Der Röhrenverstärker sollte unbedingt mit dem beiliegenden Netzteil betrieben werden, damit die Röhre ihre benötigte Spannung bekommt

Da Elektroröhren hochohmige Bauelemente sind, (im Niederfrequenzbereich haben sie einige Kiloohm), braucht man einen speziellen Transformator, um die hohen Brandbreiten und die Ausgangsleistungen zu erreichen. Dies macht einen Röhrenverstärker entsprechend teuer. Das Gehäuse ist aus einer Metall/Aluminum-Konstruktion. Wie bekannt ist, ist die Effektivität einer Röhre nicht so hoch und es wird viel Energie in Wärme umgewandelt. Damit man keine Verbrennungen riskiert, wurde die Röhre von zwei Bögen geschützt. Optisch passt er in die Produktline von InLine, jedoch erinnert die grobe Bauart eher an Geräte aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts und fördert somit den Retro-Gesamteindruck. An der Verarbeitungsqualität haben wir nichts auszusetzen. Der AmpUSB wiegt nur 284 Gramm und ist mit 11 mal 8 mal 8 Zentimetern etwas kleiner als eine CD. Schauen wir uns nun die technischen Details an, bevor wir uns dem Klang widmen.

Röhre und DAC

Das Kernstück des DAC-Röhrenverstärkers ist die verbaute Röhre. ECC82 heißt sie und wird sehr oft als Low-Noise-Line-Verstärker im Niederfrequenzbereich genutzt. Es ist eine Dual-Trioden-Röhre, dies bedeutet: in ihr arbeiten zwei Niedervolt-Röhren von Typ EC90. Die ECC82 oder auch 12AU7 arbeitet symmetrisch und ist die perfekte High-End-HiFi-Röhre mit einem angenehmen, komplexen Klangbild. Die Spannung, die die ECC82 braucht, liegt bei 12 Volt, deswegen ist allen anzuraten, das mitgelieferte Netzteil immer zu verwenden, selbst wenn der DAC nur 5 Volt benötigt. (Auf der Homepage und im Beizettel steht immer noch, dass das Netzteil optional verwendbar ist, trotz unseres Hinweises. Das stimmt, solange man nicht die Wärme einer analogen Röhre möchte.) Damit also der Röhrenverstärker sein Potenzial ausschöpfen kann, also die Röhre auch funktioniert, muss man ihn auch mit 12 Volt beliefern. Der eben genannte, integrierte DAC-Chip ist auch ein alter Bekannter. Er stammt von Cirrus Logic, hat eine Auflösung bis 24 Bit und ist für High-Res-Stereo ausgelegt.

 

Leicht gelblich glimmt die Röhre. Die LED-Matrix zeigt an mit welchen Datenformat der DAC gefüttert wird. Praktisch: Die wichtigen beiden unterschiedlich großen Kopfhörer-Ausgänge sind vorn plaziert ebenso wie der Volumenregler

Kleine LEDs geben Auskunft über die eingespeisten, digitalen Daten. Dies funktioniert jedoch nur, wenn man den Amp per USB-Kabel an den Rechner anschließt und die entsprechende Software und der Treiber installiert ist. Diese liegen etwas altmodisch dem Gerät auf einer CD bei. Die Software JRiver Media Center wird gebraucht, um alles aus dem Verstärker herauszuholen. Denn so können wir auswählen, ob DSD (bis 5,6 MHz) verwendet wird oder ob PCM (bis 384 kHz) aktiv ist. Für eine erste Installation und Bedienung liefert InLine einen Beizettel, auf dem die Schritte leicht erklärt sind. Um in den Genuss des Klanges zu kommen, existieren zwei Kopfhörerausgänge (6,3 mm und 3,5 mm von 16 bis 600 Ohm) sowie ein optischer S/PDIF-Digital-Ausgang. Damit der Retro-Stil voll zur Wirkung kommt, spendiert InLine dem AmpUSB noch einen wundervollen analogen, leider nicht ganz hochwertigen Lautstärke-Regler, mit dem er auch ein- und ausgeschaltet werden kann.

Klangbild

Wir starten also den Amp und sind gespannt. Es erscheint das typische leichte Rauschen und Knistern auf der einen Seite des Kopfhörers bis die Röhre Betriebstemperatur hat und dann ist das Stereo-Bild da. Mehr Nostalgie geht nicht. Einzig die Lautstärke des Knackens beim Einschalten empfinden wir zu laut und es zerstört etwas unser Glücksgefühl.

Doch was wir dann hören, übertrifft etwas unsere Erwartungen. Als Profi-Tester hat man meist das gleiche Equipment zu jedem Test, um sich auf die neuen Geräte zu eichen und die Unterschiede herauszuhören. Dazu zählen also die Kopfhörer, die selben Musiktitel oder auch der verwendete Kopfhörer-DAC. Wir staunten nicht schlecht, als die ersten Takte von „Smoke On The Water“ von Deep Purple hören. Warum? Das bekannte Gitarrenriff gespielt von Ritchie Blackmore beginnt erst im linken Stereopanorama und besitzt ein ungekanntes Klangbild. Als nach dem zweiten Durchgang noch rechts die verzerrte Hammond-Orgel einsetzt, sind wir begeistert! Es ist wirklich ein Röhrenverstärker und nicht nur eine Attrappe. Das emotionale Gefühl zieht sich durch den ganzen Titel.

Die Musik kommt wärmer an unser Ohr. Auch andere Rocktitel werden genauso mit einer neuen Intensität wiedergeben, die Freude macht. Natürlich muss man auch sagen, dass dies ein Röhren-Einsteigermodell ist. Denn der ganze Spaß ist für gerade mal nur 269 Euro zu haben. Für diesen Preis muss sich der High-Res-Audio-Files-wiedergebende-Verstärker nicht verstecken. Wer mit dem Gedanken liebäugelt, seine Musik durch einen Class-A Verstärker zu hören, kann hier bedenkenlos zugreifen. Sicher, er ist nicht das Ende der Kette, aber der Anfang für den Einstieg in die Röhrenverstärker-Welt.

weitere Infos unter: www.inline-info.com 

Fazit
Ja, InLine produziert in China. Aber deshalb müssen die Geräte nicht schlecht sein - besonders, da es alles Einstiegsmodelle in die Welt des HiFi sind. Wer einen ersten DAC für High-Res-Audio-Daten sucht und gleichzeitig einen Röhrerverstärker, sollte sich den AmpUSB-DAC von InLine näher anschauen bzw. anhören.
Wiedergabequalität
83
Ausstattung/Verarbeitung
88
Benutzerfreundlichkeit
85
Preis-/Leistungsverhältnis
88
Leserwertung7 Bewertungen
66
Vorteile
Röhrenverstärker mit DAC für High-Res
als externe Soundkarte für PCs verwendbar
warmes Klangbild
Nachteile
knackt beim Einschalten zu laut
braucht Treiber, um alle seine Fähigkeiten zu entfalten
86
InLine AmpUSB

Bildquellen:

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