InLine AmpEQ: Analoger Kopfhörerverstärker mit EQ

Ihre Kopfhörer sind sehr höhenlastig? Sie wünschen sich mehr mittige Gitarren bei ihrem Lieblings-Rocksong? Wenn Sie einfach aber konsequent in den Klang Ihrer Musik eingreifen wollen, ist der InLine AmpEQ genau das Richtige für Sie.

Laut Webseite stellt die Firma InLine seit nunmehr zehn Jahren Produkte aus der Kategorie IT- und Multimediazubehör her. Wir hatten noch nie ein Gerät des Herstellers im Test und konnten uns so ganz ohne Vorurteile an den Test des Kopfhörerverstärkers AmpEQ machen. Dieser gibt sich äußerlich bescheiden und möchte, statt durch den schönen Schein, durch robuste Verarbeitung und dem Klang des integrierten Equalizers überzeugen. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass in seinem unscheinbaren Gehäuse eine Menge Qualität steckt. Dies äußert sich jedoch nicht an einem aufgehübschten Design, sondern an den Materialien. Das 116 mal 33 mal 38 Millimeter große und 210 Gramm schwere Gehäuse aus Aluminium erscheint unzerstörbar. Die auf der Oberseite deutlich sichtbaren Schraubenköpfe mögen manchen Ästheten stören, haben aber den Vorteil, dass man ohne viel Gesuche und Gefummel auch mal einen Blick ins Innere des Gerätes werfen kann. Die vergoldeten Kontakte der beiden Line-Eingänge, des Line- und des Kopfhörerausgangs versprechen ein langes Leben ohne Übertragungsprobleme. Sein charakteristisches Aussehen verdankt der AmpEQ fünf großen Drehreglern, die durch ihre exzellente Haptik jedem Profigerät gut zu Gesicht stünden. Überhaupt erinnert das Äußere des AmpEQ eher an ein Gerät für das Studio oder die Bühne als an eines für das Wohnzimmer.

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Dank des Micro-USB-Einganges kann man den InLine AmpEQ mit jedem handelsüblichen Handyladegerät betreiben

Dreiband-Equalizer

Das eigentliche Verkaufsargument des AmpEQ ist der integrierte Dreiband-Equalizer, mit dem sich Tiefen (20 – 250 Hertz), Mitten (200 Hertz– 4 Kilohertz) und Höhen (3 – 20 Kilohertz) unabhängig voneinander regeln lassen. Ein Kippschalter nimmt den EQ auf Wunsch aus dem Signalweg heraus, ein weiterer Schalter „Loudness“ verleiht dem Signal mehr Druck. Im Lieferumfang befinden sich ein mit 51 Zentimetern recht kurzes aber hochwertiges Klinkenkabel sowie ein USB-Kabel zur Stromversorgung, denn der AmpEQ wird über eine Micro-USB-Buchse mit den nötigen fünf Volt versorgt. Das Gerät funktioniert demzufolge auch mit jedem handelsüblichen Handyladegerät einwandfrei. Wir schlossen den AmpEQ an einen Mac an. Das hat den Vorteil, dass man sowohl eine USB-Spannungsquelle und einen Klinkenausgang als auch Musik-Files parat hat. Wahrscheinlich wurde das Gerät eher für den Betrieb am Computer als an mobilen Geräten konzipiert. Erstens gibt es weder Batterie noch Akku, zweitens ist das mitgelieferte Kabel recht kurz und drittens würden die Potentiometer, die Widerstandsbauelemente, in der Tasche ständig ungewollt betätigt werden.

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Trotz der geringen Eingangsspannung von 5V ist für eine gleichbleibende Stromversorgung gesorgt (großer schwarzer Kasten links). Die benötigen die internen Operationsverstärker (schwarze Kästen rechts) um optimal arbeiten zu können

Analoger Sound

Schaltet man das Gerät über den Lautstärkeregler ein, beginnt die Status-LED grün zu leuchten. Eine weitere violett blinkende LED reagiert auf Pegelspitzen. Langsam aufgedreht hört man die ersten Töne erst relativ spät, denn der AmpEQ ist kein Kraftprotz, sondern ein Feingeist. Er zeichnet sich durch eine wirklichkeitsgetreue und ziemlich neutrale Wiedergabe aus. Natürlich kann er in diesem Punkt nicht mit weitaus teureren Geräten mithalten und färbt das Signal leicht ein. Diese Färbung versprüht jedoch den warmen Charme analoger Zeiten und ist durchaus zu verzeihen. Einen hohen Spaßfaktor verspricht der Analog-EQ. Er greift vorsichtig aber durchaus hörbar ins Geschehen ein. Ein kleiner Exkurs für Insider: Flanken-steilheit und Q-Faktor halten sich hier bei hoher Bandbreite in Grenzen, sodass unnatürlich klingende Verzerrungen des Signals vermieden werden. Mit anderen Worten: Der Equalizer klingt wirklich gut. Es macht einen Heidenspaß, damit herumzuspielen. Analog-Equalizer schmeicheln unseren Ohren übrigens dermaßen, dass noch bis vor wenigen Jahren einige Toningenieure die billigsten Analog-EQs den teuersten digitalen Klangreglern den Vorzug gaben. Denn auch die besten Digital-Studio-Equalizer bilden die hochwertigen Analog-Klassiker nur nach. Die Referenz für EQs liegt also nach wie vor in der Analogtechnik.

Aber zurück zu unserem Testkandidaten. Oldies, die häufig im Bassbereich schwächeln, lassen sich mithilfe seines Tiefenreglers enorm aufwerten. „Can’t you see“, ein Denkmal des Southern Rock von der Marshall Tucker Band, konnten wir auf unserem höhenbetonten Kopfhörer ausgewogener hören als je zuvor. In Ansätzen hatten wir tatsächlich das Gefühl, wir dürften den Song neu kennenlernen – inklusive der vermittelten Emotionen von Abschied und Freiheit. Rocksongs werden mit vorsichtig aufgedrehtem Mittenregler noch druckvoller. Selbst weichgespülten Pop-Rockstücken, wie „Fairytale gone bad“ von Sunrise Avenue, kann man auf diese Weise ungeahnte Aggressionen entlocken. Wer einen bassstarken geschlossenen Kopfhörer sein Eigen nennt, kann bei elektronischer Musik vorsichtig die Bässe zurückdrehen, um ein ausgewogeneres Klangbild zu schaffen. Dasselbe gilt für Hollywood-Blockbuster mit tieffrequenten Filmsound-Effekten.

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Fazit

Der InLine AmpEQ erscheint uns wie ein Relikt der guten alten analogen Zeit, zu der noch mehr Wert auf Sound, Bedienung und Langlebigkeit gelegt wurde als auf Style und Anzahl der Features. Für das verwendete Material, die solide Verarbeitung und die hohe Soundqualität ist er unglaublich preiswert, weil Name, Werbung und Design in geringerem Maße bezahlt werden müssen. Wir sehen im InLine AmpEQ einen echten Geheimtipp für Analogfans.

Fazit
Wiedergabequalität
83
Ausstattung/Verarbeitung
76
Benutzerfreundlichkeit
88
Preis/Leistung
97
Leserwertung33 Bewertungen
47
86